In den letzten Jahrzehnten werden in der Ernährungsszene immer häufiger sogenannte „Superfoods“ beworben. Dabei handelt es sich um Lebensmittel, die über sehr wesentliche Inhaltsstoffe für die menschliche Gesundheit oder sogar Heilkräfte verfügen. Sie zeichnen sich durch einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen oder/und auch sekundären Pflanzenstoffen aus. Nicht selten sind es exotische und kostspielige Lebensmittel, die aus fernen Ländern importiert werden. Und sicherlich haben viele dieser wunderbaren Produkte auch eine gewisse Berechtigung, unseren Speiseplan zu bereichern. Aber es gibt auch hier bei uns ein wahres Superlebensmittel – eines, das sogar sehr preiswert und regional leicht erhältlich ist, eines, das die Generation unserer Großeltern noch gut kannte und regelmäßig in der Küche verwendet hat – die gute alte Knochenbrühe.

von Illian Sagenschneider

Diese Brühe aus Hühner- oder Rinderknochen wird seit vielen Jahrtausenden von fast allen traditionell lebenden Völkern hergestellt und getrunken. Sie ist in der chinesischen Medizin ebenso bekannt wie im Ayurveda, und auch Hildegard von Bingen setzte Hühnerbrühen erfolgreich als Heilmittel ein.

Billige, bioverfügbare Mineralien & Spurenelemente

Was macht aber nun das Besondere der Knochenbrühe aus? Der aktuelle Zeitgeist propagiert ja gerade massiv pflanzlich-vegane Kost als gesund und tierische Lebensmittel mehr und mehr als schädlich. Doch diese Betrachtungsweise ist leider sehr einseitig. Und das schreibe ich als jemand, der selbst einmal acht Jahre lang vegan gelebt und tierische Produkte für sich ausgeschlossen hat. Dadurch sind mir allerdings eine Reihe von wertvollen Inhaltsstoffen entgangen: Knochenbrühe enthält einen hohen Anteil an bioverfügbaren Mineralien und Spurenelementen wie beispielsweise Kalzium, Phosphor und Magnesium – und zwar in genau dem Verhältnis, wie unser Körper es braucht. Allein Magnesium ist für über 300 Enzymreaktionen mitverantwortlich. Die Zahl der Mitochondrien – den winzigen Energiekraftwerken unseres Körpers – ist direkt von Magnesium abhängig. Bei einem Mangel können diese schon mal um die Hälfte pro Zelle reduziert sein.

Phosphor ist u.a. am Aufbau der Energiewährung ATP beteiligt, das alle unsere Stoffwechselvorgänge mit Energie versorgt. Kalzium wiederum ist wichtig für den Knochenaufbau und die Knochendichte. Mehr als 50 % unserer Knochen besteht nun mal aus Mineralien. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen heutzutage mit Mineralien unterversorgt sind, bietet dieses Lebensmittel eine einfache und kostengünstige Lösung.

Kollagen hält unseren Körper zusammen

Doch Knochenbrühe bietet noch weit mehr. Sie enthält große Mengen an hochwertigen Aminosäuren und Eiweißen für den Aufbau unserer Körpersubstanz. Mit Ausnahme der Aminosäure Tryptophan sind hier alle essentiellen Eiweißbausteine vorhanden. Und zwar im exakt richtigem Verhältnis, wie es unser Körper zum Aufbau komplexer Proteine benötigt. Denn es reicht nicht, einfach nur irgendwelche Eiweißbausteine zu futtern. Wären beispielsweise Aminosäuren Autobestandteile, und ich hätte 80 Autoreifen, 20 Karosserien, 20 Motoren, aber nur drei Lenkräder, könnte ich damit am Ende eben nicht 20 Autos bauen, sondern lediglich drei Fahrzeuge. Hinzu kommt, dass der Rest des Materials bei einem Mangel an nur einem Baustein unbrauchbar ist und entsorgt werden muss. Eines der wichtigsten Eiweiße, das uns die Knochenbrühe liefert, ist das Kollagen. Übersetzt bedeutet Kolla soviel wie Leim und es ist buchstäblich der „Klebstoff“, der unseren gesamten Körper zusammenhält. Kollagene Eiweiße machen den Löwenanteil unseres Körpereiweißes aus – sie finden sich in Knochen, Zähnen, Knorpeln, Bändern, Sehnen und der Haut. Auch die Struktur und Belastbarkeit unserer Arterien hängt vom Bindegewebe ab. Es gibt keinen Teil in unserem Körper, der ohne Kollagen auskommt. Die westlichen Industriegesellschaften nutzen vom Tier aber überwiegend das rote Muskelfleisch – im Gegensatz zu den alten Traditionen, die auch Organfleisch und Knochen mit auf den Speiseplan gesetzt haben. Rotes Fleisch hat aber nur 1 % Kollagenanteil. Im Gegensatz dazu finden wir in der Knochenbrühe bis zu 20 % dieser wertvollen Bausubstanz.

