Sascha Ballach über Transformation im Modell von NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren)

 

Veränderung, oder neudeutsch „Change“, ist eines der Schlagwörter dieser Zeit. Die Welt ist im Wandel, so schnell wie nie vorher. Das Wissen veraltet in vielen Bereichen genauso schnell, wie es sich vermehrt. Unsere Eltern und Großeltern haben nur selten ihren Arbeitgeber, geschweige denn ihren Beruf gewechselt. Die heutige Generation ist dagegen mit einem ständigen Arbeitgeber- und oft auch Berufswechsel konfrontiert. Auch im Privat leben finden immer wieder Veränderungen statt. Wer findet gegenwärtig noch auf Anhieb den Partner fürs Leben? Heute haben wir „Lebensabschnittsgefährten“. Man mag von all dem halten, was man will – aber wir müssen uns den daraus resultierenden Herausforderungen stellen. Damals hat es ausgereicht zu sein, wie man war. Heutzutage müssen wir uns ständig neu erfinden. Es reicht nicht mehr, nur dazuzulernen, wir müssen auch ständig an uns arbeiten: an unserer Kommunikation, unserem Auftreten, unserem Umgang mit Kritik, unserer Teamfähigkeit, unseren Gefühlen, unserer Produktivität, unserer Fitness, unserer Gesundheit, unserer Beziehungsfähigkeit, unserem Selbstvertrauen und so weiter und so fort. Doch damit stellt sich auch die Frage: Ist das wirklich alles nötig? Sind wir nicht gut so, wie wir sind?

Lasst uns die aktuelle Zeit und die damit verbundenen Herausforderungen mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Nahezu jeder hat heute die Chance, beinah alles zu werden oder zu machen. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Während die Menschen früher sehr stark dadurch eingeschränkt waren, wo und in welche Familie hinein sie geboren wurden, sind diese Grenzen heute fast vollständig verschwunden. Natürlich haben es manche Menschen einfacher als andere, und trotzdem haben wir alle Unmengen an Möglichkeiten. Und um diese Möglichkeiten wahrnehmen zu können, gilt es, an uns zu arbeiten. Wir müssen uns dazu das nötige Wissen aneignen und auch an unserer Persönlichkeit feilen. Interessant dabei ist die Theorie, dass die meisten Aspekte unserer Persönlichkeit angeblich schon vorhanden sind und nur noch freigelegt werden müssen. Oft muss es uns nur gelingen, sie von einem Lebensbereich auf einen anderen zu übertragen. Und genau hier setzt das Modell von NLP an.

Veränderung im Modell von NLP

NLP ist ein Kommunikations- und Veränderungsmodell, das in den 70er Jahren in den USA von Richard Bandler und John Grinder entwickelt und seitdem stetig erweitert wurde. Schon damals wurden einige sogenannte Grundannahmen festgehalten. Eine davon lautet:

“Die Mittel, die ein Individuum benötigt, um angestrebte Veränderungen zu erreichen, sind bereits im Individuum vorhanden.”

Im Grunde sagt diese Grundannahme, dass du alles bereits in dir hast. Schon der griechische Dichter Pindar hat vor über 2000 Jahren gesagt:

“Erkenne, wer du im Kern deines Wesens bist, und dann werde es.”

Es geht im NLP also nicht nur um eine therapeutische Intervention, sondern auch darum, all die mehr oder weniger versteckten Ressourcen hervorzuholen und vollumfänglich zu dem zu werden, der man im Kern seines Wesens längst ist. Im Modell von NLP wird dafür auf verschiedenste Techniken zurückgegriffen.

Ressourcen elizitieren

Eine Basistechnik ist das Elizitieren (Hervorholen) von Ressourcen, die wir irgendwann in unserem Leben einmal – oft in anderen Situationen – hatten, um sie dann gezielt in aktuellen Zusammenhängen zu nutzen. Diese Basistechnik findet in sehr vielen sogenannten NLP-Formaten Anwendung. Sie ist darin meist die erste Technik.

Zum Beispiel wünschen sich viele Menschen mehr Selbstvertrauen. Der erste Schritt ist daraufhin häufig das Elizitieren der Ressource „Selbstvertrauen“. Nahezu alle Menschen hatten in ihrem Leben bereits einen Moment, in dem sie Selbstvertrauen spürten. Es reicht oftmals auch, wenn sie einen Moment finden, in dem sie mehr Selbstvertrauen hatten als in der Situation, in der sie es gern hätten. Wenn die Menschen sich an diese Situation erinnern, kommen nicht nur die Bilder und Geräusche wieder ins Bewusstsein, sondern der Körper spürt auch die Gefühle von damals und somit auch das Selbstvertrauen. Je intensiver sie dieses Selbstvertrauen spüren, umso besser. Die Gefühle können mit weiteren NLP-Techniken intensiviert werden.

