Schizophrenie ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung. Der Artikel soll Betroffenen, Angehörigen und Interessierten Mut machen, sich vertieft mit der Erkrankung auseinanderzusetzen.

Von Lara Jänsch

Die Krankheit wird weggeschoben und verdrängt – aber lernen wir nicht mehr über uns selbst, wenn wir uns mit dieser beschäftigen?

Die Krankheit verstehen – was passiert denn da?

Eine akute psychotische Episode bringt den Geist auf Abwege. Doch welch Gedankenkarussell spielt sich in den Betroffenen genau ab? Die Vorstellungen in der Gesellschaft über die Krankheit sind noch stark von Vorurteilen geprägt. Aber selbst Psychiater und Psychologen haben nicht immer eine klare Einsicht in die Gedankenwelt ihrer Patienten.

Nur selten werden die Inhalte der Gedanken, mit denen sich die Patienten auseinandersetzen, von den Betroffenen mitgeteilt oder selbst verstanden. Doch wie fühlt es sich an, die Vorstellung im eigenen Kopf zu entwickeln, Gott zu sein? Wie kann man mit dem eigenen Verstand an solche Dinge glauben? Wie ist es eine Psychose zu haben?

Die Krankheit in der Gesellschaft – weggeschoben und ignoriert

Es ist eine Krankheit die versteckt wird. Ja. Betroffene reden nicht gerne über ihre Erkrankung, da diese von der breiten Bevölkerung so nicht akzeptiert wird. Beruflich ist es ein absolutes No-Go offen über die Erkrankung zu sprechen, da sonst die Arbeitslosigkeit droht.

Viele Schizophrene haben bereits so Schwierigkeiten beruflich Fuß zu fassen. Bei einem offenen Umgang mit der Erkrankung sind die beruflichen Aussichten verschwindend gering. Die Krankheit wird wie sonst keine an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Viel zu wenige wissen eigentlich über die Erkrankung Bescheid.

Krebs – damit hat sich jeder schon auseinandergesetzt. Aber Schizophrenie – eine Krankheit, die den Geist bedroht, wird weggeschoben. Oft endet das Gespräch abrupt, wenn man von solchen Themen anfängt. Aber auch Betroffene versuchen die Krankheit möglichst aus ihrem Leben zu verdrängen und beschäftigen sich nicht mit ihren Inhalten.

Die Krankheit und wir – Verstehen wir nicht mehr über uns?

Doch es lohnt sich, sich mit dieser Erkrankung auseinanderzusetzen. Zum einen, da man feststellen kann, dass unsere logische Vernunft nicht selbstverständlich ist. Unser Geist ist zu vielem fähig. Der Verstand kann aussetzen, wenn die Psyche überlastet ist. Und einfach austicken.

Wir vertrauen sehr stark unserer geistigen Gesundheit. Dies ist worüber wir uns selbst definieren. Doch die Schizophrenie zeigt, dass unsere Psyche vielschichtiger ist als erwartet. Können wir die Psyche nicht besser verstehen, wenn wir diese im Ausnahmezustand beobachten?

Die Krankheit hat viel Merkwürdiges – liegt dies an ihrem spirituellen Wesen?

Zum anderen gibt es eine deutlich spirituelle Dimension. Ist die Schizophrenie spirituell geprägt? Ich denke schon. Auch andere Autorinnen und Autoren weisen darauf hin, dass eine Schizophrenie möglicherweise zu einer Welt Kontakte mit sich bringt, die wir nicht verstehen.

Wir klassifizieren die Schizophrenie lieber als Krankheit, um diese einordnen zu können. Doch es zeigen sich in den psychotischen Phasen der Schizophrenie immer wieder Begebenheiten, die einen zweifeln lassen, dass die Inhalte der Erkrankung wirklich nur von einem selber stammen.

Stimmen im Kopf, Halluzinationen, Wahn – kann dies wirklich alles aus dem eigenen Geist entstehen? Ein Zwiegespräch mit der Psychose? Wer redet da? Warum sind so viele Psychosen spirituell geprägt? Warum spielt Gott so oft eine Rolle?

Die Auseinandersetzung mit der Krankheit als Selbstfindung

Und was hat Schizophrenie mit Selbstfindung zu tun? Schizophrenie ist eine Krankheit, die ihre eigenen Themen hat. Themen, die im Bezug stehen zu der eigenen Persönlichkeit. Viel zu oft folgt auf eine Psychose eine Selbstkrise, in der man sich vertieft wieder mit sich selbst auseinandersetzen muss. Doch dies bringt langfristig Erkenntnisse über die eigene Person. Aber auch über die Themen der Psychose selbst lohnt es sich zu reflektieren. Wird einem hier vielleicht etwas mitgeteilt? Möchte die Psychose einem etwas sagen?

Die Heilung von der Erkrankung

Natürlich geht es auch um Heilung. Manche Patienten und Betroffene heilen im späteren Verlauf von der Erkrankung. Ja – vielleicht auch wegen der Medikamente. Aber warum heilen einige und andere wiederum nicht? Das hat bislang noch niemand wirklich verstanden. Es geht darum, Wege zu ebnen, die einen Lebensstil und eine Auseinandersetzung mit der Erkrankung bieten, der zur Heilung führt.

Vielleicht kommt der eine oder andere ja auf eine Idee, welche Ursachen, die im Geist verborgen sind, zu seiner Erkrankung geführt haben. Wer die Ursachen kennt, kann diesen entgegnen. Ist es wirklich nur der psychische und soziale Stress im Leben? Man hat es auch in der eigenen Hand einen Umgang mit der Erkrankung zu pflegen, der diese einfacher werden lässt.

Mein Leben mit Schizophrenie

Auch ich bin an Schizophrenie erkrankt. Zunächst war dies eine einzige Episode und nicht klar, ob ich weiterhin an der Erkrankung leiden werde. Wenn dann weitere Episoden folgen, ist dann klar: Die Krankheit hat sich verstetigt und man muss mit ihr leben. Dennoch hoffe ich auf Heilung, denn die Krankheit ist nicht einfach. Nicht einfach, diese in das eigene Leben einzubauen.

Dabei hat die Erkrankung für mich viel Faszinierendes. Um mit der Erkrankung besser umzugehen, habe ich sogar ein Buch über sie geschrieben. Dies hat mir geholfen, die verwirrenden Erfahrungen zu verstehen und besser diese in das Leben zu integrieren. Ich möchte allen Betroffenen Mut machen, sich mit ihrer Krankheit vertieft auseinanderzusetzen. Es lohnt sich!

Über Lara Jänsch

Lara Jänsch, geboren 1980 und behütet aufgewachsen in einem Vorort von Bonn, studiert Geschichtswissenschaften und promovierte auch in diesem Fach. Als sie an Schizophrenie erkrankte, durchkreuzte dies ihre Pläne, in der Forschung Karriere zu machen. Die Krankheit veränderte alles – und zwang sie zu einem Neuanfang und Leben mit der Schizophrenie.
lara-jaensch.jimdosite.com

Infos zum Buch:
Lara Jänsch: „Macht.Wahn.Sinn.: Der rätselhaften Krankheit Schizophrenie auf der Spur“
Verlag: Omnino Verlag, 2021
Umfang: 184 Seiten
Preis: 15,-€
ISBN: 978-3958942011

 

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*