Eigenschaften einer süßen kleinen Aminosäure

Mit einem Anteil von 35 % am Kollagen verleiht die kleinste aller Aminosäuren, das Glycin, dem Kollagengerüst mittels kleinster Windungen eine enorme Festigkeit. Man kann sich diese Strukturen wie einen gewaltigen Schaumstoff in Körperform vorstellen, der alles in uns zusammenhält. Wer diese Proteingerüste übrigens tatsächlich mal sehen möchte, dem sei die Körperwelten-Ausstellung am Alex sehr empfohlen. Glycin – das übersetzt soviel wie „süß“ bedeutet – schaut in Reinform aus wie feiner, weißer Zucker und eignet sich mit seinem süßlichen Geschmack tatsächlich als Ersatz für Zucker im Tee oder Kaffee. Glycin ist nicht essentiell, d.h. unser Körper kann es selbst synthetisieren. Allerdings zeigen biochemische Kalkulationen klar, dass wir nicht in der Lage sind, Glycin in ausreichender Menge herzustellen, um unser Gewebe optimal zu regenerieren. Daher brauchen wir einfach sehr viel kollagenes Eiweiß, um damit dann selbst ausreichende Mengen an Kollagen in unserem Körper aufbauen zu können.

Doch nicht nur als strukturgebender Bestandteil ist Glycin für uns von Bedeutung. Es ist auch Bestandteil des wichtigen Antioxidans Glutathion, das in fast allen Zellen in hoher Konzentration vorhanden ist und bei der Entgiftung unseres Körpers eine zentrale Rolle spielt. Im Zuge der Diskussion um die Ausleitung von toxischen Substanzen – verursacht durch die Corona-„Impfstoffe“ – wird auch immer wieder auf die starke Wirkung des Glutathions hingewiesen. Weiterhin spielt das Glycin eine wichtige Rolle im zentralen Nervensystem und kann hier beruhigend wirken. Es trägt zur Fettverdauung bei, es dämpft Entzündungsreaktionen und schützt unsere Zellen. In Zellkulturen konnte sogar gezeigt werden, dass es Alterungsprozesse umkehrt. Auch auf den Proteingehalt unserer Muskeln hat Glycin einen starken Einfluss. Zusätzlich hat es eine heilsame Wirkung auf unseren Darm und verbessert dort seine Barrierefunktion.

