Eifersucht ist für uns Menschen zunächst einmal natürlich. Sie wird nur selten transzendiert. Doch es ist möglich, sie zu meistern.

Eifersucht gehört zur Ebene des reinen Überlebens. Mit unserer Geburt gelangen wir auf diese animalische Ebene, unsere Erziehung und Konditionierung finden hier statt. Auf dieser Stufe kämpfen alle Kreaturen um ihren Partner. Das kann man im National Geographic-Magazin genauso beobachten wie in der Kneipe an der Ecke: Zuerst komme ich, dann meine Frau bzw. mein Mann, meine Familie, Religion, Land. Ungefähr in dieser Reihenfolge.

Aber viel mehr ist möglich. So fordert die Religion: „Erhebt euch über eure Eifersucht.“ Leider bietet sie uns weder Beispiele noch praktische Hinweise, wie wir dies anstellen sollen. Im Gegenteil. Eifersüchtig verlangt sie von den Gläubigen, nur einer Religionsrichtung treu zu sein – und bestraft alle Abweichler. Auch in der Therapie heißt es „Arbeite daran! Verstehe sie!“ Aber es gibt kaum Therapeuten, die tatsächlich begriffen haben, wie sich Eifersucht überwinden lässt. Und spirituelle Lehren sagen „Wachse darüber hinaus.“ Und doch triffst du nur selten einen spirituellen Sucher, der wirklich frei von Eifersuchtsgefühlen ist. Dennoch ist es machbar. Es IST möglich, über die Eifersucht hinauszuwachsen. Auch du kannst das. Denn als Menschen haben wir das Potenzial, über die primitive Ebene hinauszugehen, die Mensch und Tier verbindet. Es ist einfach, aber nicht leicht. Eifersucht ist eine der am schwierigsten zu transzendierenden Konditionierungen. Aber du bist dazu imstande. Wenn du es wirklich willst.

Bevor du die Eifersucht nicht hinter dir gelassen hast, bist du niemals frei, niemals ohne Angst. Sie ist immer da. Selbst in den Flitterwochen mit deinem Gebliebten oder in einer Höhle, allein in den Bergen. Unterschwellig hast du stets die Angst, das zu verlieren, was dir kostbar ist. Du bist immer in Fesseln. Wahre Freiheit entzieht sich jedem Versuch, sie zu beschreiben. Die Bibel spricht vom „Frieden, höher als jede Vernunft“. Es lohnt sich, das zu erforschen. Jemanden zu finden, der wirklich jenseits von Eifersucht lebt, ist ein guter Ausgangspunkt – entweder als Vorbild oder sogar als dein Lehrer. Als der Mittelstreckenläufer Roger Bannister einst die Meile als erster unter vier Minuten lief, begriffen wir, dass dies möglich ist. Viele Menschen gibt es nicht, die Eifersucht tatsächlich gemeistert haben. Ich kenne nur wenige, die sich in diesem herrlichen Zustand befinden. Aber viele, die sich auf dem besten Wege dorthin befinden. Es besteht also kein Grund, den Mut zu verlieren. Du kannst es sogar alleine schaffen. Natürlich fällt es leichter, wenn du Unterstützung hast, und mit eigenen Augen siehst, dass es möglich ist. Aber wenn du kein Vorbild findest, dann nimm die Idee einfach als Hypothese, als ein Experiment. Und probiere es aus.

Und so kannst du beginnen. Erinnere dich zuerst daran: Es ist sehr einfach, aber nicht leicht. All deine Instinkte, deine gesamte Erziehung laufen der Vorstellung entgegen, dass du ein Leben jenseits von Eifersucht leben kannst. Man hat uns gelehrt, sie sei natürlich. Doch das ist sie nur auf den unteren Bewusstseinsstufen. Was gemeinhin als „natürlich“ gilt, ist lediglich Grundstufe, Instinktebene. Als Menschen sind wir jedoch eingeladen, über diese Stufe hinaus zu wachsen und unser menschliches Potenzial voll zu entwickeln. Die Grundbotschaft der tierischen Ebene lautet: „Kämpfe oder fliehe!“ Die der höheren menschlichen Stufe ist die Liebe, für alles.

