Die Journalistin und Autorin Marlies Burghardt sprach mit Pyar, einer Meisterin unserer Zeit, darüber, wie wir Transformation fördern können. Jeder Mensch ist in sich gut – auf dieses Gute gilt es unsere Achtsamkeit zu richten, um es zum Gedeihen zu bringen und positive Veränderungen einzuläuten.

 

Transformation – Umwandlung, Verwandlung von einem Zustand in den anderen – findet auf unserem Planeten und weit darüber hinaus ständig statt. Sie ist ein natürlicher Prozess. Allein auf unser Leben hier auf der Erde bezogen ist bei Mensch und Natur alles ununterbrochen im Wandel. Manches offensichtlich, wie der Wechsel der Jahreszeiten, manches unseren Sinnen verborgen, wie das Neuwerden von Zellen in unserem Körper, manches plötzlich, wie der Tod oder die Geburt, manches langsam, wie das Ergrauen der Haare oder Klima-Veränderungen. Beim Menschen findet Transformation auf den verschiedensten Ebenen statt – von der körperlichen über die emotionale und mentale bis hin zur spirituellen Ebene. Überall ist Wandel möglich.

Natürlich wünschen wir uns immer eine Transformation zum Besseren, und wir verstehen das Wort Transformation auch meist in diesem Sinne. Und das ist möglich, denn eine besondere Form der Transformation ist die Verwandlung des menschlichen Geistes von einem Ichzentrierten, ängstlichen, konditionierten Geist hin zu einem offenen, liebevollen, klaren Geist, der in der Lage ist, kreativ und freudvoll der Buddha-Natur Ausdruck zu geben.

 

Pyar, was bedeutet Transformation für dich?

Transformation heißt übersetzt Verwandlung. Das ist zunächst neutral, es kann in jede Richtung gehen. Sprechen würde ich jedoch gerne über die Transformation, die unser aller Sehnsucht erfüllen kann. Wir alle wollen glücklich sein, das ist unsere Sehnsucht für uns selbst und für andere Wesen. Diese Sehnsucht ist der Treibstoff, der uns die Energie gibt, uns zu verändern. Nur versuchen wir diese Veränderung oft an der falschen Stelle – nämlich im Außen. Dabei werden wir wieder und wieder enttäuscht, denn nichts bleibt

im Außen unverändert glückerzeugend. Transformation bedeutet daher für mich, dass möglichst viele Menschen entdecken, dass es in ihnen selbst eine unveränderliche und von äußeren Umständen unabhängige Quelle der Freude und Klarheit gibt. Und dass sie diese Entdeckung in ihr Leben integrieren. Denn wenn ein Mensch diese Quelle kennt, dann machen Habgier oder Egoismus keinen Sinn mehr, und so wird dieser Mensch ganz von selbst in seinem normalen Leben zu einer wunderbaren Transformation für das Ganze beitragen.

 

Was braucht es, damit Veränderung beim Menschen geschehen kann?

Es braucht mehreres. Als Erstes Motivation. Das kann die Sehnsucht sein, von der ich sprach, aber auch ein Schicksalsschlag oder das plötzliche Erkennen hindernder Verhaltensweisen oder Denkmuster. Dann das Verstehen, dass jede Transformation zum Guten von dem her kommt, was bereits gut ist, und jede Heilung von dem her, was bereits gesund ist. Dazu ist die Gewissheit wichtig, dass wir alle in unserer Essenz gut, liebevoll und freudig sind. Diese Gewissheit, dieser sichere Boden, ist leichter zu finden, als man denkt. Ich weiß zum Beispiel von einem Freund, der mit Drogenabhängigen arbeitet, dass jeder seiner Klienten, dem er von dieser inneren grundlegenden Gutheit erzählte, sofort eine Resonanz, ein Ja in sich wahrnehmen konnte.

Ein weiterer Punkt: Wir alle dürfen zuversichtlich sein, dass eine Veränderung zum Guten tatsächlich möglich ist. Die Hirnforschung hat bewiesen, dass sich bis ins hohe Alter auch lang praktizierte Verhaltens- und Denkmuster wandeln lassen, was natürlich voraussetzt, dass der Mensch das anstrebt und aktiv daran mitwirkt.

