Zukunft schenken – Gesellschaft neu erfinden 27. Oktober 2011 Zusammenleben 3 Kommentare Die Beteiligung an bestehenden oder zu gründenden Genossenschaften, die die Versorgung mit Lebensmitteln, Energie und Wohnraum neu definieren, ist ein sinnvoller Schritt zu einem neuen Gesellschaftsmodel. Zukunft schenken – Gesellschaft neu erfinden. Auf meinen letzten Artikel, “Wiegen wir uns in falscher Sicherheit”, schrieb ein Leser, “die Vorstellung, man könne mit ‘Genossenschaften’ und ‘kleinen, regionalen Kollektivwirtschaften’ dem (herrschenden System) ernsthaft etwas entgegensetzen, sind typisch kleinbürgerliche Illusionen. Hier hilft nur noch eines: ein kompletter Systemwechsel! Hier gibt es nichts mehr zu reformieren. Was wir bräuchten, ist eine Revolution der gesellschaftlichen Reproduktion … Das ist nur über einen grundlegenden Bewusstseinswandel zu schaffen…” Einen Systemwechsel und einen Bewusstseinswandel zu fordern, ist eine komfortable Position, weil es die eine Antwort, wie dies in die Welt getragen werden kann, nicht geben wird. Treffender als ein Satz auf einem Plakat, das am 15. Oktober, dem ersten Tag der “Occupy-Bewegung”, in Berlin vom Brandenburger Tor zum Kanzleramt getragen wurde, kann man die noch fehlende Orientierung der Bewegung kaum beschreiben: “Wir wissen nicht wohin, aber wir gehen voran!” Jasmin Dorogi, die auf www.sein.de einen Erfahrungsbericht zum ersten “Occupy Berlin”-Tag gegeben hat, beschreibt ihre Eindrücke – ein Auszug: “Die Menschen sehnen sich nach einem Systemwechsel. Sie sehnen sich aus tiefstem Herzen nach Verbrüderung, einem Wandel in Frieden, einem Hinterfragen all der Verhaltens-, Lebens-, Konsum- und Denkmuster, die überholt sind und für uns nicht länger selbstverständlich sein dürfen. Sie motivierten in eindringlichen Worten ihre Mitmenschen zu einem umfassenden Umdenken – dazu, den Teller in Frage zu stellen, anstatt nur über den Rand hinaus zu blicken, eine Erweiterung unseres Bewusstseins zuzulassen, eine Ablösung des Alten durch etwas völlig Neues. Ohne das Herz geht es nicht mehr. Tief bewegt war ich durch überraschend viele Beiträge von zumeist sehr jungen Menschen, die längst begriffen haben, dass ein Wandel nicht durch politischen Widerstand und Gewalt erzeugt werden kann, sondern bei jedem Einzelnen beginnt, in jeder einzelnen Entscheidung, die wir jeden Tag treffen. Ein junger Mann drückte es wie folgt aus: „Ich bin ein Mensch. Ich habe nichts anderes außer mein Herz. Dort sitzt die unbegrenzte Macht für Veränderung. Nur mit Liebe werden wir die Dinge wandeln, die wir so oft mit allen Mitteln zuvor erfolglos bekämpft haben.” Franz Hörmann, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, viel beachteter Systemkritiker und Vordenker, geht klar davon aus, dass die Gesellschaft in Zukunft nach dem Mehrheitsprinzip selbst entscheidet, wie sie leben will. Dies geschieht dann demokratisch in der Vernetzung. Hierarchische Strukturen würden nicht mehr funktionieren, weil die Personen an der Spitze das Wissen nicht mehr haben, auch weil sie von den Schichten darunter permanent belogen werden. Daher brechen momentan sämtliche hierarchische Systeme, ob das Regierungen, Staaten, Schulsysteme oder Unternehmen sind, zusammen, und die Menschheit vernetzt sich über das Internet auf der Ebene des “global brain” neu. Hier entstehen dann völlig neue Spielregeln. Ob ein “finaler Zusammenbruch” des herrschenden Systems ohne Chaos, Gewalt und den Zusammenbruch der meisten Produktionsstrukturen und vor allem auch des Internet vor sich geht, hängt davon ab, wie