Wir sind alle miteinander verbunden. Danach auch zu handeln, hat noch nicht alle erreicht. Es gibt genug Mittel, dies in Gang zu setzen.

von Aman

Vor ein paar Tagen hatte ich in einem Dorf in Brandenburg eine denkenswerte Begegnung. Im Ort befindet sich ein großes Landgut mit allerlei Wirtschaftsgebäuden, Stallungen und einem schönen alten Gutshaus. Vor diesem Gebäude stehen zwei mächtige Eichen. Eine links und eine rechts und jede von ihnen mehr als 200 Jahre alt. Eine ältere Dame, die in diesem Haus lebt, erzählte mir, dass ein Nachbar (wie sie mir versicherte, ein im Dorf bekannter ehemaliger Stasi), die Gemeinde unter Druck gesetzt hätte, eine alte und ebenso mächtige Kastanie zu fällen, die unweit der alten Eichen stand. Er (der Ex-Stasi) hätte sich im Falle eines Sturmes durch die Kastanie bedroht gefühlt. Nun erfuhren die übrigen Dorfbewohner von der Fällaktion erst, als die Motorsägen heulten. So kam jeglicher Protest zu spät.

Die Gemeindearbeiter, die den Baum fällten, hätten nach der eiligen Verrichtung ihrer Arbeit wohl ein ziemlich schlechtes Gewissen gehabt, meinte die ältere Lady. Seltam sei dann gewesen, wie kurz nach der Fällung der Kastanie eine der beiden Eichen vor dem Gutshaus begann, ihre Blätter abzuwerfen. Im Verlauf des Jahres seien dann ganze Äste in der Krone abgestorben. Mittlerweile habe man ja herausgefunden, so die ältere Lady weiter, dass Bäume durch ein Geflecht von Pilzen in der Erde miteinander verbunden sind und so untereinander kommunizieren. Die Eiche würde nun sichtbar um die Kastanie trauern.

Diese kleine Geschichte lässt sich auch auf den Zustand der Welt unter Corona übertragen. Spätestens dann, wenn das Virus den letzten Winkel des Planeten erreicht hat, sollte es uns allen vor Augen führen, wie sehr wir Menschen miteinander verbunden sind. Oder zumindest erkennen lassen, dass wir alle miteinander verbunden sind.

Es gibt keinen Gewinner dieser Krise

Zunächst sah es gut aus für China. Geopolitisch und wirtschaftlich standen die Chinesen als Gewinner der Coronakrise da. Doch nach und nach verstärkte sich der Verdacht, dass China der eigentliche Verursacher der Coronapandemie ist. Den Beginn dieser Pandemie hatte die kommunistische Partei Chinas verheimlicht, weil sie um ihre Macht fürchten musste. Nun geht die Welt auf Distanz zu China und fordert Transparenz und eine Untersuchung zu den Ereignissen in Wuhan. Die KP und deren Regierungskader sollen von amerikanischen Anwälten wegen Vertuschung von Informationen zum Ausbruch des Coronavirus Ende Dezember 2019 in Wuhan und dessen Folgen für die amerikanische Gesellschaft auf sechs Billionen Dollar Schadensersatz verklagt werden.

Miteinander verbunden

Was könnte möglich werden, wenn die Volkswirtschaften Europas, die durch den Einsatz gewaltiger Hilfsprogramme für die Wirtschaft diese Pandemie besser bewältigen, nun den gegenwärtigen Status quo klimafeindlicher Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften in Frage stellen? Wie würde die Welt in ein paar Jahren dastehen, wenn die neuen Konjunkturprogramme ausschließlich an Klimaschutzkriterien ausgerichtet werden? Dürften diese Staaten bei der Umsetzung eines „Green Deal“ auf die Unterstützung ihrer Bevölkerung zählen? Der überwiegende Teil der informierten Welt fühlt und weiß, dass es mit der Plünderung des Planeten so nicht weitergehen kann. Also stehen die Chancen nicht schlecht für einen Systemwandel. Doch wie soll eine Alternative aussehen und jetzt greifen, da weltweit die alten Wirtschaftsstrukturen in großen Teilen darniederliegen und jenseits der „Komfortzone“ der „entwickelten“ Länder, Millionen Menschen drohen zu verarmen, da ihre Jobs als Tagelöhner weggebrochen sind?

Schlägt die Natur zurück?

