von Beate Bagola

So richtig, meine ich? Mit allen Sinnen, mit all Ihrer Präsenz, ohne in Gedanken woanders zu sein als bei dem, was Sie gerade tun bzw. zu sich nehmen? Zu sich nehmen in Form von Essen oder auch geistige Nahrung in Form von Musik, Lektüre oder Film? So vollumfänglich wie nur möglich? Jeder möge diese Frage für sich beantworten. Meine Herzgedanken sind folgende: (Herzgedanken deshalb, weil sie nicht dem Verstand entspringen, denn der Verstand wiederholt nur das, was ihm andere beigebracht haben)

Das vollumfängliche Genießen schließt eine weitere Beschäftigung, neben dem, was ich gerade genießen möchte, aus. Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun (z.B. während des Lesens Musik hören und das Baby stillen, beim Toilettengang telefonieren und die Fußnägel inspizieren, zum Essen das Fernsehprogramm mitverfolgen und SMS schreiben usw.) bedeutet, dass mein Fokus sich aufteilt und nicht zu 100% bei der einen Sache ist. Die volle Hinwendung (Fokus, Aufmerksamkeit) auf das Eine, das jetzige Tun, ermöglicht erst einen vollen Genuss. Auch mit den Gedanken während des Essens an einem anderen Ort zu sein, sich gedanklich also mit den Dingen zu beschäftigen, die eventuell auf der To-do-Liste stehen ( Steuererklärung, Wochenendeinkauf, Auto in die Werkstatt bringen, Rasen mähen….) überlagert den Genuss und die Fähigkeit, den wahren Geschmack dessen wahrzunehmen, was ich esse. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Dinge mit denen Sie sich gedanklich beschäftigen angenehm oder weniger angenehm für Sie sind. Dadurch, dass ein Teil von Ihnen mit dem Essen beschäftigt ist, also in der Gegenwart ist, und ein anderer Teil gedanklich in der Zukunft, bei dem, was da noch kommen soll, führt dies zu einer inneren „Spaltung“ in der Wahrnehmung und kann über kurz oder lang zu körperlichen Befindlichkeitsstörungen führen ( Nervosität, innere Anspannung Konzentrationsstörungen, gestörter Schlaf u.ä.). Hinzu kommt, dass auch die Signale des Körpers (z.B. erreichte Sättigung) nicht oder nicht vollständig registriert werden. Dem Körper wird also mehr Nahrung zugeführt, als ihm lieb ist. Genussfähigkeit fördert also auch die ganz natürliche Körpergewichtsreduktion, weil das Sättigungsgefühl bemerkt und beachtet wird und somit weniger Nahrung gegessen wird.

Und nun? werden Sie vielleicht fragen? Lassen Sie mich noch einen Schritt tiefer gehen, denn hinter dieser Verhaltensweise des „Mehrere Dinge gleichzeitig tun „ verstecken sich eine oder mehrere Befürchtungen, denen Sie auf die Spur kommen können. So Sie es denn wollen und Ihre Genussfähigkeit wiedererlangen möchten. Bei diesen Befürchtungen handelt es sich um so genannte Glaubenssätze. Als Glaubenssätze werden Ideen, Vorstellungen (Konditionierungen) bezeichnet, die über die Jahre des Heranwachsens von der Außenwelt „eingeimpft“ werden und dem Menschen eine Sichtweise vermitteln, wie das Leben und seine Regeln zu sein haben. Doch werden diese Glaubenssätze meist nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft. Welche Befürchtungen/Annahmen verstecken sich nun hinter der Verhaltensweise des „Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun“? Es könnte sich um folgende, so oder so ähnlich klingende, doch von ihrer Aussage her gleichbedeutende Formulierungen sein:

