Die Friedensbotschaft im Yoga – aus einem Vortrag von Stefan Datt

Der Planet Erde ist seit dem Erscheinen der Menschheit ein steter Ort von Krieg und Gewalt. Vieles in der Geschichte dreht sich um Kriege und Schlachten, um Waffenruhen und Friedensverträge. Beständig diskutieren Menschen über Frieden und Wege, ihn zu sichern. Krieg und Frieden sind psychologische Themen. Sie entstehen im Geist. Sie entstehen in jedem einzelnem Individuum. Die Friedensbotschaft im Yoga ist anders: Sie ist eine spirituelle Botschaft.

Zuerst gilt es, für sich klarzustellen, ob man überhaupt an einer spirituellen Botschaft interessiert ist. Eine spirituelle Botschaft geht über den Bereich des weltlichen Verstandes hinaus und beschäftigt sich mit der Natur der Seele. Aber – gibt es denn überhaupt eine Seele und habe ich eine Seele? Im Yoga denken wir nicht an die Seele, denn wenn sie etwas ist, was wir haben können, wäre es demnach auch möglich, sie zu verlieren. Doch die Seele ist das, was Du bist, nicht das, was Du hast. In diesem Moment zerkrümelt das Wort ‚Seele‘ zu Sternenstaub – man könnte sie jetzt auch einfach ‚ich selbst‘ nennen. Wollte man dieses Selbst beschreiben, welche Eigenschaften würde man damit verbinden? Licht, Reinheit, Weisheit und wunschlos glücklich sein, ja … aber sicher auch Freiheit und Frieden. Ich selbst bin also Freiheit und Frieden. Und in diesem Frieden bin ich wunschlos glücklich.

Was heißt ‚wunschlos glücklich sein‘? Bedeutet es, dass wir glücklich sind, wenn wir alle Wünsche erfüllt haben? Ich denke, das haben wir alle schon versucht und sind daran gescheitert. Ein Wunsch ist wie Feuer. Indem man den Wunsch erfüllt, gießt man Öl ins Feuer. Dadurch werden neue und größere Wünsche produziert. Oder sollen wir uns gar nichts mehr wünschen? Das klingt nicht angenehm in unseren Ohren. Und zurecht: Es ist uns nicht möglich, uns ‚Nichts‘ zu wünschen. Solange der Geist denkt, wünscht er auch. Es ist die Natur des Geistes und damit völlig in Ordnung. Yoga unterdrückt niemals Gedanken. Yoga lehrt, Gedanken zu beherrschen. Der Yogi nähert sich dem ‚inneren Frieden‘ indem er seine Wünsche kontrollieren lernt. Nehmen wir an, der Wunsch sei ein großes Pendel und der absolute Frieden liegt am Tiefpunkt des Pendels. Je größer der Wunsch in unserem Geist, desto weiter heben wir das Pendel seitlich hoch. Sobald wir den Wunsch erfüllen, schwingt das Pendel zum tiefsten Punkt und wir sind wunschlos, Frieden, Selbst und Seele. Jedoch währt der Moment nur kurz, denn das Pendel schwingt bereits auf der anderen Seite wieder hoch. Ein neuer großer Wunsch entsteht und wir sind wieder unglücklich. Indem wir die Wünsche kontrollieren, wählen wir vielleicht lieber kleinere feinere Wünsche für uns. Dann erhebt sich das Pendel nur ein kleines Stück und schwingt nicht nur auf der anderen Seite nicht so hoch, sondern es ist länger und häufiger am Punkt von Glück und Zufriedenheit. Das ist die Voraussetzung dafür, sich selbst als Frieden erleben zu lernen. Der Yogi geht den Mittelweg, Buddha geht den Mittelweg. Der Yogi balanciert seinen Körper und Geist durch Yoga und Meditation. In dieser Balance entsteht immer häufiger das Gefühl von Verbundenheit mit der Natur, von einer gemeinsamen Ebene mit allen Menschen, aber auch den Tieren und Pflanzen. Es entsteht Mitgefühl und Nächstenliebe. Mit diesem Grundgefühl begibt sich der Yogi in tiefe Meditation und erkennt schließlich sein Selbst.

Aham Brahma Asmi
Indem der Yogi, der in Meditation seinen Geist in seinen innersten Wesenskern sinken ließ, seine Augen von der Innerschau wieder nach außen richtet, verkündet er freudestrahlend: ‚Aham Brahma asmi‘ – ‚Ich bin Brahman‘ – unbegrenzt durch Körper und Geist. Ich bin ‚Sat Chid Ananda‘ – Eins mit Allem und Jedem – unbegrenzt durch Zeit und Raum. Ich bin reines Bewusstsein, unveränderlich, unverwundbar – eins mit der Quelle des Lebens, absolute Freude, absolutes Wissen. Ich bin in Dir und Du bist in mir, nichts existiert außerhalb von mir. Mein Körper wird zweifelsfrei leiden, mein Geist wird sicher ab und an schmerzen, doch ich, als Beobachter meiner Hüllen, bleibe unverletzt, heil und ganz.

