Keine Insel der Glückseligen, aber ein konkreter Weg aus der Krise
Ein neues Paradigma für Wirtschaft und nachhaltige Geldanlage in Gemeinschaften

Ausgangssituation: Die Entwicklung der Finanzmärkte und die Folgen

Es dürfte inzwischen vielen Menschen klar geworden sein, dass wir „vor grundlegenden Veränderungen der Finanzmärkte und des Geldwesens stehen, deren Ausmaß und Folgen noch niemand abschätzen kann“ (Finanzminister Peer Steinbrück im Oktober 2008). Kaum jemand glaubt noch, dass wir uns derzeit weltweit nur in einer Konjunkturdelle befinden und mit den Hilfsmilliarden an die Banken alles in bester Ordnung sein wird. Die Vertreter der etablierten Wissenschaft, Wirtschaft und Politik versuchen derzeit mit Regulierung, Verstaatlichung und Kontrollen etwas, was längst unmöglich geworden ist. Das monopolistische Zinseszins-Geldsystem ist allein mit Reformen nicht mehr zu retten.

Die Ursache für die Finanzmarktkrisen sind in erster Linie systemimmanente Konstruktionsfehler des Geld(un)wesens, insb. der Zinseszins, die aufgeblähten Geldmengen und sog. Derivate, deren destruktive Wirkungen durch die Gier vieler Beteiligter im Rahmen der sog. Liberalisierung, Deregulierung und Globalisierung exponentiell verstärkt werden. Der Satz „Geld regiert die Welt“ war niemals wahrer als heute und auf diesem „Höhepunkt“ wird erkennbar, dass sich die Finanzmärkte gerade selbst ad absurdum führen. Doch wenn es finanziell nicht so weiter gehen wird wie bisher, wie dann? Was ist zu tun, fragen sich heute immer mehr Menschen. Können wir unser Geld, unser Eigentum, unsere Einnahmequellen und Arbeitsplätze schützen? Eine realistische und reelle Antwort sollte zumindest auch den Hinweis beinhalten, dass die meisten Analysten und Zukunftsforscher eine Fortsetzung des Bisherigen logisch, mathematisch, physikalisch und biologisch für ausgeschlossen halten. Auch der Kampf gegen, bspw. die bösen Finanz-, Wirtschafts- oder Politikbosse sowie Hedgefonds-Manager ist keine nachhaltig konstruktive Methode. Diese Menschen tun „nur“ ihren vom System vorgegebenen Job: Maximierung des Profits ihrer Auftraggeber, Eigentümer und Aktionäre. Leider mit bemerkenswerter Verantwortungslosigkeit für Mitmensch und Mitwelt mit den bekannten katastrophalen Konsequenzen.

An dieser Stelle müssten nun detaillierte Ursachenanalysen folgen, die aber den Rahmen dieses Beitrags sprengen würden. Unabhängige Medien sind inzwischen voll davon. Wer diesbezüglich mehr Informationen sucht, möge sich bitte dort informieren. (*siehe Links)

Zukunftsszenarien

Wir wollen hier einen Blick auf die Folgen, die Konsequenzen für uns und die Zukunft wagen. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario der nächsten Jahre sieht folgendermaßen aus: Es wird noch deutlicher werden, dass das Finanzsystem in seiner in den letzten drei Jahrhunderten existierenden Form (wieder einmal) nicht mehr funktioniert und Kriege in Verbindung mit einer Geldreform unvermeidlich scheinen. Der Glaube an permanentes Wachstum und die von Politik, Medien und Wissenschaft verbreitete Hoffnung auf eine Lösung durch Wachstum werden als Aber- und Irrglauben unverkennbar.

