Nach dem Veganismus-Trend erobern jetzt auch die Rohköstler zielorientiert den Markt der alternativen Ernährung. Als Gesundheitskur bei Erkrankungen jeglicher Art hat sich Rohkost mittlerweile mehrfach bewiesen. Immer mehr Eltern wünschen sich diese Art der Ernährung auch für ihre Kinder – aber wie gut ist das machbar?

Was ist Rohkost eigentlich? Setzt man sich mit der Philosophie dahinter auseinander, stellt man schnell fest, wie vielseitig, lecker und natürlich Rohkost sein kann. Ob 100 % als Ernährung gelebt oder schlicht als gesunder Bestandteil eines ausgewogenen Speiseplans – Rohkost gewinnt immer mehr an Beliebtheit. In der Theorie sollte hierbei kein Lebensmittel in der Herstellung oder Zubereitung über 42 Grad erhitzt worden sein. So kann der höchstmögliche Nährstoffgehalt der Produkte gewährleistet werden.

In der Praxis bedeutet dies eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Kräutern, Samen, Sprossen, Nüssen und gesunden Fetten. Auch der Verzicht auf industriell hergestellte Produkte und Industriezucker und die daraus resultierende Orientierung an natürlichen und biologischen Lebensmitteln kann bei Rohkost eine große Rolle spielen.

Rohkosternährung bedeutet übrigens nicht zwangsläufig, auch auf tierische Produkte zu verzichten. Roher Fisch oder rohe Eier können, wenn gewünscht, ebenfalls verzehrt werden. Die Orientierung an einer rein pflanzlichen Rohkost nennt man rohvegan.

Entscheidet man sich dafür, sein Kind so zu ernähren, sollte man darauf achten, dass ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente aufgenommen werden. Gerade im Wachstum benötigen (Klein-)Kinder unter anderem viel Kalzium, Magnesium, Eisen, Folsäure, Zink und Vitamin C. All diese Nährstoffe sind auch in pflanzlicher Kost enthalten, oftmals sogar überraschend hoch.

Vitamin B12 und Vitamin D können eine gesonderte Rolle einnehmen, denn gerade hier in den dunkleren Regionen Europas schaffen wir es oft nicht genug, in die Sonne zu gehen und Vitamin D zu tanken, und B12-haltige Lebensmittel werden leider auch immer seltener. Wie bei der Entscheidung für eine Substitution am besten ergänzt wird und ob ein Ersatz überhaupt notwendig ist, weiß nach regelmäßigen Bluttests ein guter, ganzheitlich orientierter Hausarzt oder Heilpraktiker.

Können Babys oder (Klein-)Kinder rohköstlich ernährt werden?

Es ist durchaus möglich, Babys und (Klein-)Kinder rohköstlich zu ernähren. Neben einer erstaunlichen Verträglichkeit von rohem Obst und Gemüse bei Kindern steht hierbei ebenso der gesundheitliche Mehrwert im Vordergrund, da Vitalstoffe in reinster Form aufgenommen werden, eben genau so, wie uns die Natur das Produkt zur Verfügung stellt.

Erfahrungen von vielen Müttern zeigen, dass es – neben dem Stillen mit natürlicher Muttermilch – ebenfalls verträglich sein kann, Babys ab einem gewissen Alter frisch gepresste Säfte aus Obst und Gemüse zu geben. Mineralstoffreiches und im besten Fall heimisches Wildgrün von Karotte, Giersch oder Brennnessel kann ebenso in Säfte oder pürierte Smoothies gegeben werden. Kinder mögen das gesunde Grün und Chlorophyll erst einmal lieber, wenn die Getränke mit Banane, Birne oder Datteln gesüßt werden. Und auch Superfoods wie Gojibeeren, Chiasamen und Kakao schmecken Kindern, auch wenn es hiermit nicht immer regional bleibt. Da Superfoods allerdings auch anregend und überstimulierend wirken können, sollte man hier jedoch sehr vorsichtig dosieren.

