Bild: Teller von Susanne Schwarz. Lizenz: PrivatCrashkurs Ernährung – was sollen wir essen? 16. Juli 2015 Allgemein, Ernährung Die Buchläden sind überschwemmt mit Ernährungsratgebern und Diätbüchern. Viele Empfehlungen – gehyped durch Prominente in den Medien – spiegeln dabei nur einen augenblicklichen Trend, um ein Jahr später von einem neuen, teilweise komplett anderem Trend abgelöst zu werden. Die Gesundheitsberaterin und Buchautorin Susanne Schwarz hat mit „Crashkurs Ernährung“ ein handliches Nachschlagewerk für den Durchblick im Ernährungs-Dschungel geschrieben, der allen Ratlosen, Verwirrten und Überforderten die wichtigsten Fakten verständlich nahebringt. Sein.de: Hallo Susanne, was hast du heute Morgen gegessen? Susanne: Honigmelone. Aha, da bedienst du ja gleich ein typisches Vorurteil: Wer gesund essen will, isst nur noch Obst… (Lacht) Ich liebe solche Monomahlzeiten am Morgen. Schmeckt gut, tut gut! Und ich weiß keine gute (Sommer-) Alternative, die so einfach ist… Du hast einen „Crashkurs Ernährung“ verfasst – Was war deine Motivation, diesen Ratgeber zu schreiben? Ich möchte weitergeben, was ich gelernt habe und als wertvoll empfinde, im Grunde ist es ja eine Zusammenfassung, ein Erfahrungsbericht meiner eigenen Ernährungsreise… Ich war früher zum Beispiel extrem heuschnupfengeplagt – jedes Frühjahr, jeden Sommer – das ist eine wirklich krasse Belastung, da bleibt so viel Lebensfreude auf der Strecke. Die Umstellung auf naturbelassene Nahrung half mir enorm, das ganze System kann runterfahren, da kommt Entspannung in den gesamten Stoffwechsel. Nun teile ich meine sehr positiven Erfahrungen, wie sich Dinge verändern, wenn wir auch mit unserer Körperlichkeit in eine heilsame Natürlichkeit zurückkehren. Missionierungseifer oder Helfersyndrom? Hm… Ich würde sagen: Leidenschaft. Es bewegt mich so sehr von innen heraus. Wann wurde das Thema zu deiner Leidenschaft? Mich hat es nicht mehr losgelassen, seit das Thema Babynahrung vor 20 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes auf den Tisch kam… Wie das? Naja, so ein Baby hat noch einen so reinen Körper, und ich war verantwortlich dafür, ihn gut zu nähren. Also hab ich mich auf die Suche gemacht nach brauchbaren Hinweisen und Konzepten. Heute würde ich natürlich einiges anders machen, aber damals wusste ich ja so vieles noch nicht. Was sind deiner Meinung nach die größten oder verbreitetsten Fehler, wenn es um unsere Nahrung geht? Das größte Problem sehe ich darin, dass die unmittelbare Wechselwirkung zwischen der Nahrung und unserem Körpersystem mit seinen verschiedenen Ebenen (physisch, emotional, mental, energetisch) für viele Menschen nicht sonderlich spürbar ist. Das braucht Wahrnehmungskompetenz. Ein sehr mächtiger Faktor, der die Wahrnehmungsfähigkeit stark einschränkt, sind die Zusatzstoffe in unserer täglichen Nahrung, die unseren natürlichen Instinkt fehlleiten. Wenn man also „Fehler“ korrigieren möchte, ist mein Tipp, erst einmal sämtliche Zusatzstoffe wegzulassen, also z. B. durch Fasten oder Rohkostwochen und so das eigene Körpergefühl zu stärken. Auch die Aufmerksamkeit, die wir dem Essensvorgang widmen, ist von besonderer Wichtigkeit. Müssen wir heutzutage Angst haben vor dem, was uns in den Supermärkten angeboten wird? Werden wir über Nahrungsmittel vergiftet? Der eigene Fokus ist entscheidend: Ich selbst bevorzuge natürliche Nahrung und kaufe zum Beispiel auch gern beim Bio-Bauern auf dem Wochenmarkt. Supermärkte sind nun mal nicht gesundheits- sondern profitorientiert. Ich schätze, dass mindestens 90 % der Nahrungsmittel im Supermarkt in irgendeiner Weise denaturiert und mit Zusatzstoffen versehen sind, also unserem biologischen Körperdesign nun mal überhaupt nicht gerecht werden… Einfach Bio-Food kaufen wäre demnach nicht ausreichend? Puh… Da ich ein sehr praktisch veranlagter Mensch bin, halte ich immer Ausschau