Vom neuen Selbstbild des Mannes – Reportage über eine moderne Initiation

„Ich koche, wenn ich die Geschichten über die Trennungen von euren Frauen höre“, sagt John Bellicchi mit stechendem Blick und fügt nach einer kleinen Kunstpause hinzu: „Nennt mich Vulkan“.
Die 20 Männer im großen Saal des Seminarhauses im oberbayerischen Sonnenhausen ducken sich auf ihren Sesseln. Ätzend wie Lava strömen die Worte von Europas bekanntestem Männertrainer in die Seelen der Verunsicherten. Die Männer zwischen 25 und 55 spüren schnell, daß ihre Suche nach dem neuen Mann-Sein kein Zuckerschlecken wird.
„Wenn ihr so weiter macht“, poltert der Italo-Amerikaner Bellicchi, „wird euch bald die nächste Frau verlassen. Ihr habt es kreiert. Ihr müßt euch das Recht auf eine Beziehung erst erarbeiten.“ Es gilt die Opferhaltung aufzugeben und die unbequeme Reise in die dunkle Nacht der eigenen Seele anzutreten, um die inneren Wunden aufzuspüren und zu heilen.
Bellicchi nennt diese Reise den Pfad des Kriegers. Es ist ein Dreieinhalb-Tage-Trip in die Angst und den Schmerz. Dorthin, wo keiner von uns gerne hinsieht. Am Ende soll die Rückkehr des Löwen stehen, die Rückkehr des Mannes, der wieder aus seinem Herzen, aus der Mitte seines Wesens heraus leben kann. „Haltet durch – das ist eure Riesenchance“, sagt Bellicchi. Er verheißt uns einen Quantensprung zu einem glücklicheren Mann-Sein.

Ein Mitarbeiter liest barsch die Grundregeln des Workshops vor: „Ihr werdet euch vier Tage nicht rasieren, kalt duschen, keine Seife und Deodorant benutzen. Ihr sollt nach Mann riechen. Wer zu spät kommt, wird bestraft, ihr werdet wenig schlafen und wahrscheinlich wird Blut fließen. Wer Aids hat, soll sich melden.“ Keiner. Wer hat Angst? 20 Hände springen nach oben.
Auf dem Heldenweg liegen gewaltige Stolpersteine: Richard, der Techniker aus München, will die Sexsucht verlieren, weil „sonst die Frauen mit mir machen, was sie wollen“. Bernd, der Frankfurter Unternehmensberater, möchte sein Mißtrauen gegen Männer loswerden. Heinz will rausfinden, warum „in der Karriere alles glatt, doch die Ehe aus dem Ruder läuft“. Ein Berliner Manager will sein „Netter-Junge-Syndrom“ abschütteln und „Nein-sagen“ lernen. Boris klebt noch mit 30 an der Mutterschürze und Walter fühlt sich ohnmächtig der Willkür eines kaltherzigen Vaters ausgesetzt.

Verunsichert suchen die Männer nach neuen Rollenbildern – die alten Bilder von Männlichkeit sind an der Wende zum nächsten Jahrtausend ins Wanken geraten. „Ihr lebt in einem selbstgewählten Gefängnis der Anpassung an gesellschaftliche Normen und wollt dem ständig steigenden Leistungsderuck gerecht werden. Dabei habt ihr keine Ahnung, wer ihr wirklich seid“, meint Bellicchi.

Was macht den neuen Mann aus? Sein Porsche, sein Geld, seine Karriere, seine Frau, sein Haus, seine – Viagra „sei dank“ – sexuelle Leistungskraft ? Oder haben feministische Soziologinnen recht, die da sagen, Männer seien „schwanzgesteuerte Gefühlsanalphabeten“ mit stumpfer Persönlichkeit, unterentwickelter Sensibilität und einfallslosem Sex? Mit einem Wort: sozial und sexuell Idioten? Allenthalben Übererwartungen der Gesellschaft und herbe Attacken an den Mann – doch was will er selbst?
Auf jeden Fall aus dem in der Kindheit eingeprägten Rollenspiel raus. „Vergeßt das Äußere“, sagt der Trainer, „geht in euer Innerstes, dort bekommt ihr die Antwort, was eure wirkliche Identität ist.“ Vier Archetypen, so lehrt er, bestimmen den Lebensweg eines Mannes: der König, der Krieger, der Liebhaber und der Weise. Stationen auf der Reise zwischen Geburt und Tod, in die Seele gedrückte Rollen, die unser Verhalten bestimmen.

