Nach zwanzig Jahren der Suche fand ich die endgültige Erleuchtung am letzten Ort, an dem ich sie je gesucht hätte – genau hier. Bekenntnisse eines Erwachten.

 

Und was kam dann? Erstmal fiel ich in eine leichte Depression. Das mag eigenartig klingen, aber man muss bedenken, dass ich von einem Tag auf den anderen meine Haupt-Lebensaufgabe verloren hatte. Bisher hat sich im Grunde immer alles um Spiritualität und Erwachen gedreht. Und plötzlich war das alles nicht mehr notwendig. Der Mensch, der ich jetzt war, musste sich erstmal neu orientieren.
Und natürlich tat ich, was frisch Erwachte am liebsten tun. Ich wollte mein Wissen weitergeben. Es war ja so einfach! Ich kannte die Lösung zu dem großen Rätsel und wusste endlich, wie ich helfen kann. Es war mir absolut klar, dass mein Weg nicht die Lösung für alle war. Aber ich war sicher, dass da draußen viele Sucher sind, denen ich mit meinen ganz persönlichen Fehlern und meinen Erkenntnissen eine echte Hilfe sein konnte. Ich war Feuer und Flamme.

Ich schrieb in den folgenden Monaten einige Texte über das Erwachen und nutzte dann meine wenigen HTML-Kenntnisse, um eine Webpage zu schustern. Dort veröffentlichte ich alle meine Erkenntnisse.

 

Berufswunsch: spiritueller Lehrer

Damit aber nicht genug. Ich wollte endlich meinem Herzenswunsch folgen und anstatt Psychotherapeut oder Coach ein spiritueller Lehrer sein. Das war der beste, schönste und irgendwie auch edelste Broterwerb, den ich mir vorstellen konnte. Wieso sollte ich mein Geld acht Stunden am Tag mit etwas verdienen, was ich nicht wirklich gerne tat, wenn ich meinen Lebensunterhalt mit dem verdienen konnte, was ich am besten konnte. Das musste doch möglich sein. Immerhin geben die Erleuchtungswilligen Millionen für Bücher, Seminare, Retreats und Satsangs aus.

Also ran ans Werk. Aber es war nicht so einfach. Man muss gefunden werden und auch was anbieten. Also besorgte ich mir alles, was ich brauchte, um von meiner Praxis aus für alle gratis übers Internet Live-Satsang anbieten zu können. Damit jeder einfach zuschauen und Fragen stellen kann. Ich fand das eine tolle Idee, um möglichst viele anzusprechen. Mensch, so was hätte ich mir damals für mich selbst gewünscht. Ein Lehrer, der jeden Tag für mich da ist, egal wo ich wohne, und der mir meine Fragen beantwortet. Bezahlen müsste nur derjenige, der von sich aus ein Einzelgespräch wünscht.

 

 

Ohne Moos nix los

Trotz vieler technischer Pannen ließ sich mein Online-Satsang gut an. Erst hatte ich meine fünf, später meine zehn und irgendwann sogar zwanzig Zuschauer. Aber irgendwie lief es nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es hat zwar Spaß gemacht und die Leute waren sehr nett, aber irgendwie wurde lieber über persönliche Probleme geredet als über das Erwachen. Natürlich gab es auch ernsthafte Erleuchtungs-Fragen. Aber nicht ganz so viele, wie ich mir erhofft hatte.

Langsam kamen auch Anfragen für bezahlte private Beratungstermine. Hier ging es wirklich ums Erwachen. Ernsthafte Sucher, wenn auch meist Anfänger. Aber – die meisten hatten kaum Geld. Obwohl mir die Sache viel Spaß gemacht hatte, konnte ich davon nicht leben und nach einem Jahr musste ich die ganze Sache aufgeben. Einfach, weil ich nichts verdiente. Schade.

Und so bin ich wieder den ganzen Tag damit beschäftigt, meinen Lebensunterhalt mit etwas Weltlichem zu verdienen und bin abends und am Wochenende einfach zu fertig, um noch irgendwelche Online-Satsangs zu geben. Und so endete also mein kurzes Guru-Dasein.

Heute, einige Jahre nach „meinem“ Erwachen, hat sich für mich einiges verändert. Die Erleuchtung ist natürlich immer noch das Wichtigste, was man als Mensch „erfahren“ kann. Aber gleichzeitig ist es für mich eben einfach nur das, was gerade ist. Der ganz normale Alltag. Da ist kein Platz mehr für spirituelle Romantik. Es ist ganz direkt und einfach das Leben. Und das ist stinknormal. Ich bin heute normaler, als ich es je in meinem Leben war. Anstatt ein Guru zu sein, lebe ich ein einfaches Familienleben mit Frau, Kind und Garten. Und – ich bin sehr glücklich damit.

