Von Amélie Gebhard

Die Sonne ist vor ein paar Tagen in das tiefgründige Skorpionzeichen weitergezogen und gesellt sich dort zu Merkur und Mars. Im Tierkreis, der auch die Jahreszeiten wiederspiegelt, fällt die Skorpionzeit in die Phase, in der die Bäume ihr Laub verlieren und die Natur ihre Kräfte nach innen zieht, um sich auf den Winter vorzubereiten. Die Vögel machen sich auf in Richtung Süden. Ruhe kehrt ein. Astrologisch gesehen geht es in der Skorpionzeit um nichts weniger als die Extreme, die die menschliche Erfahrungswelt zu bieten hat, dort sind die mächtigen Seelenkräfte am deutlichsten spürbar. Interessanterweise lassen sich die Skorpionthemen auch in den Festen und Feiertagen wiederfinden, die im November anstehen: Allerheiligen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag, Totensonntag oder Halloween und der Tag der Toten, „Día de Muertos“. Alles dreht sich um Besinnung und des Totengedenkens. Memento mori.

Oberflächliches oder Mittelmaß interessiert die Sonne im Skorpion nicht.  Die Attraktion geht vom Verborgenen, Geheimnisvollen aus. Die Skorpionenergie ist auf der Suche nach der Essenz, der Wahrheit. Dazu gehört, mit radikaler Ehrlichkeit Tabus an- und auszusprechen. Mit Merkur und Mars im Gepäck kann die Skorpion-Sonne zum Vollmond zum Beispiel beleuchten, auf welchen fixen, doch längst überholten Wertvorstellungen man noch beharrt und es kann einem klar werden, zu welchem Preis man diese partout durchzusetzen versucht. Auch Pluto (auf den letzten Steinbock-Graden, immer noch im Aspekt zu den Mondknoten) fordert in einer schwer ertragbaren Endgültigkeit dazu auf, genau hinzuschauen, auf welchem Fundament man sein Dasein auf diesem Planeten aufgebaut hat. Plutotransite gehen immer an die Substanz. Über die Vergänglichkeit des Lebens in Schmerz oder Ohnmacht zu verharren ist eine Form, doch Pluto bietet eine weitere Perspektive. Er begleitet einen nicht nur durch den Schmerz, sondern zeigt auch das, was danach kommen kann, also wenn die Veränderung vollzogen wurde. Erst wenn alles zu Asche zerfallen ist, kann sich daraus das Neue formen. 

Finsternisse symbolisieren, dass das Licht am Himmel verschluckt wird und die Dunkelheit alles durchdringt. Vor zwei Wochen zur Sonnenfinsternis hat der Mond das Sonnenlicht verdeckt. Jetzt zur Mondfinsternis ist es die Erde, die das Sonnenlicht blockiert. Die Menschen auf diesem Planeten sehen dann nur einen rötlich schimmernden Mond. Diese Mondfinsternis im Stierzeichen ist die letzte auf der Stier/Skorpion-Achse bis 2031, denn die Mondknoten sind bereits im Juli in die nächsten Zeichen (Widder/Waage) weitergewandert. In allen vier Zeichen zeigen die Zeichenherrscher Venus (Stier/Waage) und Mars (Widder/Skorpion) verschiedene Ausdrucksformen. Die Stier-Venus verkörpert die sinnlich, materiellen Werte, also alles, was einem lieb und teuer ist. Die Waage-Venus strebt nach Harmonie und Gerechtigkeit. Die Mondfinsternis im Zeichen Stier wird Dich dazu anregen darüber nachzudenken, welche Art von Reichtum Du anstreben möchtest. Für alle, die im Geburtshoroskop Planeten oder Achsen um 5° Stier finden, können diese Energien eine besondere Bedeutung haben und höchstwahrscheinlich den Abschluss eines Kapitels oder einer bestimmten Phase bedeuten. Hier ist die Aufgabe alte Bindungen, Glaubensmuster oder Lebensweisen loszulassen, um Platz für eine reichere Zukunft zu schaffen. Schließe die Tür und lass Deine Vergangenheit hinter Dir! Eine Mondfinsternis am nördlichen Mondknoten deutet auf die Zukunft hin und gibt klare Hinweise darauf, in welche Richtung Dein Weg gehen kann, wenn Du der Veränderung in Deinem Leben zustimmst. Der Widder- Nordknoten ermutigt Dich, auf Deine Stärke zu vertrauen, auf Deine innere Stimme zu hören und etwas völlig Neues zu wagen.