„Leaky Gutt Syndrom“ – ein durchlässiger Darm

Unsere Darmwand besteht – im Gegensatz zu unserer dicken, mehrschichtigen Außenhaut – nur aus einer einzigen, hauchdünnen Zellschicht. Sie ist eine der wichtigsten Barrieren unseres Körpers. Hier wird genau kontrolliert, was in unseren Körper hinein darf und was nicht. 80 % unseres Immunsystems liegt hier auf der Lauer, um uns vor Eindringlingen zu schützen und Fremdstoffe abzuwehren. Leider haben immer mehr Menschen Probleme mit ihrem Darm. Stress, Bewegungsmangel, zu wenig Schlaf und vor allem der große Konsum von Industrienahrung ist sehr schädlich für unser empfindliches Verdauungsorgan. Es kommt zu Verdauungsproblemen, Übersäuerung, Fehlbesiedlungen mit schädlichen Pilzen und Bakterien und Entzündungsprozessen. Am Ende kann ein „Leaky Gut“-Syndrom stehen, was soviel bedeutet wie „löchriger“ oder „durchlässiger“ Darm. Grob vereinfacht heißt das, dass die Barrierefunktion des Darms nicht mehr intakt ist. Unverdaute Nahrungspartikel können so in die Blutbahn gelangen, das Immunsystem schlägt an und es entwickeln sich Stück für Stück Unverträglichkeiten. Auch hier kann Knochenbrühe helfen. Sie verringert Entzündungsprozesse und regeneriert die inneren Schleimhäute. Sie regt die Schleimbildung an und schafft so ein neues Zuhause für unsere gesunden, nützlichen Darmbakterien. Gerade wenn wir solche sogenannten Probiotika zu uns nehmen, ist eine „Begleitung“ mit Knochenbrühe wichtig, damit die Probiotika sich auch richtig ansiedeln können. Somit wird indirekt auch das Immunsystem gestärkt. Ein Fasten mit Knochenbrühe ist ebenfalls sehr zu empfehlen.

Weniger Heißhunger, schönere Haut, mehr Gelassenheit…

Mir ist es zugegebenermaßen etwas schwer gefallen, mein erstes Glas Hühnerknochenbrühe zu trinken. Aber der Geschmack war ganz okay und vor allem hat mich die Wirkung überzeugt. Mir ist aufgefallen, dass dadurch gerade der Heißhunger auf salzige, ungesunde Lebensmittel wie Chips, Pizza u.ä. fast komplett verschwunden ist und eine tiefe befriedigende Ruhe im Körper einkehrt. Zusätzlich hat sich meine Haut etwas verschönert. Und bei meiner Mutter hat die Knochenbrühe (in Kombination mit einer Eiweißfastenkur) dabei geholfen, dass ihr schwerer Oberarmknochenbruch endlich wieder ordentlich ausheilen konnte. Vor dem Einsatz der Brühe sind die Gelenkknochen, die durch Platten zusammengehalten wurden, schlicht nicht richtig zusammengewachsen. Nur wenige Monate nach dem Einsatz der Brühe bildete sich wieder festes Knochengewebe. Mittlerweile starten wir mit einem Glas Knochenbrühe in den Tag und ich möchte es auch nicht mehr missen. Natürlich kaufe ich Knochenbrühe nur in Bioqualität und von Weiderindern, was sehr wichtig für die Zusammensetzung der darin enthaltenen Fette ist. Am preiswertesten ist es natürlich, wenn man die Brühe selber kocht (Diverse Anleitungen im Netz).

Schönheit und Regeneration

Die vielfältigen positiven Wirkungen von Kollagen allein füllen mittlerweile ganze Bibliotheken. Verbesserte Wundheilung, die Verlangsamung der Hautalterung, Regeneration von Knochen und Gelenken, verbesserte Hydratisierung der Haut gehören dazu – kurzum: eine Verjüngung und Stärkung des ganzen Körpers. Vieles davon lässt sich schon nach wenigen Wochen des Knochenbrühe-Konsums feststellen. Schönheit und jugendliches Aussehen kommen eben nicht von fettigen Cremes und Pflegeartikeln, die wir auf unsere Haut schmieren. Wahre Schönheit kommt tatsächlich von innen. Und da die Produktion von Kollagen im Alter nachlässt, kann man hier sogar mit einem günstigen, heimischen Superlebensmittel entgegenwirken. Ganz so, wie es schon Hippokrates gefordert hat: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein“. Denn Knochenbrühe liefert uns all diese grandiosen Stoffe in genau der Form und mit den Begleitstoffen, wie die Evolution sie für uns vorgesehen hat. Vertrauen wir doch wieder einmal der Natur.

Vortrag „Eisbaden – die Magie der Kälte“
Dienstag, 4. Oktober 2022 um 19.30 Uhr, Mittwoch, 26. Oktober 2022 um 19.30 Uhr, Dienstag, 8. November 2022 um 19.30 Uhr
Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben.
Aktuelle Infos und Anm. zu Vorträgen und Seminaren unter Tel.: 0176 – 844 843 33 www.abenteuer-ernährung.com
Bezugsquelle Knochenbrühe: https://bonebrox.com

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