Bienenvölker sind nicht nur unermesslich wichtig, wenn es um Honig oder unsere leckeren Früchte geht, die allesamt vorher fleißig bestäubt werden müssen. Bienen produzieren auch Substanzen mit immensen Heilkräften wie Propolis (= Bienenharz), das zu den ältesten Arzneimitteln der Welt gehört.

von Illian Sagenschneider

Der Legende nach begann alles mit einer Maus, die auf der Suche nach Honig in einen Bienenstock eingedrungen war. Natürlich ließen die Bienen sich von dem Eindringling nicht ihre Honigvorräte wegfressen, und so wurde der Dieb kurzerhand totgestochen. Trotzdem möchte niemand mitten im Wohnzimmer eine Leiche rumliegen haben, die so langsam beginnt, vor sich hinzuschimmeln. So ein Fäulnisprozess könnte leicht das gesamte Bienenvolk gefährden. Nur war auch das Raustragen der Maus unmöglich!

Und genau für solche Fälle hatten die Bienen eine geniale Lösung: Sie umhüllten den Nagetierleichnam mit einer harzhaltigen Substanz, und scheinbar wie durch ein Wunder stoppten die Verwesungsprozesse und die Maus mumifizierte. Es wird erzählt, dass die alten Ägypter genau diesen Vorgang beobachtet haben sollen. Jedenfalls haben sie dann dieses wertvolle Bienenharz genutzt, um ihre verstorbenen Könige damit einzubalsamieren und auf das Jenseits vorzubereiten. Später war es Aristoteles, der dem Stoff seinen Namen gab: Propolis (aus dem griechischen „pro“ vor und „pólis“ Stadt). Denn „vor der Stadt“, also am Eingang des Bienenstaates, war die Einflugschleuse der Bienen mit einem feinen Teppich aus Propolis überzogen. Dieser bildete eine antibiotische Barriere, um das Innere des Stocks vor Viren, Pilzen und Bakterien zu schützen. Im Laufe der Zeit stellen Forscher fest, das Propolis nicht nur wertvoll als Beigabe für die Toten war, sondern ganz im Gegenteil im Diesseits immens heilende Eigenschaften für die Lebenden hatte.

Das Antibiotikum der Bienen

Wenn sich im Sommer im feuchtwarmen Bienenstock über 50 000 Bienen dicht gedrängt auf engstem Raum aufhalten, wäre es eine Katastrophe, wenn sich ungehindert Infektionskrankheiten ausbreiten könnten. Und genau hier kommt Propolis ins Spiel: Bienen fliegen nämlich nicht nur Blüten an, um Nektar und Pollen zu sammeln, sondern bestimmte Bienen steuern gezielt Bäume und deren verwundete Stämme und Blattknospen an, um dort mit ihren Mundwerkzeugen feine Harzschichten abzubeißen. Der Baum selbst hat hier – als Meister der biochemischen Synthese – in seinem Schutzharz einen hochwirksamen Cocktail gegen Eindringlinge wie Pilze und Bakterien komponiert. Dieser schützt die jungen Blattanlagen vor mikrobieller Zersetzung und dichtet Wunden an Stamm und Ästen ab. Die Bienen machen sich diese Eigenschaften des Baumharzes zu Nutze. Vermengt mit dem eigenen, besonders enzymreichen Speichel und mit Wachs und Blütenpollen wird diese antibiotische Eigenschaft noch zusätzlich verstärkt. Hinzu kommen dann noch 10 Prozent ätherische Öle, 10 bis 20 Prozent Vitamine, Antibiotika, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Hier wären insbesondere die Flavonoide zu nennen, die als starke Antioxidantien die heilsamen Wirkungen perfekt ergänzen.

Propolis ist also kein einheitlicher Stoff, sondern ein hochkomplexes Gemisch aus über 200 unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Mit diesem Mix werden im Inneren des Stockes feine Risse gestopft, Oberflächen überzogen und Fremdkörper und Eindringlinge eingekapselt.

In geringsten Mengen hochwirksam

Ein Bienenvolk sammelt zwischen 30 und 50 Kilogramm Honig pro Jahr. Es stellt bis zu einem Kilo Bienenwachs her, aber nur 50 bis 150 Gramm Propolis. Und wir wissen noch nicht einmal exakt, was sich alles darin befindet. Aber diese geringe Menge reicht aus, um das Innere des Bienenstocks zu fast 100 % keimfrei zu halten! Und genau diese heilenden Kräfte haben sich Menschen über Jahrtausende zu Nutze gemacht. Leider ist dieses Wissen und die Wertschätzung dieses Naturprodukts mit dem Aufkommen der modernen Antibiotika immer mehr in Vergessenheit geraten. Für den Imker ist es heute schwierig, Propolis als Heilmittel zu vertreiben: Da das Bienenharzgemisch in den Verhältnissen und Inhaltsstoffen so stark variiert, ist es kaum möglich, korrekte Inhaltsangaben zu machen. Diese sind aber für die Zulassung von Arzneimitteln Grundbedingung. Zusätzlich gibt es natürlich auch die üblichen Kontroversen um Studien und „Wirksamkeit“. Hierzu muss man wissen, dass wirklich große Studien, die von der Pharmaindustrie und Zulassungsstellen „akzeptiert“ werden würden, nur schwer zu finanzieren sind.