„Die Häufigkeit von Epedemien und auch die Intensität der jetzigen Pandemie sei durch menschengemachte Veränderungen im Verhältnis von Natur und Zivilisation mitverursacht worden“, meint der Sozialhistoriker Jürgen Kocka. Dagegen argumentiert Thomas Assheuer in der ZEIT „Jeder Versuch solche Spekulationen („die Natur schlägt zurück“) auf die Corona-Pandemie zu übertragen, um ihr einen höheren kulturellen Sinn abzutrotzen, verbiete sich angesichts tausender Toter von selbst und sei zynisch und reaktionär“.

Ist dem so? Wenn wir uns als Teil der Natur begreifen und uns nicht isoliert neben sie stellen, können wir uns durch die Wahrnehmung des Klimawandels und der Erfahrung aus dieser Pandemie nur selbst zurufen: „Wach auf aus deinem Koma. Als Teil der Natur bist du selbstverständlich mitverantwortlich für den Zustand dieser Welt. Also trage gefälligst auch die Verantwortung dafür.“ It’s the system, stupid! Den Verschwörungstheoretikern, die gerade wieder zur Hochform auflaufen, sei entgegengehalten, dass sie mit ihrer Schuldzuweisung und Reduktion von Verantwortlichkeit auf Einzelpersonen (Bill Gates) oder Gruppen (zionistische Weltverschwörung etc.) davon ablenken, dass das Problem ein sich selbst erhaltendes System aus niederen Beweggründen, Kompensation für entgangenes Glück, Bequemlichkeit, blinde Gefolgschaft, Vorteilnahme und dem Fehlen von Verantwortungsbewusstsein ist. Einfach gesagt, wir verwenden ein veraltetes Betriebssystem des Miteinander auf diesem Planeten, das wir selbst geschrieben haben. Kaum etwas davon wird in Zukunft noch relevant sein. Der Flickenteppich aus Einzelinteressen findet sein Ende in immer schneller aufeinanderfolgenden Systemabstürzen. Es schreit förmlich danach, dass ein neues OpenSource-Betriebssystem für die Welt geschrieben wird, an dem wir alle mitwirken sollten. Nein, keine neue Weltordnung! Es darf ein Handlungsleitfaden für einen Neuanfang werden.

Der Wandel hat die Elite erreicht

Gerade jetzt, in der Coronakrise, zeigt das System seine Hilflosigkeit. Allen voran der mit 6,5 Billionen Dollar größte Geldverwalter der Welt, BlackRock. BlackRock-Chef Larry Fink rechnet durch die Coronavirus-Pandemie mit grundlegenden Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. „Wenn wir diese Krise überstanden haben, wird die Welt eine andere sein“, schreibt der Chef des Vermögensverwalters in seinem diesjährigen Brief an die Aktionäre. „Die Psychologie der Anleger wird sich ändern. Das Geschäft wird sich ändern. Der Konsum wird sich ändern. Und wir werden stärker auf unsere Familien und einander angewiesen sein. Die aktuelle Pandemie führt uns vor Augen, wie fragil die Welt ist und welcher Wert in nachhaltigen Portfolios steckt. Wenn wir diese Krise überstanden haben und Anleger ihre Portfolios anpassen, haben wir die Möglichkeit, eine nachhaltigere Welt zu schaffen,“ schreibt Larry Fink.

Der größte Vermögensverwalter der Welt stellt mit dieser Aussage sein bisheriges Geschäftsmodell gleich selbst in Frage. Die Konzentration auf Nachhaltigkeit soll nun die Daseinsberechtigung für BlackRock erneuern.

Nachhaltigkeit in Zeiten der Geldflut

Hatten Investoren vor der Coronakrise schon genug Probleme, ihr Kapital wenigstens substanzerhaltend anzulegen, scheint dies in Coronazeiten fast aussichtslos. Weltweit werden Hilfsprogramme in Höhe von über 6 Billionen Dollar mobilisiert, um den Absturz der Weltwirtschaft aufzuhalten. Allein die EU will 500 Milliarden Euro als Zuschüsse an notleidende Staaten verteilen. Diese Geldflut gelangt nun zusätzlich in Umlauf und konkurriert früher oder später mit der bisher im Umlauf befindlichen Geldmenge um Anlagemöglichkeiten. Wenn es nicht gelingt, dieses Kapital mittelfristig an substanzielle Werte zu binden, wird dies schlußendlich zu Hyperinflation führen. Nur, was können das für Werte sein, die sich aus nachhaltigem Wachstum und nicht aus kliima- und umweltschädlichem Wachstum bilden lassen?