Die kämpferische Marsenergie des Widder-Mondknotens in Verbindung zu Pluto wurde besonders in den vergangenen turbulenten und schwierigen Wochen spürbar und auch bei dieser Mondfinsternis spielt der kompromisslose Skorpion-Mars wieder eine Rolle, denn er steht in Opposition zu Jupiter am Himmel und das wird in den kommenden Transiten eine sehr entscheidende Rolle spielen, denn Jupiter macht alles größer und bläht auf. Er kann aus der Mücke einen Elefanten machen. Mars im Skorpion scheint momentan mit allen Säbeln zu rasseln, die ihm zur Verfügung stehen. Die Kombination vom Stiermond und Jupiter weist auf ein stärkeres Verlangen nach Expansion hin.

Aus astrologischer Sicht ist der wichtigste Hinweis für die nächsten Wochen, dass Mars bis Mitte Dezember mal mehr, mal weniger eng mit der Sonne verbunden bleibt. Das bedeutet, dass der Fokus darauf liegt, um so achtsamer mit dieser Energie umzugehen, wenn man dieses Kraftpaket konstruktiv nutzen möchte. Man muss nur in die Nachrichten schauen, um zu sehen wie marsianische Kraft alte Konflikte hochschaukeln und in roher Gewalt eskalieren lässt. Doch wenn die Durchsetzungskraft und der eigene Wille dazu genutzt werden, um „Gutes“ in diese Welt zu bringen, kann man wirklich Bedeutsames in Gang setzen. 

Sobald am 4. November Saturn wieder direktläufig wird, kommt noch ein weiterer Vibe dazu: die Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen und Transzendenz. Im Fischezeichen löst Saturn festgefahrene Strukturen auf und verlangt nach selbstloser Hingabe und großem Mitgefühl. Wenn man sich dem Flow ganz hingibt und darauf vertraut, dass man an den Ort getragen wird, wo man hingehört, kann das sehr befreiend wirken. Eine spirituelle Routine diszipliniert in seinen Alltag zu integrieren kann auch dabei helfen, die aktuelle Instabilität nicht als freien Fall zu erleben.

Die kosmische Großwetterlage ist mit den Herausforderungen verbunden, zu akzeptieren, dass das einzige was sicher ist, die Tatsache ist, dass es keine Sicherheit gibt. In einem Land, in dem man vom gedankenlosen Wohlstand der letzten Jahrzehnte satt und sicher in/auf seinem Eigentum saß und in einem Land, wo die Versicherungsbranche einen Milliarden-Jahresumsatz macht, kann diese Erkenntnis wie eine Hiobsbotschaft klingen. Die letzten Jahre (seit 2020) waren, astrologisch gesehen, nur das „Warm Up“/Vorspiel/Intro für den großen Wandel, der sich unaufhaltsam vollzieht. Jede vergangene Selbstoptimierung, Therapie oder Selbsterfahrung kann man als eine Art Vorbereitung für das, was die aktuelle Zeitqualität nun von Dir fordert, sehen. 

Die Polarität der Vollmondenergie hat das Potential, Dir einen besonders intensiven Schubs in Richtung Selbstbestimmung zu geben. Deprimierend oder anstrengend wird es nur dann, wenn Du bestimmte Wachstumsschritte vermeiden möchtest. Finsternisse sind auch immer Entscheidungsmomente. Für was entscheidest Du Dich? Für die Angst oder für die Liebe? 

Merkur im Skorpion will sich in radikaler Ehrlichkeit ausdrücken. Es ist Deine bewusste Wahl (Sonne), wohin Du Deine Energie ausrichtest (Mars). Dieser Vollmond ist der perfekte Zeitpunkt, um zu vergeben anstatt rachsüchtig auf Vergeltung zu pochen; um nicht mehr in alte Geschichten einzusteigen und darüber zu streiten, wer Recht hat; um die eigene Wut oder Selbstgerechtigkeit in Gelassenheit und Großzügigkeit umzuwandeln. 

Mache Dir die Konsequenzen Deines Handelns und die Kraft Deiner Worte und Gedanken bewusst!

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