Der König steht für die Liebe (nicht die romantische), die die Harmonie und Ordnung schafft; ein König, der gerecht und mitfühlend ist und entschieden auftritt. Der König ist der Mittelpunkt seines Reiches, wenn es ihm gutgeht, geht es auch dem Land gut. Dieser Archetyp ist die Quelle, die Instanz, die segnen oder verfluchen kann. Der Firmenchef, der verantwortungsbewußte Politiker, der Vater, der im Gegensatz zum Liebhaber alles gibt, statt nur nimmt.

Der Krieger ist der Held, der Gott der Handlung und der Durchsetzungskraft. Er nimmt Risiken in Kauf, um seine Träume zu verwirklichen. Über Disziplin und hartes Training eignet er sich Selbstachtung an. Er bewacht seine Grenzen und steht für positive Machtausübung. Wie ein Samurai, der die Kampfkunst erlernt, aber gleichzeitig auch künstlerische Fertigkeiten wie Dichten oder Blumenstecken lernt, verbindet er die zielgerichtete männliche Seite mit der gefühlvollen weiblichen Seite des Kriegers.

Der Liebhaber ist der Genießer, der Essen, Sexualität, Kreativität und spielerisches Tun schätzt. Er nimmt, hat die Bande zur Mutter noch nicht durchtrennt, träumt von Romantik und grenzenloser Freiheit. Der goldene Junge, der Sex, Drogen und Rock`n Roll liebt, dessen Verantwortungsfühl nur potentiell vorhanden ist.

Der Weise versteht den Zusammenhang zwischen Geist und Materie. Er sieht die Bedeutung und den Sinn hinter den Dingen. Zuständig für Visionen kann er Verbindung aufnehmen zur Intuition, zum höheren Selbst, das uns den richtigen Weg weist. Er hört die innere Stimme und folgt ihr bedingungslos. Er weiß und spürt, daß es gilt, nach oben aufzubrechen, aber gleichzeitig auch nach unten durchzubrechen und mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.
Wir beginnen, uns in alle Rollen hineinzuversetzen. „Zürich brennt“ heißt das erste Spiel, in dem wir aufmüpfige Hausbesetzer mimen oder in den abgeklärten Weisen schlüpfen, der zwischen dem König, der das Haus räumen will, und den „Chaoten“ vermittelt.

Wie aufgescheuchte Hühner rennen die Männer zwischen ihren Positionen hin und her und wissen nicht, wie sie sich entscheiden sollen. „Ich bin völlig wirr im Kopf“, sagt Rene aus Leipzig, der immer den netten Jungen darstellt. Bei den „Chaoten“ läuft er plötzlich zu großer Form auf: „Eine Befreiung, mal richtig die Sau rauszulassen und den Revoluzzer in sich zu spüren“
Unversehens platzen wir am Abend in einen Sexclub: Im Kaminzimmer haben sie an den Wänden Fotos von nackten Frauen aufgehängt, auf den Tischen stehen Bierflaschen und Zigarrenkisten, das alles in schummrigem Rotlicht und Reinhard Fendrich eiert vom Band: „Macho, Macho“. Was sind wir? Machos? Softies? Oder einfach nur Männer mit Stärken und Schwächen? Wir sollen uns erotische Geschichten erzählen. Die größten Abenteuer, die wir mit Frauen erlebt haben – aber bitte detailgetreu. Es knistert, als die Männer von spontanen Quickies erzählen, vom Duft der Frauen, von schwitzender Haut und feurigem Verlangen. Ein eigenartiger Zauber aus Erregtheit und Kraftempfindung vermischt sich mit dem Geruch der Zigarren.
Es ist kurz vor Mitternacht und wir freuen uns nach dem 15-Stunden-Tag auf Ruhe für die aufgewühlte Seele – nichts da. Ein Assistent sagt, wir sollen uns in zehn Minuten mit Handtuch vor dem Seminarzentrum einfinden. In stockdusterer Nacht stapfen wir durch Schnee und Eis in den Wald. Dann die Anweisung: Alle nackt ausziehen! Auch die Schuhe? Auch die Schuhe! Zwei, drei revoltieren, die anderen werden zu einem Lagerfeuer geführt, in dem glühende Steine liegen.