Klar wird auch, dass sich die Güter- und Dienstleistungswirtschaften (sog. Realwirtschaft) nicht von den Finanzmärkten abkoppeln lassen, jedenfalls nicht psychologisch, und deshalb in den Abwärtsstrudel mit hineingerissen werden. Das werden die etablierten Medien bald „tiefe Rezession“ auch in Deutschland nennen. Nahezu alle Staaten und Gemeinden der Welt sind wie auch die meisten Menschen weltweit dank des Zinseszinssystems hoffnungslos überschuldet. Abgesehen von einem Wunder ist ausgeschlossen, dass sie ihre ständig wachsenden Schulden zurückzahlen können. Weltweit fällt es immer mehr Menschen, auch in den monetär reichen Ländern schwer, ihre täglichen Bedürfnisse noch zu bezahlen (z.B. Essen, Trinken, Heizen, Tanken, Strom …), die sie in erster Linie abhängig von großen globalisierenden Wasser-, Abwasser-, Energie-, Öl-, Benzin-, Gas-, Nahrungsmittel- etc. Versorgermonopolisten (de facto Liquiditäts-Entsorgungssysteme) zu decken versuchen.

Die von George W. Bush beschworene Vermeidung einer Panik unter den Menschen wird sich, wenn jetzt nicht unverzüglich eine grundsätzliche Wende eingeleitet wird, nicht mehr eindämmen lassen. Daran wird auch sein charismatischer Präsidenten-Nachfolger wenig ändern. Obwohl real in der Welt von allem, was die Menschen brauchen, genug vorhanden ist, wird der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen infolge der durch das derzeit herrschende Geldwesen verursachten Engpässe schwierig, ja für die meisten Menschen unmöglich. Das werden sich die Menschen allerdings nicht mehr lange gefallen lassen…

Nun stellt sich die Frage: Sind wir auf diese Entwicklungen vorbereitet? Ist eine Vorbereitung überhaupt möglich. Wenn ja, wie?

Denn es wird erstmals in der Menschheitsgeschichte keine Ausweichmöglichkeiten geben. Kein Auswandern auf einen fernen Kontinent oder eine Insel wird sinnvoll sein, da die Auswirkungen des Zusammenbruchs des Geldsystems die ganze Welt betreffen werden. Es wird keine Steueroasen, keine mit Stacheldraht und Wachen sinnvoll schützbaren Refugien, keine Inseln der Glückseligen geben. Aber vielleicht helfen waches, unerschrockenes Bewusstsein Einzelner und von Gruppen und besonnenes, gemeinschaftliches Handeln, um den unvermeidlich notwendigen, globalen Wandel zu verstärken. Heute! Jetzt!

Wie kann dieser aussehen?

Seit Jahrzehnten gibt es weltweit Warnungen, Informationen und Initiativen, die auf die Not-Wendigkeit von Mäßigung, Mitmenschlichkeit, Umweltschutz, Eigenversorgung und Teil-Abkoppelung von rein geldorientierten Sicherungs- und Versorgungssystemen hinweisen. Wir wissen es. Die Menschheit bedarf hierfür keiner weiteren Erklärungen oder Belehrungen. Es geht allein um die von jedem Einzelnen täglich und konkret gelebten Konsequenzen.

Weltweit haben viele wache Menschen in den letzten Jahren und Jahrzehnten angefangen, zahlreiche Initiativen zu schaffen in Form von biologischen landwirtschaftlichen Betrieben, nach Energieautarkie strebenden Gemeinden, Transition Towns, Ökodörfern, Lebensgemeinschaften und anderen menschenorientierten Organisationen und Unternehmen. Diese Initiativen haben allerdings ein Defizit: Es gibt noch zu wenige von ihnen und sie werden oft als exotisch, versponnen, extrem oder gar überflüssig angesehen. Was für eine fatale Fehleinschätzung! Sie gehören vielmehr zu den Pilotprojekten der Zukunft, sind Experimentierfelder für Gemeinschaft und Gesellschaft, die helfen können, die kritische Masse für einen globalen Bewusstseinswandel zu erreichen, der sich auf Politik, Wirtschaft und das tägliche Leben jedes Menschen auswirken wird.