Die Menschheit hat nur noch wenige Optionen einen Klimawandel aufzuhalten. Dazu gehört, aus fossilen Energieträgern auszusteigen und diese durch regenerative Energiequellen zu ersetzen. Es wird aber nicht reichen, keine Klimagase mehr zu emittieren. Zwingend notwendig ist, die Klima-Altlasten aus 200 Jahre Industrialisierung aus der Atmosphäre zu holen. Sozusagen das Klima-Karma aufzulösen. Das funktioniert nur, indem Milliarden von Bäume gepflanzt werden. Wie nachhaltig genug darf eine Investition sein?

Das Pflanzen von Bäumen ist die Mutter der Nachhaltigkeit.

Stellt sie in den Augen eines Investors wie BlackRock eine lukrative Anlage dar? Wenn derjenige, der den Investoren Geld anvertraut, es will, dann ist das Anlegen von Wäldern für die Sicherstellung der Lebensgrundlagen der Menschheit eine sehr lukrative Anlageform. Es dürfte keine langfristig attraktivere Anlageform auf diesem Planeten geben.

Die biotische Pumpe

Wissenschaftler spotteten lange über die Ansicht „Wälder bringen Regen“. Der Wind, so die gängige Lehrmeinung, würde die Regenwolken vom Meer über das Land treiben, wo sie sich abregnen. Eine wissenschaftliche Theorie namens „Biotische Pumpe“ erhält seit 2006 zunehmende Aufmerksamkeit. Die russischen Physiker Victor Gorshkov und Anastassia Makarieva schlagen vor, dass große Wälder ein Tiefdrucksystem erzeugen, wenn Wasserdampf aus Verdunstung aufsteigt und kondensiert. Da Winde im Allgemeinen aus Hochdruck in Tiefdruckgebiete wehen, werden feuchte Winde von den Meeren in Richtung bewaldeter Landmassen gezogen und bringen die Niederschläge, die wiederum die Wälder aufrechterhalten.

Das ist auch der Grund, warum bewaldete Kontinente tief bis ins Innere verlässliche Niederschläge genießen. Und es ist auch der Grund, warum der Amazonas durch zunehmende Abholzung immer mehr an Niederschlägen verliert.

Wälder anpflanzen ist das Gebot der Stunde

Die Westsahara ist ein unwirtliches Stück Wüste entlang des Atlantik zwischen Marokko und Mauretanien. Mauretanien und Marokko halten die Westsahara seit der Freigabe durch die Spanier im Jahre 1976 besetzt. Marokko zog einen 1.200 km langen Minengürtel entlang der algerischen Grenze, um 180.000 Menschen, die seither in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste leben, daran zu hindern, in ihr Land zurückzukehren. Wie könnten Marokko und Mauretanien nun dafür gewonnen werden, dass von der Westsahara aus mit der Anpflanzung von Küstenwäldern begonnen wird, um die Sahara zu begrünen? Neu gepflanzte Küstenwälder in der Westsahara und in Marokko könnten eine biotische Pumpe in Gang setzen, die Regenwolken über dem Atlantik in die Wüste zieht. Sicher klingt diese Idee utopisch. Aber sie wäre machbar.

Voraussetzung wäre ein Transfer von Kapital in die gesamte Region des Magrebh, die von Unruhen gezeichnet ist und deren gerade junge Bevölkerung mit Macht nach Europa strebt, wo sie sich ein besseres Leben erhofft. Der Westen würde reichlich vorhandenes Kapital bereitstellen und der Magrebh hätte eine Perspektive für seine junge Generation. Schon jetzt werden auf Initiative von Investoren aus dem Nahen Osten große Solarfarmen in der Wüste Mauretaniens errichtet. Mauretanien wurde dadurch zum Energieexporteur. Es wäre intelligenter, diese Art von Entwicklung zu finanzieren, als auf Billionen von Dollar und Euro zu sitzen und dem nächsten Crash entgegenzuzittern. Schlußendlich würde die Investition in Wälder der gesamten Menschheit dienen, ihre Lebensgrundlagen zu erhalten, denn wir alle miteinander verbunden.

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