die Bevölkerungsmehrheit diesen Zusammenbruch erlebt. Ob er von diesen Menschen tatsächlich als “Zusammenbruch” (also Crash im negativen Sinne) oder vielleicht sogar eher als positive Entwicklung im Sinne einer Befreiung der Individualität, Kreativität und Spiritualität erfahren werden kann. Es geht jetzt darum, den Menschen zu zeigen, dass Kooperation bessere Resultate bringt als Konkurrenz, die ihnen zugleich mehr Entscheidungsfreiheiten (z.B. im Bereich der Zeiteinteilung, Beschäftigungsinhalte, Gestaltung des sozialen und technischen Umfeldes etc.) zugestehen, so Prof. Hörmann. “Dann können wir tatsächlich die Chance in der Krise sehen und die längst überfällige Transformation der westlichen Gesellschaft vollziehen.” Das ist der Hintergrund, warum hier für Kooperationen auf der Basis von Genossenschaften plädiert wird. Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele gemeinsam. Jeder Mensch hat eine Stimme, egal ob er mit einem Anteil oder 100 Anteilen an der Genossenschaft beteiligt ist. Ob es um den Erwerb von Ackerland zur Versorgung der Mitglieder mit gesunden Lebensmitteln geht, den Aufbau einer umweltfreundlichen Energieversorgung oder darum, preiswerten und gesunden Wohnraum zu schaffen. Es gibt keine Unternehmensform, die mehr Mitbestimmung und Transparenz bietet als die Genossenschaft. Am Anfang einer eG steht die Satzung, eine Art Verfassung. Ein Minimalkonsens, wie die Gemeinschaft miteinander leben und arbeiten, wie sie das Projekt aufbauen und betreiben will. Ist die Satzung mit etwas Glück an zwei Wochenenden geschrieben (gute Beispiele gibt es im Internet), wird es ca. 4000,- Euro kosten und ca. zwei Monate dauern, um die Genossenschaft durch den Gründungs- Prüfungs- und Anmeldeprozess zu führen. Wer sich stattdessen an bestehenden Genossenschaften beteiligen will, ein Anteil z.B. bei Greenpeace-Energy, ist für 55,- Euro, bei der GLS Gemeinschaftsbank für 100,- Euro oder bei der TAZ (Tageszeitung eG) für 500,- Euro zu haben. Und vielleicht schon bald wird die Zeitschrift SEIN ebenfalls eine Genossenschaft sein. Occupy Berlin trifft sich jetzt jeden Samstag von 13 bis ca. 15.30 vor dem Brandenburger Tor – um friedlich für einen Wandel bzw. ein Umdenken in Wirtschaft und Gesellschaft einzutreten – mit Diskussionen und Meditation. www.occupyberlin.de Franz Hörmann ist Professor für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen an der Wirtschaftsuniversität Wien und Gastprofessor für Wissensmanagement am Institut für Wirtschaftsinformatik (Communications Engineering) der Johannes Kepler Universität Linz. www.franzhoermann.com Abb: © Thomas Bethge – Fotolia.com 3 Responses WellenbeobachterHH 10. November 2011 @tatjana heß Sicher ist auch die Kritik am Geld- und Zinssystem berechtigt. ABER genau das reicht nicht mehr aus. Hier ein lesenswerter Artikel mit sehr diese Aussage begründende Kommentare und weiterführenden Links dazu: http://www.freitag.de/kultur/1144-besiegt-die-zweite-natur?loggedin=1 Erst wenn Sie das alles gedanklich nachvollzogen haben, was das „Objektsein“ und die „zweite Natur“ wirklich bedeuten, dann kann man ernsthaft über Alternativen nachdenken. Ich kenne eine ganze Reihe Leute die diesen Bewusstseinsstand inzwischen erreicht haben. Es lohnt sich, dass mal zu nachzuvollziehen, genauso, wie es sich anfangs (weil ein typisches Einsteigerthema) über Zins und Geld nachzudenken. Antworten tatjana heà 8. November 2011 Bewusstseinswandel hört sich immer irgendwie so schwer greifbar an, doch zum Glück ist auch das Wort „Wissen“ damit verwandt, ich meine das