Bild: Windkraft von byteorder Lizenz: cc-by-nd Klimaschutzplan 2050 31. Oktober 2019 1 Kommentar Klimaschutzplan 2050: Wie schafft es Deutschland , ab 2050 klimaneutral zu wirtschaften? Experten des Forschungszentrums Jülich meinen: Es ist volkswirtschaftlich leistbar. Das kurzfristige Klimaziel für 2020 hat Deutschland bekanntermaßen verfehlt. Doch wie schaut es mit der langfristigen Zielsetzung aus, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu wirtschaften? Dazu äußerten sich jetzt Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich. Ihr Fazit: „Eine Transformation zu 95 Prozent weniger Treibhausgasausstoß ist volkswirtschaftlich leistbar.“ Im Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung steht, dass man ab dem Jahr 2050 klimaneutral wirtschaften will. Das Ziel ist ambitioniert: 80 bis 95 Prozent seiner Treibhausgasemissionen will Deutschland bis zum Jahr 2050 einsparen, Vergleichszeitpunkt ist das Jahr 1990. Die gigantische Aufgabe lässt sich nach Auffassung der Wissenschaftler nur lösen, wenn es massive Veränderungen in allen Bereichen der Wirtschaft sowie des öffentlichen und privaten Lebens gibt. Die Forscher haben ein Computermodell mit den zu erwartenden wirtschaftlichen, technologischen und politischen Rahmenbedingungen gefüttert und immer wieder laufen lassen. Das Modell konnte jeweils entscheiden, welche einzelnen Technologien es nutzt, um in Richtung 80 oder 95 Prozent Einsparung zu kommen. Ziel war es dabei, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Die Kernaussage nach zahlreichen Modelldurchläufen aus Sicht der Wissenschaftler: Die Ziele des Klimaschutzplans sind zu schaffen – allerdings muss bereits heute entschieden werden, ob am Ende eine Minderung von 80 oder 95 Prozent herauskommen soll. Denn um die ambitionierte 95-Prozent-Marke zu erreichen, ist eine grundsätzlich andere Strategie nötig als für die weniger hohe Marke von 80 Prozent. Ein Wechsel von weniger zu mehr Klimaschutz erst in einigen Jahren ist nicht ohne Weiteres möglich, jedenfalls nicht ohne hohe zusätzliche Kosten. Dabei geht es unter anderem um die Frage, welche Rolle Erdgas in Zukunft noch im Deutschen Energiemix spielen kann. Bei 80 Prozent Einsparung ist es als Energieträger noch sehr gut im Rennen, ergänzt durch die zusätzliche Nutzung von Wasserstoff. Beim 95-Prozent-Ziel sieht das grundsätzlich anders aus, hier spielt im Gassektor nur noch Wasserstoff eine Rolle. Er wäre nicht nur für die Mobilität wichtig, sondern zum Beispiel auch in der Industrie, etwa zur Stahlherstellung. Investitionen in Erdgas-Anlagen wären in solch einem Szenario verschwendetes Geld. Unterschiede gibt es auch beim Anteil erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung. Er liegt heute bei etwa 38 Prozent. Bei einem Ziel von 80 Prozent weniger Treibhausgasen müsste der Anteil im Jahr 2050 immerhin 90 Prozent betragen. Wenn Deutschland sogar 95 Prozent weniger CO2 ausstoßen will, dürfte nur noch grüner Strom genutzt werden. Eine besondere Herausforderung ist auch, dass gleichzeitig der Stromverbrauch massiv steigen dürfte. Das hat zum Beispiel mit der zunehmenden Elektrifizierung des Autoverkehrs zu tun, mit der energieintensiven Herstellung synthetischer Treibstoffe zum Beispiel für den Luftverkehr, aber auch mit dem prognostizierten Wirtschaftswachstum bis 2050: „Im Szenario 95 erreicht der Nettostromverbrauch in 2050 einen Wert von 1008 Terawattstunden“, schreiben die Forscher. Das entspreche einem Anstieg von mehr als 80 Prozent gemessen am heutigen Wert. Um das zu schultern, müsse vor allem die Windkraft massiv ausgebaut werden. Sie wäre dann das Rückgrat der zukünftigen Stromversorgung. In einem Szenario mit 95 Prozent CO2-Reduktion bis zur Mitte des Jahrhunderts müsste die Windkraftkapazität jedes Jahr um etwa 6,6 Gigawatt steigen. Aktuell lassen die sogenannten Ausbaukorridore der Regierung noch nicht einmal 3 Gigawatt zu. Diese Regelungen seien „zu modifizieren und anzupassen“, so die Wissenschaftler. Abstandsregelungen für den Bau von Windparks in der Nähe von Gebäuden müssten geprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden. Bei einer CO2-Einsparung von 95 Prozent läge der zusätzliche Finanzbedarf bei 128 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dieser hohe Betrag relativiere sich aber, wenn man sich ansehe, wie viel Geld Deutschland aktuell für den Import von Energieträgern wie Öl und Gas ausgebe: Das seien aktuell etwa 63 Milliarden Euro pro Jahr beziehungsweise etwa 1,9 Prozent der Wirtschaftsleistung. Infos Klimaschutzplan: www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimaschutzplan_2050_bf.pdf Eine Antwort oliver 4. November 2019 Weiter so - nur mit anderer Technik Wenn man den Bericht liest, fällt auf, dass die Forscherinnen und Forscher von einer Reihe von Voraussetzungen ausgehen: – Die Wirtschaft muss weiter wachsen. Unser Wirtschaftssystem und unser Lebensstil bleiben im Grundsatz, wie sie sind. – Klimaschutz ist vor allem oder gar ausschließlich eine Frage der richtigen Technik. – Unser Verhältnis zur Natur bleibt unverändert: Natur ist eine Art Materiallager, das wir rein zu unserem Nutzen verwenden können. Es geht nur darum, die Nutzung intelligenter zu gestalten. – Mögliche negative ökologische Konsequenzen der verwendeten Techniken werden nicht berücksichtigt. So eine Studie kann man machen, sie verfolgt aber eine ziemlich einseitige Sicht und vermittelt dem/der Einzelnen, dass er oder sie gar nichts ändern muss. Zuständig sind vor allem die üblichen Verdächtigen „da oben“. 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oliver 4. November 2019 Weiter so - nur mit anderer Technik Wenn man den Bericht liest, fällt auf, dass die Forscherinnen und Forscher von einer Reihe von Voraussetzungen ausgehen: – Die Wirtschaft muss weiter wachsen. Unser Wirtschaftssystem und unser Lebensstil bleiben im Grundsatz, wie sie sind. – Klimaschutz ist vor allem oder gar ausschließlich eine Frage der richtigen Technik. – Unser Verhältnis zur Natur bleibt unverändert: Natur ist eine Art Materiallager, das wir rein zu unserem Nutzen verwenden können. Es geht nur darum, die Nutzung intelligenter zu gestalten. – Mögliche negative ökologische Konsequenzen der verwendeten Techniken werden nicht berücksichtigt. So eine Studie kann man machen, sie verfolgt aber eine ziemlich einseitige Sicht und vermittelt dem/der Einzelnen, dass er oder sie gar nichts ändern muss. Zuständig sind vor allem die üblichen Verdächtigen „da oben“. Antworten