Allein diese Technik kann für eine große Veränderung im Leben sorgen. Stell dir vor, du hast einen wichtigen Termin, wofür du unbedingt Selbstvertrauen benötigst – dann erinnere dich direkt vor dem Termin an die vergangenen Situationen, in denen du Selbstvertrauen hattest, und gehe dann in den Termin. Du wirst jenes Selbstvertrauen ganz sicher mit hineinnehmen.

Das Konzept des Ankerns im NLP

Allerdings ist das Erinnern an vergangene Situationen auch anstrengend und manchmal dauert es zudem einfach zu lange. Zum Glück hatte der russische Wissenschaftler Pawlow einen Hund. Mit diesem Hund hat er folgendes Experiment durchgeführt: Jedes Mal, wenn er ihm sein Fressen gebracht hat, läutete er gleichzeitig eine Glocke. Das hat er einige Zeit wiederholt, bis er aufhörte, ihm etwas zu fressen zu bringen. Stattdessen läutete er nur noch die Glocke. Dabei hat er festgestellt, dass sein Hund darauf genauso reagierte, als wenn er ihm sein Fressen gebracht hätte. Das Gehirn des Hundes hat also das Glockenläuten mit dem Bringen von Futter verknüpft. Die Glocke war demnach der „Anker“ für das Fressen.

Durch dieses Experiment und etliche weitere haben die NLPler herausgefunden, dass man jeden Gefühlszustand „ankern“ kann – und das nicht nur auf einen Ton, sondern auch auf Bilder, Gerüche, Geschmäcker oder Berührungen. Bestimmt kennst du das auch. Du hörst ein bestimmtes Lied und auf einmal fühlst du dich wie damals. Oder nun steht demnächst Weihnachten an mit all den tollen Gerüchen. Da kommen bei fast allen Menschen gespeicherte Gefühle hervor.

Diese Anker sind unbewusst entstanden. Im NLP setzt man sie jedoch ganz gezielt. Man verknüpft gezielt die Ressource mit einem gewählten Anker, um sie dann später durch Auslösen dieses Ankers wieder nutzen zu können. Dazu elizitiert man die Ressource und löst dann den gewählten Anker aus. Das wiederholt man einige Male. Dadurch verbindet das Gehirn den Anker mit der Ressource. Da das Gehirn sehr schnell lernt, reichen dafür oft wenige Wiederholungen. Je intensiver die Ressource ist, umso schneller funktioniert das Ankern. Meist wird dabei auf eine bestimmte Körperstelle hin geankert, oft durch Berührung von Arm, Schulter oder Knie. Nachdem die Ressource geankert wurde, kann man bei den danach folgenden NLP-Techniken immer wieder durch die entsprechende Berührung darauf zurückgreifen.

Die Transformation

Was machst du also mit der Ressource bzw. dem Anker für die Ressource? Du tust so, als wäre es schon immer so gewesen, dass du in den gewünschten Situationen die benötigte Ressource hast. Dein Gehirn glaubt dann, dass du bei wichtigen Terminen immer Selbstvertrauen hast. Dafür muss man lediglich die entsprechenden Situationen mit der gewünschten Ressource verknüpfen. Im Grunde würde es reichen, die jeweiligen Situationen zu erleben und jedes Mal den Anker auszulösen. Das ist den meisten aber immer noch zu aufwendig und zeitintensiv. Daher strebt man eine dauerhafte Verknüpfung und automatische Aktivierung an. Man macht sich dazu die Theorie zunutze, dass das Gehirn nicht unterscheiden kann, ob man etwas gerade tatsächlich erlebt oder ob man es sich nur einbildet. Du stellst dir also die Situationen vor und löst immer wieder den Anker aus. Das können vergangene und mögliche zukünftige Situationen sein. Wie viele Situationen notwendig sind, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Sehr häufig sind es weniger als zehn. Ein erfahrener NLPler erkennt allerdings an verschiedensten körperlichen Reaktionen, ob die Anzahl der Situationen ausreicht.

Jetzt kann die Transformation beginnen. Häufig spürt man gar nicht, dass sich etwas verändert hat, und trotzdem laufen die Situationen anders ab als bisher. Vielleicht spürst du gar nicht, dass du mehr Selbstvertrauen hast – und trotzdem verhältst du dich komischerweise anders.

Ich habe mal mit einer Kundin eine sogenannte Fast Phobia Cure gemacht. Das ist ein NLP-Format, um Phobien zu lindern oder aufzulösen. Sie hatte riesige Angst vor Spinnen und musste immer, wenn sie eine Spinne sah, aus dem Haus laufen und ihren Freund rufen. Nach unserer Sitzung, die knapp 30 Minuten ging, hat es nur wenige Tage gedauert, bis sie wieder vor einer Spinne stand. Daraufhin rief sie mich erbost an und sagte mir, dass die Sitzung nichts gebracht hätte. Sie hätte noch immer Angst vor der Spinne. Ich fragte die Kundin, wo sie gerade sei und was sie mache. Ihre Antwort darauf war, sie schaue sich gerade die Spinne an und finde die eklig. Aus diesem Grund nahm sie die Spinne und brachte sie raus. Sie dachte aber gar nicht mehr daran, sofort das Haus zu verlassen und ihren Freund zu rufen. Gefühlt habe sie sich genauso, doch war ihr Verhalten ein komplett anderes.