Wissen darum, wie Geld funktioniert, und dass wir bei weitem die Zirkulationsfähigkeit des Mediums Geld noch nicht erreicht haben, die möglich wäre, wenn die Menschheit wieder das Wissen über das exponenziell wachsende Zinsproblem begreift, was schon immer zyklisch zu genau solchen Krisen geführt hat, wie die, die wir grad wieder haben. Und endgültig die schlichte Tatsache kapiert, dass es über Geld NICHT mehr zu verstehen gibt, als dass es nicht zum Zwecke des „mit Geld Geld machens“ erschaffen wurde, sondern um den Tauschhandel zu erleichtern. Dass jeder einzelne Mensch bereit sein muss, darauf zu verzichten, auf der Bank Zinsen zu bekommen, für Geld, das er grade nicht braucht, sondern dass er sich die Kosten für eine ENDLICH! zu installierende Umlaufsicherung erspart, wenn er unbenötigtes Geld verleiht. So lange wir als Menschheit erlauben, dass mit Geld Geld gemacht wird, konnte das liebe Geld noch nie anders UND WIRD NIE ANDERS KÖNNEN, als da weggehen, wo es schon fehlt, dahin wo es schon ist. PUNKT! Und wenn wir das nicht mehr haben wollen, wird es zeit, dass wir das dem letzten, ders noch nicht kapiert hat, erklären und dass wir dann klar deklarieren, dass wir es anders haben wollen. Egal wie sehr uns die Finanzherrschenden suggerieren, dass wir das Denken doch bitteschön den „Experten “ überlassen sollten, da das ganze viel zu komplieziert sei, als dass wir das verstehen könnten, doch „Experten müssen, um „Experten“ zu bleiben, sich weigern etwas dazuzulernen. Deshalb: Die Lösungen müssen nicht erst erfunden werden, die sind schon lange bekannt, nur muss dazu auch Otto-Normal-Verbraucher anfangen sich ökonomisch zu alphabetisieren, sprich wenigstens mal eins der unzähligen Bücher lesen, die zum Thema alternative Wirtschaftsweisen geschrieben wurden. Dann wird er nämlich wahrscheinlich merken, dass er sich das, was er da liest, eh immer schon irgendwie dachte. Ich befasse mich jetzt seit über 20 Jahren mit dem Thema „alternativ Wirtschaften“ und ich weigere mich erfolgreich „Bankstersprache“ zu sprechen und zu verstehen, das ist gar nicht nötig, denn hinter dem ganzen komplizierten Wahnsinn den „die“ uns da servieren, verbirgt sich nichts anderes als unterschiedliche Methoden „Geld arbeiten zu lassen“. Wer genauer hinschaut wird noch nie irgendwo arbeitendes Geld gesehen haben, deshalb stimmt der obige Satz: im Zinssystem kann Geld nur da weggehen wo es eh schon fehlt, dahin wo es schon ist. Mit diesem Satz hab ich schon mehreren Bankern die Argumente ausgehen lassen… mehr als das zu verstehen braucht es nicht und dann müssen wir auch nicht mehr nach dem Motto demonstrieren: Wir wissen zwar nicht wohin, aber wir gehen voran! Denn so´n bisschen nen Plan im Sack, wie wir´s besser machen würden, sollten wir schon haben, bevor wir denen da oben die Schuld geben am „Weltdilemma“, auch wenn die genau wissen, wie die Mathematik funktioniert und uns bewusst dumm halten, ist doch jeder selbst dafür zuständig, wenigsten so gut er kann, das bestehende System zu analysieren. Dazu zwei z.T. bekannte Zitate: einmal Henry Ford in den 20ern: „Wenn die Menschen das Geldsystem verstünden, gäbs morgen eine Revolution!