„Freedom is just another word for nothing left to lose“ sang Janis Joplin vor fast 50 Jahren. Weise Worte. Denn wenn ich irgendetwas unbedingt haben oder behalten will, wenn ich es absolut brauche, damit es mir gut geht, dann bin ich davon abhängig, In einer normalen Ausprägung nennt man das Bedürftigkeit, im Extrem Sucht. Freiheit heißt im Umkehrschluss, nichts zu brauchen und mit allem prinzipiell okay zu sein. Freiheit kann darum nur durch Annehmen, Hingabe, ein Ja zum Leben entstehen – in jedem Moment. Und ein echtes Ja zum Leben ist Liebe.

Darum ist die einzige Freiheit, die es gibt, bedingungslose Liebe. Und das schließt wirklich alles mit ein. Auch die eigene Lieblosigkeit oder die der anderen will geliebt werden – alles ist aus dem Blickwinkel der Liebe richtig und göttlich. – Letztens ging ich an einem See entlang und durch einen Wald. Auf einmal machte es auf. Ich fühlte mich mit allem verbunden, spürte die unglaubliche Kraft des Waldes und merkte, dass ich in diesem Zustand der Öffnung von der Natur mit jeder Menge heilender Energie versorgt werde. Zwei riesige Bäume hundert Meter vor mir strahlten eine solche Stärke aus, dass ich mich fast vor diesen Wesenheiten niederknien wollte.

Ich spürte in allem Bewusstsein und Intelligenz. Auf einer Insel im See standen eine Reihe großer Bäume, die zusammen mit der Insel eine unglaubliche Liebe ausstrahlten. Ich war sehr berührt von diesem wunderbaren Geschenk. Drei Tage später wanderte ich an einem Fluss in einem Naturschutzgebiet entlang, auch hier war die Natur wunderschön. Nur: Keine Öffnung bei mir, sondern die gewohnte Abtrennung, das Gefühl, außerhalb von all dem zu sein. Ich versuchte, mich zu entspannen, mich hinzugeben – nichts geschah. Irgendwann gab ich mein Bemühen auf und sagte mir: Es ist, wie es ist. Da ist Getrenntsein, Spannung, Widerstand. Und dies ist eben im Moment das, was es zu erfahren gilt. Für wenige Sekunden konnte ich mich diesem Trennungs- Jetzt hingeben und spürte, wie es wieder aufmachen wollte.

Aber leider entstand daraus bei mir wieder ein Wollen und Tun und die Tür verschloss sich sofort. Und ich verstand auf einer tiefen Ebene: In Freiheit und Liebe zu sein heißt, auch mit dem Verkrampftsein, mit dem Getrenntsein, mit dem Widerstand okay zu sein.

Jörg Engelsing

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Innenweltreisender, Redakteur der SEIN.

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