Ein halbkugelförmiges Gebilde, vielleicht einen Meter hoch, aus Ästen zusammengebunden und mit Decken verhüllt, umfängt uns. In vier Durchgängen werden immer mehr der glühenden Steine in ein Erdloch in der Mitte der Hütte gelegt. „Hallo stone-people“ rufen wir bei jedem Neuankömmling. Der Dunst ist kaum ertragbar, die Körper der Männer reiben sich aneineinader.17 Mann auf sechs Quadratmetern! Wo hören meine Gliedmaßen auf,wo beginnen die des Nachbarn? Wir wissen es bald nicht mehr. Zusammen schwitzen hat wohl etwas mit zusammenschweißen zu tun.

In der „Schwitzhütte“ sollen wir das loslassen, was uns im Leben behindert. Im Reinigungsritual folgt ein Aufguß dem nächsten – der Zeremonienmeister wirft Rosmarin und Salbei auf die wie Sterne funkelnden Steine. Die Männer rufen ihre Ahnen zuhilfe. Roland, der Düsseldorfer Anwalt, stockt der Atem, er will raus – doch wer einmal draußen ist, darf nicht wieder rein. Er bleibt. Immer enger wird es in der Hütte, der Verstand schmilzt dahin. Eberhard, der Manager aus Nürnberg, bittet unter verzweifeltem Schluchzen um die Befreiung aus seinem Ehe-Martyrium, Andre und Istvan beten um Kraft, endlich ihr Leben selbst in die Hand nehmen zu können.

Aus den tiefsten Tiefen unserer Seelen pressen wir unsere Wünsche in die dunkle Halbkugel. „Ho ho“ schreit die Runde jedesmal. Haß,Wut und Angst und Minderwertigkeitskomplex werden in die Steine gebrüllt. „Vater, warum hast du mir nie gezeigt, daß du mich liebst“, schluchzt Herbert, der allen mit seiner Kriegerenergie imponiert. Immer wieder fragt er, solange bis alle Kraft aus ihm gewichen ist. Zusammengekrümmt liegen wir da, massieren uns gegenseitig und singen alte Lieder und Mantren.
Wir sollen solange durchhalten, bis der erste raus muß. Keiner macht den Mund auf. „Die Herren Manager wollen´s wohl wissen“, sagt der Zeremonienmeister zynisch. Wir drücken die Nasen auf die Erde, um Luft zu bekommen und gehen in unsere Blockaden. Nach drei Stunden taumeln wir fast besinnungslos aus der dampfenden Gebärmutter – es ist wie eine Geburt.Wir reiben uns mit Schnee ab und gehen barfuß nach Hause. Axel drückt aus, was viele fühlen: „Ich spüre Kontakt zu meinen eigenen Wurzeln“.
Dort sollen wir hin – uns selbst spüren, die Konditionierungen aus der Kindheit ablegen, unseren wahren Kern entdecken. „Dazu müßt ihr durch eure Ängste durch“, sagt Bellicchi am nächsten Morgen nach einer Stunde Waldlauf und beinharter Gymnastik. Um frei zu sein, müssen wir lernen, innerlich alles loszulassen. Haus, Kinder, Beruf, Auto, Luxus – alles! „Denn ihr werdet verlieren, woran ihr festhaltet“, donnert Bellicchi.  „Die Angst vor dem Verlust darf euer Handeln nie bestimmen.“ Auf dem Weg des Kriegers mit Herz heißt es, alle Anhaftungen rigoros abzulegen. Das Lebensparadoxon heißt: Erst wenn du alles aufgibst, wirst du alles erhalten.