 


Abb: © Jeanette Dietl – Fotolia.com

In der Zeit vom 31. August bis zum 2. September treffen sich 27 aufgewachte  Lehrer auf dem 1. Berlin Kongress des forum erleuchtung. Fachvorträge und ­gemeinschaftlich angeleitete  Satsangs bieten einen konzentrierten Einblick in Methodik und Haltung der Szene. Die Zahl der Publikumsplätze ist auf 150 begrenzt. Eine frühzeitige Anmeldung auf www.forum-erleuchtung.de ist darum sinnvoll (Frühbucherrabatt 210 €, Normaltarif 260 €).

Zur Veranstaltung erscheint das Buch „Erleuchtung – Phänomen und Mythos“, in dem spirituelle Lehrer sehr ehrlich und offen Beiträge zu dem Kongressthema  „Nach dem Aufwachen – Vertiefung und Lehre“ publizieren. Darin erscheint auch der hier veröffentlichte Artikel des spirituellen Lehrers OWK Edgar Hofer sowie der Auszug aus dem Text von Sascha Jaksic, der seine Lehrtätigkeit vor einigen Jahren aufgab.

7 Responses

  1. Maria

    Ja, es ist nicht einfach zu erkennen, dass spirituelles Erwachen Hand in Hand geht mit „über persönliche Probleme reden“. Spirituelle Erfahrungen öffnen Tore für tiefer liebende emotionale Themen, die angeschaut werden wollen. Das Durcharbeiten emotionaler Themen öffnet ein weiteres spirituelles Tor. Erst wenn dieser wechselweise sich bedingende Prozess erkannt wird, kann verstanden werden, warum es wenig bringt nur “ mein Wissen weitergeben“ zu wollen. „Es war ja so einfach!“ Einfach ist es immer, wenn man selbst das Ziel gefunden hat, für jemanden, der auf dem Weg ist, ist es oft unklar, verwirrend und ganz und gar nicht einfach 😉

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  2. Marcus

    Hallo zusammen,

    ich durfte Sascha kennen lernen und muss sagen, dass er mir bei meiner „Erdung“ sehr geholfen hat.
    Deswegen gefällt mir der Text sehr gut, da Sascha meiner Meinung auch ein Beweis dafür ist, dass es einfach um den normalen Alltag geht und um das Ankommen im selbigen.
    Und dass jemand Geld dafür bekommt, wenn er anderen Menschen hilft ist in einer Gesellschaft, in der Geld sehr wichtig ist, vollkommen nachvollziehbar.

    Liebe Grüße
    Marcus

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  3. Michael

    Erleuchtet bist du erst, wenn dich niemand mehr hinter`s Licht führen kann.

    Meine Vorredner sind auf dem besten Wege, denn jene haben sehr schnell erkannt, das hinter selbsternannten „Erleuchteten“ in wirklichkeit nur frustrierte Schattenparker stecken, welche wie immer nur „dein Bestes“ wollen:

    Dein Geld !!!

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  4. Steve

    Vor einigen Jahren gab es mal einen Kongress bei dem „erleuchtete“ Lehrer eingeladen wurden … wer als „Lehrer“ zugesagt hat, wurde gleich wieder ausgeladen! Denn welcer wirklich „Erleuchtete“ würde von sich behaupten erleuchtet zu sein … ?!
    Und WER soll da sein, der „erleuchtet“ ist!?
    WER glaubt ein „Lehrer“ zu sein, hat immer noch etwas zu lernen!

    Ommmmm …. 260€ bitte!
    😉

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    • Elli
      Da Selbst

      Ja, ich betrachte es als Mensch im Sichtbaren Bereich, und von unserem Verstand des Bewußtsein ,im Außen es ebenso, das jeder zu seinen eigenen Meister werden sollte, dann könnte vielleicht einiges stimmen, und zur sogenannten Erleuchtung( Wissen) kommen. Der Meister, das bin ich,(falls es einen geben sollte) oder sagen wir lieber, das Selbst.

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  5. Uhu

    Sowas Lächerliches hab ich ja schon oft gelesen, bin aber immer wieder erstaunt, dass sich solche Leute tatsächlich als erleuchtet oder erwacht deklarieren. In dem Text ist nicht der geringste Hinweis auf auch nur die Nähe von Erleuchtung zu finden.
    Ich kann nur hoffen, dass niemand diesen Schrumms ernst nimmt.

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