nach dem, was gut und gerade auch möglich ist, und dabei entscheide ich oft der Nase nach. Wir können ja nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Obst und Gemüse schnell feststellen, ob wir es gut riechen können. Wer nur reinste Bioqualität möchte, findet sich schnell in einem – vielleicht utopischen – Ernährungs-Fulltime-Job wieder. Im Buch schreibe ich deshalb: möglichst unverarbeitet, möglichst regional und biologisch angebaut, möglichst frisch, usw., also weg von denaturierten Nahrungsmitteln hin zu wirklich nährenden Lebensmitteln. Es kommt auf die Verwertbarkeit dessen an, was wir uns „einverleiben“, und da spielt die Darmgesundheit natürlich auch eine sehr große Rolle, weshalb ich das im Buch ebenfalls thematisiert habe. Wer schon einmal Diesel in seinen Benziner getankt hat, weiß, wie wichtig der richtige Treibstoff ist. Ich stelle mir manchmal gerne vor, wie es wäre, wenn unser Körper immer genauso schnell auf unpassenden Treibstoff reagieren würde… Apropos richtiger und falscher Treibstoff: Vor kurzem schrieb Rüdiger Dahlke auf Facebook, dass es ihm ohne Gluten besser geht. Steigst du mit ein in die Gluten-Schelte? Ich lebe seit eineinhalb Jahren zu ca. 95 % glutenfrei, das erste halbe Jahr war noch radikaler. Die positiven Resultate sind so vielfältig, dass sich nur selten mal ein Impuls durchsetzt, eine gute Pizza oder ein duftendes Croissant zu essen. Die Masse an glutenhaltigen Nahrungsmitteln, die täglich verzehrt wird, halte ich in Bezug auf chronisch-entzündliche Erkrankungen und Depressionen zum Beispiel für äußerst bedenklich. Wie stehst du zu den anderen typischen „Verdächtigen“ wie Fleisch, Getreide, Milch… Ich mache regelmäßig Ernährungsexperimente. Das „Ohne-Milch-und-Milchprodukte-Experiment“ war eines der ersten damals. Es ist wirklich wichtig, die körperliche Erfahrung zu machen und nicht nur darüber zu philosophieren, ob das nun gut ist oder nicht. Diese „neuen“ beziehungsweise veränderten Empfindungen, die entstehen, pflastern dann die Straßen in ganz neue Ernährungs- und Erfahrungswelten. Aber viele verlassen sich noch immer auf relativ einfache Formeln wie „säurearm und basenreich“ Die Verwertbarkeit ist entscheidend, und da gibt es neben dem Säure-/Basenhaushalt, Darmgesundheit und Naturbelassenheit noch ein paar mehr Punkte zu beachten. Enzymtätigkeit, Vitamin-D-Haushalt und das Kauen zum Beispiel, was die Produktion der Verdauungssäfte anschiebt… Bei den extremeren Ernährungsformen wie Vegan oder Rohkost haben viele Angst vor Mangelerscheinungen, wie etwa dem berühmten B12- oder Eiweiß-Mangel. Ja, diese Art Eiweiß-Mangel-Theorie ist ein erstaunlich erkenntnisresistentes Phänomen. Vegane Spitzensportler haben inzwischen ja eindrücklich gezeigt, was pflanzliche Eiweiße leisten. Ein B12-Mangel allerdings kann richtig gefährlich werden und sollte bei diesen Ernährungsformen regelmäßig geprüft und gegebenenfalls substituiert werden. Auch hier ist die gesunde Darmflora ein Basisthema. Im Kapitel „Ganzheitliche Sichtweisen & Kurioses“ befasst du dich mit dem Energiegehalt der Nahrung und kommst zudem Schluss, dass das in der pflanzlichen Nahrung enthaltene Licht, also das Sonnenlicht, vermutlich der Haupternährungsfaktor ist. Das würde ja die Theorie unterstützen, dass wir theoretisch ohne feste Nahrung auskommen können – ist Lichtnahrung dann nicht die logische Konsequenz? Für mich als Genussmensch ist das keine logische Konsequenz (lacht). Eher ein Indiz für die Wichtigkeit der Reinheit und Naturbelassenheit unserer Lebensmittel. Im übertragenen Sinn bauen wir bei einer Ernährungsweise mit hauptsächlich denaturierten Nahrungsmitteln Häuser ohne Fenster aus salpeterbefallenen Ziegelsteinen. Licht ist Lebensgrundlage und nachweislich in jeder Körperzelle messbar. Bio-Erzeuger setzen inzwischen auch Photonenmessungen ein, um den Licht- bzw. Energiegehalt