Der Affenbrotbaum (Baobab) wird von den Einheimischen in Afrika zu Recht als „Baum des Lebens“ oder „Apothekerbaum“ bezeichnet und als heilig verehrt. Oft sind sie in ihren Heimatländern sogar der Mittelpunkt einer Dorfgemeinschaft.

von Illian Sagenschneider

Ihr gewaltiger Stamm ist in der Lage, in der Regenzeit bis zu 140.000 Liter Wasser aufzusaugen, um die Trockenzeit gut zu überleben. Wenn Rinde und das innere Fasergewebe aufgefüllt sind, kann er sich durchaus auf 10 Meter Durchmesser ausdehnen. Affenbrotbäume können 20 Meter hoch und bis zu 1800 Jahre alt werden.

Baobab in der afrikanischen Volksmedizin

Es wird erzählt, dass dann, wenn ein Affenbrotbaum stirbt, nicht selten die um ihn lebende Dorfgemeinschaft weiterzieht, um sich an einem neuen Baobab anzusiedeln. Kein Wunder: So ziemlich alle Teile des Baums können als Nahrung, Medizin oder für Alltagsgegenstände genutzt werden. Den Früchten und den Samen, den Blättern, Blüten, Rindenstücken und Wurzeln werden zudem heilende Kräfte nachgesagt. Sie sollen bei Magen-Darm- Trakt-Beschwerden, Fieber, Asthma, Zahnschmerzen und Malaria helfen. Die Samen liefern Öl oder werden fermentiert als Gewürz verwendet und sollen Herz und Leber stärken. Die Blätter werden – ähnlich wie bei uns der Spinat – als Gemüsegericht zubereitet. Und die Bastfasern kann man zudem als Brenn- und Baumaterial nutzen. Auch Schmuck und Bekleidung stellen die Einheimischen daraus her. Besonders vielfältig kann man die kakaoähnlich aufgebauten Fruchtschoten nutzen. Nach der Reife trocknen die Früchte innen komplett aus. Vom Fruchtfleisch bleibt dann ein feines, staubiges Gewebe übrig, in dem die Samen liegen.

Ein afrikanisches Superfood

Ich kann mich noch sehr genau an meine erste Begegnung mit einem Stückchen Baobabfrucht erinnern: Kaum hatte ich den Kern mit der bröckeligen, süß-sauren Pulverschicht im Mund, ging mir ein Kribbeln durch den Körper. So wie in einem Konzert, in dem man an ganz besonders schönen Stellen eine Gänsehaut bekommt. Zudem war das Pulver sehr lecker und ich wollte sofort mehr davon. Ich habe es dann später auch in Wasser eingerührt und getrunken. Ich weiß noch genau, dass ich mich danach sehr glücklich gefühlt habe. Ein Gefühl, das ich bei anderen Getränken wie Apfelsaft, Kakao und Tee – oder früher sogar Cola – nie hatte. Das waren einfach nur süße Getränke. Nett, aber ohne eine solche Wirkung auf meine Stimmung.

Industrielle Imitate

Mittlerweile ist mir klar, dass sehr viele unserer industriell verarbeiteten Nahrungsmittel unsere Geschmacksnerven täuschen. Isolierte Fabrikzucker wie Glucose und Fructosesirup sowie künstliche Farb- und Aromastoffe gaukeln unserem Gehirn vor, ein hochwertiges Lebensmittel zu sein, das unser Organismus zur Aufrechterhaltung seiner Funktionen gut gebrauchen kann. Aufgrund des Geschmacks essen wir das Industriezeug freiwillig, aber ähnlich wie beim trojanischen Pferd entfaltet sich der Schaden später von innen in unserem Körper – auf der einen Seite durch die zu hoch konzentrierten Zuckeranteile und auf der anderen durch das Fehlen natürlicher Begleit- und Inhaltsstoffe. In der Industriebrause fehlen nämlich die zahlreichen Vitamine, Mineralien und Antixodidantien, die uns der Geschmack aber evolutionär verspricht. So versucht die künstliche Brause zwar den echten Geschmack von Baobab zu imitieren, bleibt aber von den Inhaltsstoffen her nur ein billiger Betrug. Denn das natürliche, afrikanische Original hat im Gegensatz zum Industriefutter-Imitat ganz hervorragende Inhaltsstoffe.

