Es gibt vieles, nach dem wir süchtig sein können: Drogen, Essen, Beziehungen, Sport, Arbeit oder Emotionen. Für alle, die etwas mit dem Thema Sucht und schlechten Gewohnheiten zu tun haben: Sucht ist ein Ruf deiner Seele. Dein Coach, der nach dir ruft. Deine Sucht ist dein Ratgeber und dein Richtungsweiser. Du kannst lernen, die Sprache deiner Sucht zu verstehen, und selbstbestimmt aus dem Rad der schlechten Gewohnheiten austeigen. Süchte sind nicht sinnlos. Sie sind eine Strategie, die du gewählt hast.

von Heike Schmidt

Sucht hat immer einen Sinn, eine Botschaft Ich kenne mich gut aus mit den Abgründen der Abhängigkeiten, Süchten und Drogen und bin einen weiten Weg gegangen. Über Jahrzehnte hinweg rauchte ich täglich 40 Zigaretten. Als ich aufhörte zu rauchen, trank ich, manchmal bis zur Besinnungslosigkeit. Viele Aufhörversuche scheiterten. Dass ein nüchternes Leben für mich ein attraktives und lebenswertes Leben sein könnte, voller Abenteuer und Lebendigkeit, das konnte ich mir lange nicht vorstellen. Viele Rückfälle waren nötig, um die Botschaften meiner Süchte zu verstehen und ein nüchternes Leben zu kreieren.

Was Nüchternheit für mich bedeutet

„Nüchtern – oh Gott, wie unsexy!“ haben mir einige Menschen gesagt, als ich ihnen erzählte, dass ich mich als Nüchternheitscoach für Frauen etablieren möchte. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Rausch!“ meinten andere. Ja, so dachte ich auch lange. Und genau diese Gedanken hielten mich gefangen in den Klauen meiner Sucht. Lange habe ich versucht, meine Sucht zu kontrollieren. Weniger rauchen, weniger trinken, weniger kiffen. Doch das geht bei einer Sucht nicht. Die Entscheidung, wirklich die Finger von meinen Suchtmitteln zu lassen, konnte ich lange nicht treffen. Doch echte Freiheit erfahre ich nur, wenn ich kompletten Verzicht übe. Und das bekommen wir in der Regel nicht zusammen: Echter Verzicht soll Freiheit sein? Ja! Ich erfahre, dass der Verzicht auf stoffliche und krank machende Substanzen und schädliche Handlungen mich nährt und stärkt. Ich komme mir näher und werde selbstwirksam. Das ist echte Selbstwertsteigerung. Ich gehe weiter auf meinem nüchternen Weg und finde immer wieder neue Gründe, um mich für diesen spannenden, erkenntnisreichen und herausfordernden Weg zu entscheiden.

Wie kann ein Suchtausstieg gelingen?

Vielleicht hast du gefühlt schon hundertmal probiert, mit dem Rauchen oder Trinken aufzuhören. Aber du bist mit deinen Vorsätzen immer wieder gescheitert. Oder du hast es noch nie probiert, weil du so viel Angst davor hast und einfach keine Idee, wie es gehen könnte. Oder du hast es mal spontan, aus einer Enge heraus probiert, nach dem Motto: „Jetzt ist aber Schluss!“ – und deine Aufhör-Spontanität hat dich nicht über ein paar Tage getragen. Meist bleiben nach einem gescheiterten Aufhörversuch Scham und ein schaler Geschmack in uns und wir speichern ab: „Gescheitert. Geht nicht. Kann ich nicht. Ist zu schwer.“ Dann dauert es oft sehr lange, bis wir erneut einen Aufhörversuch wagen. Daher ist eine gute Vorbereitung ein magisches Werkzeug, das wir als Grundlage für einen gelingenden Ausstieg unbedingt nutzen sollten. Es gibt Werkzeuge, die dein Verständnis für dich stärken und dir den Boden für einen nachhaltigen und gelingenden Ausstieg aus der Sucht bereiten:

Tool 1: Sei bereit, Zeit in die Vorbereitung zu investieren

Mit welcher Haltung du deine Reise beginnst, ist sehr entscheidend für deinen Erfolg. Du kannst dir das vorstellen wie Gartenarbeit: Wenn du einen schönen Blumengarten anlegen möchtest und findest ein Feld vor mit Steinen, Unkraut und Chaos, dann ist es klar, dass du erst mal den Boden bereiten musst, um eine Grundlage für deine Blumensaat zu schaffen. So ist es auch mit einer Sucht. Bereite deinen neuen Weg gut vor.

