Was tun, wenn das Leben nicht mehr so funktioniert wie gewohnt und die Begrenzungen um uns herum sich immer enger zusammenziehen? Mit dieser Frage müssen sich momentan viele Menschen auseinandersetzen. Manche dürfen sich noch mit Randerscheinungen wie Diskussionen übers Maskentragen beschäftigen, andere trifft das Pendel des Wandels mit voller Wucht – und holt nicht wenige von den Beinen, wenn sie beispielsweise ein Restaurant besitzen, dessen laufende Kosten sie ohne Einnahmen einfach nicht mehr auffangen können. Was früher Einzelfälle waren, häuft sich. Aber wie wäre es, wenn es letztlich darum geht, dass wir tatsächlich auf unserem seit Jahrzehnten eingetretenen Weg, auf dem wir uns mit möglichst risikofreien Schritten entlanghangeln, straucheln und vielleicht sogar zusammenbrechen? Denn was da Stück für Stück zusammenbricht, ist ja nicht wirklich das, was uns im Innersten ausmacht, sondern unsere Angst, dass das Leben uns nicht auffängt, wenn wir fallen. Mit dieser Angst sind wir identifiziert, diese Angst sind wir. Ohne dass wir es meist merken, kontrolliert sie unser Leben, redet uns ein, dass wir das eine nicht können, das andere nicht dürfen, ein weiteres aber unbedingt müssen, damit nicht irgendein Elend passiert, das uns überfordert und bedroht. Die meisten von uns sind kaum mehr als ihre eigene Kontrolle – und ihre Komfortzone, der Raum, in dem sie sich tiefenentspannt und freudig bewegen können, tendiert gegen null.

Vielleicht zieht uns das Leben genau darum den gewohnten Boden unter den Füßen weg, damit wir erkennen, dass wir auch in der Haltlosigkeit gehalten sind. Genau mit diesem Gedanken stehe ich momentan von morgens bis abends in einer ständigen Auseinandersetzung, weil ich mich zeitweise wie gelähmt fühle und nur sehr begrenzt fähig bin zu arbeiten und meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dieser Verlust der Kontrolle über mein Leben verunsichert mich total, bringt Verzweiflung an die Oberfläche, was die Situation noch verschärft. Nur: Jedes Ausweichen ist sinnlos. Es bleiben nur Hilflosigkeit, Ohnmacht, Angst und Schmerz, denen ich mich öffne, so gut ich es kann. Was mir hilft, ist der Gedanke: Ich bin nicht allein. Ich habe einen besten Freund, der im wahrsten Sinne des Wortes ein Waffenbruder auf diesem spirituellen Weg ist. Ohne ihn und die Wahrnehmung, dass er genau die gleichen Prozesse durchmacht wie ich, wäre ich wohl schon längst in die Knie gegangen. Vielleicht zeigt uns diese Zeit auch: Wir müssen es nicht alleine schaffen. Es ist in Ordnung, wenn wir um Hilfe bitten und uns Hilfe suchen, egal wie schwach, wertlos, ausgestoßen und ungenügend wir uns fühlen. Also: Come together – die nächste Stufe der Bewusstseinsevolution erreichen wir vielleicht sowieso nur gemeinsam…

Jörg Engelsing

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Innenweltreisender, Redakteur der SEIN.

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