Was unter der Bezeichnung Partnerschaft läuft, ist oft ein Beziehungstheater, in dem gähnende Langeweile herrscht oder furchterregende Dramen aufgeführt werden. Gundula Liebisch unterstützt Paare darin, (wieder) Klarheit, Wahrheit, Liebe und erfüllte Lebendigkeit in ihre Beziehung zu bringen, indem sie sie darin unterstützt, erst einmal eine Beziehung zu sich selbst herzustellen. ­Susanne Homann sprach mit ihr.

 

Gundula, auch wenn sie angeblich länger halten, mehr als jede dritte Ehe in Deutschland wird irgendwann geschieden. Was ist denn dann eine Ehe überhaupt noch?
Eine Ehe ist eigentlich eine Beziehung mit sich selbst. Wenn ich diese Ehe mit mir selbst habe, bin ich in der Lage, auch mit jemand anderem eine Ehe einzugehen. Ist eine Partnerschaft auf Liebe und Wahrheit aufgebaut, braucht man keine Ehe, aber man kann sich für eine Ehe entscheiden. Daher müsste man jedes Paar fragen: “Warum gehst du diese Ehe ein?” Sich zu entschließen, mit einem Menschen zusammen zu leben, hat nichts mit einer romantischen Verklärung zu tun, wie es in unsrer Gesellschaft immer wieder propagiert wird, sondern mit einer ganz tiefen Entscheidung aus Liebe. Das ist eigentlich etwas Stilles und nichts Aufgebauschtes. Und letztlich entscheiden darüber nur Gott und dein Herz, kein Standesbeamter, kein Priester und kein Richter.

Was macht dann eine Ehe aus?
Die Liebe natürlich. Die Liebe, die zwei Menschen miteinander verbindet und es ihnen ermöglicht, auf der Basis von Wahrheit und Liebe ein Stück gemeinsamen Weg zu gehen. So lange, bis sie auch aus dieser Liebe und Wahrheit vielleicht merken, dass sich die Beziehung verändert. Wichtig ist, dass man dann keinen Streit bekommt, sondern schaut, auf welcher Ebene die Beziehung jetzt steht. Dabei sollte die Liebe immer der rote Faden sein. Und wenn man es nicht alleine schafft, holt man sich Hilfe, und zwar von Menschen, die erkennen, dass es um die Wahrheit und die Liebe geht und die nach den Hintergründen und Motiven fragen: “Wo findet eure Liebe statt? Warum seid ihr zusammen? Warum habt Ihr geheiratet? Warum habt Ihr Kinder gekriegt?” Denn offensichtlich ist eine Paarbeziehung, die auf gesellschaftlichen Grundlagen aufbaut, absolut zum Scheitern verurteilt, weil die Gesellschaft die Liebe überhaupt nicht mit trägt. Da helfen auch nicht die Paarberatungen gesellschaftlicher Natur. Sie sehen nicht, was diese Menschen wirklich fühlen, sondern halten sich fest an pragmatischen Konstruktionen und versuchen innerhalb der Konstruktionen Abhilfe zu schaffen. Entweder in die eine Richtung des Weiter-Zusammenlebens oder in die andere Richtung der Trennung. Das ist meine Kritik an den herkömmlichen Paarberatungen: Sie funktionieren nicht; sie helfen dem Paar nicht in ihrer Tiefe.

Beziehungstheater 2Was trägt dann eine Beziehung? Woher käme die tragfähige Basis einer erfüllenden Ehe oder Partnerschaft?
Aus mir selbst. Sie kommt immer aus einer Beziehung zu mir selbst. Leider haben die meisten Menschen keine wirkliche Beziehung zu sich selbst. Und aus dieser inneren Beziehungslosigkeit gehen sie dann in eine Beziehung zu einem anderen Menschen. Das kann nicht funktionieren. Ein Mensch aber, der mit sich selbst in Verbindung ist, wird einen Partner anziehen, der auch mit sich in Verbindung ist. Wenn zwei Menschen, die nicht in sich getrennt sind, zusammen leben, bleiben sie mit großer Wahrscheinlichkeit zusammen oder reden auf einer achtsamen, würdevollen Basis miteinander, wenn sie merken, dass die Beziehung die Ebene wechselt. Es kann sein, dass man dann nicht mehr zusammen schläft, aber noch befreundet ist, zum Beispiel noch gemeinsame Reisen macht. Aber man merkt, dass auf einer Ebene etwas anderes dran ist – und zwar ein Entwicklungsschritt. Was in unserer Gesellschaft eben auch übersehen wird, ist, dass Beziehungen Entwicklung sind. Wir sehen Beziehungen als Nonplusultra, als etwas Statisches, aber warum? Weil wir alle die Beziehung zu uns selbst verloren haben. Deshalb ist der Partner der Retter, der Prinz oder die Prinzessin. Und wehe, er erfüllt diese Rolle nicht mehr…dann gibt es ein Problem.

