In diesem Jahr starten wir in das entscheidende Jahrzehnt, das das Klima unseres Planeten für den Rest des Jahrhunderts prägen wird.

Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klima-Abkommens in Reichweite zu halten, müssen in diesem Jahrzehnt die weltweiten CO2-Emissionen halbiert werden. Die Aussichten für wichtige Fortschritte beim Klimaschutz sind laut dem Weltklimarat IPCC dabei gar nicht so schlecht.

Der Rekordeinbruch bei den CO2-Emissionen durch die Coronakrise wird dabei keine messbaren Auswirkungen haben: Auch sieben Prozent weniger Ausstoß bedeuten nur, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre etwas weniger rasch ansteigt. Um den Anstieg zu stoppen wäre aber eine Reduktion um 70 bis 80 Prozent nötig.

Mehr Einfluss auf das Jahr 2021 hat der aktuelle Zustand des Stroms La Niña im tropischen Pazifik, der mit ungewöhnlich kühlen Meerestemperaturen auf der Ostseite einhergeht und wahrscheinlich noch einige Monate anhalten dürfte. Dadurch könnte das Jahr 2021 global leicht kühler ausfallen als 2020. Erfahrungsgemäß kann La Niña Probleme mit Starkregen in Südostasien, heftigen Tropenstürmen in der Karibik und Trockenheit in Ostafrika und den US-Südstaaten bringen – und mit etwas Glück dem Amazonaswald dringend benötigten Regen. Auf Europa sind die Auswirkungen gering. Es könnte in Deutschland aber nach drei Dürrejahren durchaus wieder einen nassen Sommer geben.

In diesem Jahr werden klimapolitisch entscheidende Weichen gestellt. Im November 2021 findet die verschobene Uno-Klimakonferenz COP26 in Glasgow statt, auf der die Ambitionen der Länder bei der Emissionsminderung hochgeschraubt werden sollen. Der neue US-Präsident Biden nennt die Klimakrise völlig zu Recht eine »existenzielle Bedrohung«, hat ein starkes Klimateam berufen und einen ambitionierten Klimaschutzplan aufgestellt. So sollen ab 2035 alle Kraftwerke CO2-frei sein, früher als nach den Zielen der deutschen Bundesregierung. Ganz Klimaneutral sollen die USA bis 2050 werden.

Weitere Länder verfolgen ähnliche Klimaneutralitätsziele wie die USA: Darunter sind die EU, Japan und Südkorea ebenfalls bis 2050 und China bis 2060. Fast zwei Drittel der weltweiten CO2-Emissionen kommen aus 127 Staaten, die sich inzwischen solche netto-Nullemissionsziele gesetzt haben oder derzeit darüber beraten. Laut einer Studie des Climate Action Tracker würde die Umsetzung dieser Ziele die globale Erwärmung auf 2,1 Grad begrenzen – noch nicht genug für die Einhaltung des Pariser Abkommens, aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

2021 wird es aber nicht auf das Verkünden von Zielen ankommen, sondern auf die Umsetzung konkreter, wirkungsvoller Schritte. Ein entscheidender Faktor ist dabei ein realistischer Preis für den Ausstoß von CO2 – alles andere entspricht nicht dem Verursacherprinzip und ist eine indirekte Subvention fossiler Energien. Europa, die USA und China – die zusammen die Hälfte der weltweiten CO2-Emissionen verantworten – sollten jetzt ihre CO2-Bepreisungssysteme koordinieren. Gleichzeitig sollten diese G3 Finanztransfers an ärmere Länder einleiten, mit der Bedingung, dass diese für den Übergang zur Nachhaltigkeit eingesetzt werden.

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