„Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ 1. Juli 1998 Therapie Wie wirkt das Getragen-, Gehalten- , Gewiegt-werden auf das menschliche Wesen, wenn es diese Erfahrungen beim Wasser-Shiatsu erlebt? Als Leitfaden für meine Erkundung dient mir Jean mit ihrer revolutionären Untersuchung und Ihre vergleichende Studie von zivilisierten Amerikanern und südamerikanischen Indianern über die wahren Bedürfnisse für eine glückliche Entwicklung zum Menschen: “Auf der Suche nach dem verlorenen Glück”, so heißt ihr Buch. Ich möchte dich entführen – in eine Situation, an die sich die meisten Menschen, also auch du, verehrter Leser und ich, sehr selten und nur unter bestimmten Umständen, z.B. beim Warm-Wasser- Rebirthing, erinnern: unser Leben als Winzling in unserer allerersten Behausung: ein rundes, weiches warmes rotes Kuschelzimmer ganz für Dich allein, das raum-, zeit-, und schwerelose Paradies im Leib deiner Mutter – Leben auf einer glücklichen Insel – ringsum umgeben vom Ozean – Insel und Ozean sind eine Einheit – ein ozeanisches Dauerfest sozusagen mit Wassermusik… gewiegt in der glückseligmachenden Grotte des Mutterleibes… Was geschieht denn da so unbemerkt im Dunkeln des Mutterleibes? Es entwickelt sich ein geburtsbereiter Homo sapiens, der auf die Welt draussen gut vorbereitet ist: er wird genährt, gewärmt, bewegt, es wird in den meisten Fällen sehr gut für das kleine Wesen gesorgt. Es hört die Geräusche im Körper seiner Mutter, ihre Stimme wird ihm schon vertraut, ihr Herzschlag, lachen, singen, auch verdauen und Geräusche von aussen gehören dazu. Tiere, Menschen, Technik…alles gedämpft, sanft – geborgen. Die Vertreibung aus dem Paradies Dann kommt die „Vertreibung aus dem Paradies“: ein radikaler Wandel der unmittelbaren Umgebung von Naß nach Trocken, der abrupte Übergang von 36 Grad nach kühl, plötzlich ungedämpft Geräusche, plötzlich grelle Helligkeit, nach samtigem Dunkel, dann der Stellungwechsel von Kopf- nach unten zu Kopf- auf- gleicher- Ebene- mit d. Körper- dazu das Umschalten auf die eigene Fähigkeit des Babys, sich durch Atmen mit Sauerstoff zu versorgen, anstatt über die Nabelschnur sorglos mit allem versorgt zu werden… welche Überraschung! Und wie schnell lernt das Baby, diese neuen Empfindungen zu ertragen! Zum Zeitpunkt der Geburt hat das Baby sich schon weit genug in seinem Schutzraum entwickelt, um heraustreten (zu können) und das Leben in der ungeschützten Außenwelt beginnen zu können – es schützt sich auch, indem Augen, Ohren, Reflexe, Kreislauf, die verschiedenen Gehirnregionen sich erst allmählich entwickeln – es ist sich noch keiner Zeit bewußt, es erinnert sich nicht, es denkt nicht, es beurteilt nicht – es ist total und ganz Empfindung! Ein Säugling lebt wie ein Guru im ewigen Jetzt Ein Kind im Mutterleib oder in der Phase des GETRAGEN-WERDENS fühlt sich einfach RICHTIG!!! – ein Säugling, der sein angeborenes Geburtsrecht erfüllt bekommt, nämlich nie allein gelassen zu werden und immer unter allen Umständen getragen zu werden, lebt in einem Zustand der GLÜCKSELIGKEIT wie auch ein erleuchteter Mensch! Ein nicht ständig getragener Säugling hingegen lebt in einem Zustand unerfüllten Verlangens in der Öde eines leeren Universums, so Jean Liedloff. Wie ist es nun bei uns? Der Verlust des wesentlichen Zustandes von Wohlgefühl, der aus der Zeit des Getragenwerdens hätte erwachsen müssen, führt zur Suche danach und zu Ersatz dafür, endend oft in S U C H T. Die Suche nach der Erfahrung des Getragenwerdens nimmt viele Formen an. Sich-glücklich-Fühlen ist nicht mehr der Normalzustand des Lebendig- Seins, sondern wird zum Ziel. Die Versagung des Getragenwerdens drückt sich vielleicht als ein unterschwelliges Gefühl von Unwohlsein im Hier und Jetzt aus, ein vages Gefühl des Verlustes, ein Gefühl, etwas zu wollen, was man nicht näher bezeichnen kann.Viele von uns stellen fest, daß unser Verlangen und Sehnen sich nicht befriedigen läßt, unsere Sehnsüchte sind so umfassend und tief, doch wir können uns nicht mehr an