Abb: © neirfy - Fotolia.comNeues ins Leben lassen – Die Kraft der Veränderung 26. Oktober 2016 Persönliches Wachstum Wann war das letzte Mal, dass Sie etwas zum ersten Mal getan haben? Etwas Neues ins Leben zu lassen, ist ein Akt des Sich-selbst-Beschenkens und des Sich-selbst-Überwindens. Denn was man nicht kennt, das fürchtet man oder man steht ihm zumindest skeptisch gegenüber. Diese Hürde gilt es zu meistern. Von Thomas Hartl Sich bewusst als Anfänger auf etwas einzulassen, kann eine kindliche Freude sein. Doch je älter man wird, desto schwerer fällt diese Übung. Man meint, schon alles zu kennen und alles zu wissen, nichts kann einen mehr überraschen. Letzteres stimmt vielleicht, aber man kann sich ja selbst überraschen, etwa indem man etwas tut, das man bisher noch nie oder zumindest seit Ewigkeiten nicht mehr getan hat: ein Musikinstrument spielen, ein Bild malen, jemandem Blumen schenken, jemanden küssen, jemanden umarmen, jemandem sagen, wie toll er ist, einen Urlaub in Island buchen, sich selbst mit einem Tag im Beautycenter beschenken, mit dem besten Freund um die Häuser ziehen, den vor fünf Jahren gekauften DVD-Player endlich an den Fernseher anschließen, in die Kirche gehen, einen Flohmarkt besuchen und alte Schallplatten kaufen, einem Bettler zehn Euro geben und sich an seiner Freude erfreuen. Neues ins Leben lassen: Es geht auch anders Ein guter Anfang wäre es, kleine Selbstversuche zu starten. Das Aufstehen am Morgen bietet dazu viele Möglichkeiten. Der Wecker reißt uns aus den Träumen, wir springen auf, Zähne putzen, anziehen, schnell, schnell, ein Kaffee und das übliche Brötchen, den Kleiderschrank durchwühlen … Das geht auch anders. Der Wecker läutet 30 Minuten früher als üblich, wir drehen uns im Bett nochmals um, dösen ein paar Minuten, strecken uns ausgiebig, lassen uns das Frühstück ans Bett bringen, lassen den Tag dabei langsam in uns einsickern … Das soll nur eine kleine Anregung sein. Selbst wenn man an den Grundpfeilern seines Tages nichts ändern möchte oder glaubt, nichts ändern zu können, lassen sich doch viele Einzelheiten angenehmer und vor allem abwechslungsreicher gestalten. Nicht nur die Gestaltung des Tagesablaufes lässt sich variieren, sondern auch das, was wir den ganzen Tag lang so machen. Warum nicht etwas Neues ausprobieren? Auf eine Veranstaltung gehen, eine noch unbekannte Sportart ausprobieren, was auch immer wir bisher nicht in Erwägung gezogen haben oder, noch besser, was wir eigentlich immer schon mal machen wollten, aber tausend Ausreden dagegen gefunden haben. Viele nehmen sich zum Beispiel immer wieder vor, einmal einen Marathon zu laufen. Dafür muss man aber trainieren. Doch leider ist das Wetter entweder zu heiß oder zu kalt, der Trainingsanzug zwickt oder die Laufschuhe sind nicht schick genug. Wie wäre es, sich für den nächsten Marathon tatsächlich anzumelden (der aber bitte keinesfalls in den nächsten drei Monaten stattfinden darf, wir wollen doch nicht die Sanitäter bemühen). Jetzt heißt es, sich ein Trainingsprogramm zu erstellen oder, noch besser, sich eines von jemandem erstellen zu lassen, der sich damit auskennt. Und schon kann es losgehen. Das mach ich jetzt einfach mal Wenn Sie sich als Gefangener im eigenen Leben fühlen, weil jeder Tag dem anderen gleicht und weil nie etwas wirklich Neues „passiert“, dann versuchen Sie es einmal damit: Das mach ich jetzt einfach mal. