Forscher warnen vor den verheerenden Auswirkungen des Solar Geoengineering, also der künstlichen Reduzierung des Sonnenlichts.

Forscher und Umweltschützer warnen vor Plänen zur künstlichen Reduzierung der weltweiten Sonneneinstrahlung im Kampf gegen die Erderwärmung, dem Solar Geoengineering. Ein solcher weltweiter Eingriff könne nicht auf faire, integrative und effektive Weise geregelt werden und habe verheerende und nicht kalkulierbare Auswirkungen auf einzelne Regionen.

Unter dem Begriff Solar Geoengineering werden verschiedene Optionen diskutiert, wie Menschen künstlich die Intensität der Sonneneinstrahlung und damit die Erderwärmung verringern könnten. Eine Möglichkeit wäre die massenhafte Zufuhr von Schwefel in die Atmosphäre, wodurch winzige Schwebeteilchen entstehen, die ähnlich wie Wolken Sonnenstrahlung zurück in den Weltraum reflektieren, bevor diese die Erdoberfläche erreicht. Eine ähnliche Wirkung ist in der Natur nach großen Vulkanausbrüchen oder Meteoriteneinschlägen bekannt.

Während Solar Geoengineering die Erwärmung theoretisch stoppen könnten, wären die regionalen Auswirkungen laut verschiedenen Studien katastrophal. So würde eine künstliche Abschwächung der Strahlungskraft der Sonne wahrscheinlich die Monsunregenfälle in Südasien und Westafrika unterbrechen. Dadurch könnte die vom Regen abhängige Landwirtschaft dort vernichtet werden, die Hunderte Millionen Menschen ernährt. Der Weltklimarat (IPCC) warnte zudem, dass dadurch auch Trockenheit im Amazonasgebiet in Südamerika droht.

Die Forscher machen sich außerdem Gedanken darüber, was passieren könnte, wenn die künstliche Zufuhr der Teilchen in der Atmosphäre plötzlich endet. In dem Falle würden die Oberflächentemperaturen mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell ansteigen, warnte der Weltklimarat. Darüber hinaus würde die Technologie nichts gegen die anhaltende Anreicherung von Treibhausgasen wie CO2 in der Atmosphäre ausrichten.

Währenddessen bilden die Befürworter des Solar Geoengineering hinter den Kulissen Allianzen. Ziel der Carnegie Climate Governance Initiative ist, dass die Uno-Generalversammlung ab September 2023 erstmals über die Technik diskutiert. Das Pariser Friedensforum will in den kommenden Wochen eine Kommission aus früheren Regierungschefs bilden, um Optionen für den Fall vorzuschlagen, dass die globalen Temperaturen über das 1,5-Grad-Ziel des Klimaabkommens von Paris hinaus steigen. Es werde auch über Solar Geoengineering beraten, erklärten die Koordinatoren.

Die Initiative aus Forschern und Umweltschützern warnt nicht nur vor Solar Geoengineering, sondern vor Geoengineering allgemein. Geoengineering mache Hoffnung auf eine schnelle Lösung des Klimaproblems, ohne dessen Ursache – die fehlende Nachhaltigkeit der Wirtschaft – anzugehen. Demnach könnte dies Regierungen, Unternehmen und Gesellschaft davon abhalten, ihr Möglichstes zu tun, um so schnell wie möglich eine Dekarbonisierung oder Kohlenstoffneutralität zu erreichen. Es gebe derzeit auch kein System, das Geoengineering-Programme überwachen könnte. Theoretisch wäre es möglich, dass ein Land oder sogar ein einzelner Milliardär mit Raketentechnologie ein solches Projekt im Alleingang startet.

Infos unter https://wires.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/wcc.754

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