Edito 26. Oktober 2016 Allgemein Vor über zehn Jahren passierte etwas, das mir komplett den Boden unter den Füßen wegzog und jegliches Gefühl von Sicherheit im Leben pulverisierte. Etwas, das man medizinisch als Psychose bezeichnen würde, was ich aber – erst Jahre später – als eine Nachstellung meiner nicht verarbeiteten Geburt erkannte, bei der ich gestorben bin (ich wollte nicht auf diese Welt und habe mir die Nabelschnur um den Hals gelegt) und wiederbelebt wurde. Bei diesem „Vulkanausbruch“ wurden ungeheure Energien frei. Ich – wobei mein Ich-Bewusstsein dabei irgendwann total verschwand, ich erinnere mich nur noch an Bruchstücke – habe dabei ein Hotelzimmer komplett zerlegt und versucht, mich umzubringen. Nach mehreren Monaten Psychiatrie musste ich – zurück im Alltag – alles neu lernen. Schon Gehen auf der Straße konnte Angst auslösen. Bis ich wieder Bus-, U-Bahn- und vor allem Liftfahren konnte – alles Situationen, die dem Eingesperrtsein im Geburtskanal gefühlsmäßig ähneln und Angst auslösen können –, brauchte ich Jahre, da mich schon die bloße Vorstellung daran an den Rand einer Panikattacke brachte. Und doch habe ich in der Folge dieses Crashs unglaublich viel Hilfe und Unterstützung erfahren. Ich spüre in mir zwar immer noch eine existenzielle Unsicherheit, die sich unter anderem in dem Gefühl manifestiert, dass nichts mehr nachkommt und ich unter den Brücken lande, wenn ich etwas von mir weggebe – doch auch das heilt Stück für Stück. Letztens ging ich an einem Obdachlosen vorbei, der völlig ins sich zusammengesunken an einem Gitter saß. Normalerweise gebe ich fünfzig Cent oder auch mal einen Euro, in diesem Moment konnte ich mich zu zwei Euros durchringen und der Mann schaute mich daraufhin total überrascht an. Meine Güte, dachte ich: Wie wenig braucht es manchmal, um einen Lichtstrahl in das Leben eines Menschen zu bringen, der ihm zeigt, dass das Dasein doch nicht so mies ist. Ich weiß nur: Ich habe damals jeden Lichtstrahl gebraucht, um aus meiner Hölle rauszukommen. Ich hoffe, ich finde bei der nächsten Begegnung mit einem Obdachlosen die innere Kraft, mich von einem Zehn-Euro-Schein zu trennen. Weil „Lichtstrahlen“ verbreiten einfach Freude und Bewegung bringt – in jeder Richtung. Jörg Engelsing Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.