Visionen, Prophezeiungen und das geplante „Lebenshilfegesetz“ 1. Februar 1998 Therapie SEIN sprach mit dem Arzt und Autor Dr. Rüdiger Dahlke über Visionen, Prophezeiungen und das geplante „Lebenshilfegesetz“. Das Interview führte Elaf H. Funke Sein: Das Schwerpunktthema dieser Ausgabe ist ”Visionen und Prophezeiungen”. Sie haben sich ausführlich mit dem Thema Reinkarnationstherapie beschäftigt. Ist es vorgekommen, daß ein Klient in der Zukunft gelandet ist? Halten Sie das Voraussehen des Schicksals für möglich? R. Dahlke: Daß man Schicksal voraussehen kann, ist ja in vielen Fällen sehr gut dokumentiert. Es gibt relativ begabte Leute, die das wirklich nachweisbar und stimmig machen, z.B. in den Palmblattbibliotheken in Südindien. Ich habe persönlich Erstaunliches erlebt. Im Therapiebereich sehe ich davon ab, in die Zukunft zu gehen. Natürlich kann man das machen. Wir haben in unseren Lernphasen damit herumexperimentiert und es an uns selbst immer wieder erlebt. Mit Patienten würde ich das strikt vermeiden, weil es für die meisten Patienten gar nicht erträglich ist, die Zukunft zu kennen und auch nicht sinnvoll. Aber wenn Sie sich die Eso-Szene anschauen, mit all den Weltuntergangsprophezeiungen – 1984 hatten wir ja schon mal so einen Höhepunkt, irgendwie sollte da jeden Monat die Welt untergehen – all diese aus meiner Sicht hauptsächlich dümmlichen Bücher, die dann ständig neue Daten geben, wann die Welt endgültig untergehen soll, einfach nur, um dann noch einmal zwei/drei Auflagen von irgendeiner Horrorvision in die Welt zu setzen – das empfinde ich schon als eine relativ ungute Entwicklung. Da spielt man mit den Ängsten der Leute. Ängste sind ja immer da, noch dazu in einer Gesellschaft wie der unseren. Die eigentliche Basis ist Angst, und die wird immer wieder abgekocht. Das ist in der Eso-Szene relativ deutlich, es geht hin bis zu dem Extrem dieser ”Sonnentempler” und dieser äußerst merkwürdigen Sekte in den USA, in der sich alle umgebracht haben. Wenn es so weit geht, ist wohl jedem klar, daß das Schwachsinn ist. Die Termine verfallen auch alle der Reihe nach, es ist ja nie irgendetwas davon eingetroffen, Gott sei Dank. Was ich bedenklich finde ist, daß ein geistiges Feld entsteht. Wenn sich immer mehr Menschen geradezu gierig auf den Weltuntergang fixieren, dann schaffen wir ein Feld für Katastrophen. Die Angelsachsen nennen das ”self-fulfilling prophecy”. Je mehr wir Angst vor etwas haben, um so mehr produzieren wir das natürlich auch. Wer ewig Angst vor Krebs hat, ist in einer gewissen Gefahr, Krebs zu bekommen. Wer ewig auf den Weltuntergang stiert, ist natürlich in der Gefahr, so was zu produzieren. Da würde ich lieber mit Luther sagen: ”Wenn morgen die Welt untergeht, pflanze ich heute noch einen Apfelbaum”. Das rührt gar nicht an die Tatsache, daß Prophezeiungen möglich sind. Aber wir müssen das Leben immer vorwärts leben. Verstehen können wir es nur rückwärts. „Wir werden in Deutschland nicht mehr arbeiten können“ Sein: Sie sind Arzt und Psychotherapeut. In Ihren Büchern appellieren Sie an die Eigenverantwortung der Menschen und bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Was kommt auf uns zu, wenn das geplante „Lebenshilfegesetz“ ratifiziert wird? R. Dahlke: Wenn es in dieser oft kolportierten Brutalform ratifiziert wird, dann ist das mit so einer totalen Beweislastumkehr verbunden, daß wir in Deutschland gar nicht mehr arbeiten könnten. Da könnte jeder Klient, in jedem Stadium der Behandlung oder des Seminars, sein Geld zurückfordern. Wenn Sie das auf die Schulmedizin anwenden würden, könnten Sie die damit auch schließen. Wenn es in dieser Form käme, wäre das ein staatlicher Versuch, gestützt von der Schulmedizin und der Schulpsychologie, diese ganze Szene umzubringen. Das würde allerdings einen ziemlichen Wirbel machen. Sie müssen bedenken, ein Drittel der gesamten Neuerscheinungen auf der Frankfurter Buchmesse! Ich bin jetzt 20 Jahre Arzt und mache diese Arbeit. Es gibt Tausende sehr zufriedener Patienten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man uns einfach die Basis wegzieht. Die eigentliche Situation ist ja die, daß die Ärzte händeringend klagen, daß ihnen die Patienten weglaufen, obwohl dort alles bezahlt wird. Bei uns gibt es Wartelisten bis zu einem Jahr, obwohl die Leute alles eigenverantwortlich tragen und auch bezahlen müssen und die Kassen kaum was mittragen. Wenn die Politik diese Situation ändern will, indem sie alles zu macht, schafft sie eine große Illegalität. Wenn die Politiker jetzt Heilpraktiker, Ärzte, Psychologen genauso diskriminieren wie die, die gar keine Ausbildung vorzuweisen haben, gibt es überhaupt keinen Anreiz mehr, diese Ausbildungen zu machen. Bisher konnte man immer noch sagen, gut, dann machen Sie den Heilpraktiker, das ist wenigstens eine gewisse Sicherheit. Ich kann verstehen, daß dieser totale Wildwuchs in der Esoterikszene auch Unbehagen auslöst bei politisch verantwortlichen Menschen. Ich glaube aber auch, daß sie dieses Gesetz zum Schluß wesentlich mehr zur Mitte hin orientieren und vernünftigere Lösungen anstreben werden. Es spricht nichts dagegen, Grundausbildungen zu verlangen von Menschen, die aufbrechen, anderen zu helfen. Aber es macht überhaupt keinen Sinn, daß jemand, der Meditationen anleitet oder eine Tanztherapie macht, irgendwelche ärztlichen Approbationen braucht oder einen Heilpraktikerschein. Viele Menschen wissen gar nicht, was da auf sie zukommt. Jeder Yogalehrer ist ja in Gefahr, jede Meditationslehrerin. Es würden plötzlich reihenweise Leute aufhören, zu arbeiten aufgrund von Frustration oder weil sie in die finanzielle Aussichtslosigkeit getrieben werden. Diese Beweislastumkehr, die da stattfinden soll, ist eine völlig einzigartige Sache, um diese Szene tot zu kriegen. Wo beginnt z.B. beim Arzt die Lebenshilfe? Ein Arzt dürfte ja überhaupt nicht mehr mit den Patienten reden, weil die ja immer sagen könnten: das war Lebenshilfe – um dann dieses Gesetz zur Anwendung zu bringen. Ich kann nicht sagen, wieviel Zeit meiner ärztlichen Beratung Lebenshilfe ist, wieviel Homöopathie, wieviel Schulmedizin, wie wollen Sie das trennen? Da müßten Sie eine Art Szenehaft machen, sagen: den Arzt rechnen wir zu der Szene, der ist diesem Gesetz unterworfen, und den Heilpraktiker wieder nicht, der ist noch ein seriöser Heilpraktiker, der hat nichts mit der Esoszene zu tun… Auch politische Verantwortungsträger können das so nicht machen. Sein: Vielen Dank für dieses Gespräch! 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