Der Weg nach Mekka

„Der Weg nach Mekka“ heißt die Autobiographie des Österreichers Leopold Weiss, der 1900 als Sohn jüdischer Eltern geboren wurde, 1926 zum Islam konvertierte und unter dem Namen Muhammad Asad bekannt wurde: Journalist und Schriftsteller, beteiligt an der Gründung Pakistans, ab 1952 UNO-Botschafter für diesen ersten islamischen Staat in New York, berühmt geworden schließlich als Übersetzer des Koran „in gerechte Sprache“.

Der Film folgt den Lebensspuren dieses Mannes vom „Museum der Religionen“ in Lemberg, seinem Geburtsort, in dem er nicht vorkommt, bis zu seinem Grab im spanischen Granada. Und er hört ehemaligen Weggefährten zu, die etwas zu Muhammad Asad zu sagen haben: Das sind erstaunlich viele, und sie reden mit einer Verehrung, einer Inbrunst, einem inneren Feuer von Muhammad Asad, dass das Schönste an ihnen selbst zu leuchten beginnt. Dieser Asad ist offenbar – nicht nur für bekennende „Asadianer“ – eine immer noch lebendige, gelebte Realität.

Es geschieht etwas Eigentümliches beim Zusehen, Zuhören: Der Fluss der fremden, aber so schönen, musikalischen, betörenden Worte gewinnt eine hypnotische Dimension jenseits der Bedeutungen. Die arabischen Sätze verschmelzen zu einem tonaler Sog, der von den Worten weg in die Stille weist und uns die Bilder auf den Straßen, aus der Wüste in vollen Zügen genießen lässt. Zwischen diesen Bildern, in den rhetorischen Zeugnissen, pulsiert eine religiöse Inbrunst, die uns erreicht und durch den Film, von einem Performer zum nächsten trägt.

Und sie trägt, der Sog wirkt, obwohl doch jeder etwas anderes sagt über Asad. Jeder und jede spiegelt immer nur sich selbst in einer Facette dieses offenbar großen Mannes. Gerade das ist hier, im Schatten Muhammad Asads, in Ordnung, macht den Reichtum und die spirituelle, die völkerverbindende Kraft dieses Films aus.

[läuft seit 27.11.2008 im Kino]

 

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