Terra Nova – Gedanken zum Aufbau einer neuen Welt …

Von Leila Dregger

Die kursiven Stellen stammen aus dem Buch Terra Nova von Dieter Duhm…

„Freiheit“ schrieben sich die Revolutionen aller Zeiten auf die Fahnen – und führten doch immer wieder zu Unterdrückung und Zwang. „Der Mensch wird frei geboren und überall liegt er in Ketten“, wunderte sich Jean-Jacques Rosseau. Warum handeln wir – auch heute in einer relativ freien Gesellschaft – gegen unsere eigenen Interessen? Warum sind wir so geduckt, angepasst, brav geworden? Warum geben wir (immer noch) nicht alle unsere ganze Kraft für eine bessere Welt für uns und unsere Kinder? Meine Antwort – und ich hoffe, dass sie dich provoziert: weil wir nicht müssen. Weil etwas in uns immer noch die eigenen Vorteile abwägt, die es bringt, wenn alles beim Alten bleibt. Weil wir in einem Speckgürtel aus unbewusster Angst, Egoismus und Bequemlichkeit hocken und die Notwendigkeit des Handelns noch nicht durchgedrungen ist. Es braucht das Müssen, um frei handeln zu können. Ich meine nicht das Müssen einer Diktatur. Ich meine das Müssen der Liebe.

Wenn mein Kind vor ein Auto rennt, überlege ich nicht lange. Es schert mich nicht, was andere denken, ob ich Lust dazu habe, ob ich die karmische Bestimmung des Kindes störe oder ähnlicher Unfug. Ich handle – und zwar entschlossen und absolut – und ziehe das Kind zurück. So, wie das jeder tun würde, der noch alle Tassen im Schrank hat. Das Müssen ist in dem Fall absoluter als alles andere – sogar als der Gedanke, ob ich es kann oder nicht. So mancher wächst in einer Situation des Müssens über sich hinaus. Ich hörte von einer Mutter, die einen Lastwagen hochgehoben haben soll, weil ihr Kind darunter eingeklemmt war. Ob diese Geschichte wahr ist, fand ich nicht raus. Aber genau dieses Über-sich-Hinauswachsen ist der Systemwechsel, den wir brauchen, um das Ruder herumzureißen und eine neue Erde aufzubauen. Worum geht es dabei und wie könnte der aussehen?

Terra Nova

Terra Nova nennt Dieter Duhm die reale Entwicklung einer freien Welt mit funktionierenden Gemeinschaften, mit autonomen Zentren und Subsistenzwirtschaften, mit Liebespaaren ohne Angst vor Strafe, mit freier Religion und freier Kultur. Mit Kinderschulen für die Geheimnisse des Lebens, Forschungsstätten für neue Kommunikationssysteme, für lebendige Architektur, freie Energie, lebensgerechte Wohnmöglichkeiten und gerechte Ökonomie, für Wasserlandschaften mit Nahrungsbiotopen, neue Heilungsmethoden, liebenden Umgang mit Tieren; mit Liebesschulen für eine neue Begegnung der Geschlechter und neuartigen Klosterschulen für die Kooperation mit den geistigen Welten. Überall auf der Erde, in allen Ländern und allen Kontinenten entstehen dafür Treffpunkte und Forschungsstätten. Junge Polizisten kämpfen nicht mehr gegen Demonstranten, sondern verbünden sich mit ihnen, um die neue Welt zu errichten. Die Erkenntnis von Notwendigkeit schafft Freiheit.