Von nichts mehr abhängig sein – langsam sickert das Gefühl in uns. Mach dein Ding – aber nicht auf Kosten anderer. Wir alle sind sowas wie einsame Wölfe, die lernen, ein soziales Verhalten zu zeigen. Beim Bau eines riesigen Phallus soll sich zeigen, ob wir als Team schon zusammengewachsen sind. Pappe, Nägel, Latten, Farbe – alles ist da.In drei Stunden sollen wir das Zentralorgan unserer Manneskraft kreieren. Die Durchbrecher-Typen wollen keine lange Diskusssion, wollen drauflosarbeiten, andere sprechen über ein gemeisames Konzept. Ein Chaos. Doch irgendwie schaffen wir es, eine Pyramide hinzubekommen, deren vier Seiten für die vier männlichen Archetypen stehen. Wie ausgelassene Jungen tanzen die Männer um ihre Manneskraft und schreien „Ho ho“.
„Wollt ihr Männer sein, dann müßt ihr in Liebe und Vertrauen im Team zusammenkommen. Ihr könnt nicht allein für euch selbst sein“, sagt der Trainer. „Ihr baut hier was auf, doch ihr bekommt es nur in der Gruppe. Wer sich passiv verhält, ist ebenso ein aggressives Arschloch wie die Überroller. Ihr seid ein Geist, eine Seele, ein Körper, ein Herz.“

Im Initiationsprozeß ist der Austausch mit anderen Männern von unschätzbarem Wert. In unserer Kultur gibt es kaum noch die alten weisen Männer, doch jeder einzelne hält ein Teil von dem Puzzle in den Händen, welches zuletzt das ganzheitliche Bild des Mannseins ergibt.

Langsam bröckelt in unserer Gruppe das zwischen Männern oft übliche Konkurrenzdenken und Imponiergehabe. Doch dann steht da plötzlich ein Profi-Boxer, der uns einen Mundschutz und Boxhandschuhe verpaßt. Drei Runden zu je einer Minute. „Schlagt zu, sonst haut euch der andere um“, sagt der Typ ganz locker. Die Angst zieht wie lähmendes Gift über die Beine hoch in den Brustkorb. Mir ist kotzübel, als ich als erster im Ring stehe, mir gegenüber Gerhard, der offenkundig drauf aus ist, den ganzen Frust einer mißlungenen Partnerschaft an mir auszulassen.  

Wir dreschen aufeinander ein, daß die Fetzen fliegen, während die anderen uns anfeuern: „Mach ihn fertig“.
Jemand in mir erwacht zum Leben. Es ist dieser wilde Mann, den wir alle suchen, der sich kraftvoll wehren und zuschlagen kann, wenn es darauf ankommt. Und jetzt kommt es darauf an: Sich zeigen, alles geben und durchhalten heißt die Parole. Nach dem Schlußgong fallen wir uns ausgepumpt um den Hals. Mein Gegner ist jetzt mein bester Freund. „Deine Augen“, sagt mir später einer, „waren die eines anderen“. Und Bellicchi sagt: „Ihr müßt eure Kampfbereitschaft spüren und ausstrahlen, sonst seid ihr der Aggression anderer ausgeliefert“. Einige gehen k.o., liegen weinend am Boden. „Es ist schwerer auszuteilen, als einzustecken“, schluchzt Bernd. Der Manager, der immer den Überlegenen markierte, zeigt seine Schwächen – und wird dadurch stark. Im Kreis der Männer hat er den Krieger in sich entdeckt.

Es gilt, sich selbst annehmen, wie man ist: für alle seine Stärken und Schwächen einstehen. Es ist kein glorreicher Pfad, dieser Heldenweg, es ist ein Weg in die Ohnmacht und den Schmerz. „Ihr müßt eure dunkle Seite kennenlernen und in die tiefsten Winkel eurer Seele eintauchen, nur dann findet ihr zu eurer ursprünglichen Kraft“, sagt Bellicchi.

Der Abstieg in die dunkle Nacht der Seele ist noch nicht zu Ende. Es ist Sonntag früh. Nach vier Stunden Schlaf in zwei Tagen sind wir ausgelaugt. Die Masken fallen, unser Selbstkontrolleur hat sich verabschiedet. In der Stunde der großen Abrechnung brauchen wir ihn nicht. Im Seminarsaal stehen zwei Symbole mit düsterer Bedeutung: Eine Vogelscheuche mit Riesenbrüsten, die die Mutter und Frau repräsentiert und eine von Ruten umwickelte Axt für den Vater und Mann. Einzeln treten wir vor, lassen mit lauten Worten den Haß, den ganzen Zorn gegen den weiblichen und männlichen Unterdrücker raus. Aber auch unser Verständnis und die Verzeihung.

