Was Asana wirklich bedeutet und warum die indische Tempeltanzgymnastik (Hatha) eine Vorbereitung auf  wahres Yoga ist – ein Versenkungsweg nach Innen.

von Carola Hempel

Wirkliche Yogis sind Menschen, die den tieferen Sinn der Gottverbundenheit – was Yoga bedeutet – erkannt haben. Diesen Weg der Erkenntnis erreichen sie, indem sie den präzisen Anordnungen der Yogalehren folgen und durch langen aufrechten ruhenden Sitz – was Asana wirklich heißt – tief in den „Versenkungsweg nach Innen“ in sich selbst eindringen.

Die drei Stufen des Versenkungsweges

Über die drei Stufen des „Versenkungsweges“ der
1. Inneren Konzentration – der gedanklichen Ruhe
2. inneren Kontemplation – der bildhaften Wahrnehmung
erreichen die Übenden durch innere Zentrierung den Endzustand, die dritte Stufe, die Meditation.
Meditation – von „Medi = Mitte“ kommend – bedeutet völlige bewusste Gottverbundenheit, die im eigenen inneren Zentrum des Menschen – in seiner physischen Mitte – erreicht wird.

Nur wer diesen Zustand vollzogen hat, kann als Yogi bezeichnet werden. Ein Solcher kennt durch das eigene innere Erleben den hier skizzierten Weg nach Innen. Und die damit verbundenen mentalen und fühlenden Übungen. Er weiß, dass nur der stille, in sich ruhende, aufrechte Sitz, die unumstößliche Grundlage ist, die ihn zur wahren Gottverbundenheit führt.

Asana – der aufrechte Sitz

Somit ist „Asana – der aufrechte Sitz“ von elementarer Bedeutung in der Ausübung des Yoga. Aus diesem Grunde haben die wahren großen Yogis zu allen Zeiten immer wieder versucht, die wirkliche Bedeutung von Yoga und dem „Heiligen Sitz“ – dem Asana – den Menschen nahe zu bringen.

Hierzu schrieb bereits Pantajali seine Yoga-Sutren. In dieser Zusammenfassung erklärt er klar und deutlich den Yoga-Weg und dessen Grundlagen: den „aufrechten Sitz“, das „Abschließen des Äußeren“, die „Atmung und die Versenkung nach Innen“.

Mit keinem Wort erwähnt Pantanjali Sportübungen (Positionen), weil es diese im wahren Yoga nicht gibt.
Auch Ramana Maharishi (bitte nicht mit Maharishi Yogi verwechseln!) und Swami Yogananda (+ 1952) von der Gruppe der indischen Giri haben wiederholt und deutlich in ihren Schriften und Vorträgen wichtige Erklärungen geliefert. Dass die indische Gymnastik, die vorwiegend isometrischen Übungen der indischen Tempeltänzer, rein gar nichts mit dem Yoga-Weg zu tun haben. Diese Übungen dienen ausschließlich der körperlichen Stabilität und in ihrer höchsten Übungsform durch die damit verbundene Atempflege lediglich dem seelischen Ausgleich des Menschen. Und wirken darum genau genommen rein physisch-mental, jedoch nicht rein geistig!

Dass Asana nur „aufrechter Sitz“ bedeutet, und nicht „verschiedene Übungspositionen aus der indischen Tempeltanzgymnastik“, erklärt uns bereits der alte Text des Pranava – Veda – siehe dort Seiten 84, 311. In diesem Text wird die Lotusblume als Symbol eines Weltsystems erklärt, indem als „Vertreter des tätigen Daseins“ Brahma – die erste offenbarte Kraft der Gottheit weilt. Brahma wird in dem Text als „Kamal-Asana“, der ruhig auf einem Lotus Sitzende bezeichnet. Nur aus der Kraft seiner inneren Konzentration aktiviert er die Schöpfungsenergie. Er belegt damit, dass der ruhige Sitz die Grundlage des Yoga ist, aus der die Schöpfungsenergien freigesetzt werden. Mit dieser Position (Asana) ist er somit das Vorbild für alle, die den wahren Yoga ausüben wollen.

Hatha Gymnastik als Vorbereitung auf den Versenkungsweg

Asana als „aufrechter Sitz“ wurde im letzten Jahrhundert nicht nur von den großen Yogis so erklärt. Auch die theosophischen Experten der ersten Stunde – allen voran Frau Dr. Besant, Herr Dr. Hartmann etc. – ebenso führende weltweit anerkannte Sprachspezialisten der Indiologie, wie z.B. der deutsche Prof. Helmuth von Glasenapp, sind alle unabhängig voneinander zu der gleichen Erkenntnis gelangt. Dass die richtige Formulierung und Ausführung von Asana eindeutig nur „der aufrechte Sitz“ ist.

