Über alle Grenzen hinauswachsen 1. April 2000 Persönliches Wachstum 1 Kommentar Paul Lowe, einer der bedeutendsten spirituellen Lehrer, lebt derzeit in Byron Bay, Australien. Von dort aus reist er um die Welt, um Menschen in ihrem Aufwachprozess zu unterstützen. Zeit seines Lebens hat er sich mit Fragen von Liebe, Beziehung und Sexualität beschäftigt. Das Interview führte Sabine Brosche (Übersetzung: Isabella Winkler). Frage: Gegenwärtig scheint es ja wieder eine eher konservative Wende zu Treue und Monogamie zu geben. Wie siehst du Beziehungen und was bedeutet für dich Monogamie? Paul: Monogamie ist nicht naturgegeben. Einige Leute sagen, dass Tiere monogam leben und es deshalb natürlich sei. Aber erstens sind wir keine Tiere. Und zweitens hat man herausgefunden, dass Tiere nicht so monogam sind, wie man denkt. Häufig kommt es vor, dass einer der Partner wegschleicht. Sie haben Lebenspartner, aber oft schleichen sie sich woanders hin. Ich glaube, dass das Konzept der Beziehung – und viele nennen es auch Monogamie – nichts anderes als eine Form der Konditionierung darstellt. Eine Konditionierung, die bestimmten Leuten sehr gut in den Kram passt. Das wäre an sich in Ordnung, wenn es funktionieren würde. Nur habe ich für mich festgestellt, dass ich dieses Konzept von Beziehung einfach nicht zum Funktionieren bringen konnte. Und irgendwann erkannte ich, dass das nicht an mir lag, sondern daran, dass das ganze System nicht funktioniert. So sehr ich mich danach umsah, ich konnte keine Paare entdecken, die nach ein paar Monaten, manchmal noch nicht einmal nach ein paar Wochen, jedenfalls nicht über die ersten Jahre hinaus, wirklich dauerhaft glückselig miteinander waren, voller Entzücken füreinander glücklich. Die ohne Konflikte, ohne Kompromisse und in Freiheit miteinander lebten. An diesem Punkt ging ich auf die Suche und fragte mich, ob es irgendwo irgendetwas gibt, das funktionieren würde. Ich habe Bücher gelesen, Gurus und Therapeuten aufgesucht. Aber ich habe wirklich nichts entdeckt, das funktioniert hätte. Also zog ich die Schlußfolgerung „Entweder muss ich ohne Beziehung leben, oder in einer Beziehung und mich elend fühlen oder einfach herumexperimentieren.“ Tief in meinem Inneren hatte ich noch immer das Gefühl, dass es funktionieren kann. Frage: Wie können wir denn unsere Konditionierungen überwinden? Paul: Wir müssen uns über unsere Konditionierung hinwegsetzen. Über das, was die Eifersucht produziert, die Gewalt und Besitzansprüche, und dann kann es klappen. Damit habe ich seit vielen Jahren experimentiert, und langsam fängt es an zu funktionieren. Es ist nicht leicht, es gilt, eine Unmenge an Konditionierungsmustern hinter uns zu lassen. Und auch eine Menge Vorurteile von Menschen in deiner Umgebung. In der letzten Phase unseres Experimentierens waren Ava und ich schon neun Jahre lang wundervoll miteinander, eine Zeit des tiefen Entzückens. Dann haben wir jemand neues kennengelernt, eine sehr schöne, junge Frau. Ich habe eine vollkommene, tiefe und umfassende Liebe empfunden und Ava hatte ebensolche Liebesgefühle, aber mit einem kleinen Schuss Reserviertheit. So habe ich es wahrgenommen. Und so haben wir beschlossen, zu dritt zusammenzuleben. Und dann hat Ava noch jemanden kennengelernt und momentan spielen wir mit der Möglichkeit, zu viert zu leben. Aber da hört es nicht auf. Die ganze Idee, dass du nur eine Person zu einem Zeitpunkt lieben kannst, ist lächerlich. Liebe ist Liebe, sie schließt alles mit ein. Vorausgesetzt, dass die beteiligten Personen gut zu einander passen – was in unserem Falle heißt, dass es kein Kämpfen und Streiten gibt, kein Meinungsgezerre, kein Jammern und Beklagen –werden wir mit unserem Experiment fortfahren. Und weiterhin offen bleiben. Alles ist möglich. Über alle Grenzen hinauszuwachsen – dafür sind wir hier. Wir sind nicht auf der Erde, um begrenzt zu sein. Wir sind keine Tiere. Wir sind Menschen, die zu Wesen werden. Frage: Gibt es so etwas wie Empfehlungen, wie und unter welchen Bedingungen mehrere Menschen, die sich lieben, zusammenleben können? Paul: Die Grundlage dafür, dass mehrere Menschen zusammenleben, ist Wahrheit. Die Grundlage des Lebens ist die Wahrheit. Wir leben das normalerweise nicht. Die Wahrheit bedeutet: In jedem Moment neu deine Wahrheit zu erkennen, sie mitzuteilen und zu leben. Wenn die Wahrheit immer und immer wieder derart offengelegt wird, und wenn es dann für mehrere Menschen angemessen ist, voller Freude und liebevoll