Paula Horan unterrichtete erstmals in Deutschland Ende der 80er und Anfang der 90er. Sie gehört zu den Ersten, die weltweit Reiki unterrichtet und darüber Bücher geschrieben haben. Trotz der Leitung non-dualer Retreats im Westen und im Osten ist vielen unbekannt, daß sie in den letzten 18 Jahren in Indien und Nepal gelebt und selten den Westen bereist hat. Im März wird Paula im Zuge ihrer Weltreise verschiedene Seminare in Berlin geben. Nadja Hapke sprach mit ihr über die Motivation für ihre Unternehmungen außerhalb Asiens.

 

Paula, kanst Du uns etwas zu den Gründen Deiner Welttournée erzählen?

In den letzten Jahren habe ich ein einfaches Leben gelebt und die Hälfte der Zeit in Indien, die andere in Nepal verbracht. Ich habe eigentlich kein Bedürfnis zu reisen, aber vor über einem Jahr vernahm ich eine deutliche innere Anweisung, mein Haus in Indien aufzugeben und für ein Jahr ins Ausland zu gehen, um dort einige der Weisheitslehren zu teilen die ich erhalten habe. Diese setzen sich aus den Lehren meines indischen Lehrers H.W.L.Poonjaji und denen der Vajrayana Lehrer zusammen, mit denen ich seit seinem Hinscheiden 1997 zusammenarbeite. Da in den letzten Jahren einige meiner Bücher auf Chinesisch erschienen sind, erhielt ich mehrere Einladungen, in Taiwan und Peking zu unterrichten.

Diesen Teil meiner Tour habe ich gerade abgeschlossen. Meine Motivation ist, Menschen zu inspirieren die schwierige Zeiten durchmachen – was wir letztendlich alle tun. Wir leben in einer Zeit rasanter Veränderungen, in der es nötig ist, eine kritische Menschenmenge zu erreichen um aufzuwachen. Um angemessen handeln zu können ist es essentiell, klar und bodenständig zu sein. Ich blicke hoffnungsvoll auf die Veränderungen, denn es bedeutet, dass wir in einem empfindlichen Raum sind, in dem erwachtes Bewusstsein gebraucht wird.

 

Kannst Du mir mehr über das Jnana Yoga-Retreat erzählen daß Du demnächst leiten wirst, und auch über Dein neues Heartbreath Seminar?

Das Core Empowerment Training (CET) ist ein5-tägiges Jnana Yoga-Retreat in dem es nicht um Yoga-Stellungen geht, sondern darum den Geist zu durchschneiden. Das ist das Herz meiner Arbeit und steht in Verbindung mit Advaita Vedanta, den Lehren und Praktiken, die zu non-dualer Bewusstheit führen.

Wir erfahren diese Momente des Staunens, wenn wir unsere Identifikation mit dem Ego durchtrennen. CET ist so konzipiert, dass Du direkten Zugang zu Erfahrungen Deiner wahren Natur hast. Der Zustand der erreicht wird bezieht sich auf verschiedene Aspekte: Erleuchtung, Ego-losigkeit, transzendente Weisheit, klares Licht. Wir durchbrechen unseren konditionierten Geist. Viele Menschen haben durch Meditation flüchtige Eindrücke leeren Seins erhalten, in Anwesenheit sehr klarer spiritueller Lehrer, während der Geburt eines Kindes oder beim Betrachten eines eindrucksvollen Sonnenaufgangs.

 

Wann und unter welchen Umständen hast Du Deinen spirituellen Lehrer Sri H.W.L Poonjaji in Indien getroffen?

Ich traf Papaji 1992 als ich zum ersten mal an seinem Satsang in Lucknow, Nord-Indien. Er war ein Schüler von Sri Ramana Maharshi. Ich hatte durch einen guten Freund von ihm gehört, dessen Freundin in Papajis Gegenwart erwacht war. Sie heißt Gangaji und ist in den Staaten für ihre Satsangs bekannt.

 

Es scheint als wärst Du durch Deinen spirituellen Lehrer stark inspiriert worden, der Dir den Namen Laxmi (Lakshmi) gab?

Inspiriert ist stark untertrieben. Meine Zeit mit Papaji hat mein Herz für den Segen der Hingabe geöffnet. So sehr, daß mir auch heute noch spontan Tränen in die Augen kommen wenn ich nach Papaji gefragt werde. Es ist schwer die Dankbarkeit zu beschreiben, die man einem Wesen gegenüber empfindet, das Dir hilft, das Gefängnis eines konditionierten Geistes zu durchschauen. Der mir geholfen hat zu erleben, daß ich schon immer frei war und dass das Leiden, durch Identifikation mit einem nichtexistenten Ego, nur eine Fatamorgana ist.

 

Welche Lehren haben Dich von ihm am tiefsten beeindruckt?