“ und dann noch Bernard Lietaer in seinem Jugendbuch, „die Welt des Geldes“: da steht im Vorwort: „Wenn du das gelesen hast, weisst du mehr als 99% der Erwachsenen“ Und trotzdem hör ich immer unglaubliches Schlaugeschwätze in irgendwelchen Foren z.Thema Wirtschaft, immer von Leuten die sich nicht vorstellen können, dass es auch was anderes gibt als Zinssystem oder immer nur die Gleiche öde Wahl zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Mich haben jetzt übrigens schon zweimal Banker gefragt, was sie über das Thema Alternatives Wirtschatssystem lesen können, da sie in ihrer ganzen Ausbildung nichts darüber erfahren haben. Antworten WellenbeobachterHH 2. November 2011 Lieber Autor, das freut mich zu lesen, dass meine eingangs zitierten Hinweise positive Impulse gesetzt haben. Diese Anmerkungen zu „Genossenschaften“ zielten aber keineswegs gegen die juristische Form der „Genossenschaft“ zur Organisation, um Neues auf die Beine zu stellen. Warum sollten sie auch? Denn in „Genossenschaften“ gibt es mehr Mitspracherecht, mehr Basisdemokratie, mehr soziale Anerkennung, mehr Zugehörigkeitsgefühl zu dieser Gemeinschaft, ja überhaupt ein Gemeinschaftsgefühl, welches sich in der normalen Welt der Marktwirtschaft im Zuge des gegeneinander Konkurrierens nicht einstellen kann. „Genossenschaften“ neigen dennoch dazu einer Illusion anheim zu fallen – sie können – müssen es aber nicht! Es kommt auf den Inhalt an und darauf, wohin man sich in dieser Form entwickeln will. Die Genossenschaftsbewegung der 70er und 80er Jahre ist jedenfalls ideologisch hängen geblieben und insofern als gescheitert zu betrachten. Warum? Worin liegt das Problem? Antwort: In der Frage, auf welcher kategoralen Ebene die Lösung gesucht wird. Vergleichen wir doch mal den Anfang des obigen Textes „Die Beteiligung an …“ mit dem letzten Abschnitt „Das ist der Hintergrund…“. Beginnen wir mit ersterem: Nur, weil ich einen Sachverhalt „neu definiere“, ändert sich ja nicht der Sachverhalt selbst, oder? Eine Illusion wäre das dann, wenn die Beteiligten an die „Bedeutung des Mittelstandes“ glauben (was die heutige Wahrnehmung dominiert) und meinen, es bedürfe lediglich einer anderen „Regulationsform“ und „Verwaltungsform“, eben genossenschaftlich anstatt der üblichen Unternehmensformen und -hierarchien. Außerdem würde der Mittelstand doch sowieso die meisten Arbeitsplätze schaffen usw. – …halt die üblich zu hörende Argumentationsart. Diese Art „innerer Kooperation“ im Unternehmen ist zwar ein guter und richtiger Anfang, weil schon deutlich besser als die sonstige Unternehmensatmosphäre mit Mobbing und Ellenbogenmentalität! Dann konkurrieren die einzelnen Genossenschaften auf dem Markt aber immer noch gegeneinander!!! Das allein ändert also noch nicht wirklich was am „System“!!! An dieser Erkenntnis ändert sich auch nichts, wenn die genossenschaftlich erzeugten Produkte fairer, biologischer, nachhaltiger, ressourcenschonender usw. erzeugt werden. Das ist ja auch die stofflich-energetische Ebene, nicht die gesellschaftliche Ebene der Vermittlung von Tätigkeiten und Produkten. Schauen wir uns also den letzten Abschnitt „Das ist der Hintergrund…“ an: Formulierungen wie „Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele gemeinsam.“ sind völlig inhaltsleere Plattitüden, die auch von jeder normalen, bürgerlichen Partei stammen könnten. Hier wird so getan, als müsse in Konkurrenz innerhalb anderer Formen wie GbR, GmbH, KG, AG usw. nicht zusammengearbeitet werden, um bestehen zu können, was natürlich kompletter Unsinn ist. Mit einer Aussage wie „Jeder Mensch hat eine Stimme, egal ob er mit einem Anteil oder 100 Anteilen an der Genossenschaft beteiligt ist.“ erscheint es mir fast so, als wenn sich der Autor vermutlich sogar selbst, auf jeden Fall aber seine Leser täuscht. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass die Genossenschaftsmitglieder mit „mehr Mitbestimmung und Transparenz“ dann gemeinsam in der Krise sehr „transparent“ darüber zu befinden haben, wo gespart – d.h. gekürzt(!) wird und wer ggf. entlassen werden muss (falls das überhaupt genossenschaftsrechtlich möglich ist.) oder ob man gemeinsam in die Insolvenz geht, wenn sich das Ganze „nicht mehr rechnet“. Ein anderes Regulationsregime als das privatkapitalistische ändert rein gar nichts am krisenhaften Charakter der Marktwirtschaft selbst. Deshalb zielen auch Vorstellungen von „Gemeinwohlökonomie“ oder „demokratischer Sozialismus“ völlig blind am Thema vorbei. Die Objektivität ökonomischer Gesetze bleibt ja unberührt von der subjektiven Wahrnehmung und entfaltet weiter seine innere Dynamik, egal wer und in welcher Form darauf meint administrativ reagieren zu dürfen, welche juristische Form gewählt wurde, also auch egal ob es sich um Genossenschaften mit Genossenschaftseigentum oder gar einen „Gemeinwohlstaat“ mit gesellschaftlichem Eigentum handelt etc. Der Vorteil von Genossenschaften besteht allerdings darin, dass man kürzere Krisenschübe schon besser überstehen kann, wenn nicht der Unternehmensgewinn an erster Stelle steht und dafür Arbeitsplätze geopfert werden – ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Gedanke von Kooperation deutlich besser als Konkurrenz ist. Die fundamentale Hauptkrise des Kapitals jedoch, wird auch Genossenschaften und den Mittelstand nicht verschonen. Ganz im Gegenteil. Wir bilden das gesamtgesellschaftliche Kapitalverhältnis – und allein darauf kommt es in der Marktwirtschaft an – alle zusammen!!! Erst wenn wir das ändern, d.h. die kaufmännische Seite aufheben – und anstelle dessen anfangen darüber nachzudenken, wie wir die Produktion auf der kategoralen Ebene des „stofflich Reichtums“ steuern können, also dort, wo auch menschliche Bedürfnisse angesiedelt sind und wo auch unsere stofflich-energetischen, also produktiven Handlungsmöglichkeiten liegen, dann verschwinden alle heutigen Probleme. Natürlich klopfen dann haufenweise neue Problemfragen an unsere Tür – aber die liegen auf einer ganz anderen Ebene. Solange wir uns „fetischhaft“ an ein äußeres Zirkulationsmedium wie Geld klammern, verbleiben wir in Kategorien wie Konkurrenz, Wettbewerb, Rentabilität, Gewinn, Kosten, Finanzierbarkeit, Lohn- und Erwerbsarbeit, Werbung, Kundengewinnung, Standortvorteil, „sich gut verkaufen können“, „Selbstvermarktung“ u.ä. erbärmlichen, ideologisch-systemimmanenten Denkweisen des bürgerlichen Bewusstseins. Deshalb meine Schlussfolgerung, dass der Wandel nur über einen grundlegenden Bewusstseinswandel zu erreichen sein wird!!! Die Frage bezüglich „Genossenschaften“ lautet also, welche Denkweise steht dahinter? Wieder nur Ideologien, die „Ware“, „Arbeit“ und „Geld“ rechtfertigen, oder wird zumindest intern schon über andere Optionen diskutiert? Natürlich bleiben wir zunächst alle noch innerhalb der Ware-Geld-Beziehung gefangen – noch! Das kann sich aber ändern. Es liegt an uns selbst. Weiterführende Analysen sowie demnächst auch Lösungsansätze findet man hier: http://www.hh-violette.de/2011/10/das-netzwerk-des-kapitals/ Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. 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WellenbeobachterHH 10. November 2011 @tatjana heß Sicher ist auch die Kritik am Geld- und Zinssystem berechtigt. ABER genau das reicht nicht mehr aus. Hier ein lesenswerter Artikel mit sehr diese Aussage begründende Kommentare und weiterführenden Links dazu: http://www.freitag.de/kultur/1144-besiegt-die-zweite-natur?loggedin=1 Erst wenn Sie das alles gedanklich nachvollzogen haben, was das „Objektsein“ und die „zweite Natur“ wirklich bedeuten, dann kann man ernsthaft über Alternativen nachdenken. Ich kenne eine ganze Reihe Leute die diesen Bewusstseinsstand inzwischen erreicht haben. Es lohnt sich, dass mal zu nachzuvollziehen, genauso, wie es sich anfangs (weil ein typisches Einsteigerthema) über Zins und Geld nachzudenken. Antworten