Da in den bevorstehenden stürmischen Zeiten einzelne Insellösungen für sich allein nicht Bestand haben werden, müssen sie zahlreicher werden, sich verbinden, Netzwerke bilden und gemeinsam einen Wandel, eine Wende einleiten helfen. Es könnte sein, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Wie kann man noch mehr Menschen bewusst machen, dass diese Gedanken und Bemühungen keine alternative Spinnerei, keine Schwarzmalerei, keine hektische Angst- oder Geschäftemacherei sind, sondern ein logischer, vernünftiger und notwendiger Weg, der JETZT gegangen werden kann und muss, nicht erst in einigen Jahren oder wenn ein großer Zusammenbruch in vollem Gange ist. Das Problem ist jedoch, dass die Mehrheit der Menschen weltweit entweder der Meinung zu sein scheint, dass man ohnehin nichts (mehr) tun könne, dass ein bisschen mehr Klimaschutz oder Kontrolle der Geldmärkte in den nächsten Jahrzehnten ausreiche oder dass das alles schon nicht so schlimm kommen werde, weil es ja in den letzten fünf Jahrzehnten im Großen und Ganzen auch gut ging.

Unser Kindeskinder werden kopfschütteln über uns und unsere Zeit urteilen und sich fragen, wie es möglich war, dass wir so lange brauchten, um die wesentlichen Grundlagen nachhaltigen Handelns zu erkennen, dass

  • zwar für alle Menschen von allem genug auf dieser Welt vorhanden ist, aber nie genug für die Gier einiger weniger
  • wir deshalb im Interesse aller, mit allen Menschen den Wohlstand der Welt teilen müssen,
  • man Geld nicht essen kann, dass Geld nicht arbeiten kann und es deshalb nicht herrschen darf, sondern dienen muss
  • monetärer Zins und rein finanzielles Renditedenken, insb. in den Bereichen der Lebensgrundbedürfnisse fehl am Platze sind
  • Wertschöpfung und Rendite nicht im monetär quantitativen Zins zu finden sind, sondern in der Steigerung von Qualität
  • immer weiter wachsende Schuldenberge nicht mehr tragbar und am Ende globaler Schuldenerlass und Abschaffung des Zinseszins-Geldsys- tems, jedenfalls im Bereich der lebensnotwendigen Güter, unvermeidlich sind
  • die zunehmende Ellenbogengesellschaft und daraus resultierende Versingelung die Menschen von innen zerstört, dass wir wieder mehr Gemein- schaft, ein neues solidarisches Miteinander brauchen, eine Kultur der Mitmenschlichkeit und des Vertrauens (auch des Vorschussvertrauens),
  • die emotionale wie auch materielle Verelendung großer Teile der Bevölkerung letzten Endes die erhaltenswerten Grundlagen unserer Zivilisation zerstört
  • die Lösungen globaler Nöte in erster Linie nicht aus den Aktivitäten globalisierender, steil hierarchischer und geldprofitorientierter Konzerne entstehen, sondern in dezentralen Strukturen, die weniger streng arbeitsteilig, sondern voneinander in vielen Bereichen unabhängig, teilautark, doch vernetzt, synergetisch, komplementär und gemeinschaftlich kooperieren,
  • entsprechende Initiativen und Projekte massiv unterstützt und gefördert werden müssen als Mosaiksteinchen in einem globalen Wandel des Bewusstseins, des Miteinanders und der Deckung realer Bedürfnisse.

Noch eine Anmerkung: Der Weg heißt nicht „entweder oder“, sondern „sowohl als auch“. Auch Kapitalismus, Kommunismus, Globalisierung und Eigennutzdenken haben Sinn und ihren Platz, aber sie dürfen nicht allbeherrschend wirken. Deren Begrenzung ist keiner Regierung, auch keinem Weltsheriff zuzutrauen, sondern muss in der Hand der Menschheit insgesamt liegen, wie auch immer das in concreto und en detail organisiert wird.

Ein kurzer, poetischer und dennoch zugleich erstaunlich konkreter und umfassender Text aus dem Jahre 2001, der den Hopi-Indianern zugeschrieben wird, beschreibt in eindringlichen Worten die Aspekte, auf die es in der nächsten Zeit ankommen wird.

Wir sind diejenigen auf die wir gewartet haben!

