Statt Beton können Hochhäuser aus Holz Städte zu einem riesigen CO2-Speicher machen und gegen die Erderwärmung helfen.

Forscher schlagen vor, neue Hochhäuser aus Holz zu bauen. So ließen sich Städte in CO2-Speicher verwandeln. Denn Beton ist einer der großen Problemfälle im Klimaschutz: Sie produziert an die acht Prozent der globalen CO2-Emissionen. Und solange die Weltbevölkerung und die Städte weiter wachsen, werden zusätzliche Gebäude gebraucht. Doch genau darin könnte eine riesige Chance für die Klimawende liegen: Im Fachblatt Nature Sustainability schlagen Forscher von der Yale University vor, Beton im großen Stil durch Holz zu ersetzen, und Städte so zu einem riesigen CO2-Speicher zu machen.

Tatsächlich gibt es bislang kaum Ansätze, den Beitrag der Betonproduktion zur globalen Erwärmung deutlich zu verringern. Gut die Hälfte der Emissionen ist rein chemisch bedingt. Bei der Umwandlung des Moleküls Calciumcarbonat (CaCO₃) in Calciumoxid (CaO), den Hauptbestandteil von Zementklinker, bleibt jeweils ein Molekül CO₂ übrig, daran lässt sich wenig optimieren. Es gibt nur eine Lösung: weniger Zement. Danach sieht es derzeit aber nicht aus, seit 1990 hat sich die globale Produktion in etwa vervierfacht.

In einem optimalen Szenario, bei dem 90 Prozent aller neuen Gebäude im Jahr 2050 aus Holz bestehen, bräuchte man die gesamte heutige Sägeholzproduktion allein für neue Holzhäuser. Die Wissenschaftler verweisen aber auf Studien, wonach die nötige zusätzliche Holzmenge durchaus nachhaltig herstellbar wäre. Bis zu 75 Gigatonnen CO2 ließen sich laut den Berechnungen der Forscher auf diese Weise binnen 30 Jahren in Holzgebäuden speichern – das entspricht in etwa dem Doppelten der jährlichen globalen Emissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas.

Die Vereinten Nationen schätzen, dass bis Mitte des Jahrhunderts Wohnraum für weitere 2,5 Milliarden Menschen in Städten geschaffen werden muss, vor allem in Asien und Afrika, aufgrund von Urbanisierung und Bevölkerungszuwachs. Würde all dies mit Beton gebaut, würde das einen großen Teil des verbleibenden CO2-Budgets aufbrauchen.

Sogar Hochhäuser aus Holz können heute gebaut werden. In Norwegen steht bereits ein 18-stöckiges Hochhaus in Brumunddal und in Wien der 24 Stockwerke hohe HoHo Turm, der allerdings einen stützenden Betonkern hat. In Tokio ist gar ein 350 Meter hoher Wolkenkratzer geplant, das Projekt W350, natürlich brand- und erdbebensicher. Denn Holz hat erstaunlich gute Materialeigenschaften, einschließlich einer hohen Feuerresistenz, wenn es nicht in Form von dünnen Brettern verbaut ist wie bei den typischen amerikanischen Vorstadthäusern.

In der Hamburger Hafencity direkt neben dem Marco Polo Tower soll mit rund 65 Metern Höhe das höchste Holzhochhaus Deutschlands entstehen. Die Hamburger Architekten von Störmer, Murphy and Partners wollen das Hochhaus bis auf die Treppensockel komplett aus Holz bauen. Zum Schutz vor Witterung, Lärm und Bränden bekommt es eine gläserne Fassade.

Das Roots soll ganz im Zeichen von Nachhaltigkeit und Natur stehen. In den unteren Etagen wird die deutsche Wildtierstiftung mit einer permanenten Ausstellung und Büros einziehen. Auf den insgesamt 18 Etagen sind außerdem 181 Mietwohnungen geplant. Fertiggestellt werden soll das Gebäude 2023. Bis dahin, so heißt es von den Architekten, spart das Roots gegenüber einem Bau mit herkömmlichen Materialien 26.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid ein. Aktuell ist das Skaio in Heilbronn mit 34 Metern Deutschlands höchstes Haus in Holzbauweise. Weil das Treppenhaus und das Sockelgeschoss aus Stahlbeton gefertigt sind, spricht man hier von einer Hybridkonstruktion.

Eine Antwort

  1. Oliver
    Nachhaltig?

    Wie genau soll Holz in dieser Größenordnung nachhaltig „hergestellt“ werden – und was genau heißt da nachhaltig?

    Wie wäre es damit, weniger zu bauen?

    Antworten

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