Es ist eine große Freude, Kinder zu beobachten, wie sie Stück für Stück staunend und neugierig die Welt erkunden. Vor kurzem hat unsere einjährige Tochter wieder einen neuen Gegenstand entdeckt – ein Glas. Sie nahm es in die Hand, untersuchte es genau, entdeckte die geometrischen Formen und versuchte ihre Zunge – so weit es ging – hineinzustecken. Und dann sah sie mein Handy. Eines ihrer Lieblingsobjekte (wahrscheinlich, weil der Papa so viel damit spielt – und es scheint irgendwie besonders zu sein, weil jeder es haben will). Sie nahm das Handy ins Visier und traf die Entscheidung, es sich zu schnappen. Im selben Moment ließ sie einfach das Glas los. Ohne sich weiter darum zu kümmern, ging sie zielgerichtet auf das Handy zu, um dies nun freudvoll zu erkunden.

Ich war erstaunt. Es gab kein Zögern, kein Abwägen oder Nachdenken. Sie folgte einfach ihrem Entdeckerdrang und der Freude auf das Neue. Sie schnappte sich das Handy und tippte zufrieden darauf herum. In einer darauf folgenden Meditation wurde mir das Lerngeschenk der Situation erst so richtig bewusst. Ich verstand, dass Kinder die Gabe haben, einfach loszulassen. Sie überlegen nicht, was alles passieren könnte … dass das Glas vielleicht weiterrollt, auf den Boden fällt und in tausend Scherben zerbricht.

Das sind die Ängste, die uns als konditioniertem Erwachsenen durch den Kopf gehen. Das führt schließlich dazu, dass wir alles kontrollieren und festhalten wollen für ein vermeintliches Gefühl der Sicherheit. Je mehr wir uns auf diese Angst-Szenarien fokussieren, desto mehr sind sie in unserem Geist. Und irgendwann sehen wir die Freude gar nicht mehr, sondern nur noch die Probleme. Wir tun auch nicht mehr das, was uns wirklich Spaß macht. Wir handeln aus der Angst und tun das Vernünftige. Etwas, bei dem nichts passieren kann. Ich habe mich nun entschieden, meiner Tochter diese Angstblockaden nicht zu „vererben“, sondern sie ihrer Freude nachgehen zu lassen. Meine Aufgabe als Papa ist es, ein wachsames Auge zu haben, bis sie selbst ein gesundes Urteilsvermögen für sich entwickelt hat. Das gibt ihr Mut, Neues anzugehen. Denn sie fühlt sich frei und gleichzeitig gehalten. Und so habe auch ich wieder gelernt loszulassen.

www.puretheta.de

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