und sexuell oder in irgendeiner anderen Form zusammenzuleben, dann wird dies eine Möglichkeit. Das ist dann die Basis. Wenn es keine Wahrhaftigkeit gibt, wenn irgendetwas in irgendeiner Weise zurückgehalten wird, dann kann es nicht funktionieren. Weil ihr euch dann nicht begegnet. Es sei denn, ihr seid offen und ehrlich. Frage: Ich weiß nicht, ob das jetzt überhaupt eine Frage ist: das Festhalten am konventionellen Konzept von Beziehung ist doch sicher besonders hartnäckig… Paul: Die Leute sagen: „Beziehungen funktionieren doch. Ich kenne da zwei, die leben schon seit so und so lang zusammen…“ Und wenn du dir dann deren Leben genau anschaust, bekämpfen die sich entweder gegenseitig, oder sie sind innerlich tot. Es ist sehr selten, dass du zwei Menschen findest, die harmonisch miteinander leben – liebevoll, fürsorglich miteinander, offen und in totaler Freiheit. Andere wiederum sagen „Monogamie kann funktionieren“. Nun ja, sie kann schon. Aber nicht in der Form der Monogamie, wie ihr sie kennt, wo du eine Barriere aufbaust. Sobald du eine Barriere errichtest, bist du nicht mehr frei. Wenn du nicht frei bist, wirst du unweigerlich Groll ansammeln. Ja, es ist für zwei Menschen möglich, auschließlich und liebevoll und umsichtig miteinander zu leben. Aber nur, wenn sie dabei für die andere Möglichkeit offen bleiben. Und nur, wenn das, was sie haben, so stark ist, so umfassend und sie zu einer anderen Schwingungsebene gelangt sind, die über das hinausreicht, was Liebe bedeutet. Weil es jenseits der Liebe in etwas übergeht, das eine Einheit ist. Ja, dann können zwei Menschen ausschließlich zusammenleben, weil jeder andere dann für ihr Leben nicht relevant ist. Aber nur, wenn du gleichzeitig offen bist für die andere Möglichkeit. Wenn du dich ihr verschließt, errichtest du eine Barriere und diese wird dir Groll bringen, zu Einschränkung und Leid führen. Frage: Wo siehst du Unterschiede zwischen Polygamie und dem, was du beschreibst? Paul: Ich könnte mir vorstellen, dass Polygamie eine Form von Flucht ist. Ich habe keinen Kontakt mehr zu Menschen, die das leben. Weißt du, sich aufeinander Beziehen funktioniert einzig, wenn zwei Menschen sich begegnen, die sich nicht gegenseitig brauchen. Solange ihr einander braucht, wird es Forderungen aneinander geben. Außer ihr seid sehr bewusst, werdet ihr diese Forderungen in eine Art Erpressung verwandeln, einen Kampf. Wenn du in dir selbst vollkommen bist, wenn es dir Entzücken bereitet, alleine zu leben, und du dann jemand in einem ebensolchen Zustand triffst, dann könnt ihr beide wundervoll zusammenleben. Und ihr könntet euch ausschließlich aufeinander beziehen oder beginnen, andere Menschen miteinzuschließen. Frage: Du sagst „Du kannst dich erst auf jemanden beziehen, wenn du niemanden brauchst“. Aber das ist so ein seltener Zustand. Es gibt so viele Menschen, die sich danach sehnen, dass eine Beziehung für sie die Erfüllung bringt. Wie kann man das, was du beschreibst, zur Realität werden lassen? Und zwar sowohl für die große Mehrheit der Menschen als auch die wenigen, die an dem, was du eben gesagt hast, Interesse haben? Paul: Ich würde sagen, dass nichts für die große Mehrheit der Menscheit funktionieren wird; diese Menschen werden so weitermachen, wie man es ihnen beigebracht hat. Es wird einige wenige geben, Pioniere, die bereit sind, das Menschsein auf die Ebene jenseits ihres jetzigen Zustandes zu heben. Du kannst dir in jeder Situation die Frage stellen: Handelst du verantwortlich? Bist du bewusst? Bist du in jedem einzelnen Moment ehrlich zu dir? Gehst du auch wirklich jedesmal, wenn etwas dich verstört, wenn du dich ärgerst, davon aus, dass es nicht dein Partner ist, der dir dies antut, sondern du selbst dir diese Gefühle machst? Davon, dass diese Wut, diese Verurteilung aus dir kommt? Und dass du lediglich gerade dabei bist, dich gegen die Fakten des Moments zu wehren? Dass du daraus ein Problem machst und versuchst, das Verhalten des anderen zu verändern, damit du dich wohler fühlst? (Was übrigens in der Regel die Ursache für den Verdruss in den meisten Beziehungen darstellt). Wenn ihr zueinander passt, wenn ihr in etwa den gleichen Schwingungsgrad teilt, eine ähnliche Bewusstseinsebene habt und die gleiche Art von Mensch seid, dann kann es funktionieren. Mit Bewusstsein kann alles funktionieren. Eine Antwort Patricia 31. Dezember 2016 Lahyr Wuuaww da finde ich mich überall wieder ,😐 Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.