Wer diesen Weg geht, für den gibt es viele Methoden, die ihm bei seiner Transformation helfen können – von Meditation bis Therapie. Dabei gilt: Man sollte nie zu ungeduldig werden oder „pushen“. Ich habe sehr großen Respekt vor der Weisheit der Seele, die immer nur so viel preisgibt und offenbart, wie sie auch in der Lage ist zu verarbeiten.

 

Du gibst den Teilnehmern deiner Satsangs und Retreats viele „Werkzeuge“ an die Hand, die zu Veränderung führen können, wie zum Beispiel die Methode von Ramana Maharshi, sich zu fragen „Wer bin ich?“, aber auch Hilfsmittel zur Bearbeitung von Schattenthemen wie das „Dämonen-Füttern“.

Ja, Ramanas Methode führt zu tiefer Einsicht in unsere wahre Natur, die klar, strahlend und unendlich ist. Aber zum Beispiel auch das „Dämonen-Füttern“ der tibetischen Meisterin Machig Lapdrön kann eine wichtige Hilfe auf dem Weg sein. Als Dämonen werden im tibetischen Buddhismus Persönlichkeitsanteile bezeichnet, mit denen der Mensch sich und anderen das Leben schwer macht – negative Gefühle wie Hass, Ängste, Süchte und anderes, das ihm auf dem Weg zu Frieden, Freiheit und Liebe im Weg steht.

Beim „Dämonen- Füttern“ geht es um Transformation, und zwar nicht auf dem Weg, den Dämon, den Schatten, zu leugnen oder zu bekämpfen, was seine Energie nur stärkt, sondern darum, den Schatten anzunehmen. Die Methode besteht aus fünf Schritten. Zunächst den Dämon/Schatten deutlich erkennen, ihn dann im Körper spüren, ihm eine Gestalt geben, mit ihm ins Gespräch kommen und fragen, was er braucht. Und schließlich ihm genau das geben, um dann in eine Meditation zu gehen, die den neuen, gelösten Zustand vertieft.

Machig Lapdrön entwickelte diese Methode Jahrhunderte vor der Erfindung der Psychotherapie. Viele meiner Schüler konnten damit sehr erfolgreich praktizieren, Schattenseiten ihrer Persönlichkeit kennenlernen und sie umwandeln in Kraft und Zugewandtheit. Doch auch den Einsatz einer solchen Methode sollte man nicht übertreiben und bei jedem kleinen Thema anwenden. Sonst würden wir uns zu sehr auf das Negative ausrichten; das kann zu einer Dauerbeschäftigung werden. Und auch nach ganz viel Schattenarbeit wird immer noch Dunkles da sein, denn das Unterbewusstsein ist sehr groß und alt. Ich glaube nicht, dass wir jemals alles aufarbeiten können, und sehe auch nicht, dass das notwendig wäre.

Nochmal: Besonders wichtig beim Umgang mit Schattenthemen ist es, immer vom „Guten“ auszugehen, vom Gesunden. Das ist auch die Erkenntnis neuerer Therapieformen wie der Traumatherapie. Da ist die grundlegende Gutheit jedes Menschen, auch wenn sie manchmal durch Blockaden nicht recht durchscheinen kann. Der göttliche Funke – Freude, Liebe, Klarheit, Weite – ist trotzdem in jedem von uns. Und wir können das in der Meditation erleben. Darauf sollten wir aufbauen, uns da beheimaten und von da aus auf das nicht so Gute, den Schatten, schauen. Und zwar mit ganz viel Mitgefühl – es umarmen wie eine Mutter ihr Kind –, um so einen Wandel zu ermöglichen.

Diese Ansicht hege ich übrigens nicht nur für das, was unser Innenleben angeht, sondern auch für viele Bereiche unseres gesellschaftlichen, sozialen und politischen Lebens! Wichtig ist, worauf wir unsere Achtsamkeit richten, denn genau da wächst und gedeiht etwas. Daher ist es förderlich, sich immer wieder dem Positiven zuzuwenden und es so zu nähren.

 

Wie zum Beispiel?

