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Die Narzissmusfalle

Die Narzissmusfalle

Titel: Die Narzissmusfalle

Author: Reinhard Haller

Verlag: Ecowin

Preis: 21,90

ISBN: 978-3711000378

Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung

Spieglein, Spieglein…

Narzissmus – fast jeder kennt das Wort. Doch was ist es genau? Eine akute Selbstliebe, die zu blinden Flecken bei der Sicht auf das eigene Ich führt. Und die durchaus auch Sadismus, mangelnde emotionale Intelligenz und Gefühlskälte im Gepäck hat. Der (nicht immer ganz unumstrittene) österreichische Psychiater und Neurologe Reinhard Haller sieht den Narzissmus nicht nur als psychische Störung, sondern als psychische Urkraft, die jedem gegeben ist und zum Positiven wie Negativen Verwendung finden kann. Narzisstisches Verhalten als grundlegende Kraft ist also nicht per se schlecht, sondern sogar eine Notwendigkeit – aber eben in einem gewissen Rahmen. Alles folgt einer gewissen Kräftebalance und so gibt es den gesunden, positiven und den kranken und damit negativen Narzissmus. Nicht jede narzisstische Verhaltensweise führt also zu einem wutentbrannten Amoklauf. Diese Urkraft ist eben auch die Grundlage für Selbstliebe, Selbstbehauptung und Ich-Stärke. Erst wenn der Narzissmus krankhaft wird, wird er laut Reinhard Haller zu einer der schillerndsten und faszinierendsten, aber vor allem auch am schwierigsten behandelbaren Störungen, die auch Psychiater in die Verzweiflung treiben kann.

In seinem Buch bietet er eine lange Liste an aus dem Leben gegriffenen Beispielen für narzisstische Störungen. Die Leser/innen soll durch diesen Spiegel, der ihnen damit vorgehalten wird, analytisch Mitmenschen und auch sich selbst erkennen können. Die Grundlage der Störung umfasst er mit vier Merkmalen: Egozentrizität, Empfindlichkeit, Empathiemangel und Entwertung. Er konstatiert zudem, dass diese Form der Egomanie auf einem gestörten Selbstwert beruht, und dass Narzismus niemanden verschont und auch vor Experten zum Thema nicht halt macht.

Reinhard Haller stellt auch die Frage, ob Narzissmus – um in unserer heutigen Gesellschaft voran zu kommen – nicht sogar ein gewünschtes oder bewundertes Übel ist und hebt hervor, dass Macht immer korrumpiert und Narzissmus extremst begünstigt. Abschließend gibt es noch eine „Narzisstengalerie“, in denen die verschiedenen gängigen Typen und die Deckmäntelchen, unter denen sie sich verstecken können (Heiligkeit, Pflichtbewusstheit, Freundlichkeit und Liebe, Bescheidenheit und Stolz) beschrieben werden.

Fazit: Spannend, spannend, spannend. Gut erklärt – manchmal auch mit einem Augenzwinkern – und sprachlich treffend – besonders seine Übertragung des Narziss- Mythos in unsere Zeit. Stellenweise wiederholt er sich, ansonsten aber eine hervorragende Lektüre für Menschen, die in der Lage sind, auch mal ihr eigenes Selbst und ihre Handlungen zu reflektieren, und quasi in den Spiegel des Narziss, aber unter das Offensichtliche blicken können. Augen öffnend für zwischenmenschliche Mechanismen und die Egozentriker um einen herum.

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