Es dauert einfach eine Weile, bis die Veränderung, die im Gehirn angestoßen wurde, auch gefühlsmäßig vollzogen ist. Das Verhalten ändert sich jedoch meist sofort.

Das Leben ist ein System

Das allein sind schon wunderbare Ergebnisse. Durch nur eine Session mehr Selbstvertrauen oder gar keine bzw. weniger Angst vor Spinnen zu haben, ist doch wunderbar. Jetzt fängt allerdings erst die wahre Transformation an. Es scheint so, dass unser Leben ein sehr komplexes System ist. Es reicht, an einer Stelle etwas zu verändern, und das ganze Leben wandelt sich. Die Kundin mit der Angst vor Spinnen hat zum Beispiel kurz nach der Sitzung ihren absoluten Traumjob bekommen, den sie jetzt, zehn Jahre später, noch immer hat. Und so etwas erlebe ich so oft, dass ich dabei nicht mehr an Zufall glaube. Es sieht so aus, dass im Gehirn durch das Übertragen von nützlichen Ressourcen auf andere Situationen ein Prozess in Gang gebracht wird, der an dieser Stelle nicht aufhört. Im NLP spricht man davon, dass etwas generalisiert wird. Das Selbstvertrauen ist plötzlich nicht mehr nur in den speziellen Situationen, sondern auch in anderen und immer mehr Situationen vorhanden. Das kann das Leben natürlich nachhaltig verändern. Das eigene Potential wird somit genutzt und auf alle Bereiche des Lebens generalisiert.

NLP-Anleitung in 8 Schritten:

Im Grunde ist NLP daher kein Veränderungsmodell, sondern eher ein Potentialfreisetzungsmodell. Und das Schöne ist, du kannst es ganz einfach für dich nutzen:

  1. Denk darüber nach, in welchem Bereich deines Lebens du noch nicht zufrieden bist. Vielleicht nimmst du dir für den Anfang erst mal einen kleinen Bereich vor.
  2. Überlege dir, welche Ressource du da gern mehr nutzen würdest und wann du diese Ressource schon zur Verfügung hattest. Es reichen auch hier kleine Momente.
  3. Erinnere dich an die Situation. Sieh, was du damals gesehen hast, höre, was du damals gehört hast. Vielleicht kannst du dich sogar an Gerüche erinnern. Ein kleiner Trick, um die Gefühle möglichst intensiv hervorzuholen: Versuche dich so zu erinnern, dass du die Situation wieder durch deine eigenen Augen siehst, also dich nicht von außen siehst.
  4. Ankere die Ressource zum Beispiel auf dein Knie, indem du darauf drückst. Wichtig ist, dass du dabei immer dieselbe Stelle nimmst.
  5. Wiederhole Schritt 3 und 4 mehrere Male. Ein erfahrener NLPler sieht, ob das Ankern erfolgreich war, und du selbst musst es auch spüren. Das Schöne ist: Du kannst die Übung so oft machen, wie du willst.
  6. Stell dir eine Situation vor, in der du die Ressource gern hättest, und drück auf dein Knie (oder die Stelle, die dein Anker ist). Beobachte, wie sich durch das Drücken des Ankers die Situation verändert. Falls nichts passiert, musst du noch mal zu Schritt 3 bis 5 zurückgehen und den Anker verstärken.
  7. Wiederhole nun Schritt 6 mehrere Male. Ein gutes Indiz dafür, dass du Schritt 6 oft genug wiederholt hast, ist, wenn die Situation sich schon verändert, ohne dass du deinen Anker auslösen musst. Mach es trotzdem noch ein paar Mal. Fertig.
  8. Beobachte, wie sich in nächster Zeit in den entsprechenden Situationen Veränderungen einstellen und wie sich auch der Rest deines Lebens verändert.

Du hast jetzt ein einfaches NLP-Format für dich durchgeführt. Meist geht es sehr viel einfacher, schneller und wirkungsvoller, wenn jemand Erfahrenes das mit dir macht. Grundsätzlich kannst du aber NLP auch für dich allein ausüben. Dann dauert es natürlich etwas länger. Du hast es jetzt in der Hand, dein Potential zu leben. Du kannst entscheiden, wie du mit all den Veränderungen umgehst und welche Ressourcen du aus deinem Leben in verschiedensten Bereichen für dich nutzen möchtest. Und du wirst feststellen: Wenn du erstmal anfängst, deine Ressourcen besser und öfter zu nutzen, dann kommen auch weitere Potentiale zum Vorschein. Genieß es und freu dich auf all das, was da kommt!

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