Der Weg aus der Eifersucht heraus führt in sie hinein, durch sie hindurch. Um sie zu transzendieren, musst du die tiefsten Tiefen dieses qualvoll schmerzlichen Gefühls erleben. Die meisten Menschen haben nicht den Hauch einer Ahnung, welche Abgründe dieser Zustand birgt. Beim ersten Anflug eines unangenehmen Gefühls ziehen sie sich innerlich zusammen, werden ärgerlich, vorwurfsvoll, machen sich zum Opfer. Um über sie hinaus zu wachsen, musst du das gesamte Spektrum der Eifersucht bis auf seinen tiefsten Grund durchleben. Fühle was ist. Weiche nicht aus in die Vergangenheit oder Zukunft. Sei einfach mit diesem Moment, genau so wie er gerade ist. Wiederhole dies häufig genug, dann macht es eines Tages „plopp“ – und du bist frei. Empfindungen mögen immer noch in Körper, Geist und Emotionen kreisen. Aber der Kern deines Wesens wird frei sein. Das verspreche ich dir!

Es gibt keine Abkürzungen. Dennoch führen manche Wege schneller zum Ziel. Lass uns einige davon anschauen. Nimm sie als Hypothesen. Und lass dir Zeit, sie auf dich wirken zu lassen:

  • Dir gehört nichts – weder deine Frau, dein Mann, deine Familie, noch dein Land. Nicht einmal du selbst gehörst dir.
  • Nichts ist wirklich sicher, gewiss oder vorhersagbar. Das sind alles Illusionen. Wir erschaffen sie, in dem Versuch, uns geborgen zu fühlen.
  • Du bist hier, um das Leben zu erfahren, nicht um es zu verstehen. Niemand versteht es. Heiße also ALLE Erfahrungen willkommen.
  • Das Leben ist wundervoll, wenn es bedingungslos akzeptiert wird. Aus Widerstand entsteht unser Schmerz.
  • Wir bekommen immer genau das, was wir brauchen. Nur nicht immer das, was der Verstand will.
  • Das Leben ist nicht dazu gemacht, ernst zu sein. Denk nur mal an die Giraffe.

Wenn du wirklich frei sein willst, frei von Eifersucht und allen Begrenzungen, musst du dich dem Leben so stellen, wie es kommt. Bedingungslos, in jedem Moment. Und ohne es allzu ernst zu nehmen.
Liebe, Unterstützung und Ermutigung wünscht dir Paul Lowe.

Über den Autor

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ist einer der größten und zugleich unkonventionellsten spirituellen Lehrer unserer Zeit.
Jedes Jahr reist er für einige Monate um die Welt, um Menschen auf liebe- und humorvolle Weise darin zu unterstützen, ihr eigenes Potenzial zu entdecken und zu leben.

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2 Responses

  1. Aus der Stille

    Hallo dasukiwa,

    die Giraffe mit ihrem langen Hals erscheint witzig, wie Humor… nicht ernst zu nehmen… verrückt…

    Das kann das Leben doch nicht ernst gemeint haben, so etwas zu erschaffen?
    Ähnlich witzig wäre, wenn wir Augenbrauen hätten, die bis zum Boden reichten. 😉

    Liebe Grüße

    Antworten
  2. dasukiwa

    lieber paul lowe
    ich lese immer wieder ihre worte, danke.
    und nun habe ich diese frage und bitte um antwort.
    An was soll ich denken wenn ich an die giraffe denke? inwiefern hat sie etwas mit ernstsein bzw unernstsein zu tun? oder meinen sie, ich soll das leben so leicht nehmen, wie ich es nehmen könnte, wenn ich mich an einer giraffe erfreue?
    lieben gruß
    dasukiwa

    Antworten

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