die ursprüngliche Sehnsucht erinnern, die dahinter steht: nämlich nach den umfassenden Armen, nach unserem uns zustehenden, sicheren Platz in den Armen unserer Mutter. Wir können uns kaum erinnern, uns völlig „richtig“ gefühlt zu haben, wirklich mitten im gelebten Augen-Blick. Doch wir sehnen uns danach – und so beginnen wir zu suchen… Die unmittelbarste aller Ausdrucksformen der Entbehrung des Getragenwerdens ist die Sucht nach Drogen. Bei Untersuchungen an Heroinsüchtigen hat man festgestellt, daß das High- sein dem Gefühl ähnelt, welches ein Säugling hat, der getragen wird! Er kehrt zu dem zurück, was sein angeborenes Recht ist: der Mangelzustand wird erfüllt, und er merkt nicht, daß dies ein lebensgefährlicher Ersatz ist! Was können nun wir zivilisierten Menschen, der Erfahrung des vollständigen Getragenseins beraubt, tun, um unser ungestilltes Verlangen nach Nähe, Berührung, Angenom- mensein zu erfüllen? Wir leben oft in einem verwirrten Zustand, wo wir das Bedürfnis nach mütterlichem Körperkontakt und das Bedürfnis nach sexuellem Kontakt und das nach Zuwendung miteinander vermischen. Wir suchen überall nach Anerkennung oft unendlich verformt, pervertiert, kaum noch erkennbar. Eine Sehnsucht nach körperlichem Kontakt und Trost führt uns oft zum Sex, wo wir ihn eigentlich nicht wollen. Wie können wir uns das Entbehrte, dieses Glücksgefühl wieder holen? „Kindliche Bedürfnisse bestehen in der Erwartung auf ihre Erfüllung unbegrenzt lange weiter und können daher in jedem Alter erfüllt werden“, sagt Jean Liedloff. Sie sagt weiter: „Es scheint mir, daß die ganz frühen und formenden Erfahrungen, die in der Zeit entbehrt wurden, als das Kind hätte getragen werden sollen, auch noch im späteren Leben vermittelt werden könnten, wenn man geeignete Wege hierfür fände.“ Es ist jedoch, so ihre These, etwas problematisch, für ein großes Kind oder einen Erwachsenen die Situation des Getragenwerdens wiederherzustellen: Um einem Erwachsenen diese Erfahrung wieder zu vermitteln mit dem Ziel, die Kluft wirksam auszufüllen, wäre es nötig, dies anwendbar zu machen mit allen Erfahrungen, die dazu gehören: das Bewegt werden, die Anregungen, Sinnesreize, den Herzschlag der Mutter (von beruhigender Vertrautheit aus der Zeit im Mutterleib), die Stimme, Wärme der Haut… Weiterhin, sagt sie, könnte es wichtig sein, daß der Bewußtseinszustand des Betreffenden dem eines Säuglings ähnelt und dieser Zustand könnte erreicht werden, wenn man ihm Meditation beibrächte… Sie wünscht sich, daß im Sinne einer kontinuum-gerechten Lebensweise die Menschen freier miteinander umgehen lernen, sich berühren, einander halten – auch in Gruppen… Das ungeheure Reservoir von Sehnsucht nach körperlichem Trost – auf dem Schoß anderer Menschen zu sitzen, einen Haarschopf zu streicheln, wenn einem danach zumute ist, sich freier und öffentlicher zu umarmen und seine liebevollen Impulse nur dann zu bremsen, wenn sie unerwünscht wären – die tiefe Sehn-Sucht ist erfüllbar – durch alle Formen von wahrhaft menschlicher Begegnung und Nähe! Viele dieser Kriterien werden in geradezu idealer Weise vom WasserShiatsu und WasserTanzen erfüllt. (Natürlich auch von allen anderen Körper-therapieformen, die mit starker Nähe, Körper- kontakt und Halten arbeiten). WasserShiatsu & WasserTanzen sind eine wunderbare Rebonding-Therapie. Sie ermöglichen, daß ein Mensch dieses elementare Bedürfnis nach der Erfahrung des Getragenwerdens endlich erfüllt bekommt, ganz gleich, ob er alt oder jung, Mann oder Frau, schwanger oder nicht, schwer oder leicht, weich oder verkrampft ist. Es ist unglaublich zu erleben, wie mit aquatischer Körperarbeit alle ihre Wünsche erfüllt werden, das grenzt für mich geradezu ans Wunderbare! Eine Koinzidenz von großer Tragweite. Die Mutter-Kind-Einheit wird wieder neu oder auch zum ersten Mal erlebbar. Nähe am Herzen einer mütterlichen Person, im Arm gehalten zu werden wie ein Baby – dazu im körperwarmen „Frucht“-Wasser – bewegt werden – innige Verbundenheit in einer Form von ”freiwilliger