Wir können unsere Achtsamkeit mit dem Atem verbinden. Dadurch schaffen wir uns in kurzer Zeit einen Anker, eine neue zentrierende Gewohnheit, die uns im täglichen Leben genau da hilft, wo Transformation nötig ist. Diese Achtsamkeit richtet sich auf die Gesamtheit des Erfahrens in diesem Moment: auf das Positive und – sofern gerade vorhanden – mit liebevollem Blick auch auf das Negative, das sich in diesem liebevollen Licht verwandeln kann. Diese Fokussierung auf den Atem kann ganz einfach auch im Alltag zwischendurch praktiziert werden. So ist auf sanfte Weise Wandel möglich.

 

Also Transformation durch die Atem-Achtsamkeit.

Ja, sie ist ein ausgezeichnetes Mittel, um Transformation zu ermöglichen. Durch den Atem stehen wir in ständigem Austausch mit unserer Umwelt, mit allem. Der Atem ist immer da, solange wir leben. Der Atem macht uns weit, öffnet uns. Wir sind in Verbindung mit der ewigen Dimension und gleichzeitig mit allen Phänomenen in und um uns. Eine Satz Buddhas lautet zum Beispiel: „Einatmend empfinde ich Freude. Ausatmend empfinde ich Freude.“ Probiere es aus! Falls das zunächst schwerfällt, kannst du dich fragen: Gibt es jetzt – vielleicht trotz Chaos – etwas, wofür ich dankbar sein kann? Oh ja, könnte die Antwort lauten: Ich atme. Ich lebe. Die Erde ist rund….

Wir können das bewusste Ein- und Ausatmen in der Atem-Meditation üben und schließlich auch in den Alltag einbeziehen. In meinen Satsangs und Retreats richten wir unsere Achtsamkeit deshalb zuerst nur auf den Atem und gehen dann weiter und schauen dabei gleichzeitig unsere Gefühle an, dann unseren Geist und die Geistesinhalte. Im Alltag reicht es aber oft, sich immer zwischendurch ganz aufs Ein- und Ausatmen zu konzentrieren. Wir können damit eine Gewohnheit schaffen, die uns im Hier und Jetzt hält, in unserer Mitte, und gleichzeitig mit allem verbindet.

Die gute Nachricht aus der Hirnforschung: Wenn wir etwas für eine Zeit lang nur jeweils 30 Sekunden üben, dann beginnt der Prozess der Neuverschaltung von Synapsen im Gehirn. So schaffen wir neue gute Gewohnheiten und ermöglichen Transformation.

 

Wie war dein Weg zur „großen“ Transformation? Gibt es da verschiedene Stationen, Ebenen, die durchlaufen werden?

Mein Antrieb war die Suche nach Wahrheit und Liebe. Die Intensität meines Fragens führte sehr früh zu einer Erfahrung der Leerheit, das ich jedoch überhaupt nicht verstehen oder gar integrieren konnte. Gott sei Dank begegnete ich meinem Meister Osho und Jahre nach seinem Tod Samarpan. Sie halfen mir zu erkennen, dass die Leere kein Vakuum ist, sondern die schiere Fülle. Kein Horror, sondern Entzücken. Dieser Prozess dauerte rund zwanzig Jahre. Und auch danach ging und geht Transformation immer weiter – ich sehe da kein Ende. Mehr darüber steht ich in meinem Buch „Die Reise ins Nichts“.

 

Was unterscheidet dein Erleben der Welt heute von dem vor der Transformation?

Vor der großen Transformation war Schönes schön und ich war unglücklich, wenn es verging. Nach der Transformation ist Schönes schön und ich bin traurig, wenn es vorbeigeht – aber das Glück bleibt. Vor der Transformation war Schreckliches nur schrecklich. Nach der Transformation ist Schreckliches schrecklich, aber selbst dann bleibt immer die Weite des Raumes, die unbedingte Freudigkeit und die Liebe … Das macht frei.

 


Satsang mit Pyar

10.02.-12.02.2017
im Bodhicharya Deutschland e.V.
Kinzigstr. 25-29
10247 Berlin

Freitag 19.30 Uhr
Samstag und Sonntag jeweils 11 und 15 Uhr

Teilnehmerbeitrag: jeweils 15 €.

Info und Kontakt
über Sundara unter Tel. 0176-96080482
www.pyar.de

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