„Ich habe nicht genug zum Leben“
„Meine Zeit reicht nicht aus, um all das zu erledigen, was erledigt werden muss“
„Ich kann es mir nicht erlauben, zu genießen“
„Ich habe viel zu viel zu tun“
„ Mir könnte jemand etwas wegnehmen“ (Zeit, Besitz, Nahrung u.ä.)
„Ich will auf alles Unvorhergesehene vorbereitet sein“
„Ich darf es mir nicht erlauben, Freude zu empfinden, bei dem was ich tue“
„Die Zeit rast mir davon“
Dies sind einige Beispiele zur Verdeutlichung des inneren Dialogs. Erkennen Sie sich darin wieder? Und haben Sie sich schon mal gefragt, ob diese Gedanken wahr sind? Wirklich wahr? Zu 100% und absolut ? Und ob das ihre eigenen Gedanken sind? Vielleicht stammen sie ja von ihren Eltern, den Verwandten, Lehrern usw. und wurden Ihnen seit ihrer Geburt vorgelebt, anerzogen, angelernt und Sie haben sie übernommen und im Laufe der Zeit zu ihren eigenen gemacht? Im vollen Vertrauen darauf, dass die Erwachsenen ja recht haben müssen und Bescheid wüssten? Doch auch Erwachsene können irren. Wir sind schließlich alle menschlich und Auszubildende im Fach „Leben und menschliche Entwicklung“. Auf dem Weg zum Meister.

Das Wiederfinden bzw. Wiederauflebenlassen der Genussfähigkeit bringt Ihnen ein großes Stück Lebensqualität zurück. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, sie wieder zum Leben zu erwecken:

_ einen Sonnenauf- oder -untergang mit seinem unvergleichlichen Farbenschauspiel betrachten und den sich sekündlich verändernden Lichtqualitäten
_einen Apfel (oder die Obstsorte, die Ihnen persönlich schmeckt) in seiner Form, Farbgebung und Beschaffenheit betrachten, den Duft einatmen, die Vorfreude auf den Geschmack intensiv wahrnehmen und spüren, die Geschmacksvielfalt herausschmecken
_während eines Spazierganges in der unberührten Natur den Wind im Gesicht und auf der Haut bewusst spüren, die wärmenden Sonnenstrahlen aufnehmen und genießen, beobachten, was sich in und mit ihrem Körper abspielt und welche Empfindungen entstehen
_ wieder mal barfuss laufen über einen weichen, kühlen Rasen oder einen warmen Sandstrand oder ein Moosbett im Wald und in das Empfinden der Fußsohlen hineingehen und das Wohlbehagen wahrnehmen

Mögen diese Ideen Ihnen als Inspiration dienen. Ich bin sicher, Sie haben auch eigene wunderbare Vorstellungen, die darauf warten, realisiert zu werden. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei und freue mich mit Ihnen und für Sie, wenn Sie sagen werden: „Ich habe sie wieder – meine Genussfähigkeit“.

 

Foto: Julien Christ / pixelio.de

 

Über den Autor

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lebt und wirkt freiberuflich als spirituell-psychologische Beraterin in Peitz, gelegen am nordöstlichen Tor zum einzigartigen Naturwunder Spreewald. Die Hinwendung zur Spiritualität liess sie erkennen, wie wunderbar und einzigartig ein jeder Mensch, jedes Tier, jede Pflanze und alle Teile der Schöpfung sind. Ihre Empfindsamkeit und die Gabe der Medialität entwickelten sich seitdem rasant und
eine völlig neue, erfüllende Lebensfreude und Lebensqualität wurde für sie spürbar. Sie hat eine innige Verbindung zu den höher energetischen Wesen (Engel, Feen, Naturwesen…) und lässt diese sowohl in ihrem persönlichen Leben als auch im Kontakt/Gespräch mit Menschen einfliessen. Ihr inniger Herzenswunsch für die bereits begonnene neue Ära der Menschheitsentwicklung: „Möge jeder Mensch seine Göttlichkeit und schöpferisches Potential entdecken und leben.“