Freiheit als Sklavin

Freiwilligkeit dagegen kann ein Gefängnis sein. Wenn ich ein Kind immer frage, ob es jetzt Lust auf Hüpfen oder Springen hat, ob es lieber Pommes oder Pizza will, dann schaltet es irgendwann ab und wird gleichgültig. So, wie wir auch als Erwachsene gleichgültig werden, wenn wir in den unwichtigen Dingen – links oder rechts, Opel oder VW, FC oder Borussia, Thailand oder Brasilien – wählen können, aber die wirklichen Entscheidungen des Lebens verpassen. Ich war vor vielen Jahren Teil eines mehrwöchigen Gesellschaftsspiels: Ein Teil der TeilnehmerInnen war „Sklaven“, ein anderer Teil „Herren“. Es gab ein Team, das darauf achtete, dass alles ethisch im Rahmen blieb. Es ging nicht um das Ausleben von Gemeinheiten. Wir wollten herausfinden, wie es ist, wenn ein Mensch alle Verantwortung an einen anderen abgeben kann. Es war wunderbar. Dass ich mich als Herrin frei fühlte, habe ich erwartet.

Aber noch mehr Freiheit habe ich als Sklavin erlebt. Meine einzige Aufgabe war es, den „Herrn“ glücklich zu machen. Und darin wuchs ich über mich selbst hinaus oder über das, was ich bisher zu können glaubte. Ich musste so lange behaupten, dass ich glücklich bin – bis ich es wirklich war. Ich musste so glaubhaft behaupten, dass mir die Suppe schmeckte – bis sie es wirklich tat. Mit dem Auftrag des Herrn bereiteten wir in einer halben Stunde ein Musical vor, das ihn einen Abend lang unterhielt. Ich musste unbekannten Männern im Café echte Komplimente machen, den Kontrolleur in der U-Bahn davon überzeugen, dass die Herrin das Recht zum Schwarzfahren hatte und mir bellend wie ein Hund in der Metzgerei ein Stück Wurst schenken lassen… und es gelang, weil mein „Herr“ es wollte. (Natürlich war uns immer klar, dass diese Erfahrungen rein gar nichts mit dem Elend echter Sklaverei zu tun hatten, wie gesagt, es war ein Spiel.)

Wir sind frei, wenn wir müssen

Was wir dadurch gelernt haben: Wir sind unglaublich frei, wenn wir müssen! In dieser Freiheit können wir unglaublich viel. Wenn wir also wirklich müssen, können wir eine Welt aufbauen, in der Menschen die Natur achten, sorgsam nutzen und mit ihr kooperieren – Terra Nova.

An die Stelle der alten Megasysteme treten dezentrale, kleine, weitgehend autarke Systeme für die Grundversorgung des Menschen mit materiellen Gütern (Wasser, Nahrung, Energie) sowie für die Versorgung mit Kultur, Geist und Eros. Diese Bewegung führt zu einer allmählichen Auflösung der Nationalstaaten. An ihre Stelle tritt ein planetarisches Bürgertum. Der Heimatort des Menschen bezieht sich nicht mehr auf seine Herkunft, sondern auf seine Stellung und Mitarbeit im großen Plan der Evolution.

Und tatsächlich müssen wir das tun. Denn wenn sich nicht noch eine Bewegung machtvoll dagegen stemmt, werden all die Katastrophen wahr, die Klimaexperten und Propheten des sozialen und ökonomischen Zusammenbruchs vorhersagen.

Ich denke nicht, dass diesem Satz jemand widersprechen wird. Was also hält uns ab? Was macht uns als Krone der Schöpfung so ohnmächtig, dass wir bei allem Fortschritt nicht in der Lage sind, unsere Welt friedlich, nachhaltig, gerecht und liebevoll zu gestalten? Warum winken viele schon ab, wenn man es nur ins Gespräch bringt? Welchem Diktat haben wir uns unterworfen?

