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Gott, du sag mal!

Gott, du sag mal!

Titel: Gott, du sag mal!

Author: Alf Kjetil Walgremo

Verlag: Gabriel Verlag

Preis: 11,90

ISBN: 978-3522303279

Link: Bestellen bei Lehmanns Fachbuchhandlung

Kindliche Sinnsuche

Der norwegische Journalist und Kritiker Alf Kjetil Walgermo lässt in seinem Buch die kleine Maria zu Gott sprechen. Der Text liest sich wie tagebuchartige Abendgespräche. Maria muss sich in einer neuen Welt zurechtfinden. In einer, wo Mama und Papa bei einem Unfall gestorben sind und sie jetzt bei ihren Großeltern lebt. Aus ihrer Sicht schildert sie die letzte Begegnung mit der schwerverletzten Mutter im Krankenhaus. Mit wenigen Worten, voller kindlicher Naivität und ohne die Tragweite der beschriebenen Ereignisse wirklich zu begreifen, berichtet sie aus ihrer Perspektive. Gerade das unterstreicht besonders die Hilflosigkeit und den für sie unfassbaren Verlust. Durch Marias Gedanken begleitet man als Leserin und Leser den Trauerprozess einiger Monate. Ein Prozess, der sich wahrscheinlich nicht so sehr von dem erwachsener Menschen unterscheidet. Wut ist da, sie prangert an und bringt die klassische Theodizeefrage aufs Tapet: Wenn Gott allmächtig ist – wie konnte er dann zulassen, dass die Eltern sterben? War es vielleicht eine Bestrafung? Ist Gott rachsüchtig? Ist gar sie, Maria, irgendwie daran schuld? Hat sie etwas falsch gemacht und deswegen sind Mama und Papa gestorben? Oder war ihr Tod etwa ganz sinnlos? Einfach so? Behutsam fasst Alf Kjetil Walgremo die wunde Kinderseele in Worte. Und liebevoll fängt die in München lebende Illustratorin Eva Schöffmann-Davidov die herzzerreißende Atmosphäre und das innere Ringen um Verständnis in ihren wunderschönen verzaubert-bunten Bildern ein. Die Zeichnungen fügen sich wirklich als perfekte Ergänzung zum Text und lassen ihn so noch intensiver wirken. Am Ende des Buches ist nicht wieder alles heil und Mama und Papa sind immer noch tot, aber Maria und ihre Großeltern scheinen nach dunklen Monaten und trotz aller Liebe zu den Verstorbenen und dem immerwährenden Gefühl des Vermissens vorsichtig wieder zu sich zu finden. Eine Heilung hat eingesetzt, die Normalität ist anders, aber man kann mit ihr und der Trauer leben lernen und trotz Traurigkeit auch wieder unbeschwert lachen, das Herz durchatmen lassen, Freude empfinden und mit selbiger an die Verlorenen zurückdenken.

Fazit: Ein fraglos wunderschönes Buch, das einem in der Einfachheit und Tiefe der Gefühle und Gedanken heftig ins Herz schneidet. Das Thema Tod ist wichtig in unserer tabuisierten Gesellschaft, die die Trauer um den Verlust gerne ausklammert. Allerdings ist dies auch kein normales Kinderbuch, das man einfach so unkommentiert unter den Tannenbaum legen und das Kind damit allein lassen kann. Sicher sollte der Tod und die Verarbeitung dessen ein Teil der Normalität sein, aber wenn Erwachsene dies kaum schaffen, wie sollte ein Kind dies unvorbereitet und allein tun? Auch wenn es „nur“ als Lesebuch und nicht zur realen Trauerbegleitung gekauft wurde: Gemeinsam lesen, darüber sprechen und es verarbeiten wäre hier der Rat. Sicherlich – trotz Schönheit des Buches – auch eine Aufgabe für die Erwachsenen.

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