tatjana heà 8. November 2011 Bewusstseinswandel hört sich immer irgendwie so schwer greifbar an, doch zum Glück ist auch das Wort „Wissen“ damit verwandt, ich meine das Wissen darum, wie Geld funktioniert, und dass wir bei weitem die Zirkulationsfähigkeit des Mediums Geld noch nicht erreicht haben, die möglich wäre, wenn die Menschheit wieder das Wissen über das exponenziell wachsende Zinsproblem begreift, was schon immer zyklisch zu genau solchen Krisen geführt hat, wie die, die wir grad wieder haben. Und endgültig die schlichte Tatsache kapiert, dass es über Geld NICHT mehr zu verstehen gibt, als dass es nicht zum Zwecke des „mit Geld Geld machens“ erschaffen wurde, sondern um den Tauschhandel zu erleichtern. Dass jeder einzelne Mensch bereit sein muss, darauf zu verzichten, auf der Bank Zinsen zu bekommen, für Geld, das er grade nicht braucht, sondern dass er sich die Kosten für eine ENDLICH! zu installierende Umlaufsicherung erspart, wenn er unbenötigtes Geld verleiht. So lange wir als Menschheit erlauben, dass mit Geld Geld gemacht wird, konnte das liebe Geld noch nie anders UND WIRD NIE ANDERS KÖNNEN, als da weggehen, wo es schon fehlt, dahin wo es schon ist. PUNKT! Und wenn wir das nicht mehr haben wollen, wird es zeit, dass wir das dem letzten, ders noch nicht kapiert hat, erklären und dass wir dann klar deklarieren, dass wir es anders haben wollen. Egal wie sehr uns die Finanzherrschenden suggerieren, dass wir das Denken doch bitteschön den „Experten “ überlassen sollten, da das ganze viel zu komplieziert sei, als dass wir das verstehen könnten, doch „Experten müssen, um „Experten“ zu bleiben, sich weigern etwas dazuzulernen. Deshalb: Die Lösungen müssen nicht erst erfunden werden, die sind schon lange bekannt, nur muss dazu auch Otto-Normal-Verbraucher anfangen sich ökonomisch zu alphabetisieren, sprich wenigstens mal eins der unzähligen Bücher lesen, die zum Thema alternative Wirtschaftsweisen geschrieben wurden. Dann wird er nämlich wahrscheinlich merken, dass er sich das, was er da liest, eh immer schon irgendwie dachte. Ich befasse mich jetzt seit über 20 Jahren mit dem Thema „alternativ Wirtschaften“ und ich weigere mich erfolgreich „Bankstersprache“ zu sprechen und zu verstehen, das ist gar nicht nötig, denn hinter dem ganzen komplizierten Wahnsinn den „die“ uns da servieren, verbirgt sich nichts anderes als unterschiedliche Methoden „Geld arbeiten zu lassen“. Wer genauer hinschaut wird noch nie irgendwo arbeitendes Geld gesehen haben, deshalb stimmt der obige Satz: im Zinssystem kann Geld nur da weggehen wo es eh schon fehlt, dahin wo es schon ist. Mit diesem Satz hab ich schon mehreren Bankern die Argumente ausgehen lassen… mehr als das zu verstehen braucht es nicht und dann müssen wir auch nicht mehr nach dem Motto demonstrieren: Wir wissen zwar nicht wohin, aber wir gehen voran! Denn so´n bisschen nen Plan im Sack, wie wir´s besser machen würden, sollten wir schon haben, bevor wir denen da oben die Schuld geben am „Weltdilemma“, auch wenn die genau wissen, wie die Mathematik funktioniert und uns bewusst dumm halten, ist doch jeder selbst dafür zuständig, wenigsten so gut er kann, das bestehende System zu analysieren. Dazu zwei z.T. bekannte Zitate: einmal Henry Ford in den 20ern: „Wenn die Menschen das Geldsystem verstünden, gäbs morgen eine Revolution!