Was bedeutet eigentlich Vertrauen? Ich vertraue, wenn ich davon ausgehe, dass das Leben grundsätzlich gut ist und mir nichts Böses will. Mit anderen Worten: Alles ist richtig und zu meinem Besten. Ohne Ausnahme. Denn alles ist göttlich und das Göttliche ist gut und mir wohl gesonnen. Die meisten von uns haben dieses Vertrauen in der Kindheit nicht mitbekommen und befinden sich daher in einem mehr oder weniger starken Kampf ums Überleben und gegen das Leben. Ausdruck davon ist beispielsweise der Ausspruch: „Vertraue auf Gott, aber binde dein Kamel an.“ Oder anders gesagt: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“

Doch so geht Vertrauen nicht. Wenn wir wirklich hundert Prozent im Vertrauen sind, dann müssen wir unser Fahrrad nicht mehr anschließen und können unser Auto offen stehen lassen, denn die Außenwelt ist letztendlich nur ein Spiegel unserer Innenwelt. Heißt: Wenn ich Misstrauen in mir trage, spiegelt mir das meine Außenwelt, um mich auf dieses Misstrauen aufmerksam zu machen, damit ich darüber hinauswachsen kann. Um in Vertrauen als Grundlage für das eigene Leben zu kommen, bedarf es darum eines mehr oder weniger langen Weges durch Erfahrungen sowohl des Vertrauens als auch des Misstrauens, die es beide (denn auch Vertrauen kann ein Fake, eine Beschwichtigung des Egos sein – „Alles ist gut“ – und kommt dann aus der Angst) immer wieder anzuschauen gilt.

Anschauen heißt: Ich untersuche beispielsweise für mich, ob mein Misstrauen in einem bestimmten Fall wirklich auf Wahrheit beruht oder aus meiner Konditionierung der Angst vor Ausgeschlossensein, Liebesverlust, Abgelehntwerden usw. stammt. Wenn ich nun davon ausgehe, dass das Leben grundsätzlich gut ist, dann heißt das, dass all meine negativen Interpretationen verschiedenster Situationen das Ergebnis meiner Egofilter sind, durch die sich die göttliche Energie „kämpfen“ muss, um ins Bewusstsein zu gelangen. „Das Leben ist gut“ heißt darum auch, dass es für jede Situation eine positive Interpretation geben muss. Diese Interpretation gilt es zu finden, um mich letztendlich daran zu orientieren. Das ist kein plattes positives Denken, sondern diese Haltung ist in mir über einen langen Zeitraum durch einen Bewusstseinsprozess entstanden, der mich darin unterstützt, dieser positiven Interpretation immer mehr Raum zu geben. Es sind zwar meist immer wieder nur kleine Schritte, aber: Sie wirken!

Jörg Engelsing

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Innenweltreisender, Redakteur der SEIN.

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