Das Diktat der Angst

Es ist das Diktat der Angst. Die unbewusste, zur Struktur gewordene Angst, die latente, jederzeit abrufbereite Katastrophenerwartung ist der unsichtbare Stützpunkt der Macht im Inneren eines jeden Menschen. Angst macht uns zu Mittätern jeder Diktatur, jedes Wahnsinns. Egoismus, Gier, Machthunger und Bequemlichkeit sind Begleiterscheinungen dieser Angst. Es ist Angst, die das Gespenst einer Pandemie geschaffen hat, das heute bis in die entlegensten Winkel der Welt die Menschen maskiert, von den Fidschi- Inseln bis Timbuktu. Schon Gandhi wusste, dass ein Herrschaftssystem nicht durch permanente Unterdrückung aufrechterhalten werden kann: Es braucht die freiwillige Kooperation der Untertanen, es braucht die Angst. Wenn wir also wirklich etwas ändern wollen, müssen wir da ansetzen: Eine Revolution, die nicht im Inneren stattgefunden hat, kann auch im Äußeren nicht gelingen. Anders gesagt: Revolution ohne Emanzipation ist Konterrevolution. Wir „müssen“ die Angst entwaffnen, um wirksam für etwas Neues eintreten zu können. An dieser Stelle rufen viele: „Aber Angst ist doch etwas Natürliches. Angst macht uns achtsam. Wir brauchen Angst.“

Ich habe da Zweifel. Vielleicht erinnert man sich an die Szene aus „Moderne Zeiten“ mit Charlie Chaplin, wo er mit verbundenen Augen virtuos auf Rollschuhen Pirouetten dreht, immer dicht am Abgrund entlang. Doch als er die Augenbinde abnimmt und den Abgrund sieht, wird er vor Angst so ungeschickt, dass er beinahe stürzt. Gerade die Angst scheint ihn zum Abgrund zu ziehen. Vielleicht ist Angst doch nicht so ein sinnvoller Ratgeber? Vielleicht schafft Angst Gefahren, die ansonsten Herausforderungen wären? Vielleicht macht ja erst die Angst aus potentiellen Partnern Feinde? Tatsache ist, dass sich kaum jemand ein Leben ohne Angst überhaupt vorstellen kann. Ich meine damit nicht die Angst vor wilden Tieren, Abgründen, dem Tod. Ich meine die ganz normale Angst vor anderen Menschen.

Kannst du dir vorstellen, dich angstfrei unter Menschen zu bewegen? Angstfrei zu sprechen, dich zu zeigen, dein Innerstes zu offenbaren? Oder ahnst du die Verurteilung? Fürchtest du den Ausschluss, wenn du einmal zeigst, wer du wirklich bist? So, wie du umgekehrt bereit bist, deine besten Freunde auszugrenzen, wenn sie sich anders verhalten als gewohnt. Hier liegt der Kern einer echten Revolution: Ein Zusammensein unter Menschen aufzubauen, das auf Vertrauen beruht.

Vertrauen

Vertrauen ist nicht nur ein seelischer, sondern vor allem ein politischer Begriff, der revolutionärste von allen, denn wir müssen das ganze gesellschaftliche System erneuern, um nachhaltiges, strukturelles Vertrauen zu ermöglichen. Sobald das Einzelwesen wieder eintreten kann in eine Atmosphäre des Vertrauens, kann es sich öffnen für die Liebe. Durch diese Öffnung wird die Energie des göttlichen Urkraftfeldes wiedergefunden, damit beginnt die neue Ära des freien Menschen.

Den größten Vertrauensverlust haben wir in der Liebe erlebt. Da, wo wir eigentlich lieben wollten, wurden wir am tiefsten verletzt – und haben am tiefsten verletzt. Wir sind gebrannte Kinder, nicht nur persönlich, sondern global. Niemand ist unbeschadet aus der Geschichte hervorgegangen. Und wenn wir als gebrannte Kinder jemanden finden, der uns akzeptiert, dann möchten wir alles tun, damit er nur ja bei uns bleibt – und oft tun wir aus unserer Verlustangst heraus gerade die Dinge, die den Geliebten vertreiben. Oder wir bleiben zusammen, aber die Liebe geht verloren. Es ist wie ein Fluch. Die Lösung finden wir nicht zu zweit.

