Die Moxibustion ist ein wenig bekannter Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), bei dem die Akupunkturpunkte mit Wärme und Kräutern behandelt werden.

Traditionelle Chinesische Medizin und Moxibustion

Die Traditionelle Chinesische Medizin hat viele verschiedene Zweige, die in Deutschland mehr oder weniger bekannt sind. Als Therapien für zahlreiche Krankheiten und Beschwerden ist sie vielseitig einsetzbar und verbreitet sind hierzulande vor allem die Akupunktur, die Arzneitherapie, Massagen oder die Bewegungsübungen Qigong und Taijiquan.

Die Moxibustion ist ein Bereich, der in die Akupunktur fällt und nicht nur Nadeln beinhaltet, sondern auch die Verwendung von Hitze, um Erkrankungen zu heilen und Schmerzen zu lindern. Hauptsächlich soll die Therapie gegen die Kälte-Zustände wirken und Wärme in den richtigen Fluss im Inneren des Körpers leiten.

TCM

Die Elemente der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Hintergrund der Akupunktur, Akupressur und Moxibustion

Der Hintergedanke der Behandlungsmethode bei der Akupunktur ist einfach. Der Mensch ist gesund, wenn sein Qi in ungehindert im Körper zirkulieren kann. Mit Hilfe der Akupunktur ist es möglich, diesen Kreislauf zu beeinflussen: Blockaden, die entstehen und den Verlauf behindern, lassen sich laut der Traditionellen Chinesischen Medizin, durch gezielte Nadelstiche in bestimmte Knotenpunkte auflösen.

Bei der Moxibustion geht es eben nicht nur um die Nadelstiche, sondern zusätzlich um die Erwärmung der besagten Akupunkturpunkte. Bei der Akupressur hingegen geht es um die Massage derselben Bereiche, um einen sauberen Qi-Fluss zu gewährleisten.

Herkunft – ein kurzer Abriss der Akupunktur

Die Geschichte der Akupunktur geht weit zurück. Während in der Zeit zwischen dem 11. und dem 3. Jahrhundert vor Christus besonders dämonische Einflüsse als Gründe für Krankheiten in China angesehen wurden, entwickelte sich im Anschluss eine reichhaltige medizinische Theorie, die sich besonders an der Regelung der Lebensenergie Chi orientierte. Die Behandlungsmethode der Akupunktur nahm in der traditionellen chinesischen Medizin daher einen wichtigen Platz ein. Neben der Akupunktur gehören auch die Moxibustion, die Kräutertherapie sowie die Ernährungslehre dazu. Besonders unter Laotse entwickelte sich die Medizin, welche heute zu einer der weltweit gefragtesten alternativen Therapieformen gehört.

Während in Asien diese Form der Therapie bereits etabliert war, sind in Europa erst ab dem 16. und 17. Jahrhundert erste Aufzeichnungen nachweisbar. Im Zuge der Kolonialisierung wurden die Thesen allerdings nach und nach auch auf diesem Kontinent eingeführt. Dies ist anhand diverser Überlieferungen, etwa durch Briefe oder Abhandlungen, erkennbar. Bis sich die Therapieform jedoch wirklich durchsetzen konnte, dauerte es noch einige Jahrhunderte. Ab 1800 nutzten besonders französische Ärzte öfter die TCM und konnten deutliche Behandlungserfolge erzielen. In Deutschland hingegen blieb die Behandlung unbekannt. Lediglich der Arzt Johann Wilhelm von Wiebel dokumentierte die Ergebnisse, welche die französische Medizin in dieser Hinsicht erzielte.

Inhalt der Moxibustion

Moxibustion kann im übertragenen Sinne mit „Beifuß-Brennen“ übersetzt werden (Mogusa = Beifuß und buro = brennen). Das Moxakraut besitzt eine sehr gute Wärmeleitung und überträgt die Hitze tief in den Körper hinein, so dass Blut und Qi stimuliert werden können.

