Bis 2025 wird der digitale Datenverkehr acht Prozent des globalen CO2 Ausstoßes verursachen. Zeit für radikal nachhaltige Webseiten wie die des Solar Low-Tech Magazines.

Durch Homeoffice und Videokonferenzen wird zwar viel Energie gespart, die durch Reisen verursacht wird. Die Emissionen durch den digitalen Datenverkehr werden aber steigen – von derzeit knapp vier Prozent auf acht Prozent im Jahr 2025. Die komplette Informations- und Kommunikationstechnologieindustrie wird im gleichen Zeitraum für bis zu 20 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich sein.

Es gib dafür eine Reihe von Ursachen: von der kurzen Lebensdauer der Produkte (die durch die geplante Obsoleszenz, also die vom Hersteller geplante verkürzte Lebensdauer eines Produktes, noch verstärkt wird) über die riesigen Energiemengen, die für die Herstellung von Mikrochips benötigt werden, bis hin zu den erschreckend niedrigen Recyclingraten für elektronische Güter. Ein Großteil des benötigten Stroms wird jedoch nicht von den Geräten selbst verbraucht, sondern für den Betrieb und die Wartung der physischen Infrastruktur, die dem Internet zugrunde liegt. Jede einzelne Online-Aktion wird über riesige und komplexe, ressourcenintensive Netzwerke an Server geschickt, die Informationen speichern und abrufen. Um die gigantischen Serverfarmen zu bauen, zu betreiben und vor Überhitzung zu schützen, werden riesige Mengen an Energie benötigt.

Das Internet verbraucht bereits heute etwa dreimal mehr Energie als die gesamte (derzeitige) Kapazität von Wind und Sonne weltweit. Und der digitale Energieverbrauch wächst schneller als die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Zeit also für radikal nachhaltige Webseiten wie die des Solar Low-Tech Magazines. Der Betreiber des Magazins hat aufgrund dieser Problematiken eine kompakte, zu 100 Prozent solarbetriebene Webseite erstellt. Diese wird nicht wie andere solarbetriebene Webseiten über das Stromnetz oder andere Energiequellen gesichert. Das bedeutet: Wenn die Sonne für längere Zeit nicht scheint, dann geht die Seite einfach offline.

Dass seine Webseite bei Bewölkung oder nachts einfach offline geht, sieht der Betreiber nicht als ärgerlichen Nebeneffekt des Projekts, sondern es sei ganz entscheidend, dass sie das tut. Denn das sei eigentlich eine der wichtigen Botschaften hier. Die Geschäfte seinen auch nicht immer geöffnet. Warum sollte eine Webseite immer verfügbar sein? Er glaube, dass einer der Hauptgründe, warum der Energieverbrauch des Internets so schnell zunehme, in der Erwartungshaltung liege, jederzeit auf alles zugreifen zu können. Diese Erwartung sei aber – das müssen wir uns vergegenwärtigen – noch recht jung. Vor zehn Jahren sei man nur online gewesen, wenn man an deinem Schreibtisch gesessen habe. Seit der Einführung von Smartphones und drahtlosem Internet seinen die Menschen ständig in Verbindung. Und das sei ein Problem für den Energieverbrauch, aber es habe auch viele soziale und psychologische Folgen.

Dass seine Webseite solarbetrieben ist, ist laut Betreiber aber nicht ihr wichtigster Aspekt. Wichtiger ist ihre Leichtbauweise. Bilder und Videos sind die datenlastigsten (und damit energieintensivsten) Elemente des Internets und sie haben zu einer Verfettung von Webseiten beigetragen, deren durchschnittliche Größe sich zwischen 2011 und 2017 mehr als verdreifacht hat. Auf der Solar-Webseite gibt es deshalb keine Videos und sämtliche Bilder sind in Graustufen und mit einer Technik namens Dithering komprimiert. Darüber hinaus ist die Webseite statisch, was bedeutet, dass sie als einfacher Satz von Dokumenten auf der Festplatte des Servers existiert. Die meisten Webseiten sind heutzutage dynamisch, was wiederkehrende Aktualisierungen erfordert, wenn die Seiten besucht werden.

Es sei wichtig, sich daran zu erinnern, so der Betreiber, dass das Internet kein autonomes Wesen sei. Sein wachsender Energieverbrauch sei die Folge tatsächlicher Entscheidungen, die von Software-Entwicklern, Webdesignern, Marketing-Abteilungen, Verlegern und Internet-Nutzern getroffen werden. Mit einer leichtgewichtigen, netzunabhängigen, solarbetriebenen Webseite wolle man zeigen, dass auch nachhaltige Entscheidungen getroffen werden können.

Hier geht’s zur Webseite: www.lowtechmagazine.com

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