Martina Pahr erklärt uns, warum uns Lachen gesund machen kann und warum Humor heilt.

„Ich lache nie. Ich lieb es nicht / mein ehrenwertes Angesicht / durch Zähnefletschen zu entstellen / und närrisch wie ein Hund zu bellen.“

Diese Worte legt Wilhelm Buch, eine der größten Humorquellen der deutschen Kultur, mit einem Augenzwinkern seinem „Philosophen“ im gleichnamigen Gedicht in den verkniffenen Mund. Für den Vater von Max und Moritz war es gar keine Frage: Wer lacht, hat mehr vom Leben. Doch während Meyers Konversationslexikon noch vor einem guten Jahrhundert, zu Zeiten Buschs, das Lachen als „eigentümliche Modifikation der Atembewegungen“ bezeichnet und damit wenig wertgeschätzt hat, weiß man heute, dass man mit einem gehörigen „närrischen Bellen“ auch der Gesundheit viel Gutes tut.

Die Businesswelt hat Humor jetzt ebenfalls entdeckt – als „Kompetenz“, „Ressource“ und wünschenswerten „Soft Skill“. Humorvolle Menschen wirken sympathischer und sind beliebter bei Vorgesetzten, Kollegen und Kunden. Humor bringt mehr Lebensfreude, befreit Kreativität, fördert Flexibilität und stärkt Gelassenheit. Mit Humor kann man nicht nur besser kommunizieren, sondern auch den eigenen Handlungsspielraum mental erweitern und letztendlich die Welt mit anderen Augen sehen. Wenn Sie Karriere machen wollen und sich zu humorlos dafür fühlen, können Sie also einfach ein Humor-Seminar belegen. Wenn Ihnen beim Anblick der Seminarkosten nicht gleich das Lachen vergeht…

Über die Kraft des Lachens

Es gibt die verschiedensten Arten des Lachens: distanziert, verlegen, schadenfroh… Das „beste“ Lachen ist das befreiende, offene, herzliche. Dabei ist es Ihrem Körper, so erstaunlich das klingt, ziemlich gleichgültig, ob Ihr Lachen echt oder gestellt ist. Es ist ein wenig wie beim Schlaf: Den imitieren wir ja auch solange, bis wir ihn angelockt haben. Und unser Körper reagiert auf Lachen auf der rein physischen Ebene – ohne dass wir etwas wirklich witzig finden – mit sämtlichen Begleiterscheinungen des echten Lachens. Bis wir dann, von uns selbst angesteckt, wirklich aufrichtig lachen. Mit diesem Ansatz arbeitet das Lachyoga, das vor zwanzig Jahren vom indischen Arzt und Yogalehrer Madan Kataria entwickelt wurde. Dessen Bestandteile bestehen aus Atmen-, Dehn, Yoga- und Lachübungen. Wenn man dabei dann noch die anderen Lachteilnehmer anschaut, wie sie gackernde Töne von sich geben, bleibt bald kein Auge trocken.

Wussten Sie übrigens, dass Lachtränen biochemisch ganz anders zusammengesetzt sind als Tränen aus Trauer oder Schmerz?

Beim Lachen werden Glückshormone (Endorphine) ausgeschüttet und Stresshormone (Adrenalin, Cortisol) abgebaut. Unser Gehirn muss nicht mehr denken und ganz ernst und vernünftig sein, sondern darf sich endlich mal ganz zweckfrei entspannten. Das erfrischt Geist und Gemüt und stärkt die Lebensfreude. Oder können Sie an Groll, Selbstmitleid oder Wut festhalten, während es Ihr Zwerchfell beutelt? Wenn man jedes Kichern und Gicksen mitrechnet, lacht ein Kind in der Regel rund 400 Mal am Tag – ein Erwachsener dagegen nur etwa 15 Mal. Schade, dass wir diese herrliche Fähigkeit, die nur uns Menschen geschenkt ist, so wenig für uns nutzen. Wie es schon Verhaltensforscher Konrad Lorenz auf den Punkt brachte: Wir nehmen den Humor heutzutage noch immer nicht ernst genug.

Sehr ernst nimmt ihn dagegen die Gelotologie. Diese Wissenschaft, die sich mit den Auswirkungen des Lachens auf physischer und psychischer Ebene beschäftigt, weiß heute: Lachen ist so gesund, dass man es eigentlich auf Rezept verschreiben müsste. Bevor es an die „harten“ Fakten geht, deshalb ein kleiner medizinischer Witz. Fragt der Arzt: „Wie alt sind Sie?“ Die Patientin: „50 Jahre.“ Der Arzt: „Wenn Sie gesünder leben würden, könnten Sie schon 60 sein!“

