von Achim Ecker

Frieden muss aktiv geschaffen und erhalten werden. So viele Erfahrungen haben uns gelehrt, so viele Kriegsherren haben erfahren, dass nur Niederlagen oder Verhandlungen Kriege beenden können. Bei Kriegen gibt es keine Gewinner (außer den Rüstungsindustrien, die gewinnen, egal wie es ausgeht). Länder und die Wahrheit bleiben zerstört und ausgelaugt zurück. Ressourcen (menschliche und materielle) werden auf dem Schlachtfeld des Krieges verschwendet. Wir werden statt Hütern der Erde zu deren Zerstörer.

Auch Verhandlungen werden schmerzhaft sein. Beide Seiten werden nicht alles bekommen, was sie wollen. Aber Menschenleben werden geschont, Infrastruktur und Natur auch. Ressourcen und Energie werden bewahrt und können genutzt werden für die Lösung der diversen anderen Krisen, die wir schon haben.

Was wollen wir? Wir haben es in der Hand. – Antje Vollmer, Ex-Vizepräsidentin des Bundestags, mahnte in einem berührenden, intelligenten, beachtenswertes Vermächtnis vor ihrem Tod den Frieden an. Sie mahnt als eine Ur-Grüne, die noch deren ursprünglichen Werte vertritt. Damit ist sie weit entfernt von der Kriegspolitik der heutigen Partei mit gleichem Namen.

Die Suche nach Möglichkeiten einer friedlichen und nachhaltigen Welt

Meine Suche nach Möglichkeiten einer friedlichen und nachhaltigen Welt führte 1984 in Gemeinschaft – in die Bauhütte, aus der dann das ZEGG und Tamera hervorgingen. Ich war seither aktiv in Gemeinschaftsnetzwerken und habe den Gemeinschaftsaufbau und den Aufbau von nachhaltigem Boden und Häusern im ZEGG getragen. Ich habe viele Konflikte erlebt, begleitet und manche gelöst.

In den letzten Jahren war ich selber im Brennpunkt eines Konfliktes im ZEGG. Ich habe natürlich FÜR das Gute und Richtige, für eine transformatorische Gemeinschaft gekämpft. Jede Partei eines Konfliktes kämpft immer FÜR etwas – damit aber auch immer GEGEN etwas anderes.

Ich habe nicht anerkannt, dass ich etwas gegen den Willen von einigen meiner Gemeinschaft bewegen und durchfechten wollte. Etwas, das ich (immer noch) für notwendig erachte für eine transformatorische Gemeinschaft, für die ich 1984 beim Eintritt in die Bauhütten-Gemeinschaft angetreten bin. Ich habe mich auf unsere Ursprünge berufen, auf die Ursprungsvision dieses ZEGG. Sehr viele Jahre (seit 2008) habe ich dazu geschrieben, aufgerufen und gefordert.

Jetzt nehme ich die Verantwortung für die Stellen an, wo ich unfair gehandelt habe, wo ich Druck ausgeübt habe und mein Ziel erstreiten wollte. Immer wieder komme ich an eine Stelle, wo ich mein Handeln damit entschuldigen will, dass auch ich unfair behandelt – bekämpft, geschmäht und verunglimpft wurde. Das mag verständlich und normal sein, führt jedoch auch nicht weiter.

Stattdessen möchte ich Verantwortung übernehmen für die Situationen und Gründe, aus denen ich Menschen verletzt oder sie in die Enge getrieben habe. Ich finde auf diesem Weg meinen inneren Frieden und meine Integrität wieder, ohne meine Absichten zurücknehmen zu müssen.

Wir haben das ZEGG 1991 als menschlich-soziales Modellprojekt aufgebaut. Daraus ist ein gemeinschaftlich organisiertes Seminarzentrum und ein von mir stark getragenes ökologisches Modellprojekt geworden. Es hat für viele Menschen in Deutschland und weit darüber hinaus eine große Bedeutung erlangt. Es wird seinen Weg weiter finden als Beitrag für eine nachhaltige Welt.

