Das tägliche Erleben ist doch der beste Le(e)hrer. Gestern im Supermarkt hörte ich eine Mutter zu ihrem Kind sagen: „Das macht man aber nicht!“ Da fiel mir wieder eine Situation ein, die sich vor einer gefühlten Ewigkeit ereignet hatte. Damals durfte ich eine Basisunterweisung von einer, wie sie sich nannte, „hochspirituellen Weisen“ erhalten. Ich verkaufte unregelmäßig, aber immer mal wieder, auf Trödelmärkten und praktizierte auf diese Weise auch das Loslassen von allem, was mal wichtig schien oder noch war. Da die Satsang-Beschriftung meines VW-Busses überall für Aufsehen sorgt, dauerte es auch damals nicht lange, bis die ersten Kommentare und Fragen diesbezüglich kamen.

Das Geschenk des Tages war jedoch die Begegnung mit dem oben erwähnten Wesen. Das Gespräch fing sehr schön an. Interessiert fragte sie mich nach meiner Sicht auf die ganzen spirituellen Konzepte, meinte irgendwann, sie hätte bisher noch keinen Lehrer getroffen, der schon so weit auf seinem Weg sei wie ich, aber (!) etwas würde ihr bei mir noch fehlen. Dann nahm sie mich am Arm und flüsterte mir – sicherlich sehr wohlwollend – zu: „Also, als spiritueller Lehrer darfst du sowas hier aber nicht machen. Du musst dich ganz anders darstellen. Die Leute schauen doch dann gar nicht mehr auf zu dir. Du bist dann ja nichts anderes als sie auch…“ Und während sie so sprach, schmunzelte es in mir vor sich hin. Wie recht sie doch jenseits „ihrer Wahrheit“ hatte.

Spiritueller Lehrer? Ich bin ganz normal …

Ich bin ganz normal. Nichts anderes als alle anderen auch. Nichts Besonderes, nichts Besseres. Ich bin nicht Mario, sondern das, was Mario ist. Und das, was Mario ist, ist das, was alles ist. Alles ist eins. Es gibt nix Zweites. Das macht man nicht? Richtig! Man wird gemacht. Niemand ist der Denker seiner Gedanken und der Täter seiner Taten. Ich kann mich immer nur so zeigen, wie ich vom Leben gezeigt werden „soll“. Außerdem fühlt es sich rein menschlich gesehen fürchterlich an, wenn jemand zu mir aufschaut. So ein Guru-Sockel ist unnatürlich, und auf Dauer ist es unnütz anstrengend, diese „heilige Fassade“ als „Spiritueller Lehrer“ aufrecht erhalten zu müssen, denn solange dieses Körper-Geist-Ding existiert, wird immer irgendwas sein: Irgendwas wird immer stören, nicht passen oder Auslöser für etwas sein, auch wenn das vielleicht weniger und seltener wird. Nach der Erleuchtung ist vor der Erleuchtung.

Hacke Holz, trage Wasser, weine, lache, fühle alles, was es zu fühlen gibt, erfahre alles, was erfahren werden will, und erlebe die Freiheit von dir im größten Wutanfall genauso wie im Lachflash. Menschen und Gesetze behandeln dich schlecht, die Maske hindert beim Atmen, alles raubt dir deine Freiheit, der Körper tut weh oder sieht nicht so aus, wie er sollte, das Bankkonto ist leer, der Partner, die Kinder oder der Job nerven und Mama schafft es, nur durch ihr Dasein, die heftigsten Gefühle auszulösen – na und? Wer erfährt das? Keiner da. Die Erfahrung geschieht ohne einen Erfahrenden. Das ist alles! Nichts, worauf man sich was einbilden oder wofür man sich kritisieren oder schämen kann. Es ist einfach immer so, wie es ist.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Dame auf dem Flohmarkt meine Reaktion daraufhin wirklich verstanden hat, aber die wohlwollende Stimmung wandelte sich ihrerseits ziemlich rapide in verständnisloses Kopfschütteln, als ich ihr sagte, dass genau dieser gut gemeinte Rat der größte „Fehler“ wäre, der in der „esoterischen Szene“ immer wieder gemacht wird. Ich darf mich nicht so zeigen, wie ich bin! Doch … nur so – es geht gar nicht anders.

Als ich ihr weiterhin sagte, dass ich gar nichts aus „persönlichem Antrieb“ mache, da in dem „Objekt Mario“ keiner da ist, der es „Erfüllung erhoffend“ antreiben könnte, verwandelte sich ihr anfängliches „Du bist schon so weit…“ in ein „Du Armer! Du hast noch einen schwierigen Weg vor dir. Ich kann dir helfen bei den nächsten Schritten.“ Als ich dann noch ihre Telefonnummer dankend ablehnte, verschwand sie kopfschüttelnd und erkundigte sich noch etwas geistesabwesend am Nachbarstand nach dem Preis für einen gebrauchten Handspiegel, der dort auf dem Verkaufstisch lag… Cosmic joke!

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