Moxibustion - Moxa-Kraut

Moxa-Kraut in verschiedenen Zuständen

Hauptanwendungsgebiete der Moxibustion sind häufig folgende Leiden:

  • Chronisches Asthma
  • Chronische Bronchitis
  • Depressive Verstimmungen
  • Chronische Diarrhö
  • Erschöpfung
  • Schwächezustände
  • Erkältung
  • Gelenkschmerzen
  • Verdauungsprobleme

Bereits das Huang Di Nei Jing Lehrbuch des gelben Kaisers beinhaltet die Moxibustion, die sich hauptsächlich auf Krankheiten ausgelöst durch Kälte und Nässe konzentriert. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Hitze in die Akupunkturpunkte zu bekommen. Hauptbestandteil ist das Abbrennen des getrockneten Moxakrautes Artemesea vulgaris (Eine Art Beifuß), aus welchem Kegel oder Zigaretten gebildet werden. Direkte messbare Effekte sind:

  • Durchblutung des Gewebes
  • Aktivierung des Stoffwechsels
  • Produktion roter Blutkörperchen
  • Desinfizierend
  • Beruhigend
  • Positive Wirkung auf die inneren Organe

Das Moxakraut beinhaltet auch eine Vielzahl von Nähr- und Wirkstoffen – unter anderem die ätherischen Öle Cineol und Thujaol sowie Cholin, Baumharze und zahlreiche Vitamine (A, B, C, D). Dazu kommen Tanin, Kaliumchlorid, Eisen und Magnesium. Beifuß ist also ein Wunderwerk der Natur mit wichtigen Inhalten für die Therapien und Behandlungen. Neben der Wirksamkeit bei Krankheiten und Beschwerden dient die Moxa-Therapie zur Vorbeugung gegen mögliche Erkrankungen. Es gibt ein altes Sprichwort aus China: Eine Reise sollte erst dann begonnen werden, wenn das Qi zuvor durch Moxa angereichert wurde.

Verschiedene Therapiemöglichkeiten der Moxibustion

Die Moxibustion kann auf verschiedene Arten durchgeführt werden

Direkte Moxibustion

Bei der direkten Moxibustion werden die Kegel aus Moxakraut direkt auf der Haut über den entsprechenden Punkten angezündet, so dass das langsame Glimmen die Haut erhitzt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin wurden früher die Kegel solange auf der Haut gelassen und erhitzt, bis sich Brandblasen und Narben bildeten, was heutzutage in Deutschland nicht praktiziert wird. Wenn das direkte Verfahren zum Einsatz kommt, entfernt der Heilpraktiker die Moxa-Kegel, bevor sie die Haut des Patienten ernsthaft verletzen können.

Eine Alternative dazu sind Moxa-Pflaster, die auf der Klebeseite eine Beschichtung mit den Heilkräutern besitzen und auf den Punkten zu befestigen sind. Bis zu zwölf Stunden lang verbreiten die Pflaster ihre Wärmeeffekte und häufig wird nach der Moxa-Behandlung ein Pflaster verwendet, um die Heilung intensiver zu gestalten.

Indirekte Moxibustion

Heutzutage ist die indirekte Moxibustion weiter verbreitet, welche zusätzliche Hilfsmittel verwendet, wie Zigarren, oder den bekannten Moxakasten. Eine Möglichkeit ist es, Ingwer als Unterlage zu verwenden, auf welchem der Moxa-Kege verbrennen kann. Der Ingwer überträgt die wertvolle Wärme in den Körper und regt den jeweiligen Moxapunkt an. Alternativ wird in einigen Behandlungen Knoblauch als Unterlage verwendet.

Die Moxazigarren beinhalten Moxastangen, die in dünnes Papier eingerollt wurden. Ungefähr einen halben bis einen Zentimeter über dem Akupunkturpunkt hält der Praktizierende diese Zigarre, die angezündet eine direkte Hitze ausstrahlt. Sobald der Patient die Hitze stark spürt, entfernt sie der Praktizierende und wiederholt diese Prozedur, bis die Therapiesitzung beendet ist.

Bei Rheuma, Nerven- oder Hauterkrankungen wird die Zigarre beispielsweise kreisend über der Haut bewegt, im Abstand von zwei bis drei Zentimetern, ungefähr 30 Minuten pro Punkt.