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Ein Gedanke, der, wird er umgesetzt, das Leben ungemein bereichert. Wir sehen eine Gelegenheit, und schon ist der Gedanke da: Das mach ich jetzt einfach mal. Wenn wir den Macher-Muskel ein wenig trainieren, tut es am Anfang vielleicht noch ein bisschen weh, aber mit jedem Mal wird er kräftiger, und bald sind wir stolz auf unseren schönen neuen Muskel und auf uns, weil wir selbst unser Leben bereichern. Ein jeder von uns hat den Schlüssel zu einem anderen, besseren, neuen Leben selbst in der Hand. Also: Nie aufhören mit dem Probieren, sondern Neues versuchen, Altes aufgeben – alles ändert sich, also darf auch ich mich ändern! Nicht starrsinnig und hartnäckig sein, sondern wendig, spielerisch, das Leben als großen Spielplatz betrachten. Und schon bald, wenn man sich dem Spielen hingibt, stellt sich plötzlich und unverhofft ein Alles-ist-möglich-Gefühl ein. Anti-Aging mal anders Wenn wir Tag für Tag dasselbe machen, verrinnen unsere Tage, schnell und ohne dass wir sie überhaupt als gelebt empfinden. Durch die ewige Wiederkehr des Bekannten scheint jeder Tag wie der vorherige und jedes Jahr wie das vorherige. Ganz anders als in Kinderzeiten, als ein Tag noch überlief vor Glück und Erleben. Ein Sommertag voller Staunen, manchmal war er so lang wie heute ein Jahr. Und jetzt? Natürlich ist das Staunen schwieriger geworden, wir meinen, alles zu kennen. Doch das liegt auch daran, dass wir uns in Gewohnheiten geflüchtet haben und nichts Neues ins Leben holen. Die Folge: Die Jahre fliegen dahin, und viele versuchen mit Anti- Falten-Cremes dagegenzuhalten. Anti-Aging wäre doch so leicht: Holen wir uns unsere persönliche Lebensverlängerung ins Haus. Dafür müssen wir das Haus aber auch wieder mal verlassen und neugierig sein. Rausgehen auf die Straße, in die Natur, zu Veranstaltungen, unter Menschen, uns für sie interessieren. Neues lernen oder einfach ausprobieren. Immer und immer wieder. So lange, bis es ganz normal geworden ist, systematisch Dinge auszuprobieren. In Kontakt treten Den größten Effekt freilich hat es, wenn neue Menschen ins Leben treten. Sich trauen, auf Unbekannte zuzugehen, die Angst überwinden, sie anzusprechen und kennenzulernen, erweitert das eigene Dasein und wirbelt das beschauliche Leben gehörig auf. Sich den anderen zu öffnen, lässt sich wunderbar umsetzen, immer und überall. An der Bushaltestelle ein paar Worte wechseln, den Nachbarn einmal nicht ignorieren, sondern ihn grüßen und in ein Gespräch verwickeln. Wenn Sie über zwanzig Jahre alt sind, dann sehen Sie ja die vielen Menschen in den Straßen noch (Jüngere bemerken ihre Umgebung nur, wenn der Akku des Smartphones leer ist), und wenn man einen Menschen sieht, dann kann man ihn auch anlächeln oder ansprechen. Oft bekommt man im Gespräch neue Gedanken und Ideen präsentiert, erhält einen Einblick auf die Sicht der Dinge aus anderer Perspektive, einen Impuls für ein neues Hobby oder eine neue Geschäftsidee. Vielleicht ergibt sich eine neue Freundschaft oder man verliebt sich. Nichts muss, doch alles kann passieren. Aber nur, wenn wir in Kontakt treten. Wer in seinen vier Wänden sitzt und die Welt nur durch ein Rechteck betrachtet (Fernsehen, Computer, Smartphone), der sammelt vielleicht hunderte virtuelle „Freunde“, kommt jedoch mit dem echten Leben, mit echten Menschen nicht in Kontakt. Virtuelle Welten können eine Umarmung, einen Kuss, einen langen Blick in die Augen einer Person nie ersetzen. Ja, gern! Aber wie kommt man in Kontakt mit neuen Situationen, Orten und Wegen? Indem man „Ja gern!“ ruft. Immer wieder bietet uns das Leben Gelegenheiten, aus dem ewig gleichen Trott auszubrechen, und oft lehnen wir diese Chancen ab, ja, wir erkennen sie nicht einmal. Beispiel: Sie bekommen eine Geburtstagseinladung einer Freundin, sagen aber aus einem vorgeschobenen Grund ihre Teilnahme ab, bloß, weil sie keinen der Gäste kennen. Sie fühlen sich eben nicht wohl im Kreise von Unbekannten. Damit freilich nehmen Sie sich die Möglichkeit, aus diesen Unbekannten Bekannte zu machen, die sich möglicherweise sogar als Freunde, Geliebte, Partner eignen würden. Stattdessen schmoren Sie zu Hause im eigenen Saft, ärgern sich über sich selbst und haben Ihrer Freundin gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil Sie sie angelogen haben. Aber jetzt wissen wir es: Beim nächsten Mal lautet die reflexartige Antwort (bitte üben): „Ja gern! Klar komme ich!“ Kurz gesagt: Gelegenheiten nützen. Ja gern! 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