Es ist eher die Erfahrung, dass es kein getrenntes Selbst gibt. Es gibt ein schönes Zitat von Sri Ramana Maharshi, das den Kern ihrer „Nicht-Lehre“ zum Ausdruck bringt: „Selbstverwirklichung hat nichts mit der Verwirklichung des Selbst zu tun, es bedeutet die Realisierung der Illusion von Ignoranz.“

Die erste Zeile verdeutlicht, dass Du als erstes auf Deiner spirituellen Reise kein getrenntes Selbst finden wirst, weil es einfach nicht existiert. Was Dich verfolgt hat, waren die Glaubenssätze Deines Egos, die Dich haben glauben lassen, nicht genug zu wissen. Dies führte zunächst zu Deiner Suche.

Im Satsang ließ Papaji so lange Fragen stellen, um sie unermüdlich dem inneren Suchenden zurück zu stellen, bis keine Frage mehr existierte und der Geist leer und in seegenreicher Stille war. Befreit von Zweifeln überfällt den Suchenden oftmals einen Lachanfall, da er das Ego durchschaut und erkannt hat, wie es ihn so viele Jahre und Leben ausgetrickst hat. Immer wieder verbreitete sich dieses Lachen im Publikum. Alle teilten das Gefühl der Erleichterung darüber, endlich zu Hause angekommen zu sein. Befreit aus dem Labyrinth der Illusion der Ignoranz kann das eigene Leben gelebt werden, ohne die „Samskaras“ und „Vasanas“ bzw die konditionierten Denkmuster so ernst zu nehmen. Wenn wir anfangen, diese urteilfrei wahrzunehmen, erlöschen sie widerstandsfrei – einfach nur durch das Betrachten.

 

Wie kann man Jnana Yoga in sein tägliches Leben integrieren?

Eine der Hauptübungen davon heißt „Vichar“, eine Art direkte Selbstbefragung. Sobald ich spüre, dass Ego mich durch Anhaftungen fangen möchte, wie zB. Ärger, Genervtsein, und ähnliches, frage ich mich: „Wer ist wütend?“ Anschließend erkenne ich durch jahrelanger Vichar-Praxis, dass da niemand ist, der wütend ist. Oftmals lache ich dann über mich selbst und das „Problem“ verschwindet. Ich muss mir diese Frage immer seltener stellen. Wenn ich hinsehe, beruhigt sich mein Geist. Fast so wie der eindeutige Blick einer Mutter, wenn das Kind etwas verbotenes macht. Das Kind hört dann damit auf. Genau das kann man mit seinem Geist auch machen.

 

Kannst Du etwas über Dein neues Buch „Fierce Innocence“ sagen?

Kernthema sind drei Traditionen und ihre Techniken, die dem Geist dabei helfen, aus der Haltung des Leidenden zu kommen, insbesondere das Leiden von emotionalem Stress. Was mich dazu inspiriert hat war die Trennung von meinem Ehemann 2006, die sehr schmerzhaft gewesen ist. Sehr oft fühlte ich mich zu Übungen hingezogen, die mir bei der Heilung von alten Wunden helfen, die mit der Trennung von einer geliebten Person, durch Tod, Scheidung oder anderen dramatischen Veränderungen einhergehen. Übungen von Heartbreath werden in dem Buch beschrieben.

 

Paula HoranEine der Hauptlehren Papaji`s war es, alle Übungen loszulassen. Viele heutige Non- Dualistiker meiden Übungen. Warum hast Du dennoch ein Buch mit so vielen Übungen geschrieben?

Ich bin froh, dass Du diese Frage stellst. Papaji sagte einst: „Laß alle Übung los. Laß das Loslassen von Übungen los.“ Das ist grundsätzliches Loslassen von allem was man macht. Das man den KörperGeist erlaubt, sich selbst zu leben, ohne innerlich involviert zu sein.

Um dieser Frage noch präziser zu beantworten bringe ich gerne die drei Fallen von spiritueller Praxis an, obwohl es nicht die Bedeutung von Übungen total ablehnt. Jede bedeutende spirituelle Praxis ist dafür da, Dein Bewusstsein in die Gegenwart zu bringen. Also ist es wichtig, sich auch über Fallen bewusst zu werden, die sich dadurch auflösen.

Die erste Falle ist, dass spirituelle Praxis einen Sucher erschafft, der die Idee eines individuellen Leidenden getrennt von Freiheit unterstreicht. Dies bekräftigt das Ego, welches aufwachen oder erleuchtet werden möchte. Erleuchtung geschieht aber nur da, wo kein Ego ist.

Die zweite Falle ist die Suche, eine Ablenkung von der Gegenwart, die das Erreichen unmöglich macht und ein endloses, nutzloses Leiden erzeugt. Es erfährt Erleuchtung als etwas Unerreichbares, schiebt es in eine Zukunft, die nicht auftauchen wird. Es gibt nur den ewigen Moment, das ewige Hier und Jetzt.

Die dritte und tiefste Falle ist, dass die Suche ein zu erreichendes Objekt erschafft, ein künstliches Stück Kuchen im Himmel, eine Version von Erleuchtung die dein Geist erschaffen und dann erreichen wird. Dies bedingt wieder eine Subjekt/Objekt Beziehung, die zurück in der Dualität endet.