Wo ist in dieser großartigen inneren Erfahrung von absoluter Wahrheit Platz für Zwietracht, Neid oder Angst. Vor ‚wem‘ sollte ich Angst haben? Was könnte mir zum Glücklich sein fehlen, da mir doch
 alles gehört? 
Selbst die Idee, dass 
der Körper eines Tages
sterben wird, verursacht
 keinerlei Unbehagen. Ener
gie ist unzerstörbar, eine Quelle, ein Bewusstsein, one love. Ich
 bin der Finger einer Hand. Wieso sollte ich einen anderen Finger der gleichen Hand verletzen wollen. Und sollte mich ein anderer Finger nicht erkennen und mir wehtun, wie könnte ich mich in irgendeiner Weise an ihm rächen.

Innerer und äußerer Frieden – die wahre Friedensbotschaft
Das Leben, das Karma auf diesem Planeten ist für Menschen mit dieser höchstmöglichen Erfahrung sehr unterschiedlich. Einige ziehen sich von der Welt zurück und verlassen schließlich am Ende dieses Lebens friedlich ihren Körper. Andere Yogis werden ihre Erfahrungen lehren, Bücher schreiben oder sich sozial engagieren. Einige aber stellen ihre Zeit auf diesem Planten ganz in das Zeichen des Friedens.
Swami Vishnudevananda (1927 – 1993)
 Unser geschätzter Yogalehrer Swami Vishnu war solch ein Yogi. Seine Friedensmissionen sind legendär. Im Oktober 1957 kam Swamiji aus Indien auf dem Seeweg nach Kalifornien. Im Gepäck hatte er 10 Rupien, den Segen seines Meisters Swami Sivananda (1887 – 1963) und eine Mission: Er wollte die Menschen des Westens in den Techniken des Yogas unterrichten und eine ganzheitliche Evolution zum Frieden einleiten. Durch unglaublichen Einsatz gründete Swamiji über 70 Yogazentren weltweit und bildetet seit Anfang der 60er Jahre die ersten Yogalehrer im Westen aus.
 
Aufrecht wie ein Yogi

Wie Swami Vishnudevananda Soldaten mit Blumen und Friedensbotschaften bombadierte.

Für Swami Vishnu existierten weder innere noch äußere Grenzen. Er lernte selber, ein kleines zweimotoriges Flugzeug zu fliegen. Dieses bemalte er bunt und fröhlich mit dem Beatles-Maler Peter Max und taufte es ‚peace plane‘. 1971 begann er seine Friedensflüge zu verschiedenen Krisengebieten. Auf seiner ersten ‚peace mission‘ flog er mit dem Schauspieler Peter Sellers als Copilot über das schwer kämpfende Belfast und bombardierte die Soldaten mit Blumen und Friedensbotschaften. Weitere hochbrisante Friedenseinsätze folgten. Als Swamiji beim Krieg am Suezkanal die Schützengräben mit Mantras und Blumen bewarf, drohte man mit einem direkten Abschuss. Swamiji machte weiter und wurde in den Medien nunmehr als ”The flying Swami” bekannt.

Die Stadt Berlin war für Swami Vishnu sehr wichtig. Er sah hier auf der Astralebene große, vom Krieg übriggebliebene, negative Kräfte. Die Mauer war ihm ein Dorn im Auge. Swamiji beschloss, als Zeichen für den Frieden, über die Berliner Mauer zu fliegen und ein großes Yogafestival, das ‚Global Village Peace Festival‘, direkt an der Berliner Mauer zu organisieren.

1983 schwebte er mit einem nach Berlin geschmuggelten Ultraleicht-Flugzeug von West- nach Ostberlin. Auf die Frage eines Reporters, ob er denn gar keine Angst habe bei der Aktion zu sterben, antwortete Swamiji‚ sterben sei für ihn nichts neues, er mache es jedenTag. Und wenn schon, stürbe er lieber für den Frieden, als für den Krieg.

Solch ein Mut und ein derartiges Verlangen nach Frieden erwächst in einem Yogi, der sein wahres Ich als Frieden und Freiheit erkannt hat.

„Ich persönlich denke immer wieder gerne an den Berliner Friedensflug und das Global Village Peace Festival.“
…………………………….

Stefan Datt ist seit 1997 Physiotherapeut und praktiziert seit über 15 Jahren Yoga in der Tradition von Swami Sivananda. Von 1997 – 2002 lebte er als Mitarbeiter und Yogalehrer in den internationalen Sivananda Yoga Vedanta Zentren in Berlin, München, Wien und anderen. Aus seiner Idee, in einer gemeinsamen jährlichen Großveranstaltung die Wissenschaft und Weisheit des Yoga bekannt zu machen, entstand das 1. Berliner Yogafestival im Jahr 2005.

Neues Yogafestival ? (Anmerkung der Redaktion)
Es wird höchste Zeit für ein neues Yogafestival das wieder ganz im Zeichen der Entwicklung von innerem und äußerem Frieden steht.

Stefan Datt betreibt eine physiotherapeutische Praxis in Berlin-Charlottenburg und korrigiert als erster Berliner den 1. Halswirbel nach der Atlasreflex-Methode bei Migräne, Schwindel und Skoliose.

Praxis Stefan Datt
☎ 030 – 38 106 108 Weimarer Str. 29
Berlin – Charlottenburg – U7 Wilmersd. Str.   
www.stefan-datt.de

www.physio-charlottenburg.de

Atlaswirbel-Korrektur
z.B. bei Migräne, Schwindel, Tinnitus und Rückenschmerzen
www.atlaskorrektur-berlin.de
 
Lernen in Bewegung e.V. Weimarer Str. 29 · 10625 Berlin
T. 030-38 10 80 93
yoga@yoga-berlin.de
www.yoga-berlin.de

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