der Lebensmittel zu bestimmen. Diese Sichtweise beinhaltet auch die sogenannten „ feinstofflichen“ Substanzen – etwas, worüber die meisten klassischen Ernährungsberater und Schulmediziner wohl den Kopf schütteln. Ein einziger angstvoller Gedanke – und der ist ja feinstofflich, kann man sagen – hat die Macht, mein Herz zum Rasen zu bringen, Adrenalin in mein Blut zu jagen, meinen Atem zu beschleunigen, Verdauungsprozesse anzuhalten und noch vieles mehr. Wenn ein Mensch taub zur Welt kommt und es ihm die Technik 40 oder 50 Jahre später möglich macht, Töne wahrzunehmen, wird er vielleicht weinen, weil diese Erfahrung ihn überwältigt. Seine komplette Welt ist plötzlich eine andere. Nur weil wir feinstoffliche Zusammenhänge nicht so leicht wahrnehmen können, bedeutet das ja nicht zwangsläufig, dass sie nicht existieren. Nehmen wir zum Beispiel Gewürze: Sie enthalten wenig Materie und viel Aroma. Eiweiß, Zucker, Fett oder gar Kalorien sind völlig uninteressant, wenn es um die zum Teil außerordentlichen Heilwirkungen mancher Gewürze geht. Das Geheimnis der Heilkraft liegt in den eingebundenen ätherischen Ölen, die sich in der Luft gänzlich verflüchtigen. Kann auch die eigene Intuition uns zu einer besseren Ernährung verhelfen? Ja, durch Vertrauen. Unter Intuition verstehe ich die Fähigkeit, Konditionierungen links liegen lassen zu können und sich ganz den Gegebenheiten und Erfordernissen des jetzigen Moments zu öffnen und dem, was im Innern an Bewegung entsteht, vertrauensvoll zu folgen. Aber nicht jeder hat einen leichten Zugang zu dieser „inneren Weisheit“, wie viele das nennen… Wie vorhin schon erwähnt, ist die Wahrnehmungsfähigkeit entscheidend. Also keine allgemeingültige Ernährungsempfehlung für alle? Nein. Ernährung ist nicht statisch. Die verschiedenen Lebensphasen und -umstände erfordern unterschiedliche Ernährungsweisen, jeder bringt andere Voraussetzungen mit. Sicher sind vielen Menschen diese Zusammenhänge – zumindest teilweise – bekannt. Wieso fällt es uns so schwer, unsere gewohnten Pfade zu verlassen und uns gesünder und bewusster zu ernähren? Frühe Konditionierungen spielen eine große Rolle, und die ausgefallenen Künste der Food-Design-Industrie unterstützen unseren Hang, Gewohntes zu bevorzugen. Das Wichtigste ist wohl die eigene Motivation: Sehe ich die Ernährung durch die Gesundheitsbrille oder die Genussbrille oder die Ethikbrille, oder, oder, … Was motiviert mich zu meiner Ernährungsweise? Wo ich motiviert bin, ist ein Weg und auch die Energie, ihn zu gehen. Also reicht eine reine Ernährungsberatung bei vielen nicht aus? Muss ein guter Ernährungsberater gleichzeitig auch ein guter Psychotherapeut sein? Ich finde es wichtig, zu sehen oder herauszufinden, was der Klient wirklich möchte. Er wird nur dort effektiv Veränderungen vornehmen, wo er innerlich bewegt ist und selten dort, wo ihm irgendein Konzept übergestülpt wird. Und wie finde ich nun heraus, was für mich die beste Ernährung ist? Clean-Eating! Also einerseits durch Weglassen der Zusatzstoffe, um den natürlichen Nahrungsinstinkt wiederzubeleben, und andererseits durch die richtigen Fragen: Fühle ich mich wohl mit meiner Ernährung? Wenn nein – was stört? Was motiviert mich zu meinen täglichen Nahrungsentscheidungen? Wie stelle ich mir meine optimale Ernährung vor? Wie will ich mich fühlen? Ganz schön kompliziert, oder? Dein Tipp? Anfangen. Da, wo du bist und mit dem, was du hast und was dir möglich ist. Schritt für Schritt. Vielen Dank! Das Interview führte Uschi Rapp/sein.de Weitere Informationen Crashkurs Ernährung – Das Buch für den Durchblick im Ernährungs-Dschungel ist im Eigenverlag erschienen und hat 116 Seiten. ISBN 978-3-00-047581-8 Infos auf Facebook Webseite zum Buch mit Infos zur Bestellung Hinweis: Das Buch gibt es nicht bei amazon, sondern online bei buch7.de. 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