Antioxidantien und feinste Ballast- & Faserstoffe

Baobab verfügt beispielsweise über einen hohen Eisen- und Magnesiumgehalt. Weiterhin besitzt die Frucht achtmal mehr Vitamin C als Orangen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Umweltgifte und Lebensstil vermehrt zu oxidativem Stress führen, ist ein Mehr an Vitamin C sehr hilfreich. Raucher beispielsweise sollten sich immer zusätzlich mit einer Extraportion Vitamin C versorgen, da sie stärker unter oxidativem Stress leiden als Nichtraucher. Hinzu kommen jede Menge weiterer Antioxidantien & Polyphenole. Diese schützen unsere Zellen vor vorzeitigen Alterungsprozessen und beugen Entzündungsprozessen und Krebserkrankungen vor. Auch besteht das Fruchtpulver zu 44 % aus wasser- und fettlöslichen Ballaststoffen. Diese binden Schlacken und Gifte und regulieren die Darmtätigkeit. Ebenfalls wirken sie als Präbiotika: Sie stehen auf dem Speisezettel unserer guten Darmbakterien und unterstützen so ein gesundes Mikrobiom.

Baobabpulver im Küchenalltag

Seit vielen Jahren mache ich mir fast täglich frische grüne Gemüsesäfte. Leider sind diese nur wenige Stunden haltbar. Spätestens am nächsten Tag „kippen“ sie vom Geschmack her um und sind kaum noch genießbar. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, in jeden Gemüsesaft einen Granatapfel und zwei Esslöffel Affenbrotbaumpulver hinzuzugeben. Und siehe da, der Saft war plötzlich zwei Tage lang (im Kühlschrank) haltbar! Die geballte Kraft der Antioxidantien und Polyphenole von Granatapfel (siehe SEIN 09/2018) und Baobab hatten eine hervorragende Konservierung erzeugt. Zusätzlich haben die fein löslichen Ballaststoffe des Baobab alles schön in der Schwebe gehalten und miteinander cremig verbunden, so dass sich die Einzelkomponenten nicht so schnell wieder voneinander absetzen und „vergammeln“ konnten. Gleichzeitig sorgt das Affenbrotbaumpulver in Kombination mit einem (Obst-)Saft oder auch einer zuckerreichen Mahlzeit für einen langsameren Anstieg unseres Blutzuckers. Diese Bremse ist besonders hilfreich, da für unseren Körper schnelle Blutzuckeranstiege schädlich sind. In diesem Fall bremst das Affenbrotbaumpulver den Zuckergehalt des Granatapfels wieder aus. Ansonsten vermeide ich nämlich flüssige Zucker, wann immer es geht.

Längere Haltbarkeit mit Baobab

Die emulgierenden, verbindenden Effekte lassen sich übrigens auch gut auf selbstgemachte Soßen, Smoothies und Puddings übertragen. Baobabpulver verleiht diesen eine frische, zitronige Geschmacksnote und sorgt nebenbei für cremige Konsistenz und längere Haltbarkeit. So ist es ganz pragmatisch möglich, Soßen und Dressings für drei Tage im Voraus anzurichten und dann bei Bedarf schnell zu verwenden. Auch bei selbstgemachter Eiscreme im Sommer lassen sich diese Vorteile gut nutzen. Aufgrund der hitzeempfindlichen Inhaltsstoffe ist es übrigens wichtig, beim Kauf auf Rohkostqualität zu achten. Auch sollte der Baobab fair gehandelt sein, denn so profitieren auch die afrikanischen Einwohner vor Ort vom Export dieses Schatzes.

Vorträge Juni/Juli 2023:
Do., 29.6.2023, 19.30 Uhr „Alterungsprozesse verlangsamen…“ Di., 4.7.2023, 19.30 Uhr „Alterungsprozesse verlangsamen…“ Veranstaltungsort: Wilmersdorf Gebühr je Vortrag: 14,- Euro Wochenendseminar im Juli 2023: „Abenteuer Ernährung“ Sa., 15.7.-So.,16.7.2023, 11.00-18.00 Uhr Seminargebühr: 250,- Euro (Frühbucher zahlen bei Anm. bis 29.6.2023 nur 220,- Euro). Veranstaltungsort: Wilmersdorf
Infos und Anmeldung bei Illian: Tel.: 0176 – 844 843 33

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