Steinstaub kann große Mengen der CO2-Emissionen aus der Luft binden, wenn es auf Äckern verteilt wird.

Nur noch wenige Jahre bleiben der Menschheit, um die Anreicherung von Kohlendioxid (CO2) in der Erdatmosphäre zu stoppen – ansonsten drohen nicht mehr rückgängig zu machende Klimaveränderungen. Da sind alle Technologien willkommen, die nicht nur CO2 reduzieren, sondern das Gas auch wieder aus der Luft holen.

Solche negativen Emissionen ließen sich bereits mit simplen Mitteln erzielen, berichten Forscher nun im Fachmagazin Nature. Demnach können große Mengen des Treibhausgases CO2 aus der Luft durch Steinstaub gebunden werden, wenn es auf Äckern verteilt wird. Würden Bauern die Technik großflächig anwenden, ließen sich jedes Jahr zwei Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre entfernen, schreiben die Wissenschaftler von der Columbia University.

Das machen die natürlichen Eigenschaften von Basaltgestein möglich: Beim Verwittern bindet es CO2, es entstehen sogenannte Karbonate. Der Prozess lässt sich künstlich beschleunigen, indem man die Steine zerkleinert oder auf einem Feld erhöhter Witterung aussetzt. Die Methode wird im Fachjargon auch Enhanced Rock Weathering (ERW) genannt – zu Deutsch Beschleunigte Gesteinsverwitterung.

Da Basalt eines der häufigsten Gesteine der Erde ist, wird es ohnehin im Bergbau abgetragen und bleibt bei der Zement- und Stahlproduktion übrig. Es müssten also keine neuen Minen erschlossen werden, um das Material zu gewinnen. Verstreuen Landwirte das körnige Gestein dann weiträumig auf Feldern, verwittert es unter Wind und Wetter schnell und bindet Kohlendioxid.

Der Steinstaub könnte den Äckern sogar zugutekommen: Er verbessert die Fruchtbarkeit und die Ernteerträge. Der Nährstoffgehalt der Böden steigt und auch die negativen Folgen von Düngern wie Ammonium, Schwefel oder Harnstoff könnte der Steinstaub zumindest abmildern. Letztlich würde das entstandene Karbonat über Bäche und Flüsse in die Ozeane gespült, wo es als Kalkstein auf den Boden sinkt und gegen die Versauerung der Meere wirkt.

Die Landwirtschaft hat derzeit einen Anteil von einem Viertel am globalen Ausstoß von Treibhausgasen. Mit der Basaltstein-Technik könnten laut Studie immerhin fast 25 Prozent dieser Emissionen eingespart werden. Weltweit sind in der Landwirtschaft bisher kaum Emissionen reduziert worden. Ein Großteil entsteht in der Tierhaltung, unter anderem in Form von Lachgas.

Auch deutsche Forscher des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben vor zwei Jahren eine Studie zur Verwitterung von Gestein veröffentlicht. Darin behaupteten sie sogar, dass sich mit der Technik weltweit bis zu fünf Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr aus der Luft holen ließen. Anders als die britischen Forscher warnen die deutschen Wissenschaftler jedoch, dass es Probleme geben könnte, geeignetes Material zu beschaffen. Denn es seien große Mengen an Gestein nötig, um signifikante Mengen an CO2 zu binden. Diese müssten abgebaut, zerkleinert und transportiert werden – auch das koste Energie und Wasser.

Infos unter https://www.nature.com/articles/s41586-020-2448-9