Szenen eines Seelen-Striptease, wie sie härter kaum sein können: Erwachsen werdende Männer befreien sich wie kleine Jungen aus emotionalen Gefängnissen. Eberhard, der 55jährige Unternehmer, wird von drei Männern gehalten, als er wie ein Stier auf die Vogelscheuche losgeht. „Laß mich endlich los und mein Leben leben“, schreit er minutenlang. Einige weinen, drücken die Köpfe zwischen die Schenkel.

Und die Quälerei geht weiter. Wir mobilisieren unsere letzten Kräfte und spielen paarweise das Spiel Unterdrückter und Unterdrücker. Einer liegt bäuchlings auf dem Boden, soll versuchen sich gegen den auf seinen Schultern Hockenden hochzustemmen. Der Unterdrücker provoziert, läßt noch einmal Salz in die frisch aufgerissenen inneren Wunden des anderen rieseln: „Du Mama-söhnchen kommst doch nie von zuhause weg“, ätzt Andre, während unter ihm Erich nichts anderes will als hochkommen und auf eigenen Beinen stehen. Der Raum verwandelt sich in einen emotionalen Hexenkessel. Bald 20 Minuten dauert das grausame Spiel bevor gewechselt wird.  Helfer eilen von einem Paar zum anderen, um Schweiß, Tränen, Blut und Schleim vom Boden zu wischen und den Unterdrückern zu helfen, die anderen niederzuhalten. Manche Unterdrückten müssen von drei, vier anderen am Boden gehalten werden. Erst wenn die Zeit reif ist, darf der Mann stehen wie ein befreiter Mann.
Wir stehen vor dem Übergang zu einem neuen Bewußtsein unseres Selbst – jetzt fehlt nur noch das Ritual der Initiation, damit wir in den Kreis der neuen Männer aufgenommen werden. „Ihr müßt erst innerlich sterben“, sagt Bellicchi mit Bedauern in der Stimme, „um – dann bewußt- wieder geboren zu werden“.

Es wird grausam werden, sagt der Trainer, doch eine Initiation verlange nun einmal eine Wunde, eine Mutprobe, sie müsse furchterregend sein. Sie trenne die maskuline Welt von der weiblichen. Die Nahrung, die könne nur von anderen Männern kommen. Jetzt gilt es, sich selbst zu opfern und Blut zu lassen. Keiner werde als Mann geboren, zum Mann werde man gemacht. „Keiner will erwachsen werden, der Übergang ist nie natürlich.“ Und Bellicchi sagt mit rauher Stimme: „Ihr werdet durch die Hölle gehen“. Ob jemand gehen wolle? Keiner will. „Wer hat Angst?“ – alle Hände gehen nach oben.
Bei der Abreise geben alle das Versprechen, niemandem ein Sterbenswort über die Ereignisse an jenem Sonntagabend im Seminarzentrum in Sonnenhausen zu erzählen. „Ein Mann“, sagt Bellicchi, „muß seinen Samen zurückhalten und den Arsch zusammenkneifen können. Und er muß den Mund halten, wenn es um Geheimnisse geht.“

Wir gehen mit einem euen Männerbild. Es ist das Bild eines Mannes, der seine weiblichen und männlichen Eigenschaften in sich verschmolzen hat und Verantwortung für sich selbst und die Welt um ihn herum übernimmt. Kein Macho, kein Softie, sondern ein Mann, der sich einfühlen, der auch auch entschlossen auftreten kann.
Ein Mann, der aus dem Herzen heraus handelt.

Über den Autor

Avatar of Ingomar Schwelz

ist freier Autor und Journalist. Der gebürtige Österreicher ist seit 40 Jahren journalistisch tätig, davon war er über 20 Jahre Redakteur bei Zeitungen im deutschsprachigen Raum. Zuletzt war er langjähriger leitender Korrespondent der weltgrößten Nachrichtenagentur associated press [AP] in Berlin.

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