Ein Hopi Älterer spricht:
Ihr habt den Menschen erzählt, dass dies die elfte Stunde ist, nun müsst ihr zu ihnen gehen und ihnen sagen, dass DIE STUNDE gekommen ist. Und es gibt Dinge, die beachtet werden müssen ….
Wo lebt ihr? Was tut ihr? Welches sind eure Beziehungen? Habt ihr die rechten Beziehungen? Wo ist eurer Wasser? Kennt euren Garten! Es ist Zeit eure Wahrheit zu sprechen. Erschafft eure Gemeinschaft. Seid gut zueinander. Und schaut nicht nach einem Führer im Außen.
Dann klatschte er in die Hände, lachte und sagte:
Dies könnte eine gute Zeit sein! Der Fluss fließt jetzt sehr schnell. Er ist so groß und schnell, dass da welche sind, die Angst haben. Sie werden versuchen sich am Ufer festzuhalten. Sie werden feststellen, wie sie mitgerissen werden, und sie werden sehr leiden.. Wisse, dass der Fluss eine Bestimmung hat.
Die Alten sagen, dass wir das Ufer gehen lassen, uns in die Mitte des Flusses stoßen, unsere Augen offen halten und den Kopf über Wasser halten müssen. Und ich sage, schau, wer da mit dir im Fluss ist! In dieser Zeit dürfen wir nichts persönlich nehmen. Am wenigsten uns selbst, da in dem Moment, in dem wir es tun, unser spirituelles Wachstum und unsere Reise zum Halten kommt. Die Zeit des einsamen Wolfes ist vorbei. Kommt zusammen. Verbannt das Wort Kampf aus eurer Haltung und eurem Vokabular.
Alles, was wir jetzt tun, muss auf eine heilige Art und feiernd getan werden.

Wir sind diejenigen auf die wir gewartet haben!

 


 

Anmerkungen

*) Eindringlich, wenn auch nicht in allen Konsequenzen überzeugend:
Die Filme Zeitgeist und Zeitgeist Addendum im Internet ansehen

Oder auf ironisch witzige Art:
„10 Punkte Plan zu effizienten Ausbeutung eines Planeten mit halbintelligenten Lebensformen“:

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Eberhard Hamer: „Was tun wenn der Crash kommt?“

Hans Ulrich Müller: „1×1 der Vorsorge“

Über den Autor

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Bernhard Wallner, (rechts) gelernter Bankkaufmann und Wirtschaftsjurist, ist mit seinem Bruder Christoph Wallner, Diplomingenieur und Facilitymanager, Gründer des Tollense Lebensparks.
Bernhard arbeitet seit vielen Jahren als Sozialunternehmer, Initiator und treibender Motor mehrerer komplementärer Systeme, insb. in den Bereichen Gesundheit (Energeticum, Artabana), Geld (Chiemgauer, Regiogeld) und Lebensgemeinschaft sowie als Berater zukunftsorientierter Unternehmer, Politiker und Geldanleger.

Anmerkung der Redaktion: Zur Zeit ist wieder das Insolvenzverfahren über die Tollense GmbH und Co KG beantragt worden. Dieses Mal allerdings vom Grundstückseigentümer selbst. Auch läuft eine Räumungsklage gegen die noch verbliebenen Bewohner, da der Grundstückskaufvertrag wegen Nichterfüllung rückabgewickelt wurde.
Wir warnen dringend davor, Darlehen an die Tollense GmbH & Co KG oder an eine der anderen dort ansässigen Firmen, sowie an Christoph oder Bernhard Wallner persönlich zu geben. Mit einem Totalverlust ist zu rechnen. Ettliche der bisherigen Darlehensgeber/Innen liegen im Rechtsstreit mit den Brüdern Wallner. Auf der website http://www.tollense-lebenspark.info können Sie sich einen ersten Eindruck verschaffen, wie es um die Tollense „Gemeinschaft“ (???) wirklich steht. Die Seite ist nicht auf dem neuesten Stand, wird aber in den nächsten Tagen aktualisiert.

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