Die Qualität ist für die Wirkung entscheidend

Weiterhin ist auch die Qualität des Propolis ganz entscheidend für seine Wirkung. Wird beispielsweise der Abstand zu anderen Bienenvölkern nicht eingehalten und nicht auf eine gute Fütterung oder Haltung der Tiere geachtet, sind auch die heilsamen Eigenschaft des Propolis stark vermindert. Und leider werden bei weitem nicht alle Bienenvölker nach Demeter-Richtlinien (Mindestanforderungen, die ein biologisch-dynamisch wirtschaftender Betrieb erfüllen muss) gehalten. Beachtet man diese Faktoren nicht, kann man natürlich zum Ergebnis kommen, dieser Stoff hätte keine besondere Wirkung.

Manche Verbraucherzentralen schreiben so auch ganz lapidar auf ihren Seiten: „Wirkung nicht bewiesen“, doch gibt es zahlreiche Studien, die ganz klar die Wirksamkeit von Propolis aufzeigen. Und gerade darin, dass Propolis nicht künstlich herzustellen ist und man seine Inhaltsstoffe nicht genau standardisieren kann, liegt der große Vorteil: Das, was die Bienen jedes Jahr an Harz von den Baumknospen sammeln, ist immer wieder die „neueste Aktualisierung“ von antibiotisch wirksamen Substanzen. Diese müssen biochemisch meisterhaft vom Baum zusammengestellt sein, um sich und seine Blattbabys wirksam zu schützen. Und weil hier so viele antibiotisch wirksame Substanzen komplex gegen Bakterien, Viren und Pilze zusammenwirken, bilden sich auch keine Resistenzen aus. Ein Problem, das wir zunehmend bei den modernen medizinischen Antibiotika beobachten.

Eigene Erfahrungen

Was mich bei Propolis aber am meisten überzeugt hat, waren letztlich ganz konkrete eigene Erfahrungen: Ich hatte über fünf Jahre lang einen hartnäckigen Fußpilz zwischen den kleinen Zehen am linken Fuß. Immer wieder Jucken, rote Stellen, manchmal sogar etwas blutig. Mal schlimmer, mal weniger schlimm – aber es ging über Jahre nicht weg. Egal, was ich ausprobierte, es kam immer wieder. Als ich dann von der antimykotischen Wirkung des Propolis gelesen habe, dachte ich mir, „Dann bin ich mal gespannt, ob das Zeugs mit diesem Pilz fertig wird…“ Ich habe nur 4 Tage eine ölige Propolislösung aufgetragen. Dann war alles weg! In der Lösung war ein Multispektrum Bio-Propolis von Bienenharz-Arten aus Europa, Südamerika und Asien. Nach vier Tagen heilte alles aus und der Juckreiz verschwand. Danach habe ich den Fuß vorsichtshalber noch 3 Wochen lang weiter damit eingeölt. Sicher ist sicher. Und ja… die Haut ist nun wieder perfekt und der Pilz ist nicht mehr wiedergekommen. Meine letzte Mittelohrentzündung verschwand übrigens direkt über Nacht, nachdem ich am Tag zuvor zweimal ein paar Tropfen Propolis über meinen Rachen- und Mundraum aufgenommen habe. Seitdem bin ich ein Riesenfan dieser Substanz.

Und es gibt noch viele weitere Anwendungsbereiche: Es soll Wundheilungen unterstützen, Narbenbildung vorbeugen und sich lindernd bei Herpes auswirken. Seine entzündungshemmenden Eigenschaften können das Abheilen von Pickeln unterstützen. Neurodermitis, Pilzbefall, Rachen- und Mandelentzündungen, Zahnfleischprobleme, Infektionen im Mund, Erkältungen und bakterielle Infektionen gehören ebenfalls zum Einsatzgebiet. Ich bin jedenfalls froh, dass ich meine eigenen Experimente damit gemacht habe. Denn gerade für Propolis trifft der berühmte Satz von Hippokrates in vollem Umfang zu: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein.“ Ich schütze mich und meinen Körper mittlerweile täglich mit einer minimalen Menge an Propolis (Näheres auf www.sunday.de) – genauso wie die Bienen ihr Zuhause. Hier vertraue ich einfach auf die Heilkraft und Perfektion der Natur.

Vorträge März 2023: Do., 9.3.2023, 19.30 Uhr: „Antioxidantien – Rostschutzmittel für den Körper“ Mi., 14.3.2023, 19.30 Uhr: „Der Granatapfel – Mythos und medizinische Wirkung“
Beide jeweils in Pankow, nahe U Bahn Vinetastraße (genauer Ort wird noch bekannt gegeben). Do., 23.3.2023, 19.30 Uhr: „Abnehmen mit der Stoffwechselkur“ Ort: Zäch Mosaike, Babelsbergerstr. 42, 10715 Berlin Wilmersdorf Gebühr je Vortrag: 14 Euro
Seminar im März 2023 Sa. 18.3. – So.19.3.2023, 11.00 – 18.00 Uhr
„Abenteuer Ernährung – Grundlagenseminar zur gesunden Ernährung“ Seminargebühr 250,- Euro (Frühbucher zahlen bei Anmeldung bis 8.3.2023 nur 220,- Euro). Ort: Zäch Mosaike, Babelsbergerstr. 42, 10715 Berlin Wilmersdorf

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gibt die grundlegenden Prinzipien einer gesunden wohlschmeckenden Ernährung in Wochenendseminaren weiter (und ab jetzt jeden zweiten Monat auch in SEIN).

Per Lichtbildvortrag, kombiniert mit einem großen Büffet aus tropischen Früchten, seltenen Pflanzen und Wildkräutern, möchte er das Thema Ernährung mit Spaß und Genuss erfahrbar machen, so dass sich das Wissen mit der Freude an neuen Lebensmitteln verbindet und Veränderungen der Essgewohnheiten leichter fallen.

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