Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Alles fing an mit einem Rauhnachttraum, der eigentlich ganz schön begann.
Ich hatte Sex mit einer Frau. Aber plötzlich war da noch ein Zuschauer im Bett, eine Kakerlake, die ich sofort angeekelt wegschnipste. „Sex und Kakerlaken“, dachte ich mir am nächsten Tag, das passt astrologisch zu Pluto (thematisiert Tabuthemen; unterste Schublade), also ein passendes Artikelthema wohl erst für den Monat November. Als aber ein guter Freund neulich aufgrund seiner unerträglich juckenden Neurodermitis verzweifelt um Hilfe rief, erinnerte ich mich sofort an diese Arznei (Blatta, die Kakerlake). Insekten wie die Kakerlaken müssen mehrmals im Leben mehr oder weniger vollständige Metamorphosen durchlaufen. Sie müssen sprichwörtlich aus der Haut fahren (Neurodermitisjucken), da das starre Außenskelett nicht mitwächst. Das korrespondiert homöopathisch mit Themen wie Wiedergeburt, Veränderung, Transformation und Abwendung von alten Glaubenssätzen („Ich bin hässlich“), um neu, geläutert und gewandelt wiederaufzuerstehen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich ohne den Freund, der diesmal homöopathisch den Eisbrecher machte, jemals aus eigener Kraft mit dieser Arznei beschäftigt hätte. In 25 Jahren Homöopathie hatte ich noch nie solche Widerstände gegen eine mir unbekannte Arznei. Es war, als müsste ich ins Dschungelcamp, wo ja auch die Kakerlaken schon warten auf die „Loser dieser Gesellschaft“. Menschen, die mal berühmt waren, einen guten Ruf hatten oder im Mittelpunkt gesellschaftlicher Wahrnehmung standen, um schließlich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Und die bereit sind, ALLES zu tun, um wieder „gesehen und wertgeschätzt zu werden“. Homöopathisch ein Insektenthema!

Nichts Besonderes sein müssen

Für mich bestätigte sich schließlich bezüglich meiner homöopathischen Kakerlaken-Aversion eine alte Wahrheit: Da, wo die größten Widerstände sind, warten auch die größten Geschenke! Am Tag nach Einnahme der homöopathischen Arznei fühle ich mich wie verwandelt. Die Wirkung zeigte sich ganz anders als erwartet: Ich fühlte mich endlich wieder „normal“. Normal heißt: einfach nach einer langen Zeit inneren Krampfes richtig lebendig, von etwas gereinigt und befreit. Befreit von dem Zwang, etwas Besonderes sein zu müssen, verbunden mit dem Gefühl, nichts wert, ein Nichts zu sein. Mit der Kakerlake empfinde ich Normalsein als Heilung, als unglaublich angenehm, weil es auf einmal so unangestrengt ist, mit anderen (vor allem mit Frauen) in Kontakt zu treten.

Ich kann diese krampfhafte, einsam machende Performance, etwas Besonderes sein zu müssen, um wahrgenommen zu werden, loslassen – und bin dabei trotzdem nicht mehr weniger wert als andere oder der letzte Sch…. (Blatta-Leitsymptom: Behandelt werden wie ein unbedeutender oder abstoßender Mensch; man hält mich für ein Nichts). Entspannt zu sein, ohne etwas Besonderes sein zu müssen, das hat sich für mich bisher immer kategorisch ausgeschlossen und ist für mich das wahrhaft Erstaunliche an der homöopathischen Wirkung der Kakerlake.

Die Kakerlake in uns

Kakerlaken gelten als die am schnellsten krabbelnden Insekten. Sie können sich durch engste Zwischenräume zwängen (Geburtstraumata), besitzen eine enorme Widerstandsfähigkeit und haben sogar schon Atombombentests unversehrt überstanden. Sie zählen vermutlich zu den ältesten Insekten. Ihre abstoßende Erscheinung und ihre schnelle, unberechenbare Bewegung, ihr gehäuftes Auftreten in großer Zahl (Plage) und ihr charakteristisch muffiger Geruch führten zu ihrem Ruf als Ungeziefer. Die Anwesenheit von Kakerlaken in Behausungen kann Beschämung auslösen und korrespondiert mit dem Gefühl, abstoßend, unrein, unerwünscht, unbedeutend, hässlich und klein zu sein, was biographisch begründet sein kann.

Hier vernachlässigt sich jemand selbst eklatant, vielleicht als Folge einer früh erlebten Vernachlässigung. Dazu auch das folgende Klienten-Feedback:

„Eben kam der Gedanke, warum denn eigentlich die homöopathische Lepra-Nosode nicht die tiefste Ebene von Ausgestoßensein ist. Die Antwort: Es ist immer noch eine menschliche Ebene. Menschen werden von Menschen ausgestoßen. Aber die Kakerlake steht noch unter dieser Ebene, ein Insekt, das die meisten am liebsten zertreten würden. Von daher spricht dieses Mittel noch tiefere Ebenen des Ausgestoßenseins und der Wertlosigkeit an.“

Wir alle kennen dieses „Kakerlaken-Gefühl“ und bei jedem von uns inszeniert es sich in einem anderen Lebensbereich. Homöopathisch führt uns die Kakerlake vermutlich an unsere tiefsten Wunden, womöglich sogar an Geburtstraumata (Blatta- Leitsymptom: Angst, zerquetscht zu werden) und an tiefste Gefühle von Scham und Hass darüber, ungerecht behandelt worden zu sein. Kakerlake, das ist homöopathischer Frühjahrsputz, denn der alte emotionale Dreck muss raus, damit wir gereinigt und verwandelt neues Leben in uns herein lassen können.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
HomöopathiePlutoNeurodermitisMetamorphoseWiedergeburtTransformationGlaubenssätzeGeburtstraumaScham

 

Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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