Wie kann man diese Beziehung zu sich selbst entwickeln?
Das geht nur, indem ich lerne, zu fühlen: was ich bin, was ich brauche, was mich ausmacht. Dann bin ich wahr und authentisch. Und erst,  wenn ich eine Beziehung zu mir selbst habe, bin ich beziehungsfähig. Das habe ich schon  x-mal gelesen, aber kaum einer schreibt, wie man so eine Beziehung herstellt: Das geht nur über den Körper. Wenn ein Mensch keine Beziehung zu seinem Körper hat und infolgedessen nicht zu seinen Gefühlen, wird er keine Beziehung zu sich selbst entwickeln. Er lebt in einem künstlichen Bild von sich selbst. Und dieses Bild von sich selbst sucht nach dem Bild des anderen. Deshalb sind ja so viele Menschen dann enttäuscht, wenn sie den Partner oft nach langer Zeit wirklich kennen lernen. Dann zerfällt dieses Bild, und es kommt das große Leid. Das könnte durch eine Arbeit mit Paaren vermieden werden, in der man jeden Einzelnen betrachtet und darin unterstützt, zu sich selbst eine Verbindung herzustellen, und dann schaut, wo die Tragfähigkeit in der Beziehung ist. So kann ganz viel Schmerz vermieden werden, denn der Schmerz kommt nicht aus der Beziehung: Der Schmerz kommt aus der Trennung von dir selbst.

Wie kann man eine “heilsame” Trennung vom Partner vollziehen?
In Liebe: Die wahre Liebe ist der Motor von allem, in einer Verbindung und auch in einer Trennung. Eine Ehe, die jedoch nicht aus Liebe eingegangen worden ist, kann sich auch nicht in Liebe trennen. Deshalb haben so viele Menschen, die glauben, sie haben sich aus Liebe verbunden, Probleme mit der Trennung. Ein Paar, das sich wirklich aus Liebe verbindet, hat kein Problem damit. Aus diesem Grund arbeite ich auch so gerne mit Paaren, die sich im Trennungsprozess befinden oder schon getrennt sind. Denn wenn eine Trennung nicht in Liebe geschieht, vollzieht sie sich nicht wirklich und man ist nicht bereit für einen neuen Partner. Man nimmt genau das, womit man sich getrennt hat, in die nächste Partnerschaft mit, weil der klare Schnitt in einem selbst nicht erfolgt ist. Die Vorstellung von einer erfüllenden Beziehung ist nicht erfüllt worden. Deshalb beendet man die Beziehung und geht mit einer neuen Vorstellung in die nächste Beziehung. Wenn Paare den Trennungsprozess allerdings bewusst innerlich erleben würden, würden sich ganz viele Paare gar nicht trennen, sondern die eigenen blinden Flecke erkennen und auf einer neuen Ebene zueinander finden. Aber andererseits würden sich auch ganz viele Paare, wenn sie wirklich von innen fühlen würden, gar nicht verbinden. Und so könnte sehr viel Leid in unserer Welt vermieden werden. Denn Liebe bedeutet nie Leid. Liebe ist niemals schwer. Sie ist niemals dramatisch. Liebe ist immer leicht und freudig. Das ist auch eine Intention in meiner Arbeit mit Paaren: ihre Beziehung von Schwere zu Leichtigkeit zu bringen, von Kampf zu Verständnis, von außen nach innen. Jemanden gehen zu lassen, erfordert die größte Liebe. Deshalb fallen ja die Trennungen so schwer: weil die Menschen nicht in Liebe sind. Je mehr ein Mensch einen anderen Menschen liebt, umso mehr kann er ihn gehen lassen. Auch das wird zum Beispiel in unserer Gesellschaft überhaupt nicht gelehrt. In unserer Gesellschaft ist es normal, dass es falsch ist, wenn ein Mensch gehen will, und dass man den anderen nicht gehen lässt. Aber Liebe zeigt sich immer dann, wenn die Dinge nicht so sind, wie das Ego es will. Die Menschen doktern aneinander herum statt sich zu lieben. Sie wollen verändern statt sich zu lieben. Sie wollen in Schachteln, in Formen pressen, bewahren und erhalten statt sich zu lieben.