Rohköstlicher Brei fürs Kind

Isst das Kind schon festere Nahrung, kann aus Obst, Gemüse und eingeweichten Körnern mit Hilfe des Pürierstabs oder Mixers ein herzhafter Brei oder eine milde Suppe zubereitet werden. Auch rohe Salate aus Avocado, Rote Bete, Karotte, Petersilienwurzel, fein gehackten Kräutern und leichten Gewürzen wie Vanille oder Zimt sehen toll aus und schmecken. Kaltgepresste Öle wie Lein- und Olivenöl, Samen und Sprossen, saisonale Obstsalate, Rohkostriegel aus Rosinen, Datteln und Nüssen sowie roher Kokos- oder Mandeljoghurt mit Fruchtmus bereichern den kindlichen Speiseplan. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Welchen gesundheitlichen Vorteil bietet eine Rohkost für Kinder?

Naturbelassene Rohkost kann viele Vorteile für Babys und (Klein-)Kinder bieten. Durch die hohe Aufnahme an Vitalstoffen können unter anderem das Immunsystem gestärkt, der Säure-Basen- Haushalt reguliert und Zellschäden vermieden werden. Rohkost hilft bei Ekzemen, Verdauungsproblemen oder bei der Wundheilung sowie bei Dermatitis, Akne und Neurodermitis. Wird der Industriezucker durch Datteln oder andere Trockenfrüchte ersetzt, verbessert sich die Wirkung von Rohkost noch einmal. Und das Würzen mit weniger und gutem Salz sorgt zusätzlich für niedrigen Blutdruck und ein entspannteres Kind…

Worauf sollte bei Rohkost geachtet werden?

Wichtig bei Rohkost, wie allerdings bei jeder anderen Ernährungsform auch, ist

  1. die Abwechslung im Angebot der Lebensmittel und Speisen
  2. die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe
  3. das Vertrauen in den eigenen Körper

Denn der menschliche Organismus zeigt uns genau, was gerade richtig und wichtig ist. Durch bewusstes und achtsames Essen können wir wieder lernen, uns selbst und unserem Körper zuzuhören. Und so darf auch gesunden Kindern das Vertrauen geschenkt werden, wieder instinktiv ihre Lebensmittel selbst auszuwählen. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben sie eine noch nicht konditionierte und natürliche Verbindung zu sich selbst, mögen das, was sie vertragen, und spucken das, was ihnen nicht bekommt, wieder aus.

Also einfach mal eine große bunte Auswahl an saisonalem und regionalen Gemüse und Obst einkaufen und den Kleinsten die Entscheidung durch Riechen, Fühlen und Schmecken selbst überlassen.

Rohkost oder doch gekochte Speisen?

Werden rohe Lebensmittel gut gekaut und somit Pflanzenfasern und Ballaststoffe ausreichend zerkleinert, können sie auch einen gesunden Stoffwechsel und eine gesunde Verdauung unterstützen. Allerdings ist jeder Mensch einzigartig und somit auch seine Verdauung, und so ist es ratsam, erst einmal Schritt für Schritt immer mehr Rohkost, mono oder kombiniert in einem Gericht, in den Speiseplan zu integrieren und dabei sich und das Kind zu beobachten. Denn die Ballaststoffe aus Samen, Hülsenfrüchten, Wildkräutern und Gemüse können die Verdauung anregen und gleichzeitig den Appetit zügeln. Durch die Kombination mit warmer Küche kann gerade zu Beginn sichergestellt werden, dass das Kind sich wohlfühlt und weiterhin gerne isst. Bekommt es dann immer mehr Lust auf Rohkost, wird es schon danach verlangen und immer häufiger nach rohen Lebensmitteln greifen.

Eine Antwort

  1. Susanne
    Instinktive Auswahl

    Zitat: „Rohkosternährung bedeutet übrigens nicht zwangsläufig, auch auf tierische Produkte zu verzichten. Roher Fisch oder rohe Eier können, wenn gewünscht, ebenfalls verzehrt werden.“

    Es kann sogar rohes Fleisch, wenn gewünscht, verzehrt werden. Gerade Kinder greifen hier recht zwanglos zu, wenn man ihnen vertraut und es zulässt, dass sie ihre Lebensmittel instinktiv auswählen.

    Antworten

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