Globale Revolution

Die Lösung finden wir aber in der gemeinsamen Arbeit für eine andere Welt. Terra Nova bedeutet deshalb globale Revolution und Heilung der Liebe. Wir werden nur dann Menschen davon überzeugen, sich ganz für eine andere Welt einzusetzen, wenn sie darin eine Chance für die Erfüllung ihrer Liebessehnsucht sehen. Wenn wir merken, dass wir tatsächlich dasselbe Ziel haben, finden wir das Vertrauen, die Nähe und die Liebe, die unsere Seele braucht. Liebe beginnt dann nicht erst damit, den richtigen Partner zu finden, und endet auch nicht dort: Sie blüht zwischen Freunden und Genossen, in der Art, wie wir kommunizieren, arbeiten, uns treffen, unsere Freude und unsere Bedenken zeigen, wie wir mit Tieren und allen Lebewesen umgehen.

In allen Kontinenten bilden sich neue internationale Gruppen für den Aufbau von Terra Nova. Junge und ältere Menschen finden ihren Ort dort, wo sie mit ihren Kräften am besten mithelfen können. Die neuen Siedlungen sind untereinander organisch verbunden durch technologische, politische und spirituelle Kommunikationssysteme, sie bilden zusammen eine Grundstruktur der neuen Weltgesellschaft. Das kommende Zeitalter bildet sich aus einem Netzwerk solcher autonomer Zentren. Sie haben die Aufgabe, für die neue Kulturbildung ein neues morphogenetisches Feld aufzubauen. Um dies zu ermöglichen, arbeiten sie gemeinsam an einem Netzwerk globaler Kommunikation und Information, in welchem die neuen Erfahrungen an alle Teilnehmer weitergegeben werden.

Auf diesem Wege entsteht die morphogenetische Feldbildung als historischer Prozess einer immer dichter werdenden Information. Es ist die Information von Terra Nova. Die neue planetarische Gemeinschaft wird sich rapide ausbreiten, sobald die ersten funktionierenden Modelle existieren. Der Aufbau von Heilungsbiotopen, regionalen Zentren, neuen Siedlungsmodellen mit Wasserretentionslandschaften, von ökologischen Stadtteilen, globalen Kommunikationsformen und Netzwerken neuer Art – das sind Dinge, die wir wahrscheinlich schon in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten weltweit erleben werden. Die Welt geht schwanger mit dem großen Plan von Terra Nova. Sobald dieser Plan irgendwo abgerufen und umgesetzt wird, entsteht auf der Erde eine „Holowelle” für die Verwirklichung dieses Plans.

Überall auf der Erde – von den Menschenrechtsgruppen in Europa bis zu den Friedensdörfern in Kolumbien – werden neue Zentren entstehen, die sich unter dem Dach der neuen Erde miteinander verbunden wissen. Wenn sich das Modell durchsetzt, werden auf der Erde viele Tausende dieser neuen Lebenszellen entstehen, denn fast jeder Boden kann in fruchtbare Erde umgewandelt werden und den Menschen genügend Nahrung geben. Die Information der vollkommenen Heilbarkeit von Mensch und Natur wird mit hoher Macht über die Erde gehen und neue Initialfunken setzen im Bewusstseinskörper der Menschheit. Wenn die getrennten Elemente der großen Lebensfamilie wieder zusammenfinden, wenn die neuen Gruppen der Welt ihr Netzwerk ausgebreitet haben, wenn die Liebe wieder einziehen kann in die Herzen der jungen Revolutionäre, dann wird die globale Kettenreaktion nicht mehr zu stoppen sein.

Dieter Duhm: Terra Nova. Globale Revolution und Heilung der Liebe, Verlag Meiga. Das Buch ist die Essenz einer über 40-jährigen Arbeit an der Frage, ob Menschheit und Erde heilbar sind. Es zeigt auf, wie sich die Friedensseite von innen her organisieren und mit welchen Kräften sie sich verbinden könnte, um der weltweiten Gewalt eine Kraft entgegenzusetzen, die in der Lage ist, eine Zukunft ohne Krieg einzuleiten. Erhältlich im Buchhandel oder bei: www.verlag-meiga.org

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