Wenn ich momentan die Nachrichten lese, pirscht sich manchmal der Gedanke an mich heran, dass der aktuelle Kriegswahnsinn irgendwann auch Europa erfassen könnte. Dieser Wahninn mit all seiner Brutalität ist allerdings menschengemacht. Das heißt aber auch: Wir können grundsätzlich mit dieser äußeren und inneren Zerstörung aufhören – sofort. Nur anscheinend nicht auf der Stufe, auf der sich das menschliche Bewusstseins kollektiv befindet. Was würde es brauchen, um all dem ein Ende zu bereiten?

Es benötigt ganz grundsätzlich das Gefühl der Verbundenheit mit dem Leben. Was heißt das? Freude, Trauer, Mitgefühl – all dies sind Emotionen, die uns mit einem bestimmten Aspekt des Lebens verbinden. Ich kann mich nur über den Frühling mit all seinen Farben freuen, wenn ich mit mir und den Bäumen, Blättern und Blumen verbunden bin, wenn ich das alles an mich heran- und in mich hereinlassen und fühlen kann. Erst wenn ich mich auf diese Weise mit dem Leben verbunden fühle, kann ich überhaupt die Menschen um mich herum – fühlend – wahrnehmen.

Und dann sehe ich, dass sie genau aus dem gleichen Stoff gemacht sind wie ich – mit ähnlichen Problemen, Ängsten, Schmerzen und Konditionierungen. Lasse ich mich davon berühren, brechen all die Feindbilder zusammen und ich sehe mich im Du und das Du in mir. Schaue ich mich so um, dann bin ich doch etwas skeptisch, dass wir das mit den Generationen hinbekommen, die heute vierzig Jahre und älter und „am Drücker“ sind. Diagnose: zuviel Psycho-Müll in System. Nur: Wenn die ganzen apokalyptischen Kinofilme – die ja auch ein Abbild der kollektiven Psyche mit all ihrer Angst und ihrem Hass sind – nicht Wirklichkeit werden sollen, bleibt uns nichts anderes übrig, als die Psychobesen rauszuholen und die Seelenputzlappen zu schwingen.

Denn nur wenn wir ein gewisses Maß an innerer Freiheit und Gleichmut realisieren können, sind wir fähig, unseren Kindern andere, positive Werte vorzuleben. Dann wählen sie nicht alle vier Jahre die gleiche Perspektivlosigkeit und Endlosschleife, sondern folgen lieber mit aller Kraft einer Vision der Verbundenheit – auch wenn diese auf den ersten Blick vielleicht wenig erfolgversprechend scheint. Möglicherweise gibt es für diesen Planeten nur eine Chance: unsere Kinder.

Jörg Engelsing

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Innenweltreisender, Redakteur der SEIN.

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