Aus dieser über viele Jahrhunderte reichendenden faktischen Erklärungskette zu dem Begriff Asana ist klar erkennbar, dass die vorgenannte alte indische Tempelgymnastik, die heute allgemein als „Hatha“ bezeichnet wird, mit dem wahren Yoga in keiner Verbindung steht. Es handelt sich hier um zwei völlig verschiedene Disziplinen:

Die indische (Hatha)Gymnastik wurde nur entwickelt, um gesamtheitlich die körperliche Stabilität zu fördern und kann in der höchsten Stufe bis zur inneren Ruhe führen.

Yoga dagegen beginnt nur mit dem „aufrechten stillen Sitz“ und führt über die oben genannten drei Stufen eines Tages zur einen Gottverbundenheit.

Der Königsweg des Yoga

Übrigens, … diese Beschreibungen entsprechen den Erfahrungen, die uns völlig unabhängig auch von den wahren Yogis der Gegenwart genauso bestätigt wurden. Einheitlich sagen diese aus, dass es keine gymnastischen Übungen auf dem Yoga-Weg gibt. Durch gymnastische Übungen kann man zwar hohe körperliche Fähigkeiten erlangen, diese Übungen haben jedoch mit dem wahren Versenkungsweg nichts zu tun. Auf diesem Weg gymnastischer Übungen kann der Yoga – Zustand nicht erreicht werden!

Der Yoga im „aufrechten stillen/ruhenden Sitz“ kann über die drei Stufen zu inneren Erkenntnissen führen. Sie werden auf den drei „niederen“ Entwicklungswegen des Menschen erreicht; dem Jnana-, Bhakti- und Karma-, Magga(Weg), der im Endstand zum Yoga führt.

Sind diese drei Wege (Magga) vereint, schließt sich der Königsweg des Yoga, der Raja-Magga, an. In seiner Endstufe wird Raja-Yoga erreicht, die völlig bewusste Vereinigung in/mit Gott in höchster Bewusstseinsstufe. Dieser Zustand kann im physischen Leben erreicht werden!

Die Vereinigung mit Gott

Es ist an der Zeit, zwischen der indischen Tempelgymnastik und dem wahren Yoga wieder die ursprüngliche deutliche Trennung zu vollziehen. Wir müssen die deutlichen Unterschiede zwischen diesen beiden Disziplinen bei den Übenden, wie auch in der Öffentlichkeit erklären. Damit diese beiden Lehrsysteme jeweils ihre notwendigen Abgrenzungen erhalten. Um zu erkennen, dass sie einerseits zu sportlich stabiler Harmonie und Gesundheit – dem Hatha – andererseits direkt zu völliger Vereinigung in/mit Gott – dem Yoga – führen.

Beide Disziplinen haben großen Nutzen für die Menschen in der physischen Entwicklung. Während Hatha-Gymnastik im gewissen Sinne als eine der „Grundlagen“ zum wahren Yoga gesehen werden kann. Da sie den Körper durch ihre Übungen stabilisiert und nervlich festigt, was man als Vorbereitung für den Versenkungsweg betrachten kann.

Der wahre Yoga hingegen beginnt in der Übung des Versenkungsweges und setzt damit weit über den physischen Ergebnissen der Hatha-Gymnastik an. Den Versenkungsweg sollten daher nur die Menschen beginnen, die weit genug entwickelt sind. Also bereits eine stabile Grundvoraussetzung im Physischen mitbringen.

Es ist wichtig, diese beiden unterschiedlichen Wege zu erkennen, da eine Vermischung von beiden nach den Gesetzen der schriftlich wie gelebten überlieferten Yoga-Lehren den Yoga-Weg nicht eröffnet. Um wahren Yoga auszuüben, sollte eine gewisse körperliche Stabilität, d.h. „Festigkeit“ bereits vorhanden sein.

Weitere Informationen über den Versenkungsweg nach Innen, der Anleitung zur Meditation, finden Sie auf unserer Website.

Über den Autor

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ist Sprecherin des Studienkreises für Empirische Evolutionsforschung. Sie arbeitet in der Wirtschaft im Bereich Personalführung und Personalmanagement und entwickelte in diesem Zusammenhang ein Personalauswahlverfahren auf der Basis der großen ethischen Kernlehren der alten Philosophien.

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Tel.: 030-367 521 74
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Buch
Carola Hempel: Die Quelle der Spiritualität – die Verbindung von  Wissenschaft, Religion und Philosophie, Silberschnur Verlag 2017

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