Kulinarische Völkerverständigung – quer über den Esstisch

Beisammen zu sitzen und seine Nahrung zu teilen schafft Gemeinschaft. Es ist ein soziales Ritual, so alt wie die Menschheit. Es steht für Willkommen, Vertrauen, Nähe, Freundschaft – manchmal auch Familie. Freude, Spaß und hoffentlich Genuss sind ein zusätzlicher Bonus. Ein schönes Bild, das aber auch viel Potential für Konflikte birgt. Ein Plädoyer für mehr gegenseitigen Respekt und ein veganes Lieblingsrezept. Vegetarisch – vegan – omnivor …

Heutzutage laufen quasi Tofuwürstchengräben quer durch Familien und Freundeskreise und über Nahrungsindividualisten und -allergien, empört man sich gern. „Früher hat’s das nicht gegeben! Da wurde gegessen, was auf den Tisch kam!“ Ja, dieses „Früher“. Früher gab es auch das Frauenwahlrecht nicht, und Kartoffeln – des Deutschen liebste Beilage – galten als Teufelsfrucht. Ob das nun wirklich besser war? Viele Rezepte zu Omis Zeiten waren übrigens relativ frei von tierischen Produkten – sie wurden nur nicht als vegan bezeichnet. Erst mit gruseliger Massentierhaltung konnten wir unseren Fleischkonsum bequem aufstocken.

Essen & Emotionen

Essen ist etwas sehr Emotionales und Persönliches. Man merkt es in Gesprächen, aber vor allem in sozialen Netzwerken: Menschen gehen sich regelrecht verbal an die Kehle, einfach weil sie durch das simple Verlinken eines veganen Gerichts ihre Ernährung (und damit verbunden ihr Weltbild und sich selbst) in Frage gestellt sehen. Eine große Prise Ablehnung entsteht auch aus der Angst vor dem Fremden.

Andere wiederum missionieren ohne Verständnis und Rücksicht für ihre Ernährungsreligion. Die individuelle Entscheidung eines Menschen darüber, wie er seinen Körper – aufgrund ethischer, fashionbedingter oder gesundheitlicher Entscheidungen – nähren möchte, ist aber einfach mal sein eigenes Ding, das man nicht automatisch als persönlichen Affront gegen Muttis Schweinebraten werten muss.

Gelangt eine Diskussion an solch einen Punkt, ist es angeraten innezuhalten, einen Schritt zurücktreten und zu hinterfragen, warum man sich eigentlich so immens angegriffen fühlt. Vielleicht wagt man sich danach dann sogar tapfer an ein veganes Gericht heran. Vorsicht: Es kann sogar schmecken. Versprochen.

Vegetarisch – vegan – omnivor … : Rücksichtnahme & Akzeptanz

Es lohnt sich immer, den Blick mal genauer auf den Inhalt des eigenen Tellers zu richten und wenn, dann mit offenem Herzen über den Tellerrand zu gucken – ohne dabei anzugreifen oder Rechtfertigung zu verlangen. Niemand hat einem anderen Menschen vorzuschreiben, was er gefälligst zu essen hat. An meinem Esstisch kommen oft und viele verschiedene Menschen zusammen.

Ich selbst esse gerne Fleisch, koche aber ebenso gern vegan. Wir sitzen beisammen, teilen unsere Nahrung und schaffen eine Gemeinschaft. Gegenseitiger Respekt, Achtsamkeit und Akzeptanz der Andersartigkeit sind hier – wie in vielen anderen Lebensbereichen auch – die Zauberworte.

Ein reizendes Gericht: Veganes Mett

Schon der Name reizt und bringt manche empört zur Weißglut. Wer ganz korrekt sein will, nennt das vegane Mett eben Reiswaffel-Tomaten- Aufstrich. Egal wie benannt, es ist einfach ein leckerer veganer Aufstrich, der schon so manche/n Fleischesser/in verwundert hat. Der Aufstrich lässt sich auch ganz wunderbar zu einem Mettigel im 50er-Retro-Stil modellieren. In Würdigung der sanft subversiven Berliner Ernährungsverhältnisse meines geliebten Stadtteils habe ich das niedliche, rein pflanzliche Tierchen „Friedrichshainer Mettratte“ getauft.


 

Rezept für Friedrichshainer Mettratte (veganes Mett)

  • 100 g Reiswaffeln
  • 300 ml Wasser (kalt)
  • 60-140 g Tomatenmark (je nach Geschmack)
  • 2 mittlere Zwiebeln
  • 2 TL süßen Senf
  • 1/2 TL Meersalz
  • 1/4 TL Harissa (alternativ Chilisauce)
  • 1/4 TL Knoblauch (getrocknet, pulverisiert)
  • 1/4 TL Oregano (getrocknet)
  • 1/4 TL Paprikapulver (edelsüß)
  • 1/8 TL schwarzer Pfeffer (gemahlen)
  • Für die Mettratte: „Stacheln“ aus Zwiebelstücken, eingelegte Kapern für die Augen

Zubereitung

Die Reiswaffeln mit den Händen in eine Schale bröseln. Die kleingebröckelten Reiswaffeln mit dem Wasser übergießen, gründlich unterrühren und ziehen lassen. Die Zwiebeln putzen, fein hacken und zusammen mit den Gewürzen, Senf und dem Tomatenmark einarbeiten. Abschmecken, eventuell nach persönlichem Geschmack noch Tomatenmark ergänzen. Falls noch zu viele harte Waffelstücke vorhanden sind, kann man esslöffelweise noch ein klein wenig Wasser ergänzen. Die Masse in eine festschließende Dose füllen und im Kühlschrank mindestens bis zum nächsten Tag durchziehen lassen. Abschmecken & direkt genießen oder daraus eine Mettratte formen, dekorieren und auf einer Platte servieren.

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