Datenschatten

Überwachungsgesellschaft?

Das Online-Magazin Telepolis – zugehörig zum Heise-Verlag – hat seit seiner Gründung 1996 die Entwicklung der Netzkultur und Themen wie Politik, Gesetzgebung, Zensur, Informationsfreiheit, Schutz der Persönlichkeitsrechte und Kultur begleitet. Wer mit offenen Augen und selbstständig funktionierendem Gehirn im Internet unterwegs ist, wird über kurz oder lang garantiert über die Artikel des Magazins stolpern. Und in Zeiten von Zensursula, Internet-Stoppschildern, Vorratsdatenspeicherung, dem gläsernen Bürger, ELENA, elektronischen Fußfesseln, diversen durch die Medien sickernden Daten-Skandalen und der neuesten Innovation der Post – das Briefgeheimnis für Arbeitslose auszusetzen, indem ihre Briefe mit sensiblen Inhalten an die Arge geöffnet, eingescannt und dann per Mail weitergeleitet werden – ist die von Matthias Becker geschaffene Übersicht über Gefahren, Nutzen und Zukunftsvisionen sicherlich nur zeitgemäß. In den zehn Kapiteln seines Buches geht der Journalist Matthias Becker anschaulich der Frage nach, welchen Datenschatten man heute schon hinterlässt – und zwar nicht nur in der für viele so irreal erscheinenden Netzwelt, sondern ganz real im echten Leben.

In seiner Analyse zur aktuellen Daten-Debatte lässt Becker zahlreiche Fachleute und Betroffene in aufschlussreichen Interviews zu Wort kommen und zeigt so die schon bestehenden Vernetzungen und Informationsflüsse auf. Durch fiktive Begebenheiten wird zudem plastisch die zu befürchtende Zukunft dargestellt.

Fazit: Lesen. Schockieren lassen. Lernen und für seine (noch) verbrieften Bürgerrechte kämpfen. Das bringt vielleicht auch die Bürger zum Nachdenken, die den wachsenden und alles filmenden Über-wachungsstaat, der eben auch ins private Leben hineinwuchert, mit belanglosen Sätzen wie „Och… wer nichts zu verbergen hat, der ist doch auch sicher!“ verteidigen.