Regression”, die jederzeit aufgehoben werden kann…. Dazu erlebt das „WATSU-BABY“ vielfältige Sinnesreize (wie ein Yequanakind). Es wird berührt in multidimensionaler Weise: Warmes Wasser umhüllt es sanft oder bewegt-strömend, je nach Bewegung… es streichelt und massiert den Körper wie einst im Mutterleib… es setzt kleine und große Reize auf der gesamten Körperoberfläche, unserem größten Sinnes-Organ, die Strömungen & Turbulenzen bewegen den Körper. Die Bewegungen des Gebenden sind harmonisch, immer im Fluß – ruhig tanzend zieht er/sie seine uralten Muster in Spiralen, Kreisen, Wellen, halbmondförmig, pendelnd…. Vom bewußten Atem des Gebenden, der seine Bewegungen innig mit dem Atem koordiniert, wird der Empfangende in einen sanften ruhigen Fluß gebracht oder manchmal tänzerisch aktiviert und stimuliert. Durch geschlossene Lider sanftes Licht… die Ohren unter Wasser, die Nase natürlich draussen! Der Gleichgewichtssinn, die kinästethische Wahrnehmung, die propriozeptive/Selbst-wahrnehmung, die Raumlage-Wahrnehmung werden angeregt – der Körper ist ständig im Wandel. Neue Bewegungen, an Land kaum auszuführen, verblüffen und setzten alte Halte- und Bewegungsmuster ausser Kraft, fließend, strömend, beweglich-weich fühlt sich der Körper an… Vestibuläre Stimulationen, die ein Kind für die Entwicklung seiner Motorik braucht, finden andauernd statt: das ins Ohr ein – und ausströmende Wasser, Geräusche im Wasser, der Herzschlag, Summen, Singen, Musik geben vielfältige Reize. Der Kopf verändert häufig seine Lage, der restliche Körper wird in vielerlei Positionen gehalten und bewegt… Besonders Singen & Summen erhöhen das Gefühl von absolutem Aufgehoben-Sein und Geborgen sein und helfen beim Loslassen oder Tiefer gehen. Was ist nun, wenn der/die Empfangende durch das Getragen-werden im warmen Element, welches ja der Mondin, der Weiblichkeit, den Gefühlen zugeordnet wird, in Gefühle hineinkommt, die mit Schmerz und Trauer, Wut & Angst zusammenhängen? Wenn sich erst seine körperlichen Blockaden gelöst haben und er/sie sich erlaubt- aus der Tiefe seiner See-le (Saiwa-la: indogermanisch) Erinnerungen oder Bilder hochsteigen zu lassen, die da unten geschlummert und ihn/sie geführt, bestimmt haben – unbewußt!? Dann braucht es eine/n liebevollen annehmende/n kompetenten Begleiter/in, die einfach da ist, hält, tröstet, nicht interpretiert, manipuliert – die den Schmerz erlaubt, die Trauer, die sogenannten negativen Gefühle und hilft, diese auszudrücken… Sind diese Gefühle erst einmal über unsere Bewußtseinsschranke getreten, können wir sie anschauen, verabeiten und dann wieder dem Wasser übergeben. In seiner reinen, bedingungslosen Liebe hat es die großartige Fähigkeit, Dunkles, Schmutziges, Negatives aufzulösen und zu transformieren… da, wo der Schmerz ist, liegt auch die Heilung der Gefühle. Wenn nun der gebende Partner nach viel schützender, nährender Nähe und mannigfaltigen lösenden, lockernden, stimulierenden Bewegungen das „Wasser-Baby“ zum Fließen gebracht hat, bewegt er/sie es immer freier, bis dahin, wo der im Wasser liegende Mensch spürt, daß seine körperlichen Grenzen sich beginnen aufzulösen und er die Grenze (wo das Wasser beginnt – seine Haut), kaum noch wahrnimmt. Da entsteht eine nie gekannte Weite und Freiheit und gleichzeitig ein totales Verbundensein mit dem umgebenden Element Wasser. Auch mit dem Menschen, der ihm das Watsu gibt, mit der “Mutter Erde”und allen ihren Wesen – bis hin zu einem kosmischen Glücksgefühl (im Idealfall), das sonst so unerreichbar oder nur durch lange Meditation mühsam zu eringen ist – Verbundenheit entsteht und EinsSein. So an Leib und Seele bewegt, gelöst und gestärkt kehren wir gemeinsam zurück auf den Boden, die Erde – setzen vorsichtig unsere Füße, spüren die Schwerkraft wieder und staunend öffnen wir unsere Augen. Schauen einander sanft und behutsam an – Willkommen Homo Delphinus, Homo Aquaticus. Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. 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