Tool 2: Entwickle einen neuen Blick auf dich und wer du sein möchtest ohne deine Sucht

Kannst du dir vorstellen, wer du ohne deine Droge bist? Wie fühlst du dich? Wie sprichst du? Was machst du? Wir lernen am besten mit Bildern, Emotionen und Vorstellungen. Ich konnte mir sehr lange überhaupt nicht vorstellen, wie mein Leben ohne Rauchen, Trinken und Kiffen aussehen könnte. Wenn ich daran dachte, gab es nur Panik. Ich hatte keine Idee, wie ich eine Verhaltensänderung kraftvoll und nachhaltig vollziehen kann. All die Aufhörtricks und kalten Entzüge halfen mir nicht, sondern brachten mich noch tiefer in Scham, Schuld und Abhängigkeit. Ich brauchte einen Perspektivwechsel – eine Idee von einem nüchternen Leben, das ich attraktiv und anmachend fand. Mit kreativem Visualisieren, EFT, Schreiben und Meditation träumte ich mich in meine neue Welt.

Tool 3: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

Stell dir vor: Mit deiner Sucht aufzuhören ist kein schreckliches Drama, sondern der Beginn eines neuen, wunderbaren Lebens. Stell dir vor, wie du Engpässe ohne dein Suchtmittel meisterst. Konfrontiere dich mit der Möglichkeit zu scheitern und male dir aus, wie du damit gut umgehst. Träume dich in dein neues, nüchternes Leben. Mit Hilfe von Traumreisen, Schreiben und Visualisieren kannst du deine neue Vorstellung festigen und deine Zukunft wird sich dir entgegenneigen.

Tool 4: Finde deinen Motivations-Schlüssel

Mein Motivations-Schlüssel war Erfolg. Ich stand an einem Sommertag in meinem Hof, schliff Fenster ab und trank dabei ein Bier. In mir waren Enge und Unzufriedenheit. Ich befand mich mal wieder in einer Konsumierschleife. So viel hatte ich in meinem Leben erreicht. So viele Ziele und Träume verwirklicht. Und doch war ich immer wieder unglücklich und betäubte dieses Unglück mit Alkohol. Es war ein Tag, an dem ich viele Flaschen Bier trank. In der Nacht wachte ich schweißgebadet auf und mir wurde klar: Kein weiterer Erfolg auf dieser Welt würde mich jemals glücklich machen. Seit Jahren umschlich ich das Thema Alkohol und wollte die Entscheidung der endgültigen Abstinenz nicht treffen. Die Frage: „Was ist Erfolg für mich?“ hatte ich mir schon so oft gestellt. Immer gab es Dinge im Außen, die ich noch erreichen wollte. Erfolgreich durch Zielerfüllung. In dieser Nacht erkannte ich etwas Neues: Erfolgreich leben heißt für mich ein nüchternes Leben leben. Alles andere machte keinen Sinn mehr. Nicht mehr, weiter, schneller…. Nur noch nüchtern. Auf dieser Grundlage, so ahnte ich, würde sich alles Weitere entwickeln. – Was ist dein Motivationsschlüssel?

Tool 5: Bedürfnisse erkennen – komm dir näher

Was hast du dir bisher über das Konsumieren befriedigt? Welche Gefühle stehen hinter dem Konsum? Bei mir war es zum Beispiel der Wunsch nach Verbundenheit, der Wunsch nach Anderssein, aus der Masse raustreten, mich vom Bürgertum distanzieren, Freundschaft leben, feiern, meine Unsicherheit nicht spüren. Wenn du beginnst, dich selbst in deiner Sucht zu verstehen, dann ist das wie nach Hause kommen. Ein Vorhang wird gelüftet und du kommst dir selbst näher. Du setzt einen Prozess der Selbsterkenntnis und der Selbstliebe in Gang. Und ja, es ist schmerzhaft, auf bestimmte Punkte zu schauen, und es ist gleichzeitig sehr befreiend.

Tool 6: Hole dir Unterstützung – werde sichtbar

Es gibt Selbsthilfegruppen, Klinken, Therapeuten, Bücher, Freunde. Egal wo du beginnst, beginne! Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. –Was ist dein erster Schritt? Ich hatte einen Traum. Die Reise in eine neue Welt. Als ich aufhörte zu rauchen, hatte ich einen Traum: ich wollte frei sein. Als ich aufhörte zu trinken, hatte ich einen Traum. Ich wollte tief, wahrhaftig und authentisch leben und meinen eigenen Lebenssinn finden. Und genau mit diesem Traum vom nüchternen Leben, das viel, viel mehr ist als trockene Abstinenz, möchte ich Betroffene in Berührung bringen. Ich möchte den Menschen und insbesondere den Frauen Mut machen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und ihre Sucht als Herausforderung anzunehmen. Dort, wo der größte Schatten ist, ist auch das größte Licht. Ich selbst habe erfahren und erfahre es noch immer: der Weg der Nüchternheit schenkt dir viel Entwicklungspotenzial und hält Schätze für dich bereit. Ich hatte einen Traum. Ich Heike, bin ein Nüchternheitscoach für Frauen und genieße die Schönheit meines Lebens jeden Tag. Ich unterstütze Frauen, sich ein nüchternes, selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben zu kreieren.

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