Bei Verwendung des Moxakastens wird ein Ende der Zigarre geöffnet und angezündet und zum Glimmen gebracht. Der Moxakasten beinhaltet eine Etage aus Stahldraht, auf welcher die Zigarre liegt, so dass die Glut nicht auf die Haut des Patienten fallen kann. Die Hitze wird so gleichmäßig und ohne Gefahr über den Punkten verteilt. Andere Varianten nutzen ungebundenes Moxakraut.

In diesem Video wird eine Beispielbehandlung erläutert:

https://www.youtube.com/watch?v=jsC04vuCXRA

Verbindung der Akupunkturnadel mit dem Moxakraut

Um einen großen Effekt zu erzielen, werden in einigen Behandlungen besondere Akupunkturnadeln in den Körper gesteckt, welche mit einem Stück Moxawolle oder Kraut versehen wurden. Diese Wolle wird angezündet und die Nadel bringt die Hitze in den gesamten Körper hinein. Es gibt mittlerweile sogar Anleitungen zur Selbstbehandlung, indem die entsprechend geschulten Personen das Material von Zigarre bis zu Moxakasten zu Hause zum Einsatz bringen.

Effekt der Moxibustion

Moxibustion soll das Qi anreichern und besser durch den Körper strömen lassen. Wie die Akupunktur lindert die Therapie Schmerzen, reguliert Körperfunktionen und innere Organe. Sie aktiviert die Abwehrfunktionen und stärkt das Immunsystem. Die Behandlung gilt als Yangtherapie, um Energie und Yang nach oben zu bringen und einen Mangel im Qi zu beheben. Der energetische Leere- und Kältezustand des Körpers kann so behoben werden.

Wichtigster Wirkungseffekt ist der, dass die warme Energie nachhaltig in die Tiefe geht und dort ihre Wirkung entfaltet. Erneute Anwendungen stärken die Kräfte des Körpers von innen heraus und so soll in einigen Kulturkreisen Moxa auch als Anti-Aging-Therapie eingesetzt werden. Alte chinesische Bücher empfehlen, alle zehn Monate eine Behandlung durch das Moxakraut durchzuführen, mit dessen Hilfe angeblich ein Alter von 100 Jahren erreicht werden könnte.

Nach der Behandlung sollten die Patienten viele warme Getränke trinken und meist ist die Therapie sehr anregend, so dass sie nicht in den Abendstunden durchgeführt werden sollte. Empfohlen wird außerdem, immer zuerst die oberen Akupunkturpunkte zu „moxen“, bevor es nach unten geht, um die Energie des Körpers sinnvoll fließen zu lassen.

Anwendungsbereiche und Kosten

Es gibt viele Praxen, Wellness-Oasen oder Gesundheitszentren, die auf traditionellen Methoden der Heilung schwören. Die Nachfrage ist ebenfalls groß und obwohl die Therapieform bereits Jahrtausende alt ist, sind weiterhin viele Menschen von deren gesundheitsfördernder Wirkung überzeugt. TCM und Moxabustion bleiben hochaktuell, werden laufend erforscht und haben auch bei uns im Westen mittlerweile ihren festen Platz im Gesundheitswesen gefunden. Sogar Krankenkassen und Versicherungen wie die Techniker Krankenkasse, Securvita oder ERGO Direkt fördern mittlerweile über Zusatz-Versicherungen diese uralte Heilkunst.

Je nach Therapeut und Intensität der Behandlung fallen meist 15 bis 30 Euro pro Sitzung an, kommt Akupunktur hinzu können bereits bis zu 70 Euro zusammen kommen. Einige private Versicherungen übernehmen auch die Moxibustion. Im Fachhandel und im Internet sind Moxa Zigarren für zehn bis zwanzig Euro erhältlich. Patienten sollten sich bewusst sein, dass die Traditionelle Chinesische Medizin jahrelange Ausbildung und ein intensives Auseinandersetzen mit den verschiedenen Bestandteilen beinhaltet. Moxibustion sollte also bei einem Erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden und ist eher kein Fall für die Selbstbehandlung.

Bilder:

Verschiedene Moxakraut-Zustände:  Wolfgang Michel (CC0 1.0)

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