Neue Orte tiefer Begegnung aufbauen

Für mich persönlich sind die innere Arbeit und die gemeinsame Weiterentwicklung als Gemeinschaft zu wenig geworden. Ich habe mit meiner Partnerin Ina jetzt die schmerzhafte Entscheidung getroffen, weiter zu ziehen auf dem Weg der Vertiefung. Ich bin Teil einer Gruppe, die einen neuen Ort tiefer Begegnung aufbauen will. Uns gefällt das Bild des lebenswichtigen Pilzmyzels im Boden, aus dem heraus die Pilze als Fruchtkörper wachsen. Das Myzel ist Informations- und Stoffträger im Boden. Es leitet Stoffe von Pflanze zu Pflanze und macht den Boden zu einem lebendig vernetzten Organismus.

Wir wollen vernetzen und in Gemeinschaft miteinander leben. Wir wollen so tief in uns hineinschauen, dass wir die Muster in uns erkennen, die keinen Frieden wollen, die eskalieren wollen im Namen des Guten und Schönen. Muster, die schon so lange verhindern, dass die Welt ein Paradies sein kann. Wenn wir dort etwas drehen und bewirken, kann endlich die nachhaltige, friedliche und verbundene Welt entstehen, die unser Herz kennt.

Wir haben uns entschlossen, in dieser kritischen und krisengeplagten Zeit eine neue Keimzelle der Friedensforschung aufzubauen. Frieden zwischen Mensch und Natur und vor allem zwischen Menschen. Wie wir Menschen uns verhalten und handeln, ist Ursprung der Probleme, denen wir uns gegenübersehen. Wir sehen das Potenzial, uns in den Quell der Hoffnung zu verwandeln, den wir heute brauchen.

Dazu haben wir eine Genossenschaft gegründet: Terra Nova e.G. und haben uns für ein Bio-Hotel an der Ostsee entschieden (gut-nisdorf.de). Es wird dort eine kleine Gemeinschaft mit bis zu 20 Erwachsenen und Kindern entstehen, die einen gemeinschaftlichen Begegnungsraum hütet. – Wir wollen uns der Frage von Krieg oder Frieden zarter und verbundener nähern als zuvor.

Wie sieht ein gutes, verbundenes und freies Leben aus? – Diese Frage wollen wir tiefer fassen, als es uns in den jeweiligen bestehenden Projekten und Gemeinschaften bisher möglich war. All die Erfahrung aus unseren Jahrzehnten der Gründung und beim Aufbau unserer Gemeinschaften, von der Begleitung von Menschen und Gemeinschaften in aller Welt, vom Aufbau essbarer Landschaften und klimaresilienter Wälder fließen hier mit ein. Dazu haben wir uns auch mit unseren Fehlern beschäftigt.

Es soll ein Ort der Begegnung werden. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, sagte Martin Buber. Jede Begegnung enthält die Möglichkeit für Neuorientierung, Erkenntnis, Heilung. Wir ermöglichen diese tiefen Erfahrungs- und Begegnungsräume für uns und unsere Gäste. Wir bringen viel Lebenserfahrung mit. Wir werden immer wieder Menschen bei und mit uns versammeln, um zu fragen, zu fühlen, zu sprechen und zu bewegen. Was in der Welt immer schwerer wird, wollen wir wagen. Wir wollen unterschiedliche Meinungen neben einander gemeinsam betrachten, so lange sie aus einer beitragenden Haltung entstehen. Vielleicht finden wir auch Antworten, Lösungen, sicher aber Puzzlesteine auf dem Weg zu einer geerdeten Friedensvision. Was zählt, ist das „Auf-dem-Weg-Sein“. Nicht das Ankommen. Wir selbst sind schon lange intensiv auf dem Weg. Wir haben unser Leben diesem Weg verschrieben und werden ihn weiter beschreiten.

Netzwerk von Freunden und Unterstützern

Wir sprechen jetzt unser Netzwerk von Freunden und Unterstützern an, um uns im Rücken zu stehen. Wir müssen 1,5 Millionen Euro in unserer neuen Genossenschaft auf die Beine stellen. Wir können zukünftig etwa die Hälfte davon aus Erbschaften selber stemmen, aber nicht so schnell, wie wir es jetzt brauchen. Immobilien müssen erst noch Käufer finden. Das kann noch bis zu 5 Jahren brauchen. Wir wollen es auch nicht alleine machen und wir können es nicht. Das passt auch, denn Frieden und nachhaltiges, resilientes Leben sind keine Angelegenheit einer kleinen Gruppe, sondern ein menschheitliches Unternehmen, das Unternehmen der EINEN Menschheitsfamilie. Daher brauchen wir Darlehensangebote oder Geschenke. Wir sind uns der Größe der Aufgabe bewusst und freuen uns darauf, sie demutsvoll anzunehmen.

