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Bierleichen

Bierleichen

Titel: Bierleichen

Author: Su Turhan

Verlag: Knaur TB

Preis: 8,99

ISBN: 978-3426513644

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Krimikurzweil

Der 1966 in Istanbul geborene und inzwischen als Regisseur in München lebende Su Turhan beglückt seinen „Kommissar Pascha“ direkt zu Anfang des Krimis mit zwei Opfern: Der schönen toten Bierkönigin ohne Unterwäsche, aber mit Dirndl, und dem abstinenten türkischen Hilfsarbeiter einer Brauerei, der mit 3,2 Promille im Blut in einem Münchner Brunnen dekorativ als Leiche herumdümpelt. Neben Leidenschaft und Betrug als Tatmotiven taucht ein weiteres auf, denn man will sich an einem bayrischen Heiligtum vergreifen: der Bierbrauerei. Denn der pedantische türkische InvestorBayrak will die 300 Jahre alte Münchner Brauerei, in der beide Opfer arbeiteten, abreißen, nach Istanbul verfrachten und dort in Betrieb nehmen lassen. Verständlich, dass da die Volksseele überkocht…

Die Handlung schließt quasi nahtlos an den ersten Band an und die Leser/innen begegnen wieder dem erfolgreichen deutsch-türkisch zusammengewürfelten Team. Es ist Sommer – wenn auch ein diesiger -, islamische Fastenzeit und der Sonderdezernatsleiter Zeki Demirbilek leidet. Aber so richtig. Und seine Laune bekommt auch so ziemlich jeder ab. Ist er als Hauptfigur auch sonst schon aufbrausend veranlagt, tun ihm die letzten Tage des Ramadans schon gar nicht gut. Müde fühlt er sich, ermattet, hungrig, und er ringt mit den Ermittlungen. Weigert sich aber standhaft, das Fasten vorzeitig zu brechen. Neben allen anderen Versuchungen wird jetzt auch noch in einer beliebten Münchner Brauerei ermittelt. Nach und nach tauchen weitere Tote auf und zu allem Überfluss ist auch noch Selma, Zekis große Liebe und die Mutter seiner erwachsenen Zwillinge, wieder in München, ohne sich jedoch bei dem aufbrausenden Kommissar mit den Pascha-Allüren gemeldet zu haben, der jetzt von Eifersucht getrieben wird.

Fazit: Su Turhan lässt hier wieder auf allen Seiten Spießigkeit, religiöse Ansichten, verkrusteten Traditionalismus, Alltagsrassismus aufeinanderprallen. Das wirkt jedoch stellenweise etwas zu angestrengt gewollt. „Bierleichen“ ist ein schöner und auch kurzweiliger Nachfolgeroman, allerdings nicht mit der Leichtigkeit und Spannung geschrieben, wie sie der Auftaktroman zur Serie hatte – an dem sich der Krimi ja messen lassen muss. Schon eingeführte Figuren wirken teils etwas blass, bleiben schal zurück, zeigen plötzlich unsympathische Ecken oder verhalten sich atypisch. Auch in der sich etwas zerfasernden Handlung finden sich kleine unlogische und irritierende Feinheiten. Das ist gut bei Zeki Demirbilek direkt zu sehen: Er ist kein angenehmer Zeitgenosse, hat aber einfühlsame Züge. Im ersten Band rundeten diese das Bild ab, hier bleiben sie weitgehend auf der Strecke. Die Bücher leben zudem von dem inneren Spagat zwischen Kulturen und Ländern und von Demirbileks Privatleben. Im Vorgängerbuch gab es hier zahlreiche Entwicklungen, während jetzt quasi emotionaler Stillstand herrscht und die ins Rollen gekommene Handlung fast total stockt. Während man damals sofort nach dem zweiten Krimi greifen wollte, stellt sich das Gefühl hier leider nicht so ein. Aber dennoch: Die Spannung auf Fortsetzungen bleibt.

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