“ und dann noch Bernard Lietaer in seinem Jugendbuch, „die Welt des Geldes“: da steht im Vorwort: „Wenn du das gelesen hast, weisst du mehr als 99% der Erwachsenen“ Und trotzdem hör ich immer unglaubliches Schlaugeschwätze in irgendwelchen Foren z.Thema Wirtschaft, immer von Leuten die sich nicht vorstellen können, dass es auch was anderes gibt als Zinssystem oder immer nur die Gleiche öde Wahl zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Mich haben jetzt übrigens schon zweimal Banker gefragt, was sie über das Thema Alternatives Wirtschatssystem lesen können, da sie in ihrer ganzen Ausbildung nichts darüber erfahren haben. Antworten
WellenbeobachterHH 2. November 2011 Lieber Autor, das freut mich zu lesen, dass meine eingangs zitierten Hinweise positive Impulse gesetzt haben. Diese Anmerkungen zu „Genossenschaften“ zielten aber keineswegs gegen die juristische Form der „Genossenschaft“ zur Organisation, um Neues auf die Beine zu stellen. Warum sollten sie auch? Denn in „Genossenschaften“ gibt es mehr Mitspracherecht, mehr Basisdemokratie, mehr soziale Anerkennung, mehr Zugehörigkeitsgefühl zu dieser Gemeinschaft, ja überhaupt ein Gemeinschaftsgefühl, welches sich in der normalen Welt der Marktwirtschaft im Zuge des gegeneinander Konkurrierens nicht einstellen kann. „Genossenschaften“ neigen dennoch dazu einer Illusion anheim zu fallen – sie können – müssen es aber nicht! Es kommt auf den Inhalt an und darauf, wohin man sich in dieser Form entwickeln will. Die Genossenschaftsbewegung der 70er und 80er Jahre ist jedenfalls ideologisch hängen geblieben und insofern als gescheitert zu betrachten. Warum? Worin liegt das Problem? Antwort: In der Frage, auf welcher kategoralen Ebene die Lösung gesucht wird. Vergleichen wir doch mal den Anfang des obigen Textes „Die Beteiligung an …“ mit dem letzten Abschnitt „Das ist der Hintergrund…“. Beginnen wir mit ersterem: Nur, weil ich einen Sachverhalt „neu definiere“, ändert sich ja nicht der Sachverhalt selbst, oder? Eine Illusion wäre das dann, wenn die Beteiligten an die „Bedeutung des Mittelstandes“ glauben (was die heutige Wahrnehmung dominiert) und meinen, es bedürfe lediglich einer anderen „Regulationsform“ und „Verwaltungsform“, eben genossenschaftlich anstatt der üblichen Unternehmensformen und -hierarchien. Außerdem würde der Mittelstand doch sowieso die meisten Arbeitsplätze schaffen usw. – …halt die üblich zu hörende Argumentationsart. Diese Art „innerer Kooperation“ im Unternehmen ist zwar ein guter und richtiger Anfang, weil schon deutlich besser als die sonstige Unternehmensatmosphäre mit Mobbing und Ellenbogenmentalität! Dann konkurrieren die einzelnen Genossenschaften auf dem Markt aber immer noch gegeneinander!!! Das allein ändert also noch nicht wirklich was am „System“!!! An dieser Erkenntnis ändert sich auch nichts, wenn die genossenschaftlich erzeugten Produkte fairer, biologischer, nachhaltiger, ressourcenschonender usw. erzeugt werden. Das ist ja auch die stofflich-energetische Ebene, nicht die gesellschaftliche Ebene der Vermittlung von Tätigkeiten und Produkten. Schauen wir uns also den letzten Abschnitt „Das ist der Hintergrund…“ an: Formulierungen wie „Was einer alleine nicht schafft, schaffen viele gemeinsam.