Wenn Sie jetzt gelacht haben, ist Folgendes in Ihrem Körper passiert:
Ihre Muskulatur hat sich entspannt. Ihr Puls ging schneller, was für einen Kreislauf-Kick und bessere Durchblutung sorgt. Zwerchfell, Leber, Galle, Milz und die Magen-Darm-Region werden massiert. Ihre Bronchien wurden erweitert. Im Blut wurden schmerzstillende, entzündungshemmende Stoffe produziert. Ihr Immunsystem wurde gestärkt. Der Botenstoff Dopamin wurde ausgestoßen – und der sorgt dafür, dass Sie sich ganz einfach wohl fühlen. Auf Dauer senkt regelmäßiges Lachen zu hohen Blutdruck und verbessert die Cholesterinwerte. Nicht zu vergessen die Anti-Aging-Wirkung durch das Training für die Gesichtsmuskulatur und den frisch durchbluteten Teint . Eine Minute Lachen kann eine Dreiviertelstunde Entspannungsübungen ersetzten; zwei bis drei Minuten bringen dem Körper so viel wie eine Viertelstunde Joggen, heißt es. Und ganz wichtig: Lachen aktiviert die Selbstheilungskräfte!

Humor und Gesundheit

Hier betritt der Humor ein Feld, auf dem er eigentlich „traditionellerweise“ nichts verloren hat: Das von Krankheit und Krankenhäusern. Ein Krankenhausaufenthalt stellt zumeist einen heftigen, schmerzhaften Einbruch in die Routine des Alltags, des Planbaren dar. Wir erkennen: Die beste Versicherung schützt uns nicht vor einem Unfall oder einer Erkrankung. Dazu kommt das Gefühl, die Kontrolle verloren zu haben und jetzt fremden Menschen und einer Krankheit, die man nicht versteht, ausgeliefert zu sein. Eine Studie des rheingold instituts in Köln mit 120 Patienten, Ärzten und Pflegekräften kam zu dem Schluss, dass auch hier dem Humor eine wichtige Rolle zukommt, indem er ein heilendes Klima fördert.

Dr. Eckart von Hirschhausen, Mediziner und Wissenschaftsjournalist, wurde als begnadeter Komiker und Autor bekannt, der es versteht, trockenes Fachwissen auf amüsante Weise zu vermitteln – im besten Sinne des Wortes „lachhaft“ und doch nachhaltig und tiefsinnig. Wer zwerchfell- und herzerfrischende Lektüre sucht, wird bei seinen Bestsellern wie etwa „Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ oder seinem neuen Programm „Wunderheiler“ fündig. Von Hirschhausen hat erkannt: „Es ist höchste Zeit, heilsame Faktoren wie Stimmung und „Seelenhygiene“ im Krankenhaus genauso ernst zu nehmen wie die Desinfektion. Denn Lachen ist ansteckend und gesund.“

Er gründete 2008 die Stiftung HUMOR HILFT HEILEN, die sich um die Ausbildung un den Einsatz von „Klinik-Clowns“ kümmert. Deren Arbeit – gerade, aber nicht nur für die kleinen Patienten – kann gar nicht überschätzt werden. Die Routine des Klinkalltags wird auf angenehmste Weise unterbrochen, das Kind von seinem Schmerz abgelenkt. Menschliche Nähe vertreibt die Angst vor Krankheit und Tod – für wenige Momente oder sogar nachhaltiger, weil das Kind motiviert wird, zuversichtlicher mit seiner Krankheit umzugehen. Emotionale Blockaden werden durch das Lachen gelöst, die Neugier angeregt – und das Kind erfährt durch ein herzhaftes Lachen, dass es nicht nur passiv erdulden muss, sondern über seinen Umgang mit der Krankheit die völlige Kontrolle hat. Das Ziel von HUMOR HILFT HEILEN ist es, Klinik-Clowns zum festen Bestandteil der Arbeit in Kliniken und Pflegeheimen zu machen. Zudem veranstaltet die Stiftung Humor-Schulungen für Ärzte und Pflegekräfte, unterstützt die Erforschung des Lachens durch Studien – und rückt ganz allgemein die Wahrnehmung von Lachen als echter Medizin ins Bewusstsein.

Hatten Sie heute schon Ihre tägliche Dosis an Lachen? Das Aussprechen des Vokals „E“ hebt die Stimmung, weil die erforderliche Mimik dem Lächeln so ähnlich ist. Probieren Sie es! Lächeln Sie sich selbst zu, wann immer Sie an einem Spiegel vorbeikommen. Nutzen Sie jede Gelegenheit zum Zwerchfelltraining. Und seien Sie ansteckend, indem Sie auch andere Leute anlachen. Wer mehr Bedarf hat: 2019 findet wieder der alljährliche HumorKongress in Basel statt.

Information und Inspirationsquellen:
www.humorhilftheilen.de
www.hirschhausen.com
www.humor.ch
www.humor.li
www.humorinstitut.de

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