Hannah Lothrop: Gute Hoffnung, jähes Ende

Titel: Gute Hoffnung, jähes Ende

Author: Hannah Lothrop

Verlag: Kösel, 2016

Preis: 384 Seiten, 24,99 Euro

ISBN: 978-3466346325

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Trauerarbeit

Nein, dieses Buch ist nicht taufrisch auf dem Markt erschienen, sondern ein neu aufgelegter Klassiker, der von der inzwischen leider verstorbenen Hannah Lothrop geschrieben wurde. Spricht man über Geburten und über Schwangerschaft, dann ist es für viele ein absolutes Tabu, Fehlgeburten, Totgeburten oder sogar während oder kurz nach der Geburt verstorbene Kinder zu erwähnen. Es ist, als ob man mit diesem Totschweigen abergläubisch kein Unglück anziehen, sich nicht beflecken will. Mütter, Väter, Eltern verstummen und wissen kaum weiter in ihrer Trauer und Hilflosigkeit. Für viele Frauen beginnt schon früh die Bindung an ihr Kind, ihr geborgen im Bauch getragenes Baby, auch schon vor der 12. Woche.

Liebe und Hoffnung halten sich eben nicht an die Berechnungen von Medizinern und die Gesetzgebung. Wagt man sich daran, das Thema anzusprechen, stellt sich oft heraus, dass fast jede Frau schon einmal eine Fehlgeburt erlebt hat, eine Erfahrung, die oft traumatisch ist und psychisch nur langsam heilt. Viele wagen nicht offen zu trauern, werden als hysterisch abgestempelt, weil es ja „noch so früh“ in der Schwangerschaft war. Und wenn dann ein Kind plötzlich von selbst im Bauch verstirbt, oder gar eine Schwangerschaft wissentlich beendet wird aufgrund einer medizinischen Situation – was dann? Auch hier schallt einem meist nur betretenes Schweigen entgegen.

Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung und den damit einhergehenden Emotionen verfasste Hannah Lothrop dieses Buch. In den umfangreichen Kapiteln informiert sie über Klinikabläufe, juristische Fakten und widmet sich den vielfältigen Verlustsituationen, die Eltern treffen können. Denn wie kann man beispielsweise mit wem Wissen umgehen, dass das Kind nach der Geburt nicht lebensfähig sein wird? Wie kann man es fassen oder auch nur ansatzweise verarbeiten, dass ein gesundes Kind plötzlich stirbt? Und welche Rechte kann und sollte man als Elternteil durchsetzen?

Das Buch gibt Trauer Raum und Berechtigung, schenkt etwas Sicherheit und Halt und zeigt den Zurückbleibenden, was ihre Rechte sind und wie sie zum Beispiel liebevoll Abschied vom eigenen Kind nehmen dürfen. Sehr ausführlich sind auch die sensibilisierenden Anleitungen und Checklisten, die sich zur Schulung an das Klinikpersonal richten und Bewusstsein für Respekt, Behutsamkeit, Liebe, Achtsamkeit, Geborgenheit in solch einer speziellen Situation schaffen sollen.

Im Anhang findet sich zusätzlich noch vieles Hilfreiche: Fragebögen, die Trauernden aber auch dem Pflegepersonal helfen sollen ihre Position zu bestimmen und für sich klarer zu sehen, Meditationsübungen, Beispiele für Trauerrituale bei Gottesdiensten, liturgische Texte, Gebete und Lieder und eine sehr ausführliche Auflistung von hilfreichen Gruppen, Kontakten sowie weiterführender Literatur.

Fazit: Ein schweres und wichtiges Buch. Nicht nur für trauernde Elternteile, sondern eben auch für Angehörige, Freunde und medizinisches Personal, die hier Hilfe für einen behutsamen Umgang mit den Hinterbliebenen finden.