Wo setzt deine Arbeit an?
Meine Arbeit setzt an in der Physis. Wir sind geistige Wesen, die hier in der Materie namens “Erde” leben. Solange meine feinstoffliche Energie, die man nicht anfassen kann, die ich die spirituelle nenne, das Geistige, nicht heruntergeholt ist in den Körper, so dass die Energie sich durch meinen Körper ausdrücken kann, bin ich nicht angebunden, sondern abgetrennt. Dann weiß ich um die Dinge, aber ich kann sie nicht leben. So viele Menschen kommen zu mir und sagen, sie wissen darum. Aber sie bleiben stecken, weil es sich nicht manifestiert. Es materialisiert sich nicht. Diese Arbeit, die ich mit einzelnen Leuten mache, ob in Einzelarbeiten oder in Workshops, mache ich auch mit den Paaren: dass sie in die Realität kommen, weg von der Vorstellung. Das ist wichtig. Deshalb ist meine Arbeit sehr irdisch. Meine Arbeit ist zutiefst spirituell, weil jeder Mensch Gott ist. Aber solange er seine Energie nicht in seinen Körper geholt hat, kann er seine Göttlichkeit und seine Liebe auf der Erde nicht leben, geschweige denn manifestieren.

Wohin führt dann die Arbeit, die du machst mit den Menschen?
In die Liebe. In die Wahrheit und in die Liebe. Zu einer ganz gesunden Basis. Eine Basis, auf der die Menschen Glück erleben und nicht Leid. Meistens entdecken die Menschen über meine Arbeit einen Teil von sich selbst und es kommt bei beiden Partnern ein Stück Lebendigkeit zurück, die sich positiv auf die Beziehung auswirkt. Es gibt Möglichkeiten, dass sie sich erkennen, wahrhaftiger werden und sich mehr zeigen. Dadurch öffnen sich die Herzen wieder mehr. Und manchmal ist es so, dass sie spüren, sie haben sich eigentlich gar nichts zu sagen. Doch auch da kann man erstmal bei dem Status quo bleiben: “Ich habe nichts zu sagen. Woran liegt das?” Und so finden die Menschen sich Stück für Stück. Aber der Hauptpunkt ist das Finden der ureigenen inneren Wahrheit. Darauf basiert alles.

Gundula, an wen richtet sich deine Arbeit?
Diese Arbeit ist für alle Paare, ob sie glücklich sind, scheinbar oder wirklich, ob sie in Trennung leben, ob sie sich schon getrennt haben, oder ob sie einfach in ihrer Beziehung Probleme haben. Und es spielt keine Rolle, ob es gleichgeschlechtliche Paare sind, Paare in Lebensgemeinschaften oder Ehen. Sie ist für alle, letztlich auch für Einzelpersonen, die in Beziehungen sind, weil wir rund um die Uhr in Beziehungen sind. Ich kann die Arbeit nur sehr empfehlen, weil es eine Befreiung sein wird.


Abb: © Gerhard Hermes – pixelio.de
Abb 2: © detailblick – Fotolia.com

Info und Kontakt über Sabine Dittes, Tel. 0941-56 99 85 18 oder
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Kontakt für Berlin: Roland Holke,
Tel. 030-25 81 89 39

Workshop:
“ICH – DU – WIR” – ein Plädoyer für die Liebe, Intensivworkshop für Paare und Menschen in Beziehungen,
27.-31.7.2012, Schloss Blankensee, Blankenseer Dorfstr. 1, 14959 Trebbin/
OT Blankensee, www.schlossblankensee.de.

Eine Antwort

  1. Wernerson
    Top Steuerberaterin und auch noch Autor

    Nicht nur das Frau Homann auch noch Autor ist und diesen Artikel geschrieben hat, was mich begeistert, :-)…

    …so ist Frau Susanne Homann auch noch als unsere Steuerberaterin tätig.
    Sie ist eine kompetente Ansprechpartnerin. Hat immer Zeit wenn man mal schnell was zu fragen hat.

    Bravo weiter so.

    Wir können die Fr. Homann nur empfehlen. ***** (5 v. fünf Sterne)

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