Wir müssen bis Ende August eine Anzahlung von 800.000€ zusammen bekommen. Der Rest geht dann über einen Mietkauf. Wir schaffen die Finanzierung über Privatdarlehen und die Bank, aber die Bank braucht länger als wir gerade Zeit haben. Deshalb suchen wir auch für kürzer (1/2 bis 10 Jahre) zinsgünstige Darlehen. Viele Freunde haben bereits angeboten, uns ein niedrig verzinstes oder zinsfreies Darlehen zu geben. Wenn du das auch tun kannst und möchtest, melde dich bitte bei uns.

Ich freue mich mit euch weiterhin in Kontakt zu bleiben – auch zum Thema: Wie entsteht Frieden? Schreibt uns, falls ihr weiterhin mit uns in Kontakt bleiben wollt. Wir werden eure Adressen sammeln und euch weiter informieren.

Über den Autor

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https://terranova-begegnungsraum.de
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Gründungsmitglied des ZEGG, geboren 1959, seit seiner Jugend aktiv für die Umwelt und für eine kooperative Art des Zusammenlebens.

Motiviert von einer tiefen Fürsorge, Mitgefühl und Liebe für die Menschen und das Leben, sucht er immer neue Herausforderungen. Seit 1995 hat er das integrale Forums- und Bewusstseinstraining in Deutsch, Englisch und Spanisch entwickelt und geleitet.

1984 schloss er sich der Urgemeinschaft des ZEGG, der „Bauhütte“ mit hohem sozialen Anspruch und mit freier und authentischer Liebe an. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs organisierte und leitete er internationale Jugendcamps v.a. in Osteuropa. Für drei Jahre war er Präsident von GEN-Europe. Er ist eine tragende Säule im Gemeinschaftsaufbau und im ökologischen Wandel des ZEGG und an vielen Orten der Welt. Mit viel Feingefühl und Wissen baut er den Boden für reiche, authentische und freie Beziehungen auf. Er ist herausfordernd und einfühlsam, und erweitert sein Wissen ständig.

Ökologie: Auf eiszeitlichen Endmoränen baut er mit Permakulturwissen seit drei Jahrzehnten fruchtbaren Boden und eine Essbare Landschaft auf. In Portugal leitet er seit 1996 ein Aufforstungsprojekt im Alentejo. Er lernte Permakultur und ließ sich u.a. von Fukuoka und Sepp Holzer inspirieren. Seit 2013 hat er im ZEGG ein Terra Preta Projekt ins Leben gerufen, das er immer noch leitet und inspiriert. Von Zeit zu Zeit ist er ein inspirierter Maler.

Seine fast 40 Jahre intensiver Gemeinschaftserfahrung und Arbeit mit dem ZEGG-Forum ergänzte er seine Fähigkeiten durch viele andere Methoden. Mit seiner Partnerin Ina Meyer-Stoll begleitet er seit drei Jahrzehnten Gemeinschaften und arbeitet als Coach und Paarberater.

Er ergänzte seine Fähigkeiten durch viele weitere Methoden. Darunter besonders erwähnenswert sind:

  • einige Jahre Assistenz bei Thomas Hübl
  • Tiefenökologie (The work that reconnects) bei Joana Macey
  • eine informelle Ausbildung in Prozessarbeit/Worldwork nach Arnold Mindell
  • einige Jahre Possibility Management mit Clinton Callahan.
  • Ausbildung in Integral-operationale Strukturaufstellungen IOSA

In seiner Arbeit mit Menschen geht es ihm um die innere Befreiung und Weitung. Einer seiner Leitgedanken ist: „Mein größter Schutz ist meine größte Offenheit“. Für diese Erfahrung setzt er sich im Zusammensein mit Menschen ein.



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