 

Paula, was meinst Du mit „fierce innocence“ (wilde Unschuld)? Ich weiß dass Du am 1.März 2011 darüber einen Votrag halten wirst. Kannst Du mir vorab schon etwas dazu sagen?

Was damit angesprochen wird, ist die Rückkehr zur Unschuld. Eine Unschuld, die mit allem was ist präsent ist. Wilde (fierce) Energie hält uns in der Gegenwart. Die Wildheit ist nicht als Schutz für die Unschuld gedacht, da diese keines Schutzes bedarf. Die Wildheit hilft, uns zum Leben zu erwecken, das offene Herz zu füllen. Im Gegensatz zu dem was wir gewohnt sind zu glauben, liegt wahre Kraft in der Verletzlichkeit eines offenen Herzens, nicht in einem geschlossenen. Mit einem geöffneten Herzen können wir den wahren Moment erfahren.

Wenn wir in unserem Herzen sind, können wir nicht belogen werden. Anders als der Automatismus des Ego-Bewusstseins, das ganz leicht überrumpelt wird, weil es nicht fühlen kann – es denkt dual. Das Herz aber kann in die Herzen der anderen reinfühlen und die wahren Motivationen und Bedürfnisse erfassen. Wenn wir es schaffen, die Handlungen der anderen zu erfühlen und wahrzunehmen, zu erkennen, dass diese häufig auf Angst basieren, dann werden wir weniger angstbasiert reagieren. Aufgrund unserer Klarheit können wir uns für eine liebevolle Reaktion entscheiden, die oftmals entwaffnet. Wir können auch starke Liebe aussenden, was zu einem wünschenswerten Effekt führt. Alle Wege, die mit Unschuld und kraftvoller Wildheit beschritten werden, führen an Barrieren der Angst und der Ego Identifikation vorbei, und direkt in ein Leben aus dem Herzen.

 

Möchtest Du den Berlinern noch etwas mitgeben?

Ja, ich glaube dass es eine besonders wichtige Aufgabe für uns Menschen ist, alle „Vasanas“ und „Samskaras“ aus dem KörperGeist zu klären, alle Muster und Konditionierungen zu klären. Bei unserer Geburt inkarnieren zwei Dinge: alle unerfüllten Sehnsüchte und Wünsche aus früheren Leben und die Erfahrungen, die wir nicht wollten. Diese Mischung manifestiert sich in Energie-Blockaden. Und unser Leben ist dafür da, diese in unser Bewusstsein zu bringen und zu vollenden. Die wissenschaftlich erwiesene Steigung der Frequenz der Erde hat uns bereits ein inneres Ungleichgewicht gegeben und uns fühlen lassen, dass alles immer schneller wird. Jahrzehnte lang waren unsere Herzen und die der Erde auf einer bleibenden 8.6 Frequenz. Vor ein paar Jahren hat sich das Tempo der Erde beschleunigt. Während die Erde durch einen großen Prozess der Bewusstseinswandlung läuft, synchronisiert sich das der Menschen mit ihr mit.

In Heartbreath unterrichte ich eine außergewöhnliche Technik, die emotionalen und physischen Schmerz genauso wie Phobien und Traumata erlöst. Es entfernt effektiv unsere Blockaden, die unsere Frequenz niedrig halten. Diese Technik heißt EFT – Emotional Freedom Technique (engl.: Technik zur Emotionalen Freiheit). Ich empfehle jedem, die grundlegenden, kostenlosen Anleitungen aus dem Internet zu laden (www.eftuniverse.com) und damit anzufangen.

Heartbreath und CET bieten den Teilnehmern, all ihre Fragen zu stellen und Abkürzungen in ihrem Prozess der Selbstbefreiung zu nehmen. Sie werden auch die Möglichkeit haben, eine Anzahl an Energie Blockaden zu klären, die uns betäuben und uns von unserem wahren Erbe fernhalten: die ehrfürchtige Weisheit des Geistes.

Zum Schluß möchte ich noch mitteilen, was mir gerade heute wichtig ist: Wie wir unser Leben wahrnehmen beeinflusst alle Aspekte unseres Lebens. Es bestimmt den Grad unseres Vertrauens in uns selbst und andere, was wiederum auf uns und unseren Geist zurück reflektiert wird. Es zeigt sich in unserer Familie und unseren Beziehungen, in jedem Detail unserer Erfahrungen. Der Fokus auf die Zähmung unseres Geistes ist gerade in dieser Zeit von höchstem Rang. Kurzum, in dem heutigen wildwuchernden spirituellen Materialismus wünsche ich Berlin das Glück, genau erkennen zu können, was wirklich angemessen ist in jedem Moment. Ich wünsche viele Segnungen und ein erfülltes Leben mit vielen Möglichkeiten spiritueller Praxis…. die Bereitschaft diese zu erkennen und auch zu wählen.

 

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