“ sind völlig inhaltsleere Plattitüden, die auch von jeder normalen, bürgerlichen Partei stammen könnten. Hier wird so getan, als müsse in Konkurrenz innerhalb anderer Formen wie GbR, GmbH, KG, AG usw. nicht zusammengearbeitet werden, um bestehen zu können, was natürlich kompletter Unsinn ist. Mit einer Aussage wie „Jeder Mensch hat eine Stimme, egal ob er mit einem Anteil oder 100 Anteilen an der Genossenschaft beteiligt ist.“ erscheint es mir fast so, als wenn sich der Autor vermutlich sogar selbst, auf jeden Fall aber seine Leser täuscht. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass die Genossenschaftsmitglieder mit „mehr Mitbestimmung und Transparenz“ dann gemeinsam in der Krise sehr „transparent“ darüber zu befinden haben, wo gespart – d.h. gekürzt(!) wird und wer ggf. entlassen werden muss (falls das überhaupt genossenschaftsrechtlich möglich ist.) oder ob man gemeinsam in die Insolvenz geht, wenn sich das Ganze „nicht mehr rechnet“. Ein anderes Regulationsregime als das privatkapitalistische ändert rein gar nichts am krisenhaften Charakter der Marktwirtschaft selbst. Deshalb zielen auch Vorstellungen von „Gemeinwohlökonomie“ oder „demokratischer Sozialismus“ völlig blind am Thema vorbei. Die Objektivität ökonomischer Gesetze bleibt ja unberührt von der subjektiven Wahrnehmung und entfaltet weiter seine innere Dynamik, egal wer und in welcher Form darauf meint administrativ reagieren zu dürfen, welche juristische Form gewählt wurde, also auch egal ob es sich um Genossenschaften mit Genossenschaftseigentum oder gar einen „Gemeinwohlstaat“ mit gesellschaftlichem Eigentum handelt etc. Der Vorteil von Genossenschaften besteht allerdings darin, dass man kürzere Krisenschübe schon besser überstehen kann, wenn nicht der Unternehmensgewinn an erster Stelle steht und dafür Arbeitsplätze geopfert werden – ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Gedanke von Kooperation deutlich besser als Konkurrenz ist. Die fundamentale Hauptkrise des Kapitals jedoch, wird auch Genossenschaften und den Mittelstand nicht verschonen. Ganz im Gegenteil. Wir bilden das gesamtgesellschaftliche Kapitalverhältnis – und allein darauf kommt es in der Marktwirtschaft an – alle zusammen!!! Erst wenn wir das ändern, d.h. die kaufmännische Seite aufheben – und anstelle dessen anfangen darüber nachzudenken, wie wir die Produktion auf der kategoralen Ebene des „stofflich Reichtums“ steuern können, also dort, wo auch menschliche Bedürfnisse angesiedelt sind und wo auch unsere stofflich-energetischen, also produktiven Handlungsmöglichkeiten liegen, dann verschwinden alle heutigen Probleme. Natürlich klopfen dann haufenweise neue Problemfragen an unsere Tür – aber die liegen auf einer ganz anderen Ebene. Solange wir uns „fetischhaft“ an ein äußeres Zirkulationsmedium wie Geld klammern, verbleiben wir in Kategorien wie Konkurrenz, Wettbewerb, Rentabilität, Gewinn, Kosten, Finanzierbarkeit, Lohn- und Erwerbsarbeit, Werbung, Kundengewinnung, Standortvorteil, „sich gut verkaufen können“, „Selbstvermarktung“ u.ä. erbärmlichen, ideologisch-systemimmanenten Denkweisen des bürgerlichen Bewusstseins. Deshalb meine Schlussfolgerung, dass der Wandel nur über einen grundlegenden Bewusstseinswandel zu erreichen sein wird!!! Die Frage bezüglich „Genossenschaften“ lautet also, welche Denkweise steht dahinter? Wieder nur Ideologien, die „Ware“, „Arbeit“ und „Geld“ rechtfertigen, oder wird zumindest intern schon über andere Optionen diskutiert? Natürlich bleiben wir zunächst alle noch innerhalb der Ware-Geld-Beziehung gefangen – noch! Das kann sich aber ändern. Es liegt an uns selbst. Weiterführende Analysen sowie demnächst auch Lösungsansätze findet man hier: http://www.hh-violette.de/2011/10/das-netzwerk-des-kapitals/ Antworten